
Armprothese
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich halte es nicht mehr aus und werde meinem Leben ein Ende setzen. Aber ich möchte das man versteht, warum ich dies tue und darum schreibe ich meine Geschichte nieder. Mein Name ist Katrin Schmidt und das ist meine Geschichte.
Meine Kindheit verlief wundervoll. Ich hatte Eltern die mich liebten, auch wenn sie durch ihre Arbeit nicht immer da waren. Ich hatte Freunde, mit denen ich spielte und eine schöne Zeit verbracht. Mit 6 Jahren wurde ich wie die meisten anderen eingeschult. Ich stach nicht besonders heraus und lebte ein normales, glückliches Leben. Doch alles änderte sich bald. Die 8.Klasse war geschafft und die Sommerferien waren im vollem Gange. Ich verbrachte viel Zeit bei meiner Freundin Tanja. Bei einem dieser Besuche vergaßen wir die Zeit. Spät am Abend musste mich meine Mutter abholen. Wir mussten nur ein kurzes Stück über die Autobahn, doch schafften wir es, in das Ende eines Staus zu geraten. Das letzte woran ich mich erinnerte, sind zwei Scheinwerfer die schnell auf uns zu kamen und ein Ruck, der durchs Auto ging. Danach war alles schwarz.
Ich erwachte, mit einem Gefühl der Benommenheit, im Krankenhaus. Mein gesamter Körper brannte und schmerzte. Ich warf einen Blick auf ihn und war entsetzt. Zahlreiche Bandagen umwickelten mich, doch dort wo mein linker Arm sein sollte, war nur noch ein bandagierter Stumpf. Ich fing an zu Schreien, als mir klar wurde, was ich da sah. Eine Krankenschwester kam sofort ins Zimmer und versuchte mich zu Beruhigen. Sie erzählt mir was an jenem Abend passiert ist. Der LKW Fahrer war am Steuer eingeschlafen und fuhr ungebremst in den Stau. Es gab zahlreiche Verletzte. Ich kam mit etlichen Schnittwunden, Prellungen und einigen gebrochen Knochen ins Krankenhaus. Man gab dort sein bestes doch meinen linken Arm konnten sie nicht retten. Als ich fragte was mit meiner Mutter sei, verzog sich das Gesicht der Krankenschwester zu einer mitleidigen Miene. Sie erklärte mir mit allem Mitgefühl das sie hatte, dass meine Mutter bei dem Unfall starb. Sie sagte mir, dass wenn ich Hilfe bräuchte ich mich jederzeit an das Personal wenden könnte und dann ging sie aus dem Zimmer. Ein Cocktail an Gefühlen stieg in mir auf. Brennender Hass gegenüber den Fahrer, kalte Trauer über den Verlust meiner Mutter, Fassungslosigkeit über das Geschehene, Freude noch am Leben zu sein und eine tiefgreifende Schuld weil ich dafür verantwortlich war. Dieser Gefühlsausbruch ließ mich in Tränen ausbrechen. Ich verbrachte Stunden damit, meine Gefühle wieder zu sortieren bis ich einschlief.
Am nächsten Tag kam mein Vater mich im Krankenhaus besuchen. Er hatte rote Augenringe und sah ziemlich mitgenommen aus. Wahrscheinlich hatte der Tod von Mama ihn härter getroffen als mich. Er brachte mit zittriger Stimme nur ein leises „Hey“ hervor, ehe sein trauriger Blick wieder zu Boden fiel. Er kam langsam auf mich zu und umarmte mich. Die Umarmung schmerzte zwar etwas, wegen der ganzen Verletzungen, dennoch gab sie mir das warme Gefühl, dass ich gerade brauchte. Wir verharrten eine weil so, bis Papa die Umarmung löste. Mit seiner traurigen Stimme erklärte er mir, dass er sich jetzt um alles kümmere und ich mir keine Sorgen machen soll. Er hatte mir auch alles mitgebracht, was ich für mein Krankenhausaufenthalt brauchte. Papa sagte mir zum Schluss, dass die Beisetzung von Mama in zwei Wochen wäre und ich mich bis dahin gut erholen sollte. Er verabschiedet sich mit einem „Bis morgen“ und verließ das Zimmer.
Am nächsten Morgen kam mein Vater mich wieder besuchen, zusammen mit einem Anwalt. Dieser sollte das Unfallgeschehen aufnehmen, damit wir von der Versicherung das Geld bekommen. Ich war im ersten Moment fassungslos, als er mir das mit ausdruckslos Stimme erklärt. Ich hatte grade meine Mutter und meinen linken Arm verloren und diese Typ wollt nur die Geschichte des Unfalls hören, um irgendwelche Streitigkeiten mit der Versicherung zu klären. Dennoch tat ich was er sagt. Mein Vater schwieg. Es war ihm anzusehen, dass es ihm selber zusetzte zu hören, wie genau die Liebe seines Lebens starb. Der Anwalt verabschiedet sich mit seiner emotionslosen Stimme und ließ mich mit Papa alleine. Papa brachte kein Wort heraus, er saß einfach wortlos da und starrte auf den Boden. Wir schwiegen einige Zeit, bis er seinen Mut zusammen nahm, um mir zu versichern, dass alles wieder gut wird und ich mir nicht zuviele Gedanken machen muss. Er erklärte mir dass er nicht jeden Tag kommen konnte, weil er arbeiten muss und ich ihm das nicht böse nehmen soll. Ich verstand was er mir sagte, doch ließ sich meinen Trauer nicht verbergen. Er verabschiedet sich mit einer liebevollen Umarmung von mir und ging.
Die nächsten Tage verliefen alle gleich. Der Arzt kam morgens ins Zimmer führt seine Routineuntersuchung durch, dann Frühstück und im Anschluss Physiotherapie. Die Physiotherapie war anstrengend und hart, doch musste ich da durch, um wieder richtig gesund zu werden und um mich daran zu gewöhnen, das ich nur noch einen Arm hatte. Am Abend kam Papa mich besuchen, wenn er Zeit hatte. Ich war froh ihn zu sehen, doch gleichzeitig war es auch schwer mit anzusehen wie er dünner und die Augenringe immer tiefer wurden. So vergingen die Tage.
30.08 Der Tag der Beerdigung meiner Mutter. Ich hatte mich soweit erholt, dass ich das Krankenhaus verlassen durfte und der Beerdigung beiwohnen konnte. Papa hatte mich an dem Morgen abgeholt und wir fuhren zum Friedhof. Keiner hatte während der ganzen Fahrt etwas gesagt. Zu schwer lag die Trauer. Auf dem Friedhof hatte sich schon eine kleiner Gruppe von Trauergästen eingefunden. Als wir aussteigen kamen sie auf uns zu und jeder von ihnen bekundet uns sein aufrichtigstes Beileid. Anschließend verschwanden alle in der Kapelle. In ihr stand auf einem kleinen Tisch die Urne mit den Überresten meiner Mutter und ein Bild von ihr, auf dem sie glücklich lächelte. Erneut übermannte mich die tiefe Trauer und ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Mein Vater stand dieselbe Trauer ins Gesicht geschrieben und auch er konnte seine Tränen nicht halten. Der Pfarrer begann mit seiner Messe. Anschließen wurde die Urne zu Grabe getragen und der Erde übergeben. Erst in diesem Moment wurde mir wirklich klar, dass ich meinen Mutter nie wieder sehen würde. Nach der Beerdigung fuhr ich mit Papa nach Hause. Kraftlos ging ich in mein Zimmer und fiel ins Bett, kurz darauf übermannte mich der Schlaf.
Am nächsten Tag besuchte uns dieser Anwalt. Er erklärte uns, dass er alles mit der Versicherung geklärt hätte und wir uns keines Sorgen machen müssten. Dazu hatte er sich auch um das Testament gekümmert. Wir wären für die nächste Zeit finanziell versorgt. Aus seinem Munde klang es, als ob das etwas gutes war, doch kein Geld der Welt tröstet über den Verlust der Mutter hinweg. Er sprach noch weiter und erklärte einige Details. Mir würde von der Versicherung eine spezielle Armprothese gestellt werden, als Schadensersatz. Nach dem er alles gesagt hatte ging er wieder. Mein Vater war etwas erleichtert und freute sich sogar wieder. Er meinte das er gleich morgen mit mir wieder in die Klinik fährt, damit ich die Armprothese bekomme.
In der Klinik erklärte man uns, dass es allerdings noch etwas dauern würde und man nicht sofort eine Prothese benutzen könnte. Aber ich durfte mir schon mal eine Prothese aussuchen. Ich war voller Vorfreude. Ich hatte es mir schon ausgemalt. Ein Maschinenarm wie im Fernsehen, der genauso wäre wie ein echter Arm. Doch dann sah ich die Realität. Diese Dinge sahen eher aus wie eine lange Zange und nicht wie eine Hand. Der Arzt erklärte mir, dass der Greifer unter einem Handschuh versteckt werde und es damit aussah wie eine echte Hand. Ich war etwas enttäuscht suchte mir aber dennoch eine aus. Der Arzt erklärte dann, dass sie die Prothese erst einstellen müssten und dazu Untersuchungen an meinem Arm durchgeführt werden müssten. Hierzu würde ich wieder eine Woche im Krankenhaus sein. Ich willigte ein.
Und so ging es eine weiter Woche ins Krankenhaus. Die Ärzte untersuchen das was von meinem linken Arm noch übrig war und überlegten wo sie die Sensoren für die Prothese anbringen sollten. Sie erzählten einiges in ihrem Fachchinesisch was ich nicht verstand, dennoch wirkte es sehr professionell. Papa kam mich regelmäßig besuchen und mit der Zeit gingen auch seine Augenringe weg.
Nach einer Woche war die Prothese endlich fertig und ich durfte sie anprobieren. Sie war schwerer als erwartet und auch das Anbringen war recht kompliziert. Das schlimmste jedoch war das Bewegen der Prothese. Der Arzt erklärte mir, dass ich den Greifer über die Muskeln meines Oberarme und der Schulter bewegen kann. Ich versuchte es, doch sah es sehr unbeholfen aus. Der Arm machte nicht dass was ich wollte. Ich wollte ihn strecken, aber er streckte sich nicht. Der Arzt verschrieb mir eine Physiotherapie, in der ich lernen sollte mit der Prothese richtig umzugehen und auch wie ich diese richtig pflege. Er gab mir noch einen Handbuch für die Prothese mit und erklärte mir, dass ich aus dem Krankenhaus entlassen bin. Papa wartet bereits in der Eingangshalle des Krankenhaus. Gemeinsam fuhren wir nach Hause. Es war schön zu sehen, dass alles wieder gut wurde.
Jeden Tag musste ich zu der Physiotherapie. Am Anfang kam ich mir albern vor. Alles was ich tun sollte war ein kleines Klötzchen greifen und hochheben. Die Aufgabe klang einfach, doch es war schwierig. Entweder griff ich daneben oder hatte den Klotz in der Hand und ließ ihn wieder fallen. So ging es Stunden. Es war ein komisches Gefühl seinen Arm anders zu bewegen als sonst. Es war nicht wie ein eigenes Körperteil, es war etwas fremdes, etwas das nicht da sein sollte, aber da war. Irgendwann schaffte ich es und dann kam die nächste Aufgabe. Trinken aus einem Glas. Ich war schon bei dem Klotz am verzweifeln, aber das war die reinste Qual. Entweder griff ich daneben,stieß das Glas um oder verschüttete es, wenn ich es in der Hand hatte. 3 Wochen ging dieses Training und am ende war ich selber überrascht. Es war für mich kein Problem mehr die Prothese richtig zu bewegen.
Endlich war es soweit, dass ich in die Schule gehen konnte. 8 Wochen war ich krank und in mir nagte ein Gefühl des Unbehagen. Was würden die anderen zu der Prothese sagen? Tanja, meine beste Freundin, hatte mich zwar übers Handy auf dem laufenden gehalten, dennoch hatte ich die Befürchtung etwas wichtiges verpasst zu haben.
Der Tag kam und ich musste da auch durch. Papa hatte mich an dem Morgen zur Schule gefahren. Tanja wartet schon am Schultor auf mich. Sie war ganz aufgeregt mich wiederzusehen und wollte unbedingt die Armprothese sehen. Ich war glücklich sie wieder zu sehen und erleichtert dass sie nicht seltsam auf die Prothese reagierte. Im Klassenraum herrschte dagegen eher eine beklemmende Atmosphäre. Es wirkte als würde sich keiner trauen etwas zu sagen. Bis Paul, der Klassenclown, einen doofen Spruch zum besten gab. „und wie geht’s unserem Cyborg?“ Ich verdrehte nur die Augen und ignorierte ihn, aber dennoch war die beklemmende Atmosphäre verschwunden und alle macht da weiter wo sie aufgehört hatten.
Die nächsten 4 Jahre vergingen und ich macht mit 18 mein Abitur und fing mit der suche nach einer Ausbildung an. Dies erwies sich schwieriger als erwartet. Trotz meiner guten Noten erhielt ich viele Absagen, wahrscheinlich wegen meines fehlenden Arms. Doch ich schaffte es eine Ausbildung zur Bankkauffrau zu bekommen. Anfangs waren mir die Kundengespräche peinlich. Mir fiel auf das es Kunden gab, die bemerkten das ich nur ein Arm hatte und dann trat ein beklemmende Atmosphäre ein. Ich versuchte daher mir nie anmerken zu lassen, dass ich eine Prothese trug. Mit der Zeit wurde ich auch immer besser darin und den meisten Kunden viel die Prothese nicht mehr auf. Die Ausbildung beendete ich mit Bravour. Mein Chef war auch begeistert und übernahm mich sofort.
Von meinem ersten Lohn, mietet ich mir eine kleine Wohnung, nahe der Bank in der ich arbeitete. So hatte ich ein kürzeren Weg zur Arbeit und endlich meine eigen vier Wände. Sehr zum Ärgernis meines Vaters. Für ihn war ich immer noch sein kleines Mädchen, auf das er aufpassen musste. Nur schweren Herzens ließ er mich ausziehen.
Es war befreiend endlich allein zu leben, auch wenn Papa mich jeden Sonntag besuchen kam. So verging die Jahre, bis zu jenem Tag.
Ich kam von der Arbeit nach Hause und surfte etwas im Internet und fand eine kleine Anzeige. „Wir suchen ein/eine Proband/Probandin für neue Prothesen.“ Ich war überrascht als ich das sah und aus Neugier klickte ich drauf. Danach erschien eine Seite der Firma Neurolink. Dort war tatsächlich eine Ausschreibung. Die Firma hatte eine neue Form von Prothesen entwickelt, die direkt mit dem Nervensystem verbunden sind und so Arme und Beine komplett ersetzen könnten. Ich war glücklich als ich das las und die Bilder sah. Es war genauso wie ich es mir damals vorgestellt hatte. Ein Maschinenarm der genau wie ein echter Arm sein sollte. Als Beweis das es Funktionieren soll fand ich Videos in den Tiere gezeigt wurden, die die Prothesen nutzten. Ich rief sofort an und vereinbarte ein Termin für eine Visite.
Der Tag kam und ich saß mit anderen in einem Raum bei Neurolink. Nach eine kurzen Wartezeit kam eine Frau mit einem langen, weißen Laborkittel in den Raum. Sie fing an uns über die Studie aufzuklären. Wir würden alle eine maßgeschneidert Prothese bekommen, die wir als Aufwandsentschädigung behalten dürften. Wir würden eine Operation bekommen bei der die Prothese montiert wird, dieser Eingriff sei allerdings irreversible und nach der OP müssten wir noch 2 Wochen eine Physiotherapie machen. Anschließend müssten wir 1 mal pro Woche zu einer Visite. Die Studie sollte 16 Monate lang gehen. Als sie uns dass alles erzählt hatte, gab sie uns nochmal etwas Bedenkzeit und verließ den Raum. Einige der anderen Leute ginge dann tatsächlich, aber ich war fest entschlossen. Die Frau mit dem Laborkittel kam mit einem Stapel an Papieren wieder zurück. Jeder sollte noch die üblichen Formulare ausfüllen und dann ging sie mit uns in eine große Flur. Die Wände und der Boden waren alle in einem kalten grau, nur hin und wieder waren Scheiben an den Wänden zu sehen. Sie führte uns durch diesen Gang und zeigte uns was hinter den Scheiben war. Hund, Katzen, Schweine, Affen allerhand Tiere waren dort zu sehen und jedes trug eine Prothese. Einerseits war es beeindruckend zu sehen wie diese Prothesen Funktionierten, anderseits Taten mir die Tiere leid, die sie hier gefangen hielten. Wir gingen weiter und wurden alle in separat Räume aufgeteilt, wo die Voruntersuchung statt fand. Die Ärztin die mich untersuchte, stellte mir viele Fragen über mein Leben, meine Ernährung, wie oft und welchen Sport ich mach und so weiter. Sie nahm dann noch einige Masse die sie brauchte und verkündete stolz, dass ich in 1 Woche die OP bekommen könnte. Ich verabschiedete mich höflich und fuhr nach Hause.
Daheim rief ich mein Vater an um ihn zu erzählen wie es war. Er war darüber allerdings nicht sehr begeistert. Er hatte Angst das etwas bei der OP schief gehen könnte und versuchte es mir auszureden. Doch ich ließ mich nicht abbringen. Zu groß war die Hoffnung endlich wieder ein richtigen Arm zu haben und nicht nur diese Zange. Ich klärte anschließend noch alles mit meinem Chef ab und dann war es auch schon soweit.
Ich ging wieder zu dem Gebäude von Neurolink und meldete mich an. Ein netter Mann erklärte mir noch mal wie die OP gleich ablaufen würde und bat mich mich umzuziehen. Danach legte ich mich auf ein Bett und mir wurde ein Maske aufs Gesicht gesetzt. Langsam glitt ich in die Narkose.
Ich erwacht in eine kleine Raum. Mein Blick glitt sofort auf die neue Armprothese. Und da war sie. Ein silberner Hightech Arm. Ich versuchte ihn zu bewegen und es funktionierte. Er tat genau das was ich wollte. Ich konnte jeden Finger einzeln bewegen und unterschiedlich fest zugreifen, selbst das Handgelenk konnte ich bewegen. Es war um längen besser als die alte Prothese. Kurz darauf kam einer der Ärzte ins Zimmer und erklärte mir das alles gut verlaufen wäre. Trotzdem sollte ich noch 2 Wochen hier bleiben, damit ich lerne mit dem Arm umzugehen und wie man ihn richtig pflegt. Diesmal war das Training einfach. Der Arm tat genau das was ich wollte und ich konnte ihn bereits nach kurzer Zeit so nutzen wie ein normalen Arm. Nach den 2 Wochen entließen sie mich. Ich müsste nur ein mal pro Woche vorbei kommen, damit sie meine Zustand und den der Prothese kontrollieren können.
Als erstes fuhr ich zu Papa. Ich wollte ihn unbedingt meinen neuen Arm zeigen. Als ich ihn den Arm präsentierte, schien er immer noch besorgt zu sein. Was ist wenn der Arm eine Fehlfunktion hat? Dies war seine größte Sorge, doch eine kurze Demonstration reichte um ihn zu überzeugen. Bei der Arbeit lief es ähnlich ab. Mein Chef und die Kollegen wollten die neue Prothese sehen und waren fasziniert von der Hightech in diesem Arm. Es war auch leicht zu verbergen, dass es ein mechanischer Arm war. Unter dem Handschuh merkte niemand mehr den Unterschied. Ich war glücklich, endlich wieder so zu leben wie andere es konnten und das ohne eine beklemmende Atmosphäre, die auftrat wenn Leute meine alte Prothese sahen. So vergingen wieder einige Zeit. Ich lebte mein normales Leben und ging jede Woche zur Visite, damit sie schauen konnten ob alles richtig Funktioniert.
Mit 26 lernte ich Rudi kennen. Wir haben uns auf einem Seminar getroffen und es war wie Liebe auf den ersten Blick. Wir verstanden uns hervorragend und konnten stundenlang miteinander reden und kamen uns immer näher. Ich wusste einfach, dass er der richtige war. Selbst Papa gab uns seinen Segen und mit 27 Jahren heiratete ich Rudi. Die Hochzeit war der schönste Tag meines Lebens. Ich stand in meinem wundervollen Brautkleid vor dem Altar und der Mann den ich über alles liebt, sagt mir vor Gott das er mich auch liebte. Ich war überglücklich.
Doch alles änderte sich. Mit 30 fielen mir kleine Merkwürdigkeiten bei Rudi auf. Anfangs sagte er mir, dass er länger arbeiten müsse und deswegen später nach Hause kam, doch mit der Zeit wurde diese „Länger Arbeiten“ immer länger. Damals wollte ich es einfach nicht wahrhaben, doch der Verdacht das er mir fremd ging war zu groß. Ich stellte ihn zur Rede und wollte reinen Tisch machen, doch er wies es ab und sagte nur das er wirklich länger arbeiten müsse und keine andere Frau dahinter steckt. Ich geriet immer mehr in Rage, bis sich in meinen Gedanken ein Satz formte. „Schlag zu“ Kaum war der Gedanke da, ballte sich mein linker Arm zu einer Faust und schlug Rudi in Gesicht. Das Geräusch von Metall das auf Fleisch trifft, riss mich aus meiner Rage. Ich kniete mich sofort neben ihn und entschuldigte mich. Er stand auf, warf mir einen verachtenden Blick zu und verließ unsere Wohnung. Nun war ich allein und hatte Zeit über das nachzudenken was ich tat. Ich verstand immer noch nicht warum ich ihn schlug. Ich warf ein Blick auf meine Armprothese und mir kam ein Gedanke. Habe wirklich ich zugeschlagen oder war es der Arm? Sofort verwarf ich den Gedanken. Schließlich hatte ich die Kontrolle über den Arm und bisher Funktionierte er einwandfrei. Letztendlich musste ich mir eingestehen, dass es einfach eine Kurzschlussreaktion war.
Am nächsten Morgen sah ich Rudi, wie er mit einer starken Alkoholfahne auf dem Sofa lag. Die Wut von gestern stieg wieder in mir auf und ich musste mich zurück halte ihn nicht erneut zuschlagen. Und da war er wieder. Dieser Gedanke jemand zu schlagen. Wo kam er nur her? Früher hatte ich nicht so gedacht. Wieso jetzt? Mein Blick wanderte zu der Armprothese und wieder formte sich ein ein Gedanke. „Schlag ihn, er hat es verdient.“ Ich spürte wie sich die Finger langsam krümmten und eine Faust bildeten. Ich müsste den Drang unterdrücken ihn zu Schlagen. Benommen und etwas unverständliches murmelnd erwacht Rudi und erschrak, als er sah wie ich mit geballter Faust vor ihm Stand. Erst da fiel mir der blaue Fleck in seinem Gesicht auf. Ich entschuldigte mich mehrfach bei ihm, für das was am Vortag passiert war, doch in meinem Kopf kamen wieder Gedanken auf, doch diesmal war es wie ein leises Flüstern. „Er hat dich betrogen, bestrafen ihn. Schlage ihn.“ Es war schwer die Gedanken beiseite zu schieben und dem Gespräch mit Rudi zu folgen. Das Gespräch endete damit das Rudi alleine spazieren gehen wollte. Ich ließ ihn gehen doch wieder kam dieses leise Flüstern in meinem Kopf auf.“ Er betrügt dich, bestrafe ihn. Schlage ihn.“ Ich verstand nicht was auf einmal mit mir los war. Wieso wollte ich ihn ständig schlagen? Ich ging in die Küche und nahm mir eine Flasche Wein. Vielleicht würde der Alkohol mein Gewaltfantasien verdrängen. Ich trank die ganze Flasche und schlief angetrunken ein.
Am nächsten Morgen wurde ich von Rudi geweckt. Er wollte mit mir reden, da ihm klar geworden ist, dass das mit Uns nicht so weitergehen kann. Er würde eine Weile bei einem Kumpel wohnen und sich von mir Scheiden lassen. In meinem Kopf kam wieder dieses verführerische Flüstern. „Schlag zu.“ Die Hand der Prothese Bälle sich zu einer Faust und holte aus. Ich wollte sie mit meinem rechten Arm aufhalten, doch die Faust schlug ohne zu zögern in Rudis Gesicht. Wieder war der eklige Klang von Metall das auf Fleisch trifft zu hören, doch diesmal war ein knacken dabei und ich sah wie Rudi sein stark blutende Kiefer hielt. „Schlag zu“ Erklang wieder der Gedanke und der Arm holte erneut aus. Mit meinem rechten Arm stieß ich Rudi weg und die Armprothese schlug diesmal vorbei. Rudi rappelte sich schnell wieder auf und floh aus der Wohnung. Verdammt. Was war nur los mit? Hat die Armprothese ein Defekt? Ich grübelte noch eine Weile, bis ich zu dem Entschluss kam, nochmal zu Neurolink zu fahren und mit ihnen darüber zu reden.
Am nächsten Tag fuhr ich zu Neurolink. Ich meldet mich an und nach kurzer Zeit kam, die Frau von damals, mit dem weißen Laborkittel, zu mir. Ich erzählte ihr was passiert war und sie erklärte mir, dass der Arm nur ein Empfänger ist. Er könnte gar keine Signale an mein Hirn senden, allerdings könnte es sein das ich mir unterbewusst gewünscht habe ihm weh zu tun und der Arm das Signal von meinem Unterbewusstsein hätte und daher so reagiert hätte. Diese Erklärung war logisch, aber wollte ich Rudi wirklich ernsthaft verletzen? Wenn auch nur unterbewusst. Ich verabschiedet mich und ging zu meinem Vater. Seit Rudi bei mir wohnte kam er mich nicht mehr Besuchen, aber ich brauchte einfach jemanden zum Reden. Mein Vater hörte sich meine Geschichte an und tröstet mich. Er schlug vor den Arm wieder entfernen zu lassen und die alte Prothese zu benutzen. Doch leider war das nicht möglich. Die Armprothese war fest mit dem Nervensystem verbunden, wenn sie entfernt wird, könnten bleibende Schäden entstehen. Papa und ich redeten noch eine Weile. Es tat gut einfach nur mit jemandem zu reden. Spät abends fuhr ich dann nach Hause. Auf dem Heimweg sah ich vor einer Kneipe Rudi wie er mit einer anderen Frau rummacht. Wut schäumte in mir auf und wieder kam dieses leise Flüstern. „Tu es.“ Für einen kurzen Moment überlegte ich das Lenkrad rum zu reißen und ihn zu überfahren. Doch wollte ich ihn wirklich töten? Letzten Endes fuhr ich einfach weiter, doch diese Wut nagte an mir.
Den nächsten Tag war ich nach der Arbeit joggen. In dem alten Stadtpark sah ich Rudi auf einer Parkbank sitzen. Er starte gedankenlos in den Himmel. Wieder kam die Wut in mir auf und ich konnte mich nicht mehr halten. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn ob das sein ernst sei, dass er mich für eine andere verlassen? Er meinte daraufhin nur das ich in letzter Zeit komische wäre. Ich würde im Schlaf wirres Zeug reden und Nachts durchs Zimmer wandern. Er hätte versucht mich zu wecken, doch meine Armprothese hätte ihn immer davon abgehalten und als ich ihm im Streit schlug, war es ihm zuviel gewesen. Als er mir das sagte begann die Wut in mir die Überhand zu gewinnen. Und da war wieder dieses Flüstern. „Räche dich.“ Meine Armprothese schnellte nach vorne an sein Hals und hob ihn mühelos hoch, um ihn kurz darauf wegzuwerfen. Rudi stand dieselbe Überraschung wie mir ins Gesicht geschrieben. Wir waren beide baff von der Kraft die die Prothesen hatte. Er hingegen war eher verängstigt, ich hingegen freute mich über die Kraft. Ich Schritt auf Rudi zu und wieder hörte ich das Flüstern. „Schlag zu.“ Von meiner Wut und dem Flüstern getrieben, schlug ich immer wieder auf ihn ein. Immer wieder hörte ich das Geräusch von Metall das auf Fleisch trifft und zwischendurch das brechen von Knochen. Es dauerte eine Weile bis ich realisiert was ich getan hatte. Ich sah Rudi vor mir, sein Gesicht war vor Schwellungen und Blut nicht mehr zu erkennen. Ich geriet in Panik und rannte weg. Dabei hörte ich wieder dieses Flüstern. „Gut gemacht.“
Daheim quälen mich die Gewissensbisse. Hatte ich grade einen Menschen getötet? Wieso habe ich immer wieder auf ihn eingeschlagen? Und da glitt mein Blick auf die Armprothese. Ich hatte nur mit ihr auf Rudi eingeschlagen, nie mit meiner normalen Hand. Hatte dieser Arm ein Eigenleben? Steuerte ich den Arm? Oder konnte der Arm mich steuern? Bei diesen Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Aber die Frau von Neurolink hatte mir ja erzählt dass der Arm nur ein Empfänger ist und keine Signale Senden kann. Aber was hatte mich dazu getrieben ihn zu töten? Mein Blick ging Richtung Küche und ich sah das Weinregal. Ich wollte nur den Schmerz betäuben und trank ein Glas nach dem anderen.
Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Wecker geweckt. Verkatert kämpfte ich mich zur Arbeit, wo meine Kollegen schon ganz aufgebracht waren, wegen der Schlagzeile des Tages. „Mann im alten Stadtpark ermordet.“ Als sie mir den Artikel zeigten wich alle Müdigkeit aus mir. Die Polizei hatte Rudis Leiche gefunden und begann mit den Ermittlungen. Ich versuchte mich normal zu verhalten und mir nicht anmerken zu lassen wie viel Angst ich hatte gefasst zu werden. Was sollte ich der Polizei erzählen wenn sie mich fragten? Es fiel mir schwer mich auf die Arbeit zu konzentrieren und ich war froh das mich der Feierabend erlöste. Doch zu Hause ging es weiter. Die Polizei stand vor meiner Tür und wollte mit mir reden. Ich geriet in Panik doch versuchte mir nichts anmerken zu lassen und ging mit den Polizisten in meine Wohnung. Dirnen hörte ich wieder das Flüstern doch diesmal klang es etwas mechanisch. „Schlafe.“ Meine Sicht trübte sich und ich konnte kaum noch etwas erkennen. Doch auf einen Schlag konnte ich wieder klar sehen und war überrascht. Ich Stand an der Tür und verabschiedete mich von den Polizisten. Was hatte ich ihn erzählt? Was war passiert? Hatte ich das Gespräch verdrängt? Fragen auf die mir keine Antwort einfiel. Ich setzte mich auf mein Sofa und starrte die Armprothese an. Diesen silber glänzenden Maschinenarm. Ich fing an ihn anzuschreiben. „Ich bin der Chef und ich steuere dich, du sollst das tun was ich will.“ Stille. Es gab keine Antwort. Von wem auch? Von einem leblosen Stück Metall? War ich dabei verrückt zu werden? Nein ich muss rational denken. Ich bin der Herr über mein Geist und nicht der Arm. Er ist nur ein Empfänger der tut was ich will. Ich redete dies mir immer wieder ein, bis ich einschlief.
Einige Monate vergingen ohne das etwas passiert war. Was ich Rudi antat fühlte sich mittlerweile wie ein vergangener Alptraum an. Die Polizei hat die Untersuchung aus Mangel an Beweisen eingestellt und niemand verdächtige mich. Aber auch diese ruhige Zeit ging vorüber. Es fing mit einfachen Gedächtnislücken an. Ich könnt mich nicht erinnern wie ich den Weg zur Arbeit fuhr oder wie ich zum Supermarkt gelaufen bin. Anfangs tat ich dies einfach als etwas normales ab, bis zu einem merkwürdigen Ereignis. Ich stand mit dem Rücken zu der Firma Neurolink und ich hatte keine Ahnung wie ich dahin gekommen war. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift „Dauerhaft Geschlossen.“ Da fiel mir ein was Rudi sagte. Er meinte ich würde Schlafwandeln und unverständliches Zeug reden. Also entscheide ich mich ein Kamera in meinem Schlafzimmer zu installieren, um zu schauen ob ich wirklich was komisches mache.
Allerdings war das nicht wirklich aufschlussreich. Es war wie Rudi sagte. Ich gehe einfach nur im Zimmer auf und ab und flüsterte unverständliches Zeug. Aber die Gedächtnislücken würden häufiger und ich entscheide zu einem Psychologen zu gehen.
So begann meine Sitzungen mit Frau Köhler. Ich erzählte ihr von meinen Problemen und sie hörte mir aufmerksam zu. Nach meiner Geschichte erklärte sie mir dass das nichts schlimmes wäre. Viele könnten sich nicht an den Weg erinnern den sie täglich zurücklegen. Das Gehirn schaltet dabei in eine Art Autopilot und folgt der festen Struktur. Womöglich würde dies noch durch den beruflichen Stress verstärkt. So wie sie es sagt ergab es Sinn. Vielleicht machte ihr mir deswegen wirklich zuviel Gedanken. Sie verschrieb mir ein Antistress Training und ich nahm es dankend an.
Doch leider brachte es nichts. Ich hatte immer häufig Gedächtnislücken und immer öfters Stand ich an Orten, wo ich nicht weiß wie ich dorthin gekommen bin. Manchmal könnte ich auch wieder dieses Flüstern hören. Es gab immer nur einzelnen Worte von sich wie „Schlaf.“ oder „Bleib.“ Mit der Zeit wurde der Gedanke in mir immer stärker das diese Armprothese Schuld an allem ist und an einem Tag fast ich den Entschluss. Ich nahm mir eine Holzfälleraxt und wollte diese Prothese zerstören. Egal was aus mir wird, dieses Ding sollte mich endlich in Ruhe lassen. Ich holte aus und die scharfe Klinge der Axt sauste auf die Prothese. Das Geräusch von Metall das auf Metall schlägt erklang, doch der Arm blieb unbeschädigt. Aus welchem Material war der Arm eigentlich? Er war ziemlich leicht dafür das er aus Metall war. Doch kurz nach dem Schlag hörte ich wieder dieses Flüstern. „Hör auf.“ Und da wurde es mir klar. Dieses Flüstern die Gedächtnislücken, sie kommen von dieser Prothese. Ich musst sie um jeden Preis Zerstören. Ich probierte einiges: den Arm in eine Kreissäge halten, mein Auto drüber Rollen lassen und noch mehr, aber nichts, wirklich gar nichts konnte dem Ding auch nur ein Kratzer zufügen. Bei jedem Versuch kam dieses Flüstern und sagte immer nur „Hör auf.“ Und dann bemerkte ich mein Fehler. Ein Teil meines Oberarm war noch aus Fleisch. Wenn ich den Arm nicht Zerstören kann dann schneide ich ihn ab. Die Idee war leichter als die Umsetzung. Ich legte mein Arm unter die Kreissäge und Schnitt ihn ab. Die Schmerzen waren unbeschreiblich und die Kreissäge war voller Blut, doch es war geschafft haft, der Arm war ab. Vor mir lag dieses dämonische Wunderwerk der Technik. Schmerz und Freude waren alles was ich fühlte. Und dann hörte ich es. „Das bringt nichts.“ Das Flüstern es war noch da.
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Nun sitze ich hier und schreibe dies. Papa ich habe dich immer geliebt, aber ich halte es nicht aus. Ich werde mir das Leben nehmen.
Leb Wohl.
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Polizeibericht:
Die 36 Jährige Katrin Schmidt wurde tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Abschiedsbrief wurde auf der Festplatte ihres Computers gefunden. Die Armprothese die Katrin Schmidt trug konnte nicht gefunden werden. Ebenso konnte die Firma Neurolink nicht gefunden werden. Bei einer Autopsie wurde festgestellt, daß Katrin Schmidt eine Tumor hatte, welche für die psychischen Probleme verantwortlich sein könnte.
Autor: Eisengroud