
Kalte Welt
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Erschöpft wie immer komme ich nach Hause.
Ich hänge meine vom Regen durchtränkte Jacke auf und begebe mich ins Schlafzimmer. Ich versuche die Fassung zu bewahren, als ob ich nicht wollte, dass jemand mich so sieht, obwohl ich weiß, dass niemand da ist der mich sehen kann, sich geschweige denn für mich interessiert. Ich schaffe es nicht und die ersten Tränen bahnen sich den Weg durch mein Gesicht. Ich kann das nicht mehr. Tag ein, Tag aus die gleiche Routine, die gleichen versteinerten Gesichter, die gleiche Kälte. Ich verspüre eine Leere in mir, eine Leere, die ich bisher zwar erahnen, nie aber wahrnehmen konnte, zumindest bis jetzt. Ich beginne heftiger zu weinen, die Tränen hinterlassen bereits dunkle Flecken auf dem Kissen. Es müssen jetzt bestimmt schon zehn Minuten sein, die ich hier als ein Häufchen Elend verbracht habe. Diese Leere will einfach nicht verschwinden. Ich schreie mit ganzer Kraft, in der Hoffnung endlich wieder zu spüren, dass ich am Leben bin. Ich will, dass die Leere mich verlässt und der Lebensfreude Platz macht! Verdammt ich kann so nicht weitermachen! Ich kauere inzwischen auf dem Boden, erschöpft vom Weinen und Schreien. Anscheinend fehlt mir selbst dazu die Kraft. Ich will nur, dass es aufhört. „Was ist los?“, ich fahre erschrocken auf, jemand muss hier sein und hat mich beobachtet. Es ist niemand zu sehen. War das Einbildung? „Hallo?“, werfe ich erschrocken in den Raum. Ich weiß, dass keine Antwort kommen kann, dennoch sehne ich mich insgeheim nach einer. Stille. Es kommt keine Antwort. Es war also doch nur Einbildung.
Ich widme mich weiter meiner Verzweiflung.
„Hör auf!“. Da ist es wieder. Das kann keine Einbildung sein. „Wer ist da?“, gebe ich unsicher zurück. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll. „Niemand.“ Diese Stimme klingt sonderbar. Ich kann nicht einordnen ob es freundlich oder feindselig klingt. „Verarsch mich nicht!“, entgegne ich zornig. Jemand hat mich die ganze Zeit beobachtet. „Zeig dich!“ „Das kann ich nicht, zumindest nicht hier.“, ich kann nicht ausmachen woher die Stimme kommt. „Aber ich kann dir helfen.“ So zornig war ich noch nie in meinem ganzen Leben, gerade als ich etwas entgegnen will, durchschneidet die Stimme erneut die Stille. „Sieh dich an“, sagt sie, „du bist armselig. Deine Existenz ist armselig. Ich beobachte dich schon lange und du verbringst jeden Abend alleine hier und weinst. Aber ich werde dir helfen. Ich kann das alles für dich beenden, du brauchst mich nur darum zu bitten.“ „Du kannst mich mal!“, so zornig war ich wirklich noch nie. „Dann zeige ich dir wie armselig du wirklich bist.“ Was meint er damit? Wie soll das denn bitte gehen. Etwas kaltes ergreift mich, ich weiß nicht wie, aber dieses Gefühl zwingt mich meine Augen zu schließen.
Ich öffne meine Augen wieder.
Vor mir sehe ich eine weite ebene Fläche, alles ist grau. Noch während ich versuche zu verstehen, was das für ein Ort ist sehe ich in der Ferne eine Gestalt auf mich zukommen. Ist da jemand? Was auch immer das ist, es bewegt sich ungewöhnlich schnell auf mich zu. Als die Gestallt näher kommt bleibt mein Herz fast stehen. Sie ist größer als ein normaler Mensch und scheint zu schweben. Sie….sie ist…was zur Hölle ist das? Noch bevor ich einen genauen Blick auf es erhaschen kann kündigt das Wesen sich anderweitig an. Ein bestialischer Gestank, süßlich-verwest. Mir wird schlecht, ich weiß nicht wie ich es schaffe den Brechreiz zu unterdrücken. Die Figur steht vor mir. Eine abgemagerte Gestalt offenbart sich. Aus ihrem Rücken ragen zwei abgebrochene Flügel hervor. Sie müssen einst majestätisch gewirkt haben.Jetzt sind sie bedeckt von wenigen grauen, verdreckten Federn. Der Körper ist der schlimmste Anblick. An einigen Stellen fehlt die ansonsten braun-schwarze Haut. Das Fleisch löst sich langsam in feuchten, fasrigen Stücken von den brüchig wirkenden Knochen. Es…es hat keine Augen. Zwei schwarze Höhlen sitzen an den Stellen an denen einst Augäpfel gelegen haben müssen. Dennoch, es scheint mich anzustarren, als ob es meine Seele durch die Schwärze aufsaugen könnte. Wie kann dieses Etwas überhaupt noch leben? Ich will einfach nur wegrennen, aber irgendetwas hindert mich daran. „Ich bin dein Schutzengel.“, sagt es mit einer Stimme die dannach klingt, als hätte dieses Wesen tausend Jahre leiden müssen. So dünn…so schwach und dennoch geht sie durch Mark und Bein. „So etwas gibt es nicht…..Das…das kann nicht sein“, stammle ich hervor. „Wir zeigen uns normalerweise nicht“, gibt es zurück. „Was willst du?“, frage ich.“Ich will es beenden.“ Was soll das heißen? Will er meinen Tod? „Seit deiner Geburt wache ich über dich. Du hast schwere Zeiten hinter dir. Lass mich dir helfen. Ich werde dich erlösen.“ „Du willst mich töten?“, ich weiß ich sollte mich wahrscheinlich eher fürchten, doch ich spüre den selben Zorn in mir wie vorhin. „Du stirbst so oder so. Ich habe dich mit meiner eigenen Lebensenergie untestützt und dafür gesorgt, dass du an deinem Leben hängst, es nicht selbst beendest. Jetzt bin ich am Ende. Wenn das so weiter geht sterben wir beide.“ Deshalb die Leere. Bisher habe ich trotz allem immer einen Funken Hoffnung verspürt aber in letzter Zeit…war auch dieser verschwunden. „Wenn ich dich nicht mehr beschützen kann, wirst du qualvoll zu Grunde gehen. Ich werde dafür sorgen, dass es schnell geht. Du musst es mir nur erlauben.“ Wieder dieser Zorn. „Das kannst du vergessen…Ich glaube dir nicht. Ich kann dir nicht glauben. Du bist kein Engel, du bist ein Hirngespinst. Geh! Geh! Verzieh dich!“ Das kann nicht real sein. Das geht einfach nicht. „Ich wollte nicht dass es soweit kommt, aber du lässt mir keine Wahl. Ich werde nicht wegen dir sterben. Wenn du es mir nicht freiwillig gestattest werde ich dich zwingen müssen“ Nun klingt er schroff, fast schon aggresiv. Wie will er mich bitte umbringen? Er ist nicht real. Das ist lächerlich.
Ich…Ich sehe mein ganzes Leben vor mir. Meine Kindheit, wie die Großen mich kopfüber in die Toilette stecken. Ich sehe meine große Liebe bei einem Autounfall sterben. Ich sehe meinen Eltern dabei zu, wie sie im Krankenhaus nur noch von Maschinen am Leben erhalten werden. Ist…Ist das real? Es soll aufhören…Ich ertrage das nicht länger. „Mach dass es aufhört! Bitte, ich kann das nicht mehr!“. Ich spüre wie sich eine kalte Hand in meinen Brustkorb bohrt. Sie umfasst mein Herz. Sie drückt zu. Mir wird schwindelig und kalt. Ich höre ein Flüstern, „Du wurdest erlöst…“.
Dann nichts als Dunkelheit.
Schwärze, Stille….Erlösung.