MordSehr Lang

Letzter Sunset an der Tampa Bay

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Wichtiger Hinweis

Prinzipiell lehne ich es ab über irgendwelche echte Verbrechen zu schreiben, in denen Menschen getötet wurden. Als Horrorfan wirken grausame Taten auf mich eigentlich unterhaltend, in der Voraussetzung jedoch, dass sie rein fiktiv sind und sie sich nur im Film oder im Buch zugetragen haben. Ich kann es „genießen“ einen Michael Meyers oder Leatherface zuzusehen, weil von Anfang an klar ist, dass diese Typen nicht wirklich echt sind (oder waren). Menschen, die wegen Mordes im Gefängnis sitzen, sind keine Helden. Es gibt Bücher, die unter Anlehnung wahrer Verbrechen geschrieben wurden, aber es gibt keine Bücher, in denen Mörder selbst die Protagonisten sind und ihre Taten als Unterhaltungszweck geschildert werden. Horrorautoren spielen oft mit Grenzen, sollten diese jedoch niemals übertreten. Die folgende Geschichte befindet sich im Zusammenhang bezüglich Texte, die man aus Gewissens-Gründen eigentlich nicht schreibt, auf dünnem Eis. Sie handelt von dem Fall der Rogersmorde 1989 in Tampa, Florida. Dies ist eine ernste Geschichte und ist bezüglich des Tabus eigentlich keine Ausnahme, weil es eben passiert ist. Ich schreibe deshalb darüber, weil ich viel über diesen Fall nachgedacht habe und ich schon einige, wirklich schlimme, Mordfälle gesehen habe. Dieser Fall jedoch war anders. Da wird eine Mutter mit ihren zwei Töchtern von einem Mann zu einer Bootstour ausgeführt, jede darauf vergewaltigt und schließlich mit Betonklötzen lebendig versenkt. Das ist nicht einfach so eine Tat, die man mit einem distanzierten „Bedauern“ zur Kenntnis nimmt. Das ist brutal und eiskalt! Das, was ich darin schreibe, wird sich niemals genau so zugetragen haben. Es ist ein Versuch eine Geschichte zu erzählen, deren Einzelheiten ich aus journalistischen Quellen und einer Fernsehserie erfahren habe. Dabei ist das Ziel ein mögliches Szenario zu beschreiben, was auf dem Boot damals passiert ist. Dies bedeutet wiederum, dass es Stellen geben wird, in denen ich an einer Schilderung expliziter Gewalt nicht drumherum komme. Auch die Verwendung mancher wörtlichen Reden ist, innerhalb dieses sensiblen Themas, eine heikle Angelegenheit. Deshalb weise ich ausdrücklich nochmal darauf hin, dass dies keine Geschichte ist, die zum Zweck der Unterhaltung geschrieben wurde, sondern viel mehr eine Ergänzung sein soll, die den Horror und Schrecken verdeutlicht. Dass dieser Fall gelöst werden konnte, ist vorallem den Anstrengungen der Ermittler zu danken, die über Jahre nicht aufgegeben haben. Manche Mordfälle werden nämlich nie aufgeklärt. Deshalb möchte ich zum Abschluss dieser Einleitung noch erwähnen, dass ich es gut finde, wenn solche Verbrechen gelöst werden. Diese Mörder haben es nicht verdient frei herum zu laufen, sie gehören hinter Gitter… Oder hingerichtet.

Nach wahren Begebenheiten.

Teil 1

Das Florida State Prison ist eine große Haftanstalt mitten im Bundesstaat Florida. Über 1460 Häftlinge können maximal untergebracht werden und müssen hier ihre Strafe absitzen. Hier landen Leute, die sich schwere Vergehen schuldig gemacht haben und verurteilt wurden. Schläger, Räuber, Vergewaltiger und natürlich Mörder. Tatsächlich gibt es in den USA, Bundesstaaten, die Mörder zu lebenslangen Haftstrafen verurteilen. Florida jedoch zählt zu den Verfechtern der Todesstrafe und im Florida State Prison werden die schlimmsten Typen hingerichtet. Unter anderem Ted Bundy 1989. Damals hat man das mit dem elektrischen Stuhl gemacht. Seit Januar 2000 benutzt man aber die Giftspritze, weil diese Form des Sterbens humaner sei. Man schläft ein und wacht Nie wieder auf.

Im grellen Licht der Deckenbeleuchtung begleiten zwei Gefängniswärter einen älteren Herren, der einen grauen Anzug trägt, durch die langen Korridore zum Trackt 5, der auch Death Row genannt wird. Es ist 5:30 Uhr des 15. Novembers 2011. Der Mann im grauen Anzug ist für die Übergabe eines zum Tode verurteilten Häftlings an den Block verantwortlich, in der die Hinrichtungen stattfinden. Sie kommen an einer braunen Stahltür an, die mit schmalen Fenstern verbaut ist und werden von einer Kamera beobachtet. Nachdem ein elektrisches Signal, sowie das Entriegeln des Schlosses ertönt, beginnt sie sich langsam automatisch zu öffnen. Im Korridor dahinter ist die Nachtbeleuchtung noch an, damit die Häftlinge schlafen können. Zur rechten Seite befinden sich die Häftlingszellen. Zur linken Seite, ein massives weißes Metallgitter, dass sich über den gesamten Korridor hinzieht und die Zellen auf der gegenüberliegenden Seite abtrennt. Die Männer müssen ganz nach Hinten zur letzten Zelle, in der der Mann sitzt, den sie holen sollen. Der Mann im grauen Anzug blickt dabei gefühlskalt und entschlossen voran. Er kennt die Akten der Death Row Häftlinge. Er weiß, was „Die“ getan haben. Er ist ein Mann, der seine Pflicht tut. Prüfend schaut er auf seine Uhr, ob der Zeitplan eingehalten wird und geht dann mit beiden Wärtern durch den stillen Korridor. In der letzten Zelle, rechts, die 6 x 9 Meter misst, brennt Licht. Vor 45 Minuten ist es automatisch angegangen, damit sich der Häftling auf den Transport vorbereiten kann. Sich also anziehen und frisch machen kann. Er selbst, weiß schon über alles genauestens bescheid. Häftling 1275 sitzt in seiner orangenen Gefängniskleidung auf seinem Bett. Er ist alt. Trägt eine Brille und hat weiße Haare. Als die Männer vor seiner Zelle erscheinen, richtet er seinen Blick zu ihnen auf und gibt ein gleichgültiges „Morning“ von sich. Der Mann im grauen Anzug grüßt ihn dann, erkundigt sich nach seinem Wohlbefinden und sagt ihm anschließend, dass es Zeit sei mit ihnen mitzukommen. Einer der Wärter zieht darauf einen Schlüsselbund hervor um die Zelle aufzuschließen, während der andere die Handschellen zur Hand nimmt, mit denen Häftling 1275 gesichert werden soll.

Mai, 1989.

Die Rogers aus Willshire im Nordwesten Ohio’s sind das harte Farmleben gewohnt. Besonders die Mutter, Joan Rogers (36), die von allen Jo genannt wird. Sie muss neben den Arbeiten auf der Farm und die Sorge für ihre Töchter, wie Mittagessen kochen oder sie zur Schule fahren, auch jede Nacht über in einem Einkaufszentrum arbeiten. Dort hilft sie in einer Schicht mit, Waren auszusortieren oder neu angekommene Artikel in die Lager einzuräumen. Zusammengefasst: Ihre Auslastung war extrem. Zeitlich, vorallem aber körperlich. Die Ausgaben der Kleinfamilie mussten schließlich gedeckt werden und für die Einkünfte hat Joan kräftig beigetragen. Hal Rogers (37) ist jemand, der nicht viel redet und die Farmarbeiten als Mittelpunkt des Tages ansieht. Ein guter Arbeiter der aber auch für seine Familie lebt. Er liebt seine beiden Töchter Michelle (17) und Christe (14) und prägt besonders zu Christe eine sehr freundschaftliche Vater-Tochter Bindung. Später wird Hal erzählen, dass er die Zeit nach dem Tod seiner Familie nur schwer ertragen hat. Er hasste seinen Bruder, der ebenfalls schlimme Dinge innerhalb der Familie getan hat und er war sogar kurz davor, sich mit seinem Motorrad umzubringen. Bei den Ermittlungen fasste man nämlich auch Hal selbst ins Auge. Vor allem, weil sein emotionsloses Verhalten nach der Bekanntgabe des Todes seiner Familie von manchen Mitmenschen verdächtig vorkam. Er hat seine Trauer nicht gezeigt, hat nicht Hilfe bei Freunden gesucht. Stattdessen hat er weiter gearbeitet, blieb der Hal, der er immer war, und ist seitens von Fremden misstrauischer geworden.

An dem 26. Mai entschloß sich Hal jedenfalls auf der Farm zu bleiben. Es war noch viel Arbeit zu erledigen, weswegen er sich dazu entschloß seine Familie nicht mit in den Urlaub zu begleiten, den sie geplant hatten. Die Kühe mussten versorgt werden und die Kornsilos gewartet werden. Die Mädchen und Jo sollten aber nicht um ihren Urlaub gebracht werden und stattdessen alleine in den Süden Floridas fahren. Dort sollten sie die ganzen letzten Wochen hinter sich lassen und entspannen. Als der Vormittag gekommen war, an dem Jo und die Mädchen mit ihrem 86 Oldsmobile Calais abreisen wollten, fühlte Hal sich nicht sicher, ob er sie nicht doch begleiten sollte. Unter Jo’s Aufsicht waren Michelle und Christe zwar in guten Händen, aber eine so große Reise hatten sie zuvor noch Nie allein unternommen. Noch Nie waren sie von Zuhause so weit weg. Es war ihr erster Urlaub in einer Gegend, die sie überhaupt nicht kannten. Diese Gedanken beunruhigten Hal. Er fragte Jo deswegen, ob er nicht doch mitkommen und einen Freund die Farm über die Tage überlassen sollte. Jo aber kannte ihren Mann und wusste, dass er dies nur ungern tun würde, worauf sie ihm versicherte, dass sie nach einer Woche wieder zurückkehren werden. Sie würde ihm eine Postkarte aus dem Süden schicken und ihn anrufen. Hal war einverstanden. Er umarmte nochmal Michelle und Christe und verabschiedete sich von ihnen, bevor beide ins Auto stiegen. Dann küsste er Jo. Sie wiederholte ihr Versprechen, nächste Woche wie abgemacht wieder da zu sein, bevor auch sie ins Auto einstieg und sich ans Steuer setzte. Dann waren sie auch schon weg…

Bevor ein verurteilter Mörder hingerichtet wird, wird er Stunden zuvor in einer besonderen Zelle eingesperrt. Auch Häftling 1275 soll dort untergebracht werden. Mit Handschellen gesichert und von den zwei Wärtern begleitet, wird er vom Mann im grauen Anzug durch die streng bewachten Korridore geführt. Hier lässt sich keine Tür einfach öffnen, sondern ist elektronisch verriegelt und muss, falls man sie passieren will, durch eine Zentralschaltstelle geöffnet werden. Dieser Bereich des Gefängnisses ist ein Ort der absoluten Kontrolle, ohne Fenster oder normalen Aufhalteräumen. Stattdessen sind die einzigsten Geräusche, die man hier hört, das Öffnen oder Schließen der schweren Stahltüren und die Schritte der Gefängniswärter. Nach etwa 5 Minuten Fußweg sind sie bei einer Tür angekommen, hinter der die issolierte Zelle liegt. Nur eine Toillette und ein Bett ist hier eingebaut und er wird gebeten einzutreten. Nachdem die Zellentür wieder geschlossen und abgesperrt wurde, nimmt ihm ein Wärter die Handschellen durch die Gitterstäbe ab. Dann verlassen die Wachen und der Mann im grauen Anzug den Bereich zusammen und lassen Häftling 1275 allein. Über 17 Jahre ist er nun schon hier. All seine Berufungen gegen sein Urteil wurden immer abgelehnt, bis er schließlich Alle aufgebraucht hatte und der Gouverneur von Florida vor Wochen einen Antrag zu seiner Urteilsvollstreckung unterschrieb. Er legt sich aufs Bett und kann nun nur noch warten. Bis zu seiner Exekution dauert es aber noch über 9 Stunden. Eine Zeit in der er nochmal nachdenken kann. Seine letzte Mahlzeit konnte er gestern frei wählen. Er bestellte zwei Salamibrote mit Senf, sowie ein Erdnussbuttersandwich mit Trauben, das er nur zur Hälfte aufaß. Er bestellte auch Eistee, den er aber nicht anrührte, sondern stattdessen Kaffee trank. Nun liegt er da und wartet auf seinen Anwalt, der ihn um 9 Uhr nochmal besuchen wird. Er möchte ihn nämlich noch um etwas bitten. Er baucht dafür nur ein Stück Papier und einen Stift. Ein allerletztes Statement mit symbolischen Charakter, das nur zeigt welch widerlichen Charakter dieser Mann hat. Was er mal getan hat ist ihm immer noch egal. Genauso, wie viele seiner anderen Straftaten auch, die in keinster Weise harmlos waren. Stattdessen ist er eher beleidigt, dass er wegen aus seiner Sicht, nicht handfesten Beweisen hier sterben muss. Er stellt sich vor, wie der Staatsanwalt und die Ermittler auf sein Statement reagieren werden.. Und muss dabei grinsen.

Inmitten im Land der grenzenlosen weiten Äckern, herrscht ein viel zurückgezogeneres Leben. Man ist auf seine Mitmenschen angewießen, auf die Nachbarschaft, die anderen Farmer und die anderen Bewohner des Wohnortes, die man nach einer Zeit alle kennt. Man trifft die Leute in Kneipen, in Wirtshäusern, auf Festen oder im Gottesdienst. Ist man Farmer, hat man in der Regel sein eigenes Grundstück mit einem Haus und einem großen Hof. Und so hat man auch viel Arbeit zu erledigen, weil man von den Erträgen der Farm lebt. Von dem Korn, dass man erntet und immer wieder neu sähen muss. Von der Milch der Kühe, die zwei Mal täglich gemolken werden müssen und schließlich auch von ihrem Fleisch, wenn sie von einem Metzger gekauft und geschlachtet werden. Hier muss jeder mit anpacken und hat seine Aufgaben. Dieses Leben ist Teil der Rogerstöchter, die auf der Farm in Willshire aufgewachsen sind. Hal und Jo sind sehr glücklich, dass sie sie haben. Innerhalb der Gemeinde sind die freundlichen Schwestern sehr geschätzt, die auch füreinander da sind und Tiere lieben. Beide sind vom Charakter her dennoch verschieden. Christe (14) ist sehr beliebt in ihrem Schuljahrgang, gilt als ein sehr kontaktfreudiges Mädchen und spielt gerne Softball.

Michelle (17) gilt dagegen als etwas schüchtern, die aber sowohl auch eine aufgeschlossene Seite zeigt. Sie ist eine junge Frau, die noch nicht weiß, welchen Weg sie nach der Schule dann wählen wird. Sie könnte sich vorstellen, weiterhin ein Farmer zu bleiben, wenngleich sie auch überlegte, etwas Neues zu machen und irgendwo anders hinzuziehen. Weit weg vom Land. Ihr Alltag ist oft die selbe Routine. Zur Schule gehn, ihre Schulaufgaben erledigen, dann etwas Freizeit genießen und bei den Farmarbeiten aushelfen. Sei es die Kühe früh am Morgen zu melken oder sie mit Heu zu füttern. Michelle liebt Musik von Madonna, U2 und Guns n‘ Roses und hat, seit kürzerer Zeit, auch einen Freund. Für beide Schwestern würde in einer Woche die Schule wieder beginnen. Christe käme dann in die 9’te Klasse, während Michelle ihr letztes Schuljahr vor sich hätte. Doch bevor es wieder losgeht, wollen sie sich mit ihrer Mutter für ein paar Tage im sonnigen Florida erholen. Nachdem sie am 26. Mai alles gepackt hatten und von Zuhause losgefahren sind, sind sie zuerst noch zur Bank gefahren um Geld abzuheben. Danach fuhren sie solange durch Van Wert County gen Osten, bis sie auf die Interstate 75 gewechselt sind. Ab hier müssen sie den Highway nur noch folgen. Über 1000 Meilen liegen vor ihnen und Jo alleine muss fahren. Michelle hat zwar einen Führerschein, möchte sich bei dieser großen und unbekannten Strecke jedoch nicht vors Steuer setzten.

Bis zum Ende des Tages legte Jo bereits ein großes Stück zurück. Sie schafften es bis zur Grenze Georgias, wo sie an einer Raststätte übernachteten. Am nächsten Tag durchquerten sie ganz Georgia, bis sie nach weiteren 500 Meilen schließlich die Grenze zu Florida erreichten. Dort ist Jacksonville ihre erste Reisestation, wo sie den Zoo besuchten. Michelle schrieb ihren Freund auch eine Postkarte, in der sie von ihrem Zoobesuch berichtete. Danach ging es weitere 100 Meilen Richtung Süden, bis sie Silver Springs erreichten. Dort nahmen sie an den, für Touristen attraktiven, Bootstouren am Silver River teil. Der Boden dieser Boote ist dabei aus Glas gebaut, sodass man alles sehen konnte, was sich unter dem Wasser abspielte. Für Jo und die Mädchen war es wahrscheinlich auch das erste Mal, dass sie überhaupt mit einem Boot gefahren sind. Dabei hatte bis dahin weder Jo noch Michelle oder Christe besonders viel Erfahrung mit freien Wasser. Keine von ihnen ist je im tiefen Wasser geschwommen. Jo hatte sogar große Angst vor tiefen Wasser und meidete jegliche Nähe dazu. Für sie musste es aufregend gewesen sein, aber auch eine Erfahrung, dass man auf einem Boot sicher ist. Anschließend sind sie nach Titusville gefahren, wo sie in einem Hotel übernachteten. Jo schrieb Hal eine Postkarte, dass es ihnen gut gehe und die Mädchen die Ausflüge sehr genießen. In den darauf folgenden 2 Tagen standen unter anderem noch Sea World in Orlando und Disney World in Bay Lake auf dem Programm. Jo ist es das Geld und das viele Autofahren wert. Es ist alles so, wie sie es sich vorgestellt haben. So, wie sie es sich gewünscht haben. Tolle Attraktionen, Souvenirs, Traumwetter, viele gutgelaunte Touristen und gutes Essen. Florida bietet ihnen all das. Es sind Ferien, an die sie sich noch Lange erinnern werden…

Vielleicht hat es etwas mit Schicksal zu tun, dass Jo und ihre Töchter aus nicht all zu ferner Vergangenheit etwas hinter sich lassen wollten, um dann „zufällig“ in etwas noch Schlimmeres rein zu geraten. Genau ein Jahr zuvor nämlich, gab es innerhalb der Familie einen heftigen Vorfall. Im Frühjar 1988 meldete sich eine Frau auf einer Polizeistation im Bezirk von Van Wert. Sie erzählte, dass ein Mann, der eine Sturmhaube trug, sie mit einem Messer bedrohte, ihr Handschellen anlegte und sie darauf vergewaltigte. Sie sagte auch, dass sich der Vorfall auf dem Grundstück der Rogersfarm zugetragen hatte und sie vermutete, dass es sich bei dem Angreifer um John Rogers, ihren Lebensgefährten, handelte. John war der Bruder von Hal und der Onkel von Michelle und Christe. Er half bei den Farmarbeiten aus und wohnte in der Nähe der Farm in einem Wohnwagen. Als Polizisten ihn am selben Tag noch zu den Anschuldigungen in seinem Wohnwagen befragten, fanden sie eine Metallbox, in der neben Fotos auch Videobänder eingeschlossen waren. Nachdem man die Fotos, allesamt mit pornographischen Inhalt, gesehen hatte war schnell klar, dass John eine aggressive, sadomasochistische Seite hatte und auch Fesseln und Knebel benutzte. Was aber noch viel schlimmer war, war der Inhalt auf dem Videoband. Denn auf den Aufnahmen war zu sehen, wie Michelle von John vergewaltigt wurde. Dabei hatte er auch sie gefesselt, geknebelt und ihre Augen zugebunden. John wurde verhaftet und musste wegen dem Überfall auf seine Freundin ins Gefängnis. Nachdem alle Details des Missbrauchs ans Licht kamen, schämte sich Michelle zunächst und wollte darüber nicht viel reden. Doch für sie endete damit endlich eine Zeit der Angst und des Schweigens. John hatte ihr stets eingetrichtert, mit niemanden über ihr „Geheimnis“ zu sprechen. Er drohte ihr sogar, sie umzubringen, wenn sie es doch tat. Michelle musste somit unzählige Male den Missbrauch aushalten. Als die Familie mit dieser erschütternden Erkenntnis konfrontiert wurde, fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. Während sich Jo fassungslos und wütend über den Missbrauch ihrer Tochter zeigte, weigerte sich Hal’s Mutter zu glauben, dass ihr Sohn dies getan hatte und unterstellte Michelle sogar gelogen zu haben. Dabei war es Michelle allein zu verdanken, dass Christe nicht in die Sache mit reingezogen wurde. Sie hat aufgepasst, dass ihre Schwester nicht mit John alleine war und hat sie so vor ihm beschützt. Michelle hat sich wahrlich für die Sicherheit ihrer Schwester geopfert. Durch den Streit mit Hal’s Mutter drohte die Familie zu zerbrechen und Hal stand genau mittendrin zwischen den zerstrittenen Fronten und hielt sich zurück. Schließlich konnte er seinem Bruder nicht mehr vergeben und wandte sich von ihm ab. Später machte er John sogar dafür alleine verantwortlich, dass Jo und die Mädchen nur wegen diesen Vorfall nach Florida wollten und hasste ihn noch mehr.

Teil 2

Tampa ist einer der größten Städte Floridas. Zusammen mit Clearwater und Saint Petersburg umschließen sie die große Tampa Bay, die in den Golf von Mexiko mündet. Möchte man von Tampa in die, an der westlichen Seite der Bucht anliegenden Städte, gibt es dazu 4 Möglichkeiten.

Die Sunshine Skyway Bridge ist die wohl bekannteste Verbindungsstrecke und verbindet Saint Petersburg mit den südlichen Regionen. Sie gehört neben der Golden Gate Bridge in San Fransisco zu den größten Brücken Amerikas und ist eines der Wahrzeichen Tampa’s. Die Gandy Bridge, sowie die Howard Frankland Bridge regeln den meisten Verkehr und überspannen den mittleren Teil der Bucht. Schließlich gibt es noch den Courtney Campbell Causeway, der den nördlichsten Teil der Bucht überspannt. Tampa und die umliegenden Regionen, sind ein Hotspot für Touristen und Urlauber. Neben dem Zoo und einer großen Auswahl schöner Strände, ist auch der Freizeitpark Busch Gardens ein attraktives Reiseziel. Auch Jo und ihre Töchter wollen ihren letzten Urlaubstag hier noch verbringen, bevor sie wieder auf die Interstate 75, die direkt mit Tampa verbunden ist, nach Hause aufbrechen wollen. Am Vormittag des 1. Juni’s kommen sie mit ihrem Calais in der Großstadt an. Ihr Ziel ist das Day’s Inn Rocky Point, doch bei dem turbolenten Verkehr und der Flut an Straßenschildern verlieren sie sich in den vielen Straßen der nördlichen Stadtteile. Michelle, die eine Landkarte in den Händen hält und neben ihrer Mutter auf dem Beifahrersitz sitzt, weiß mittlerweile auch nicht mehr wo sie gerade sind. Ebenso wie Christe, die sich immer wieder umdreht um einen Hinweis mit dem Namen ihres Hotels zu entdecken. Schließlich entscheidet sich Jo eine kurze Pause einzulegen und hält an einer Tankstelle an. Dort geht sie in den Kiosk um nach dem Weg zu fragen.

Weil Christe darum bittet selber mal einen Blick auf die Landkarte zu werfen, faltet Michelle sie etwas zusammen und reicht sie ihr. Dann dreht sie einen anderen Radiosender ein, auf dem allerlei mögliche Werbespots von Bier bis Versicherungen abgespielt werden und anschließend ein gut gelaunter Talkshow-Host den nächsten Song ankündigt. Während mit einem Jingle im typischen 80iger Jahre Klang der Wetterbericht noch durchgegeben wird, blättert Michelle die Touristen Broschüre durch, die sie von ihrem letzten Stop mitgenommen haben, ehe sie sie wegen der Hitze im Auto als Fächer benutzt. „Oah ist das heiß hier.. Ich brauch ne Cola“. Christe lacht, legt die Landkarte neben sich auf den Sitz und pustet sich über ihren linken Arm um die Haut zu kühlen. „O ja, ich auch. Wenn wir da sind, nehm ich erstmal ne Dusche“. An Michelles Seite geht ein junger Mann mit lockigen braunem Haar vorbei und richtet seinen Blick kurz auf Michelle. Doch als sie ihn bemerkt und seinen Blick erwidert, schaut er wieder weg und geht weiter. „Soll ich mal jemanden fragen?“, fragt sie Christe und schaut aus ihrem Fenster. Christe zuckt mit ihren Schultern und nimmt Michelle’s Fotoaparat in die Hände. „Mum fragt doch schon, aber wenn du willst.. Ist der Film eigentlich schon voll?“. Im Radio läuft Jump von den Pointer Sisters. „Ich glaub so ziemlich. Aber wir haben ja noch zwei Rollen“. Michelle zeigt auf die Kameratasche und holt eine kleine schwarze zylindrische Dose heraus, in der eine unbenutzte Filmrolle drin ist. „Kannst du mir helfen, sie in die Kamera einzulegen?“, fragt Christe noch, als Michelle auf einmal ihre Tür aufstoßt und mit der Touristenbroschüre aussteigt. „Entschuldigen Sie !“, ruft sie einem Mann hinterher, der Michelle zunächst nicht gehört hat und über den Parkplatz schlendert. Nachdem Michelle ihm aber folgt und ihn erneut anspricht, dreht er sich überrascht zu ihr um. „Hi.. Ähm.. Wir suchen ein Day’s Inn, dass hier irgendwo sein muss. Wissen sie wo das ist? Wir haben uns nämlich verirrt“. Der Mann lächelt und lässt seine Autoschlüssel in der Hand klirren. Er ist groß, trägt Sommerkleidung und verbirgt seine Augen hinter einer Sonnenbrille. „Hier gibts viele Day’s Inns. Drüben, zehn Blocks weiter ist eins, an der Hillsborough Avenue. Wie heißt’n das, wo ihr hinwollt?“. Michelle blättert schnell durch die Touristenbroschüre, ehe Christe ihren Kopf aus dem Autofenster steckt und laut „Rocky Point! Rocky Point!“ ruft. Der Mann und Michelle drehen sich zu ihr um. „Ja, Rocky Point heißt es“, stimmt Michelle zu. „Na dann seid ihr hier aber völlig falsch. Das ist unten, an der Tampa Bay. An der Route 60“, sagt er und grinst Michelle an. „Okay.. Aber das hier ist doch Rocky Point, oder?“. „Ja schon, aber das Hotel ist in der Nähe vom Ben Davis Beach. An der 60’sten“. Michelle blättert zu einer Seite, auf der eine Legende von Tampa und der Tampa Bay abgebildet ist. Dann zeigt der Mann auf die Stelle, an der sich das Hotel befindet, das sie suchen. „Dort ist euer Hotel. Hast du n Stift? Dann schreib ich’s dir noch auf“. „Danke! Das wär echt nett“. Der Mann begrüßt Christe mit einem „Hi“, während Michelle ihm aus dem Handschuhfach einen Stift reicht. Courtney Cambell Causeway RT 60 Days INN, schreibt er dann mit einem Unterstrich in die Broschüre auf die Seite unter der Legende. „Danke für ihre Hilfe. Das hätten wir allein nie gefunden“, scherzt Michelle und zeigt Christe auf der Karte, wo ihr Hotel ist. „Kein Problem. Das passiert andauernd, dass sich Touristen hier verirren“. Der Mann lacht darüber. „Aber ihr zwei seid hier doch nicht alleine unterwegs, oder?“. Er nimmt seine Sonnenbrille ab und lehnt sich an der Beifahrertür an, während er Michelle zuhört. „Nein, wir sind mit unsrer Mum hier. Sie fragt nur nach dem Weg“. „Ah ja. Na da ist sie ja jetzt ganz umsonst reingegangen was?“. Michelle und Christe lachen und stimmen ihm mit einem Nicken zu. „Wo kommt n ihr her?“. „Aus Ohio. Willshire. Direkt an der Grenze zu Indiana“..

Als Jo den Kiosk wieder verlässt, pustet sie einmal wegen der Hitze kräftig aus. Mit 3 Eispackungen in der Hand, sieht sie schon aus der Entfernung, dass ihre Töchter mit einem Mann reden, der am Beifahrerfenster steht und Michelles Kamera in den Händen hält. Nachdem Michelle sie bemerkt, macht sie den Mann auf Jo aufmerksam, der sich zu ihr umdreht und sie mit einem „Hi Ma’am“ begrüßt. Er streckt ihr die Hand aus und Jo, die ihn zuerst etwas verwundert anschaut, lächelt und reicht ihm die Hand. „Rick Spencer“, sagt er und stellt sich vor. „Hi. Joan Rogers“. „Ich hab ihn den Weg zu ihrem Hotel aufgeschrieben. Sie suchen doch das Day’s Inn Rocky Point ?“. Jo lacht etwas verlegen. „Ja richtig. Ich weiß jetzt auch ungefähr wo es ist“. „Sie fahren einfach den Highway so lange zurück, bis sie zur Abfahrt Richtung Clearwater auf die Route 60 kommen. Die nehmen sie und müssen dann nur ne Meile fahren“. „Mum, er kommt auch aus Ohio“, sagt Christe erfreut. „Ja, ihre Töchter haben mir erzählt, dass sie aus Ohio sind. Ich hab mal in Cincinnati gelebt bevor ich hier hergezogen bin“. „Ach das ist ja toll. Genau, wir sind aus Ohio.. Ähm möchten sie vielleicht das Eis? Ich hab sie ja nicht erwartet, sonst hätte ich noch eins geholt“. Der Mann lächelt und lehnt dankend ab. Jo reicht dann Michelle und Christe jeweils eine Eistüte und setzt sich auf den Fahrersitz, während der Mann Christe die Kamera zurückgibt und durch Michelle’s Fenster ins Auto hineinschaut. „Na dann hattet ihr ja ne lange Autofahrt hinter euch. Seid ihr noch lange hier?“. „Leider nicht. Wir müssen morgen schon wieder zurückfahren“. „Morgen schon ?“, fragt der Mann überrascht, weil er damit gerechnet hatte, dass sie wie andere Touristen auch mehrere Tage in Tampa bleiben würden. „Ja genau, wir fahren morgen wieder zurück.. Wir wollten heute nochmal ein bisschen die Stadt besichtigen und zu einem Strand gehn. Können sie uns da einen empfehlen?“. Der Mann überlegt kurz und reibt sich sein Kinn. „Mmm ja schon.. Hier gibt’s viele schöne Strände aber wenn ihr nur noch heute da seid, könnte ich euch ja die Bucht zeigen und euch auf meinem Boot mitnehmen. Ich wollte heute Abend nämlich nochmal rausfahren“. Jo und die Mädchen sind zunächst sprachlos, während sie ihr Eis essen. Das sich eine solche Gelegenheit ergibt, haben sie sich nicht vorstellen können. „Sie haben ein Boot ?“, fragt Jo. „Genau. Ich fahr manchmal mit meinen 2 Söhnen raus um Fischen zu gehn. Einer ist 12, der andere 9“.

Der Mann hat aber keine 2 Söhne und heißt auch nicht Rick Spencer.

„Na wie wär’s? Ist wunderschön, wie dort die Sonne untergeht. Das müsst ihr sehn!“. Es klingt wie ein Angebot, dass sie nicht ablehnen können und während Michelle und Christe von diesem Vorschlag aufregende Blicke austauschen, verbirgt sich hinter Jo’s freundlichem Lächeln ihre aufkeimende Angst vor tiefen Wasser, bis Michelle sie mit einem euphorischem „Ja!“ dazu bringen will, zuzustimmen. Auch Christe versucht mit Zureden und guter Laune ihre Mutter zu überreden. Schließlich hört sich eine Bootstour durch die Tampa Bay inklusive Sonnenuntergang doch nicht so schlecht an. Der Mann ahnt, dass ihre Mutter gleich einknicken und zustimmen wird. „Na kommen sie schon. Ich fahr euch zu nen tollen Spot. Wird schon nicht so schlimm werden“, sagt er und grinst. Jo ist ihre Zurückhaltung peinlich und lacht vor Verlegenheit auf.

„Nein es ist nur.. Ach ist schon gut! Ja machen wir das“. Michelle und Christe freuen sich. Sie wissen, warum sich ihre Mutter zurückgehalten hat und auch sie würden sich Nie zum Schwimmen in tiefes Wasser wagen. Doch seit der Bootsfahrt in Silver Springs sind ihre Ängste, zumindest was das Fahren mit einem Boot angeht, wie verflogen. „Wir haben nur nicht so lange Zeit, weil wir morgen schon wieder früh losfahren müssen“. „Ist kein Problem, das kriegen wir schon hin. Vor der Brücke am Courtney Campbell Causeway ist ne Bootsanlegestelle. Die ist nicht weit weg von eurem Hotel. Dort hol ich euch dann ab“. „Warten sie, ich schreibs mir auf. Wo ist das ?“. „Das ist leicht zu finden. Von ihrem Hotel fahren sie einfach auf der Straße Richtung Westen so lange weiter, bis sie nach etwa 2 1/2 Minuten zu einer Kreuzung kommen. Dort fahren sie dann rechts und sind schon da. Mein Motorboot ist blau. Innen weiß“. Jo notiert sich alles: turn rt (w on 60) -2 1/2 mi- on rt side alt before bridge  blue w/wht, schreibt sie auf einen Zettel. „Na da könnt ihr euch ja auf was freuen. Das wird wirklich ein schöner Abend. Sagen wir so gegen Halb Neun ?“. „Ja, halb neun passt gut“, stimmt Jo mit einem freundlichen Nicken zu. Sie vertraut dem Mann, genauso wie ihre Töchter. Trotz, dass er groß ist und kräftig aussieht, gefällt ihnen seine aufgeschlossene Art. Sie halten ihn für einen sympathischen und freundlichen Typ. Zufrieden über ihre Abmachung, nickt er Jo zu. „Sehr gut.. Dann wünsch ich euch noch einen schönen Tag, Ladies. Wir sehn uns dann später“. Michelle und Christe sind verzückt und Jo schüttelt ihm zum Abschied noch die Hand, als er sich nochmal Christe zuwendet und sagt: „Und nicht die Kamera vergessen, ok?“. „Nein, die nehm ich mit“, sagt Christe mit einem breiten und strahlenden Lächeln. Dann setzt er seine Sonnenbrille wieder auf und verabschiedet sich noch mit einem „Bye!“ von den Frauen, nachdem er dann zwischen den Autos auf dem Parkplatz verschwindet.

Die Rogersfrauen sind gut gelaunt. Michelle legt eine Kassette von U2 in den Kassettenrekorder und Christe knipst noch ein Foto von einer großen Reklametafel, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht. Darauf ist eine glückliche Familie vor einem Strand abgebildet, über der in großen gelben Buchstaben ‚Take a nap at the beach and enjoy a cool drink!‘ steht, während der Vater in seiner Hand eine Colaflasche hält. Dann fahren sie zu ihrem Hotel, an dem sie vor 12:30 Uhr ankommen und in ihr Zimmer einchecken. Michelle führt darauf für etwa 10 Minuten ein Ferntelefonat mit ihrem Freund in Ohio. Sie erzählt ihm, dass es ihnen gut geht und wollte wissen, ob er ihre Karte bekommen hat. Später wird er in Ermittlungen aussagen, dass das Gespräch völlig normal verlaufen ist und Michelle nicht über den anstehenden Bootsausflug gesprochen hat. Anschließend gehen Michelle und Christe in einen Shop und kaufen Armbänder, Ohrringe und noch andere Souvenirs. Ihren Nachmittag haben sie mit Jo am Strand verbracht und sind Abends noch in ein Restaurant gegangen. Einige Gäste errinnerten sich an Jo und die Mädchen, unter anderem ein Geschäftsmann, der am nebenliegenden Tisch von ihnen gesessen hatte. Michelle hat ihn noch gegrüßt, als sie das Restaurant verlassen haben und an ihm vorbeigegangen sind. Dann sind sie in ihr Zimmer zurückgekehrt und haben sich umgezogen. Christe hat mit Michelle’s Kamera noch 2 Fotos geknipst, ehe sie den Film ausgetauscht hat. Eins zeigt Michelle, wie sie mit nassen Haaren auf dem Boden sitzt und verwundert in die Kamera blickt. Das nächste und auch letzte Foto zeigt im Abendlicht des Sonnenuntergangs 2 Palmen vor der Landstraße, Route 60, sowie die Bucht im Hintergrund. All Ihre Filmrollen mit Fotos ihres gesamten Urlaubs haben sie dann in ihrem Zimmer zurückgelassen, bevor sie das Hotel wieder verließen und in den Calais stiegen.

Und als sie auf dem Courtney Campbell Causeway gen Westen fuhren, ahnten sie nicht im Geringsten, dass sie ein Rendevouz mit einem sehr, sehr bösen Mann haben, der etwas mit ihnen vor hatte, an das sie Nie denken würden. Viel mehr genossen sie ein traumhaftes Panorama. Wie sie auf dem ewig langen Causeway, zwischen Palmen und umgeben von Wasser, auf die Sonne zusteuern, die knapp über der Tampa Bay orange leuchtet und bald untergehn wird…

Ist man in den umliegenden Regionen von Tampa unterwegs, gibt es wohl kaum schönere Plätze, als die Strände an der Golfküste. Die Küsten, mit türkisem Wasser und herrlichen Sand, liegen auf einer Landzunge, die sich entlang der gesamten Westseite von Clearwater und Saint Petersburg hinzieht. Ist Spring Break (Das sind in den USA Semesterferien, die in der Regel 2 Wochen dauern) sind die Strände voll. Hier leben dann junge Erwachsene wie Studenten oder High School Absolventen ihre Feierlaune aus und lernen unter anderem vielleicht auch ihre neue Liebe kennen. Flirten und Partys sind an der Tagesordung. Bis spät in die Nacht ziehen gutaussehende junge Damen dann mit ihren Begleitungen in Gruppen durch Bars und Diskotheken, um Spaß zu haben und sich gehn zu lassen. Diesen Spaß lies sich auch Gayle, eine kanadische Studentin, nicht entgehen, die am Abend des 14. Mai’s 1989 mit ihrer ebenfalls hübschen Freundin Linda in Meidera Beach zu einem 7-Eleven unterwegs war, um Bier zu kaufen.

Als sie auf dem Parkgelände waren, wurden sie von einem Mann angesprochen, der mit seinem schwarzen Jeep unterwegs war. Er gab sich als Dave Posner aus und schmeichelte sich mit seinem offenem und freundlichen Auftreten bei den jungen Frauen ein. Er warnte sie auch. Dies sei eine Gegend, in der viele Verbrechen geschehen und besonders Touristinnen wie sie, aufpassen müssten. Sie sollten hier niemanden trauen, einschließlich ihn selbst. Wegen seiner Art jedoch, kam es bei den beiden Frauen mehr als Necken rüber, womit sie ihm belustigt versicherten aufzupassen und erzählten ihm, dass sie auf dem Weg zu einer Bar waren, da sie sich dort noch mit Jungs verabredet hätten. Er bot ihnen dann an, sie mit seinem Jeep dort hin zu bringen, womit sie einverstanden waren und einstiegen. Während der Fahrt merkte Linda, dass Dave sehr an sie und Gayle interessiert war, was sie allerdings störte. So stieg sie dann, nachdem sie bei der Bar angekommen waren, einfach aus und ging.

Als Gayle später auf sie zukam und ihr einen Vorschlag unterbreitete was sie am nächsten Tag tun könnten, konnte sie nicht glauben, was sie so eben gehört hatte. Denn Dave hatte sie und Gayle auf eine Tour auf seinem Boot eingeladen und wollte sie um 12 Uhr an den Stegen von Johns Pass abholen. Linda sträubte sich dagegen. Für sie war es offensichtlich, dass dieser Typ versuchte, sie mit seinem charmanten Gerede zu umgarnen. Außerdem war er viel älter als sie und hatte etwas an sich, dass ihr nicht gefiel. Sie lehnte ab und versuchte auch ihrer Freundin einzureden, dass sie ein Wiedersehen mit ihm vergessen sollte. Gayle sah aber keinen Grund dazu. Tatsächlich hatten sie und Linda den Tag zuvor mit den 2 Jungs aus der Bar auf ihren Boot verbracht und haben ihnen beim Fischen Gesellschaft geleistet. So entschloß sie sich am nächsten Tag Dave alleine zu treffen. Er wartete in seinem blau-weißen Boot schon auf sie, als Gayle bei den Stegen ankam und Dave sie erkannte. Er war etwas überrascht, dass Linda nicht dabei war und fragte Gayle, warum sie nicht mitgekommen ist. Gayle war von seiner Reaktion etwas bloßgestellt und fand es auch peinlich, ihm zu erklären, dass ihre Freundin keine Lust auf den Ausflug hatte. Dave aber tat Linda’s Abwesenheit als nicht weiter wichtig ab, und fuhr stattdessen mit Gayle allein hinaus auf’s Meer. Über 6 Stunden verbrachten sie dann draußen vor den Küsten von Pinellas County und erzählten dabei mehr über sich selbst. Dave erzählte ihr mehr über sein Leben. Unter anderem sprach er davon, dass er eine kleine Aluminiumfirma leite und gestand ihr sogar, dass er Schwierigkeiten mit lang anhaltenden Beziehungen hätte. Im Boot selbst lag neben dem Fahrersitz noch ein Rucksack, aus dem Dave einen Becher holte, den er Gayle reichte und ihn mit Eistee aus einer Thermoskanne füllte. Im hinteren Teil des Bootes war im Boden noch ein Schacht ausgebaut, der mit einem Klappdeckel abgedichtet war. Schließlich kehrten sie wieder zum Land zurück. Dort schlug Dave ihr dann vor, mit ihr später nochmal raus zu fahren, um von dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Sie sollte zunächst noch etwas essen gehen und ihren Fotoaparat dann mitnehmen. Außerdem sollte sie es nochmal versuchen, Linda zu überreden mitzukommen. Wieder lehnte Linda ab. Sie wollte mit diesem Mann nichts zu tun haben, egal, wie sehr Gayle versuchte sie davon zu überzeugen. So ging Gayle wieder allein zu der Stelle, an der Dave sie abholte. Dieses mal jedoch, reagierte Dave auf Linda’s Abwesenheit anders. Er hatte wohl damit gerechnet, dass Linda, nachdem Gayle ihr von dem tollen Nachmittag erzählte, ihre Meinung geändert hätte und mitkommen würde. In seinem Blick konnte Gayle einen Ausdruck der Enttäuschung sehen, doch wie auch zuletzt schon, steckte der Mann seinen Ärger schnell wieder weg und gab sich als der nette und fürsorgliche Einheimische aus. Er fuhr mit Gayle auf’s Meer hinaus und lies sie dabei auch selber das Boot lenken.

Mit der Zeit zog sich ein immer dunkler werdender orangener Himmel über den Golf. Die Sonne war komplett untergegangen und alle anderen Boote waren schon in ihre Häfen zurückgekehrt. Bald sollte Gayle mit ihrem persönlichen Schrecken konfrontiert werden und den wahren Dave kennenlernen.. Als Gayle spät am Abend in ihr Ferienapartement zurückkehrte, lies sie weder Linda noch ihrer Mutter anmerken, dass etwas passiert ist. Sie nahm nur ein warmes Bad und legte sich danach schlafen. Am nächsten Tag brach es aber aus ihr heraus und sie erzählte Linda alles. Gayle und Linda gingen gemeinsam dann zur Polizei um eine Anzeige gegen einen Dave Posner einzufordern. Dort wurde auch ein Phantombild von dem Angreifer angefertigt, dass später im Fall der Rogersfrauen, noch wichtig werden sollte. Der Vorwurf lautete: Vergewaltigung.

Die Bootsrampen liegen direkt auf der Nordseite des Courtney Campbell Causeways vor der Brücke. Nicht weit weg von hier, hat auch der Mann seinen Wohnsitz, der sich als Rick Spencer ausgibt. Er wartet schon in seinem Boot, das an einem der Stege anliegt, aber als er Jo’s Auto erkennt, das auf den nebenliegenden Parkplatz auffährt, steigt er auf den Steg. Jo parkt den Calais nicht weit davon entfernt. Es ist kein Zufall, dass Rick diese Bootsrampen gewählt hat. Zu dieser Zeit, Mittwochabend, ist niemand sonst mehr hier. Der ganze Parkplatz ist leer. Es sieht wirklich toll aus, wie die orangene Sonne am Horizont immer tiefer untergeht, während man vor sich auf das weite Wasser blickt. Schaut man westlich in die Richtung der Brücke, kann man einen dünnen flimmernden Streifen über dem Wasser erkennen, der das Ostufer von Clearwater darstellt, das über 10 km weit weg ist. Rick begrüßt die Rogersfrauen mit einem „Hi Ladies“ und lächelt. Er trägt ein, mit Mustern versehenes, blaues Hawaihemd und eine weiße Short. Den Mädchen kann man die Vorfreude auf die Bootsfahrt sichtlich an ihren Gesichtern anmerken und auch Jo ist gut gelaunt. Auch sie begrüßen Rick. Beide Schwestern reichen ihm die Hand und stellen sich nun auch mit ihren Namen vor. Dann hilft er ihnen ins Boot einzusteigen bzw. reinzuspringen. Der Mann lässt auch wie beim ersten Treffen seinen Charme spielen und frägt Jo ob er von ihr und den Mädchen ein Foto mit ihrer Kamera knipsen soll, bevor sie losfahren. Jo nimmt dankend seinen Vorschlag an. Er bittet sie, sich nach Vorne vor die Fahrersitze zu stellen, damit sie mit der Bucht dann auf dem Bild sind. Jo und die Mädchen rücken nah zusammen und lächeln, als er sie knipst. Dann gibt er Jo die Kamera zurück, löst die Leine zum Holzpflock und fragt mit reibenden Händen, wer von den Dreien denn neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz nehmen wolle. Denn sonst gibt es im Boot keine weiteren Sitze. Jo möchte einer ihrer Mädchen den Platz überlassen, doch die Schwestern sind sich zunächst uneinig und tauschen unschlüssige Blicke gegenseitig aus. Michelle möchte nämlich Christe den Vortritt überlassen, weil sie während der Fahrt Fotos knipsen möchte. Rick, der über 2 Köpfe größer ist als Christe, schaut sie an. Eigentlich wollte sie Michelle den Platz überlassen und selbst Fotos knipsen. „..Oder willst du ans Steuer?“, fragt Rick mit einem Grinsen. Erwartend, dass sie sich entscheidet. Jo schlägt Christe dann vor, dass sie mit Michelle später tauschen kann und sie sich abwechselnd hinsetzen können. Christe stimmt somit zu und nimmt Platz. Rick setzt sich dann vor’s Steuer und startet mit einer Drehung des Zündschlüssels den Motor, der mit einem Brummen sofort anspringt und navigiert das Boot vom Ufer zunächst gemächlich weiter raus. Dann gibt er Gas…

Stündlich kam immer kurz ein Wärter vorbei um nach ihm zu Sehn. Der Mann, der sich mal als Dave Posner, mal als Rick Spencer und noch weiteren falschen Identitäten immer ausgab, liegt in der Todeszelle mit dem Rücken auf dem Bett und wartet auf seine Hinrichtung. In der Nähe der Zelle hängt eine analoge Uhr an der Wand. Sie soll auf die Verurteilten beruhigend wirken, die wissen wollen wie spät es ist. Es gibt jedoch auch Verurteilte, die sich noch mehr aufregen, wenn sie mitkriegen wie die Zeit vergeht. Häftling 1275 jedenfalls denkt an Nichts. Ab und Zu warf er mal einen Blick auf die Uhr, aber eine besonders auffallende Reakion zeigte er nicht. Manchmal, als er in irgendwelchen Gedanken schwelgte, schüttelte er schweigend den Kopf, manchmal schmunzelte er schweigend vor sich hin. Er hatte in all den 17 Jahren, außer seinem Anwalt, keinen einzigen Besuch. Niemand wollte etwas mit ihm mehr zu tun haben. Seine ganze Familie hat sich von ihm abgewandt, sowie er sich von ihnen abgewandt hatte. Besuch lehnte er strikt ab und wollte seine Töchter (er hatte 8 Töchter) nie mehr wieder sehen. Kurz vor 15:30 Uhr öffnet sich eine Tür. Es ist der Gefängnisdirektor, der mit 3 Wärtern vor der Zelle erscheint und ihm erklärt, dass er im Namen des Staates Floridas nun seine Urteilsvollstreckung durchführen soll und er mit ihnen mitkommen möchte. Handschellen werden ihm angelegt. In dieser Zeit bereiten auch schon Männer der Exekutionseinheit die Vorkehrungen für die Hinrichtung vor. Alle Geräte werden auf ihre Einsatzfähigkeit getestet, die Riemen der Liege überprüft und drei Spritzen mit genau bestimmten Dosen werden aufgezogen. Häftling 1275 wird in einen Vorraum gebracht, wo ihm die Handschellen wieder abgenommen werden und er unter Aufsicht der Wärter gebeten wird sich zu entkleiden. Außerdem wird ihm hier seine Brille abgenommen, die er nun nicht mehr tragen darf. Ab jetzt beginnt sich in ihm auch eine Anspannung aufzubauen. Er bittet den medizinischen Assistenten daher ihm etwas gegen die aufkeimende Aufregung zu geben und bekommt von ihm 2 Diazepamtabletten. Dann zieht er sich aus und wird in ein OP-ähnliches weißes Lacken gekleidet. 5 Minuten dauert es noch, bis die Kabine nebenan freigegeben wird.

Angehörige der Opfer sowie des Mörders, haben zum Schluss nochmal die Gelegenheit der Hinrichtung Zeuge zu sein. Dafür gibt es zwei Zeugenräume, in denen die jeweiligen Parteien getrennt werden um Konflikte und Ärger zu vermeiden. Hal Rogers (59) sitzt in der Mitte, der vordersten Reihe. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille, einen Mantel und eine Krawatte. Im Raum, um ihn herum, haben noch weitere Familienmitglieder Platz genommen. Auch Seargent Moore ist gekommen und sitzt ganz Außen auf der rechten Seite. Er hat damals die Ermittlungen geleitet und über Jahre dafür gekämpft, dass am Fall weiter gearbeitet wird. Für ihn und seine Kollegen war es damals schwer den Täter zu fassen, weil sie nur ein Beweismittel hatten: Die Notiz mit der Handschrift des Killers auf der Broschüre, sowie ein Fingerabdruck darauf. Das Boot konnten sie nicht finden. Alles was sie tun konnten war, die Notiz mit der Handschrift des Mörders, auf großen Reklametafeln, die auf der Autobahn in der Stadt verteilt waren, abzubilden, in der Hoffnung, dass es Leute gab, die diese Schrift jemanden zuordnen konnten. Eine Frau (die nebenbei bemerkt auch Joan heißt) konnte diese Handschrift ihren Nachbarn zuordnen. Er hatte Ähnlichkeit mit dem Phantombild in der Zeitung. Er fuhr außerdem auch einen schwarzen Jeep, den der gesuchte Mann laut Fahndung fahren soll und er hatte auch mal ein Boot. Sie hat daraufhin die Polizei informiert. Dieser Nachbar war zu der Zeit zwar umgezogen, doch wie sich dann herausstellte, hatte sie recht. Es war der Mann den sie suchten. Anstrengungen wurden danach unternommen, um Beweise für seine Schuld zu sammeln, bis schließlich das FBI bei seiner Verhaftung mithalf. Und es war klar, dass nur die Todesstrafe für ihn in Frage kam. Der Meinung war und ist auch Seargent Moore, der wie seine Kollegin Cindy Cummings, den Täter für ein Monster hält. Für jemanden, der vom Bösen besessen war. Ein Alptraum für Frauen.

Er kann sich noch an die Zeit erinnern, als er vor dem Friedhof der Zion Evangelical Lutheran Church stand. Dort wurden Jo, Michelle und Christe beerdigt. Es war Winter und er und seine Kollegen haben mit ihren bloßen Händen den Schnee von den Grabsteinen freigemacht, um ihre Gräber zu finden. Immer wenn es neue Spurenhinweise gab, die auf der großen Tafel im Profilerraum angepinnt wurden, sah er auf Fotos die Gesichter der zwei Mädchen und ihrer Mutter. Er hat die Bilder des Obduktionsberichtes im Kopf, die er nie wieder vergessen wird. Seargent Moore ist ein religiöser Mann und hält die Aufklärung des Falles auch für ein Zeichen Gottes. Er hat immer dafür gebetet, dass sie den Mörder erwischen. Nun ist es gleich soweit. Gleich bekommt er seine gerechte Strafe.

Zunächst fährt das Boot parallel zum Courtney Campbell Causeway gen Sonnenuntergang, ehe es dann in einer scharfen Linkskurve zwischen die Betonpfeiler unter die Brücke einschlägt und in die große Bucht der Tampa Bay steuert. Das Boot fährt jetzt nur noch geradeaus. Rick steuert direkt die Mitte der Bucht an und verspricht, dass die Aussicht von dort Draußen am Besten sei und man dann die Lichter von Tampa und Clearwater sehen kann. Für Jo und die Mädchen, die ausschließlich das Farm- und regionale Leben gewohnt waren, ist es wie eine Führung und etwas komplett Neues. Vorallem das Gefühl wie das Boot immer über Wellen bricht und sich dabei leicht mit der Spitze in die Luft heraushebt, macht den Frauen Spaß. Sie vertrauen Rick. Er ist nett und lustig. Er erzählt sehr viel, unter anderem von den großen Fischen, die man hier fängt und prahlt mit Seebarschen, die er mal gefangen hat. Außerdem erzählt er ihnen, dass er mal einen Hai am Haken dran hatte, der sich dann aber abgerissen hatte. Er sagt ihnen auch, dass er hier niemals schwimmen würde, weil es hier nur so von Haien wimmelte. Christe, vor allem aber Jo, finden seine leicht übertriebenen Erzählungen amüsant und hören ihm zu. Jo spricht ihn mit Mr Spencer an oder Siezt ihn, wenn sie mit ihm redet. Michelle steht im hinteren Teil an der Seite des Bootes, knipst Fotos und beobachtet die letzten Streifen der Sonne. Dann stellt sich Jo an ihre Seite und streichelt liebevoll ihre Schulter. Beide beobachten, wie die Sonne nun ganz untergeht und blicken raus auf das weite Wasser. Christe und Rick sind nun unter sich, als Christe fühlt, wie Rick ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Sie lächelt ihn an, fühlt sich aber doch etwas verlegen. Dann legt er seine linke Hand auf ihren rechten Oberschenkel und tätschelt ihn. Er fragt sie wie alt sie ist. Christe lacht. Sie sagt ihm, dass sie 14 ist. Rick reagiert mit einem „Really ?“ sehr überrascht. Sie sehe viel reifer und fraulicher aus als 14. Nun tätschelt er Christe’s Bein nicht nur, sondern streichelt es. Christe schüttelt mit einem freundlichen Lächeln den Kopf. Rick’s Grabscherei ist ihr aber unangenehm, weswegen sie ihre Beine überkreuzt und sie auf die Außenseite mehr abspreizt. Er legt seine Hand wieder ans Lenkrad und weiß, dass Christe das peinlich findet. Sie denkt, dass er nur Spaß macht und damit nun aufhört. Umso verwirrender ist es für sie daher, als Rick ihr in die Augen schaut und sich über seine Oberlippe leckt. Christe grinst nur und wird rot. Jo, die währenddessen mit Michelle geredet hat, hat davon nichts mitbekommen. Sie gesellt sich wieder zu Christe und Rick und fragt Christe, ob sie nun mit Michelle tauschen, und noch ein paar Fotos knipsen wollte. Rick tut so, als wäre Nichts passiert. Mit der rechten Hand hält er das Lenkrad fest, mit der Linken reibt er sein Kinn. Christe stimmt natürlich zu, steht auf und nimmt mit einem Lächeln, Michelle die Kamera ab, die auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. Christe will den Vorfall nicht allzu ernst nehmen und nicht weiter daran denken. Sie blickt auf das vom Motorantrieb aufbrausende Wasser und richtet die Kamera auf die nun kleine Courtney Campbell Brücke um sie zu fotografieren. Das Bild gefällt ihr jedoch nicht. Mit gesenkten Kopf blickt sie bloß auf die Kamera, während sie über etwas nachdenkt. Unbewusst reibt sie mit ihren Fingern auch an der Stelle am Knie, an der sie Rick berührt hat. Sie reibt daran, als würde sie sich von Schmutz befreien. Dann blickt sie plötzlich rüber zum Steuer. Jo und Michelle lachen über irgendetwas, was Rick gerade erzählt…

Die Digitaluhr an der Wand zeigt nun 15:45 Uhr an. Jeden Moment müsste es eigentlich soweit sein. Häftling 1275 atmet vernehmbar tief durch die Nase ein und aus. Er ist aufgeregt, hat schwitzende Hände. Doch die Angstblocker, die er bekommen hat wirken bei ihm schon. Die Anspannung auf das Warten im Raum macht nicht nur ihn nervös. Selbst den Wachen, die nur auf ihn aufpassen sollen, ist eine gewisse Nervosität anzumerken. Dann wird eine Tür mit einer verdunkelten Scheibe geöffnet, hinter der ein weiterer großer Gefängniswärter steht. Dieser Moment löst bei Häftling 1275 einen Adrenalinschub aus und befreit sein Atmen. Er betritt in Begleitung der Wachen die Hinrichtungskammer. Zwei Fenster, die jeweils zu den Zeugenräumen grenzen, sind noch mit braunen Jalousien abgedeckt. An einer Wand hängt ein Telefon, neben dem der Gefängnisdirektor wartet, der mit ernstem Blick und verschrenkten Armen hinter seinem Rücken, Häftling 1275 schweigend ansieht. In der Mitte steht die Liege. Auf ihr können alle Teile des Körpers stillgelegt und befestigt werden. Über der Liege schwebt noch ein Mikrofon, das von der Decke an einer Aparatur verbaut ist. Häftling 1275 denkt nun an Nichts mehr. Wie es von ihm erwartet wird, geht er zur Liege und legt sich drauf. Zwei andere Wärter kommen hinzu. Einer sagt ihm, dass er weiter hochrutschen soll und hilft ihm dabei. Dann binden sie ihn fest. Zuerst an den Fußknöcheln. Dann an den Oberschenkeln und den Oberkörper. Abschließend noch die Handgelenke und die Schultern. Dabei schnauft er durch und schaut mit einem eher grimmigen Blick nur an die Decke. Ein Mann, der weiße Gummihandschuhe trägt, kommt zu ihm. Er soll die Kanülen bei ihm einsetzen, doch Venen bei ihm zu finden, stellt sich als außerordentlich schwierig heraus. Er gibt dem Direktor Bescheid, dass sich die Hinrichtung etwas verzögern wird. Allerdings konnten die Kanülen bei Häftling 1275 um 16:00 Uhr immer noch nicht eingesetzt werden. Mittlerweile ist noch ein weiterer medizinischer Assistent hinzugekommen um zu assistieren. Häftling 1275 hat juristisch bis zum Schluss alles versucht um sein Todesurteil nichtig zu machen und sogar jetzt, Minuten nach dem angesetzten Hinrichtungstermin, schafft er es noch am Leben zu bleiben, obwohl er Nichts macht. Und irgendwie passt gerade Das ins Gesamtbild. Hatte dieser Mann doch jeden Menschen immer zu verstehen gegeben, dass er einen Scheißdreck auf das Wohl Anderer gibt. Man solle „seinen rosaroten Arsch küssen“, hatte er nach seiner Verurteilung 1994 verkündet, in Anlehnung an den Elektrischen Stuhl, den man zur damaligen Zeit noch einsetzte. Und jetzt versaut sein alt gewordener Körper, den ganzen Hinrichtungszeitplan. Allerdings ist jetzt schon eine Sache klar. Bis 16 Uhr ist KEIN Anruf bei dem Telefon eingegangen, neben dem der Gefängnisdirektor wartet. Was bedeutet, dass es keine Begnadigung vom Gouverneur von Florida gibt. Und auch wenn ihn viele für ein Monster halten ist er rein biologisch gesehen ein Mensch, der Venen hat. Und auch seine wird man finden und die Kanülen dann darin einstechen.

Man kann es anhand der Motorgeräusche hören, als das Boot immer langsamer wird, bis es schließlich mit einer Drehung des Zündschlüssels abrupt Still wurde. Während es noch ein paar Meter schliddert, lenkt Rick das Boot noch etwas in westliche Richtung bis es dann in den Wellen ganz zum Stehen kommt. „Endstation“, gibt Rick zufrieden von sich. Von hier aus können sie auf jeden Winkel der Bucht einen Blick werfen. Auf Tampa im Osten, Clearwater, die nördlichen Bezirke von Saint Petersburg, sowie die Howard Frankland Bridge, die die Bucht in der Mitte überspannt. Jo lobt die exzellente Aussicht. Sie sagt, dass es ihr hier sehr gut gefällt und man hier ein wirklich schönes Leben genießen kann. Rick fragt, ob sie und die Mädchen durstig sind und etwas Eistee trinken möchten, den er mitgebracht hat. Sie stimmen zu, auch Christe. Er beugt sich über einen Rucksack, der direkt neben seinem Sitz liegt und holt drei Becher heraus. Dann füllt er jeden fast bis zum Rand auf und reicht ihn zuerst an die Mädchen und dann an Jo weiter. Jo geht jetzt davon aus, als würde man ab hier dann wieder umkehren und würde bei Eistee noch ein bisschen plaudern. Doch zum Fotografieren ist es schon zu dunkel. Es dauert nicht mehr lange bis die Nacht einbrechen wird. Der Seewind wird auch immer frischer und das Wasser ist schon schimmernd schwarz. Rick erzählt, dass zu dieser Zeit die meisten Fische anbeißen und er nicht weit von hier den Hai am Haken hatte. Jo, Michelle und Christe hören ihm zu und trinken den Tee. Sie lassen sich beim Trinken Zeit aber lehnen immer dankend ab, als Rick nachschenken wollte. Er ahnt, dass sie allmählich aufbrechen wollen und erzählt mit Vergnügen absichtlich immer weiter um die Zeit hinauszuzögern. Er spielt den charmanten Touristenführer, dem man es überhaupt nicht anmerkt, dass er weiterfahren will. Christe wartet inzwischen nur darauf, dass sie wieder aufbrechen, bis sie verwundert ihren Blick von ihrem Schoß löste, als Rick erzählt, dass man „die ganzen schönen Nachtlichter der Städte in einer Stunde sehen werde“.. In einer Stunde? Die Antwort folgt prompt. Jo lächelt und sagt, dass sie Rick für die Führung sehr dankbar ist, sie aber morgen eine lange Autofahrt vor sich haben werden und es nett wäre, wenn sie jetzt wieder zurückfahren würden. Der Mann grinst und sagt, dass er sie natürlich zeitlich passend wieder zurück bringen wird, aber sie noch ein bisschen hierbleiben werden und gibt vor, dass sie womöglich so etwas wie hier nie mehr im Leben wieder sehen werden. Jo merkt, dass sich ein kleiner Konflikt zwischen ihnen aufbaut. Sie wiederholt nur freundlich, dass sie morgen nur wegen der Autofahrt schon früh aufstehen müssten und es gut wäre, wenn sie ‚dann‘ in ihrem Hotelzimmer wieder zurück sind. Rick hört ihr zu, nickt immer schmunzelnd mit dem Kopf. Michelle und Christe sagen nichts und blicken nur aufs Wasser hinaus. Als Jo vorschlägt in 10 Minuten wieder zurück zu fahren, findet Rick das wohl lustig, lacht etwas zurückhaltend und zuckt mit seinen Schultern. „Klar, kein Problem“, sagt er.

Obwohl sie gerade nur eine normale Bitte geäußert hat, fühlt sich Jo von seiner Reaktion etwas verlegen. Sie findet es doch anstrengend, dass man Mr Spencer etwas dazu drängen muss zum Ufer zurückzukehren, obwohl es doch abgemacht war, dass die Tour nicht zu lange dauern würde. Außerdem ist es schon Spät. Aber Jo vertraut ihm, behält ihre gute Laune bei und dankt Rick für sein Verständnis. Dann wechselt sie das Thema indem sie Michelle auf ihren Sonnenbrand anspricht, den man auf ihrem Nacken und Schultern ganz deutlich sehen kann. Sofort kommentiert Rick dazu, ob der Sonnenbrand weh tut und bittet sie, ihn zu zeigen. Sie lacht, dreht sich mit ihrem Rücken zu ihm um und streicht ihre Haare über ihren Hals, damit der Sonnenbrand ganz zu sehen ist. „Uuuu“ ätzt Rick und schaut betroffen zu Jo und Christe, die wie Michelle auch das witzig finden. Dann legt er beide Hände auf Michelle’s Rücken und drückt mit seinen Fingern erst leicht, dann aber fester in die Haut. Michelle lässt sofort davon hören, dass ihr das weh getan hat. Sie kneift ihre Augen zu, beißt ihre Zähne zusammen und hält sich beide Hände an den Nacken. „Der brennt schon ordentlich“, gibt Rick belustigt zu und holt mit seiner Hand aus um sie auf ihren Nacken zu klatschen. Michelle schreckt sofort zurück und Jo, die es zuvor noch lustig fand, bittet ihn mit einem fast schon hysterischen „No No No“, das zu unterlassen. Rick lacht. Er mache doch nur Spaß, gibt er vor und sagt, dass er sie reingelegt hat. Jo fällt ein Stein vom Herzen und lacht etwas erleichtert auf, während sich Michelle die noch schmerzenden Stellen am Nacken massiert. Christe ist aber die ganze Zeit über alleine, schaut einsam ins Weite, sodass sich Jo von Rick und Michelle abwendet und sich zu ihr gesellt. Sie reibt sich ihre Oberarme, weil ihr kalt ist und fragt ihre Mum wann sie wieder zurückfahren. Jo umarmt sie und drückt sie liebevoll an sich. Dann schwärmt Jo von den schönen Tagen, die sie zusammen hatten. Sie habe sich gut erholen können und sagt Christe, wie glücklich sie sei, dass sie sie, Michelle und Hal hat. Und auch, wenn der normale Alltag dann wieder los geht, sollten sie doch wieder mal so eine Reise machen. Christe erzählt ihr, dass sie den Urlaub auch klasse fand. Es wäre schade, dass er jetzt schon vorbei ist und wünschte sich, dass ihr dad auch mitgekommen wäre. Sie schaut auf das Wasser, auf die vielen Wellen die auf und ab schwingen, und wollte gerade ihrer Mum etwas sagen. Doch mitten drin wird Jo auf einmal laut. „NO!“, ruft sie mit einem sehr strengen Ton. Christe blickt zur Seite und sieht, wie Rick ihrer großen Schwester mit einer Hand am Bein rumfummelt und sie mit der anderen zu sich zieht…

Immer wieder blicken Leute im Zeugenraum auf ihre Uhren und tauschen untereinander ungeduldige Blicke aus. Es ist bereits nach 16 Uhr, der Zeitpunkt, auf den die Hinrichtung angesetzt war, aber die Jalousien vor der Glasscheibe sind immer noch zugezogen. Seargent Moore kann sich schon denken, was los ist. Die werden wohl noch nicht alle Kanülen bei dem Mistkerl eingesetzt haben. Dann ertönt aus einem Lautsprecher im Raum eine kurze Durchsage, dass die Hinrichtung in wenigen Minuten verzögert beginnen wird. Vereinzelt beginnen daraufhin Ehepaare untereinander zu flüstern, doch sonst bleiben die Gesichter der Anwesenden ernst und angespannt. Besonders von Hal Rogers, der seine Augen unter einer Sonnenbrille verbirgt. Für ihn ist es eine persönliche Angelegenheit und er würde sogar noch Stunden hier warten, wenn es sein muss. Einmal stand er kurz davor, etwas sehr unnormales zu tun. Es war um die Tage rum, nachdem die Beerdigung vorbei war. Immer tauchten Reporter bei ihm auf und wollten ihn interviewen. Hal hatte davon genug. Er war Anderen nicht aufgeschlossen, zog sich innerlich zurück und erledigte wie gewöhnlich noch die Farmarbeiten, doch was er fühlte und wie er trauerte, ging Niemanden etwas an. Er wollte das mit sich selbst ausmachen. Zuhause setzte ihm die Einsamkeit sehr zu und fast täglich stellte er sich darauf ein, von der Polizei einen Anruf zu erhalten, die ihm mitteilten, dass sie das Schwein haben. Das sie wissen, wer das getan hat. Es kam aber kein Anruf. Niemand wusste, wie Hal sich wirklich fühlte. In einer Nacht dann, ist er zum Friedhof rausgefahren, ganz im Wissen, dass ihn niemand verstehen würde. Er wollte nämlich nachsehen, ob wirklich seine Töchter und seine Frau in den Särgen lagen. Er wollte damals ihre Körper nicht sehen, wusste aber, dass sie tot waren, weil sie den Calais auf dem Parkplatz der Bootsrampen gefunden haben. Durch DNA und Zahn Analysen waren ihre Identitäten zu hundert Prozent bestätigt und die Identifizierung selbst nahm zu Hal’s Entlastung der Deputy von Willshire vor, der die Frauen kannte. Hal nahm eine Taschenlampe und einen Spaten mit und war hin und hergerissen. Was, wenn sie Michelle und Christe verwechselt haben und sie irrtümlich in die falschen Särge gelegt haben? Er musste nachsehen.. Doch am Fuße ihrer Gräber kam er doch noch zur Vernunft und lies davon ab.

Christe Eugenia Rogers, *6.10.1974 + 1.6.1989, Michelle Lee Rogers, *22.2.1972 + 1.6.1989, Joan Mae Etzler Rogers, *12.11.1952 + 1.6.1989.

Er blieb in der Nacht noch etwas bei seiner Familie, bis er wieder alleine nach Hause zurückkehrte.

Letzter Teil

Jo redet auf Mr Spencer ein. Er solle Michelle sofort los lassen. In ihr brennen zwar nicht die Sicherungen durch, aber Rick’s Benehmen geht ihr gerade zu weit. Rick geht aber nicht auf die verärgerte Mutter ein, sondern wirkt so, als hätte er jetzt keine Lust zu Reden. Er hält Michelle’s Arm weiterhin fest und behält sie im Auge. Michelle schaut ihn nicht an, sondern hat ihren Kopf mit geschlossenen Augen zur Seite weggedreht. Sie sagt nichts. „C’mon Sweety“, sagt Rick, ohne den Klang einer Aufforderung. Christe beobachtet das Geschehen schweigend von Hinten, aber Michelle, die sich gerade nicht nur belästigt sondern gar bedroht fühlt, möchte aus dieser Lage raus. „Mum“, sagt sie etwas verzweifelt. „Würden sie jetzt bitte meine Tochter loslassen !“, sagt Jo richtig laut und packt Rick’s Handgelenk. Ihn stört es wohl, dass Michelle ihn nicht ansehen will, oder ihre Mutter, die sich einmischt, wird ihm lästig. Er hat seinen Blick verändert und lässt Michelle nur widerwillig los. Jo ist fassungslos und findet für das, was sie eben gesehen hat keine Worte. Der Mann macht überhaupt keine Anstalten, die Sache zu entschärfen und  entschuldigt sich auch nicht. Sie legt nur schützend ihre Hand auf Michelle’s Schulter und fordert Rick auf, sie und ihre Töchter sofort zurück zu bringen. Der Mann setzt wieder sein betrügerisches Grinsen fort und schaut Jo ins Gesicht. „Beruhig dich mal. Sei nicht so laut, das mag ich nicht“, sagt er wieder ohne den Hauch einer Aufregung in seiner Stimme. Jo beharrt aber darauf, dass sie jetzt zurück fahren. Jetzt sofort. Sie will auch nicht mehr, dass Michelle weiter neben ihm sitzt und sagt ihr, dass sie zu ihrer Schwester gehn soll und hilft ihr vom Sitz auf. Als sie aufsteht und sich umdreht, gibt ihr Rick einen kräftigen Klaps auf den Hintern. „AU!“, ruft Michelle laut aus. Christe spürt ein Kribbeln in ihrem Bauch. Jo ist jetzt richtig sauer. „HÖRN SIE JETZT AUF“, bafft sie ihn an. „ODER WAS ?!“, schießt Rick zurück, springt von seinem Sitz auf und schaut auf sie herab. Michelle und Christe sind sehr beunruhigt und haben Angst, dass er ihre Mutter schlagen könnte. Für Jo geht aber gerade alles so schnell, dass sie viel mehr mit ihren Gefühlen kämpft, wie sie ihren Ärger äußern und wie sie mit ihren Töchtern wieder zurück an Land kommt. Rick, der Jo mit weit geöffneten Augen, ohne ihr zuzuhören, einfach reden lässt, versucht ihr immer mit einem schnellen „Hey!“ das Wort abzuschneiden. Er packt ihre Oberarme: „Wenn du nicht sofort die Klappe hälst, schwimmst du zurück, während ich mit deinen Mädchen aufs Meer rausfahre“. Er drückt noch fester zu, damit sie sich nicht befreien kann. Jo kreischt, dass er sie loslassen soll. Christe schaut nur regungslos zu. „Bitte Sir. Hörn sie auf“, fleht Michelle. Sie klingt als würde sie gleich hysterisch werden, aber durch ihr Flehen lenkt sie Rick dadurch ab. Er nennt sie Sweety und sagt ihr, dass er gleich zu ihr kommen werde. Jo reißt sich von ihm los und weicht 3 Schritte zurück. War sie noch vor Kurzem aufgebracht und wütend, hat sich ihre Sicht auf die Lage, nachdem sie Rick festgehalten und angeschrien hat, nun verändert und ist zerstreut wie sie die Angelegenheit deeskalieren soll. Sie muss diesen Mann, der völlig anders geworden ist, irgendwie zur Vernunft bringen. Ihn dazu bringen, sie zurückzufahren. Doch es sieht eher danach aus, als wollte er sich mit ihr anlegen. Sie ist sichtlich überfordert. Schützend hält sie ihre Hände vor die Brust und sagt ihm mit einem beruhigenden Ton, dass es ihr nur darum ginge, dass sie jetzt wieder zurück fahren. Michelle steht ihrer Mutter bei. Sie bittet ihn mit betenden Händen ganz freundlich und Christe fleht, dass er sie „Bitte, Bitte …“ nur zurückbringen soll. Mit den Händen an den Hüften angewinkelt, steht Rick vor Jo. Kurz denkt er nach, ehe er dann sagt: „Du.. Ich weiß nicht, ob ich das nicht echt tun sollte. Ob ich dich echt von meinem Boot schmeißen sollte“. Jo ist fassungslos. Dann wendet er sich an Christe und Michelle. „Soll ich sie reinwerfen?“, fragt er sie und meint es ernst. In ihm kommt gar Freude hoch, als er dabei in ihre entsetzten Gesicher blickt. Christe’s Lippen beginnen zu zittern, sie ist den Tränen nah. Michelle schüttelt den Kopf, bringt immer nur ein kurzes leises ‚Nein‘ hervor. „Wieso nicht ?“, fragt er mit einem zynischen Unterton, bis Jo ihn erneut zur Rede stellt. Wieder sagt sie ihm laut, dass es jetzt reicht. Er solle ihre Töchter in Ruhe lassen und jetzt endlich zur Vernunft kommen.. Michelle und Christe müssen daraufhin mit ansehen, wie Rick ihrer Mutter in den Magen schlägt und sie mit einem schmerzvollen Stöhnen zu Boden sackt. „MUM! MUM!“, kreischt Michelle. Christe schluchzt und hält sich ihre Augen zu. Michelle will sich über ihre Mutter beugen, doch Rick stoßt sie sofort zurück. Jo hält sich ihre Arme an den Bauch und kämpft damit Luft zu holen. Er hat sie voll erwischt. Michelle ist gerade so fertig mit den Nerven, dass sie kaum einen Laut rausbekommt, sich erneut über ihre Mutter beugt und sie mit zittrigen Händen an der Schulter und am Kopf berührt. Rick aber zieht Michelle an ihren Haaren nach Oben und hält ihr plötzlich ein Messer ans Kinn. Er sagt ihr drohend, dass sie doch drüben bleiben sollte und wickelt ihre Haare noch fester um seine Hand um sie noch stärker in ihren Nacken zu ziehen. Michelle blickt geschockt in den Himmel. Christe weint. Sie bittet ihn ihrer Schwester nicht weh zu tun. Rick stoßt Michelle zu Christe und wird daraufhin ziemlich brutal. Zuerst bricht er die Schwestern. Er schreit sie förmlich und irre an, dass sie sich sofort mit Gesicht und Bauch auf den Boden legen sollen und droht beiden dabei mit dem Messer an, ihre Mutter zu verletzten. Michelle und Christe tun sofort was er sagt. Jo ist kurz davor ihrer Panik freien Lauf zu lassen um aufzuspringen und so laut sie kann nach Hilfe zu schreien. Doch durch ihre Angst, vorallem wegen dem Messer, ist sie auch wie gelähmt. Rick zieht sie an ihrem Ellbogen dann nach Oben, presst ihren Bauch gegen die Reling, hält ihr das Messer von hinten an den Hals und droht ihr, sie auf den Meeresboden zu versenken. Dabei schaut er immer wieder über seine Schulter auf den Boden, ob sich die Mädchen auch nicht bewegen. Als sich die Gelegenheit ergab und Jo einen flüchtigen Blick nach Vorne wagt, wird ihr klar, wie alleine sie hier draußen sind. Sie sind mitten in der Bucht, ohne irgendein Boot in ihrer Nähe. Die Lichter von Saint Petersburg sind nur ganz kleine Punkte und das einzigste Geräusch, sind die Wellen die ans Boot plantschen. Rick steckt sein Messer wieder ein, zerrt sie dann an ihrem rechten Ellbogen zu ihren Töchtern und befehlt ihr, sich neben Michelle auf den Bauch zu legen. Allerdings mit dem Kopf nach Hinten, verkehrt herum. Jo tut was er sagt. Christe hält in ihrer zitternden linken Hand immer noch Michelle’s Kamera fest, die ihr Rick aber nun abnimmt. Dann holt er seinen Rucksack und sucht darin nach etwas, doch weder Jo noch die Mädchen trauen sich ihn anzusehen. Ein klirrendes Geräusch, von den im Rucksack verstauten Sachen erklingt, als er ihn wieder auf den Boden schmeißt. Jo ist dann die erste, die spürt, wie er ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken überkreutzt mit einem Seil zusammenschnürrt. „BITTE! WIR HABEN KEIN GELD DABEI ABER ICH GEBE IHNEN ALLES WAS WIR HABEN WENN SIE UNS ZURÜCKBRINGEN! BITTE! SIE KÖNNEN ALLES HABEN!“. Rick ignoriert ihr Flehen und hat, obwohl sie versucht sich gegen seinen festen Griff zu wehren, kaum Mühe das Seil festzuziehen. Christe und Michelle hören dann zum letzten Mal die Stimme ihrer Mutter. „BITTE HÖRN SIE AUF! HÖRN SIE AUF!“. Dann zieht Rick eine Klebebandrolle auseinander und stülpt den schwarzen Streifen auf ihren Mund. Straff und ganz fest wickelt er es mehrere Male um ihren ganzen Unterkopf, bis eine dicke Schicht über ihrem Mund entsteht und er den Streifen abschneidet. Nur die Nase bleibt ihr noch zum Luftholen. Als Christe danach die Nächste ist, hat sie einen Nervenzusammenbruch. Sie strampelt verzweifelt mit ihren Beinen und schreit und heult völlig zerrüttelt herum, sodass sich Rick auf sie draufsetzt und ihren Kopf auf den Boden presst. Rick fesselt und knebelt sie so, wie er es auch bei ihrer Mutter gemacht hat. Danach ist Michelle dran. In ihr kommen verdrängte Erinnerungen wieder hoch, als ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken gefesselt werden. Auch bei ihr wickelt Rick den ganzen Unterkopf mit Klebeband ein. Er fragt Michelle darauf, ob das Klebeband auch fest sitzt, während er seine Hand dabei auf ihren Sonnenbrand klatscht und sie ihren Hals vor Schmerzen überstreckt. Dann kneift er Christe die Nase zu, worauf sie ihren Kopf energisch hin und her schüttelt, ehe er sie wieder loslässt. Und Jo sagt er, dass es ihm nicht ums Geld gehe, sondern um sie und ihre Kinder und fügt hinzu, dass er mit ihnen die ganze Nacht über alles anstellen werde. Anschließend holt er aus seinem Rucksack eine Lampe, Handtücher und ein weiteres viel, viel längeres gelbes Seil heraus. Die Lampe schaltet er an und stellt sie zwischen den Sitzen auf den Boden ab. Ihr Licht beleuchtet das ganze Bootsdeck. Dann schmeißt er das Seilgewirr Michelle und Christe vor die Augen. Er hat sie auch aus dem Grund geknebelt, um ihre Schreie zu dämpfen, wenn er ihre Hosen samt Unterwäsche auszieht. Jo ist machtlos und schüttelt ihren Kopf, als er ihr den Slip von den Beinen reißt. Auch ihre Sommerschuhe nimmt er ihr ab und wirft alles in den vorderen Bootsteil. Dann schneidet er ein großes Stück Seil ab und bindet es um ihre Füße. Er zieht es noch fester als bei ihren Händen zu und bindet es mit einem noch komplexeren Knoten zusammen. Danach dreht er auch die Mädchen um, zieht sie nacheinander ab der Hüfte komplett aus und fesselt anschließend ihre Füße. Von selbst können sie sich nun nicht mehr befreien. Ab diesem Zeitpunkt hat er die absolute Kontrolle über das Geschehen. Sie können aus dieser Position heraus nicht mal mehr aufstehen und obwohl sie gerade erst vor Kurzem gefesselt wurden, spüren sie jetzt schon die harten Auswirkungen auf ihre Körper. Das mühsame Atmen durch ihre Nasenlöcher. Das Kreisen der Schultergelenke, weil ihre zusammengebundenen Hände hinter ihren Rücken ausharren müssen. Sie können nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird, als das, was gleich kommen wird. Die Vergewaltigung. Sie wissen, dass sie das irgendwie aushalten müssen. Rick hingegen lässt seinen spöttische Kommentaren über ihre Lage freien Lauf und bleibt, weil bisher alles so läuft, wie er es sich vorgestellt hatte, völlig gelassen. Er nimmt Michelles Kamera und knipst ein Foto von ihnen. Er wird noch viele Fotos von ihnen machen. Dann hängt er sich Michelle’s Kamera um seinen Hals und zieht seine Hose aus…

Sommer, 1994.

Es ist eine laue Sommernacht, als Scott Hopkins mit seinem Boot auf die Tampa Bay rausfährt. Er ist einer der Ermittler, die in dem Fall involviert sind und kennt alle Details. Hinter ihm und seinen Kollegen liegen, seit 1989, drei schwierige Jahre harter Ermittlungsarbeit zurück. Vor 2 Jahren hatten sie den Mörder verhaftet. Nun geht es bald darum, ihn nicht nur ins Gefängnis zu bringen, sondern ihn wegen den 3-fachen Mord an den Rogersfrauen anzuklagen um die Todesstrafe einzufordern. Für den Staatsanwalt ein nicht komplett einfaches Gerichtsverfahren. Sie hatten nicht ‚den‘ handfesten Beweis, um ihn festzunageln. Sie würden ihn zweifellos wegen der Madeira Beach Vergewaltigung drankriegen, aber dann käme er irgendwann wieder frei. Trotzdem ist ihre Beweislast für den Schuldigen erdrückend: Der Teil eines sichergestellten Fingerabdrucks des Daumens auf der Touristenbroschüre, den man ihm zuordnen konnte. Die Aussage seiner erwachsenen Tochter, dass er ihr bei einem „spontanen“ Besuch in Cincinnati mal anvertraut habe, dass man ihn in Tampa, wegen den Mord an drei Frauen suche. Die protokollierten Telefonate an seine Frau, die er in der Tatnacht von seinem Boot aus getätigt hatte und beweisen, dass er die ganze Nacht über, auf der Tampa Bay draußen war… Scott Hopkins jedenfalls, ist in dieser Nacht mit seinem Boot zu der Stelle gefahren, an der Christe’s Körper gefunden wurde. Man hatte sie nicht weit der Sunshine Skyway Bridge gefunden und trieb etwa 3 km von Michelle und Jo entfernt im Wasser. Trotz, dass jede von ihnen mit einem schweren Betonklotz beschwert wurde, waren die entstandenen Gase durch den Verwesungsprozess  schon so fortgeschritten, dass sie auf dem Wasser schwommen. Sie waren regelrecht aufgebläht. Als Vater von 2 Kindern, die fast im gleichen Alter sind, wie damals Michelle und Christe, geht Scott dieser Fall persönlich sehr nah. Und das, woran er Lange nicht denken wollte, versucht er gerade hier auf seinem Boot.. Sich vorzustellen, was damals auf diesem Boot in dieser Nacht passiert ist. Es muss schrecklich gewesen sein. Er hatte ihre Augen nicht zugebunden sondern wollte, dass sie sehen, wie sie leiden und sterben werden. Wahrscheinlich war die Mutter die Letzte, als sie noch zuvor mitansehen musste, wie ihre Töchter nacheinander über Bord geworfen wurden, bevor auch sie dran war. Was für ein Mensch bringt sowas nur fertig? Wie kann man einer Mutter und ihren Kindern nur sowas antun, geschweige es vorher nur schon planen? Dieser Mann wollte sie nicht nur vergewaltigen, sondern sie auch töten und dachte, dass seine Tat für immer auf dem Grund der Bay verschollen bleibt. So sehr Scott aber auch versucht, sich ein Bild davon zu machen, bleiben seine Fragen unbeantwortet. Es ist schlichtweg für ihn unvorstellbar. Solange der Mörder selber nicht redet, werden sie wohl nie erfahren, was damals passiert ist. Umso wichtiger ist es, dass er keiner Frau mehr etwas antun kann. Und zwar nie mehr.

Zur Zeit der Ermittlungen haben er und viele seiner Kollegen oft gebetet. Und auch jetzt, ganz in der Nähe der Stelle, wo Christe gefunden wurde, betet er, bevor er wieder mit seinem Boot zurückfährt. Dieses Gebet ist jedoch anders als sonst. Es ist für Christe, Michelle und Jo.

Einmal kam Michelle allein von der Schule nach Hause..

Es war still im Haus. Christe war beim Softballtraining und ihre Eltern haben sich noch mit Verwandten verabredet und waren bis spät in den Abend weg. Als sie den Flur durchquerte und das Wohnzimmer betrat, warf sich plötzlich ihr Onkel von hinten auf sie drauf und presste seine Hand auf ihren Mund. Nachdem er ihr etwas ins Ohr flüsterte, lies ihre Panik nach und sie hörte auf zu Schreien. Er legte ihr Handschellen an, zerrte sie in ihr Zimmer und vergewaltigte sie auf ihrem Bett. Für Michelle war es nicht leicht, dann am selben Abend mit ihrer Familie zusammen zu essen und so zu tun, als hätte sie einen normalen Tag gehabt. Es war für sie nicht leicht, sich niemanden anzuvertrauen um darüber zu reden. Immer als die Nacht einkehrte und sie in ihrer Bettdecke eingewickelt im Bett lag, musste sie mit diesen Schmutz selbst fertig werden um ihren Onkel aus dem Kopf zu verdrängen und irgendwann dann doch einzuschlafen..

Ihre Schwester sollte Nie das Gleiche durchmachen müssen wie sie. Stets hat Michelle auf Christe aufgepasst und sie so vor einer Misshandlung ihres Onkels geschützt. Nun liegt sie gefesselt und geknebelt neben ihr und muss gleich mitansehen, wie Christe das selbe Leid erfahren muss. Von einem Mann, der zu einem kaltblütigen Psychopathen geworden ist und offenbar zu allem bereit ist. Die Klebebandschichten auf ihren Mündern dämpfen ihre Schreie. Für Michelle und Jo ist es furchtbar, Christe’s krampfhaftes Weinen zu hören, als Rick ihre Unschuld nimmt. Mit gequälten Lauten lässt sie die Schmerzen über sich ergehen. Ihre Oberschenkel zittern dabei. Zwischen ihren Beinen blutet sie. Rick fotografiert sie und blickt immer wieder zu ihrer Mutter, die er vor die Sitze geschleift hat und mit einer ungehaltenen, obszönen Sprache seine Schandtat kommentiert. Direkt danach fällt er über Michelle her.

Jo ist wie gelähmt. Die Frau, die schweres Arbeiten in ihrem Leben gewohnt ist kann ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie zusehen muss, wie ihre Töchter gequält werden. Michelle kneift ihre Augen zu und dreht ihren Kopf zur Seite, aber gegen Rick kommt sie nicht an. Auch sie kreischt mit schrillen Lauten auf, als er sie anschließend noch schmerzhafter misshandelt. Auch Michelle fotografiert er. Schließlich war Jo an der Reihe, bis er sich erneut an ihre Töchter verging und das Martyrium nach fast einer Stunde endlich aufhörte..

Um das Boot herum, das in den Wellen treibt und schaukelt, ist es still geworden. Rick trocknet sich mit einem Handtuch ab und trinkt den restlichen Eistee aus der Thermoskanne aus. Das er sich inzwischen beruhigt hat, deutet Jo als ein Zeichen, das er genug hat, und gibt ihr neue Hoffnung. „Ihr wollt wohl jetzt gehn was?“, fragt Rick hämisch. Er zieht sich seine Hose wieder an, als Jo versucht ihm etwas zu sagen. „Was ist denn?“, fragt Rick genervt. Jo schaut ihn mit flehenden Blick an und wiederholt ihr Anliegen, dass man wegen den Klebebandschichten auf ihrem Mund aber nur schwer verstehen kann. „Ich hab keine Ahnung was du von mir willst Ohio“. Dann versteht er es. Sie wiederholt immer nur: „Bitte“.

„Sei still“, fordert Rick. Jo fleht erneut. „HÖR AUF DAMIT! SEI SOFORT STILL, VERDAMMT! SEI STILL!“. Doch Jo bettelt ihn weiter an und weint dabei. Rick schaut sie verärgert an. „Na du wirst dich noch wundern! Wart’s ab..“. Er zündet sich eine Zigarette an und schüttelt den Kopf. Dann schweift er seinen Blick über die Bootskante hinaus auf die kleinen Lichtpunkte in der Ferne. Er scheint wohl das Interesse an Michelle und Christe verloren zu haben. Dann blickt er wieder auf Jo hinab und schaut ihr direkt in die Augen. Es sind nur kurze Augenblicke, aber diese sind eindringlich. Entschlossen. Als wollte er ihr damit irgendetwas sagen. Dann nimmt er seine Zigarette aus dem Mund und sagt nur schleierhaft: „Ja wirklich! Wirst schon sehn!“. Rick pustet ihr den Qualm ins Gesicht und nickt nur, während Jo diesen schadenfrohen Blick in seinen Augen wieder erkennen kann. Dann schmeißt er das Handtuch auf ihren Kopf, schnippt den Rest der Zigarette über Bord und setzt sich vors Steuer.

Im Klang des Motorbrummens dreht sich Michelle auf die Seite um Augenkontakt zu ihrer Schwester zu suchen. Christe blickt nur verloren neben sich auf den Boden, aber als sie merkt, dass Michelle sie ansieht, dreht sie ihren Kopf auch zu ihr. Kurz darauf jedoch wird es dunkel. Rick hat die Lampe ausgeschaltet und gibt Gas. Er kennt die Bucht so in- und auswendig, dass er auch bei purer Dunkelheit anhand der weit entfernten Lichter der Städte weiß, wo er hinsteuern muss. Michelle nutzt den Motorlärm und die Dunkelheit jedoch aus um etwas zu tun, was sie jetzt braucht. Sie will bei ihrer Schwester sein und schleift sich zu ihr rüber. Durch das Klebeband auf ihren Mündern können sie nicht reden. Sie können sich in der Dunkelheit auch nicht sehen, aber sie können sich durch Kontakt spüren. Vorsichtig legt sie sich neben Christe. Zuerst berühren sie sich mit ihren Nasenspitzen, dann mit der Stirn. Christe ist ihr dafür dankbar, denn sie fängt darauf zu Weinen an. Michelle wünschte, sie könnte auch zu ihrer Mutter rutschen, aber sie liegt direkt hinter dem Beifahrersitz in Rick’s Nähe und obwohl es  in dieser Situation völlig die falsche Beschreibung ist, hofft sie, dass es ihrer Mutter gerade gut geht. Ist sie doch gerade so fertig von dem, was sie durchmachen musste, so hatte sie die ganze Zeit über doch mehr Sorgen um ihre Schwester und besonders um ihre Mutter. Sie hatte große Angst davor, dass er sie umbringen würde. Christe kuschelt sich nun ganz nah an Michelle ran und legt sanft ihren Kopf auf ihren. Im Beisein von ihr kann Michelle sogar etwas abschalten. Es ist kein Entspannen, sondern eher eine Art Beruhigung. Trotz dass sie noch immer gefesselt und geknebelt ist. Trotz der Schmerzen, die sie noch hat, wirkt gerade all das, was auf sie einwirkt, beruhigend: Das Arbeiten des Motors, das leichte Vibrieren des Bodens, das Schaukeln des Bootes und das Gefühl des Fahrens. Es fühlt sich für sie so an, dass es vorbei ist, das sie es überstanden haben. Dies sind Momente, die ihnen gut tun..

Doch dann stoppt plötzlich unerwartet der Motor und es ist wieder Still. Sofort hat Christe wieder Angst und schleift sich von Michelle weg. Sie sind kaum mehr als 2 Minuten unterwegs gewesen und sind unmöglich schon bei den Bootsrampen. Michelle kann hören, wie sich Rick vor Ermüdung bemerkbar streckt. Das Licht geht wieder an. „Na, noch wach Sweety?“. Hämisch blickt Rick, mit den Händen an den Hüften, auf die Mädchen herab, während Michelle sofort wieder das Unbehagen spürt, das in ihr hochkriecht. „Willst du zu deiner Mommy?“, fragt Rick Christe. Der Anblick, wie Jo mit dem Handtuch auf ihrem Gesicht vorne hilflos liegt, macht sie sehr traurig. Tränen fließen ihr erneut über die Wange, als sie Rick wieder ansieht. Doch in Michelle’s Blick hat sich dabei etwas verändert. Hatte sie die ganze Zeit über vor Rick Angst, schaut sie ihn nun.. wütend an. Sie hasst diesen Mann! Rick vergeht sogar sein Grinsen, als er Michelle in die Augen blickt. „Bist du sauer?“, fragt er sichtlich überrascht, doch Michelle starrt ihn nur an. Rick fehlen die Worte, doch nur sehr kurz.

Als würde der Ärger aus seinem Körper nicht ausbrechen können, beugt er sich impulsiv über seinen Rucksack. Dann holt er eine Taschenlampe raus, stellt sich direkt über Michelle und leuchtet ihr ins Gesicht. Das grelle Licht blendet sie, aber sie starrt ihn nur an. Sie hasst Rick.“Huh? Bist du sauer?“. Er hebt seine andere Hand hoch, spreizt Daumen und Zeigefinger voneinander ab, während er die anderen Finger zusammenballt. Michelle weicht seinen drohenden Blick nun aus und atmet tiefer durch ihre Nase ein und aus. Dann beugt er sich über Michelle’s Gesicht. Sie will ihren Kopf wegdrehen, doch Rick hält sie regelrecht an ihrer Nase fest. Mit geschlossenen Augen und kurzen, schrillen Lauten versucht sie den Luftmangel auszuhalten. Rick wiederholt seine Frage. Wort für Wort: „Bist Du Auf Mich Sauer?“. Der Drang Luft zu holen wird in ihr immer größer, doch so sehr sie auch versucht sich dagegen zu wehren, lässt Rick sie nicht los. Christe fleht Rick mit verzweifelten Lauten an, Michelle los zu lassen. Auch Jo bekommt mit, was gerade passiert und will Rick mit geknebelten Geschrei dazu bringen, abzulassen. Michelle stöhnt ein lautes „m mmmm!“ aus, damit er endlich loslässt. „Ach nein?“. Michelle’s Augen sind weit geöffnet. „m mmmmm!!“, entgegnet sie lauter. Als es nicht mehr anders geht und Michelle’s Gesicht schon rot geworden ist, lässt er sie endlich los. Es war nicht das erste Mal, dass er ihre Nase zugedrückt hat. Ebenso wie bei Christe und Jo.

Es hat den Anschein, dass Rick irgendwie unsicher wirkt und ihnen etwas vorenthält. So packt er Michell’s Schultern und wendet sie auf ihren Bauch um. Sie vermutet zunächst, dass er sie losbinden wird, stattdessen aber zupft er nur an den Fesseln an ihren Handgelenken sowie an ihren Fußknöcheln. Dann wendet er sich Christe zu. Dreht sie auf ihren Bauch um und leuchtet mit seiner Taschenlampe auf die verknoteten Stellen um zu prüfen, ob sie noch fest sind. Anschließend lehnt er sich an die Reling und leuchtet auf die andere Seite aufs Wasser hinab. Trotz der größer werdenden Angst nochmal vergewaltigt zu werden, bleiben die Frauen ruhig. Ob er deswegen das Boot hier gestoppt hat? Wenn dieser Mann doch nur mal etwas sagen würde. Stattdessen sammelt er nur alle ihre Sachen, die er ihnen entnommen hatte und vorne verstreut herumliegen auf und steckt sie in seinen Rucksack. Schließlich reißt er Jo das Handtuch vom Kopf. „Wir sind da Ohio“, sagt er ihr mit einem Tonfall, als würde er nach langer Ungeduld endlich etwas erledigen können. Weil Jo aber weiß, dass dies nicht stimmen kann, wirkt sie von seinen Worten wie erschrocken. Sie ahnt, dass er nocht etwas vorhat.

„Na Kleine, wie schaut’s aus? Erzählst du’s deinem Daddy?“.

Christe schüttelt sofort ihren Kopf.

„Nein natürlich nicht.. Und Du! Erzählst du’s jemanden?“, fragt er Michelle.

Auch sie verneint, indem sie ihren Kopf schüttelt.

„Nein? Wirklich nicht?“, fragt Rick misstrauisch und doch irgendwie amüsiert.

„M m“, stöhnt Michelle ängstlich und schüttelt nochmals ihren Kopf. Rick grinst.

„O ich denke doch.. Klar werdet ihr’s erzähln!“. Beide Schwestern schütteln noch energischer ihre Köpfe.

„Doch Sweety! Doch! Ich wette drauf, dass du und deine Schwester mich verpfeifen werdet. Genauso wie deine Mum. Aber weißt du was? Ihr werdet auch nichts sagen, weil ich noch nicht mit euch fertig bin!“.

Rick krümmt sich über einen Schacht im Boden und nimmt den Deckel ab. Als er daraufhin einen Gegenstand heraushebt und diesen auf den Boden hart absetzt, ist es für Michelle und Christe so, als würde er sie mit seinem Messer bedrohen. Sie haben einen Adrenalinüberschub. Wieder beugt sich Rick über den Schacht und wieder klirrt es laut. Jo wird schlecht, während sie mit geschockten Blick Rick dabei zusieht, wie er auch einen dritten Betonklotz heraushebt und ihn auf den Ersten stapelt. Jeder von ihnen wiegt um die 20 Kilo. „Puh! Richtig schwer“, gibt Rick grinsend von sich. Michelle versucht aus ihrer Todesangst heraus aufzustehen, fällt aber sofort wieder hin. Wieder versucht sie es und wieder zieht sich das Seil noch enger um ihre Fußgelenke, sodass ihr Gewicht sie auf den Boden zurückzieht. Die totale aufkommende Panik in den Frauen pusht Rick. „JA SWEETY! JAAAA!“, schreit er völlig euphorisch. Michelle hingegen presst ihre Augen fest zusammen und drückt ihre Stirn stark gegen den Boden, als sie versucht ihre Hände von den Fesseln zu befreien. „Schrei ruhig so laut du kannst. Los schrei!“. So laut es nur geht versucht sie mit ganzer Kraft zu Schreien, damit jemand, der hoffentlich in ihrer Nähe ist, sie hören kann, aber als die Luft knapp wird und die Schmerzen an ihren Handgelenken größer, gibt sie auf und bricht innerlich zusammen. Rick lacht und knipst ein Foto von ihr. Dann noch eins von Christe und Jo, bevor er das lange gelbe Seil aus seinem Rucksack wieder rausholt und sein Messer zur Hand nimmt.

„Wie tief wird’s hier wohl sein? 60? 65 Fuß?“. Er schneidet das Seil durch, lässt gut 3 Meter aus ehe er erneut die Klinge anlegt.

„Ich wette mit euch, dass es hier mindestens 70 hat“. Jo atmet tiefer und versucht Rick mit verkrampften Lauten auf sich aufmerksam zu machen.

„Doch Ohio. Vielleicht auch 80. Hier geht’s richtig runter“. Jo wimmert und schüttelt ihren Kopf. „.. Nein?“, fragt Rick als er versucht ihre Worte anahand ihres Gesichtsausdrucks zu deuten, während er auch dieses Seilstück abschneidet. Schweißperlen fließen an Jo’s Stirn runter. Es ist eindeutig, dass sie um das Leben ihrer Töchter fleht. „Achso, nicht deine Kinder.. Doch Ohio. Die auch..“, sagt Rick schlicht gefühlskalt und fügt dann noch hinzu: „.. Die zuerst“.

Rick will zuerst mit Michelle anfangen um ihr das Seil um den Hals zu legen, aber sie drückt ihr Kinn gegen ihre Brust. „Bist ja wirklich ne Kämpfernatur“, sagt Rick überrascht und küsst noch ihre Stirn. Dann aber überkommt in ihm die Wut und er versucht regelrecht das Seil um ihren Hals zu reißen. Mit purer Gewalt, als wollte er sie strangulieren. Michelle spannt mit voller Kraft ihre Halsmuskeln an. Rick flucht und beschimpft sie, als sie verzweifelt dagegenhält. Kurz war sie davor aufzugeben und locker zu lassen, doch dann ist es Rick, der ablässt. Michelle ist von ihrer hilflosen Lage und der schieren Brutalität völlig durchgerüttelt und muss einen Weinkrampf in sich zurückhalten. Schnell saugt sie Luft durch ihre Nasenlöcher ein und versucht stark zu bleiben. Dann jedoch muss sie mit ansehen, wie Rick das Seil um Christe’s Hals wickelt. Sie versucht noch durch das Klebeband auf ihrem Mund „CHRISTE“ zu schreien, doch ihre Schwester leistet keinerlei Widerstand, als Rick ihr das Seil drei Mal schnell um ihren Hals wickelt und es festknotet. Michelle ist außer sich. Kreischt und schreit nach ihrer Schwester, die wegen den Schlingen um ihren Hals damit kämpft, noch Luft zu bekommen. „Verdammt Ja!“, sagt Rick, als er auch über Jo herfällt um auch ihr mit dem nächsten Seil den Hals festzuschnüren. Dann stellt er sich vor Michelle auf. Drohend spannt er das Seilstück vor seiner Brust, doch auch dieses Mal presst Michelle erneut ihr Kinn gegen ihre Brust. Rick dreht sie auf ihren Bauch um und kneift ihr dann fest in den Nacken. Die Schmerzen sind so groß, dass Michelle sie nicht aushält und ihren Kopf nach Hinten in den Nacken streckt. Sofort wickelt Rick darauf das Seil drei Mal um ihren Hals und zieht den Knoten fest zu.

Die Schlingen sitzen fest. Beengen ihre Luftröhre, sowie ihre Halsschlagader. Stets tut es Michelle nun weh, wenn sie durch ihre Nase Luft holt, oder Schlucken will. Auch ihren Kopf kann sie nun nicht mehr drehen, da die Schmerzen zu groß werden. Rick nimmt das andere Ende des Seils und bindet es an einem Klotz fest. „Na Kleine. Schon mal die Luft angehalten?“, fragt er Christe, als er das nächste Seil an einen Klotz festbindet. „Richtig lang. Nicht so kurz, als ich dir die Nase zugehalten hab“. Christe starrt mit weit aufgerissenen Augen nur in den Nachthimmel, während sie sich auf ihre Atmung konzentriert. „Ich zeig dir gleich wie das geht“. Schließlich bindet er noch das letzte Seil, welches um Jo’s Hals gewickelt ist, an einem Klotz fest. Als er danach ernst macht, fangen Michelle und Jo zum Kreischen an, als sie mitansehen müssen, wie er Christe an die Bootskante schleift. Dann hebt er sie hoch und presst sie gegen die Reling. Anschließend hebt er den Betonklotz auf, der mit ihrer Schlinge verbunden ist, und legt ihn auf ihren Rücken drauf. Mit seiner linken Hand hält er ihn noch fest, damit er die Balance beibehält und nicht wegrutscht. Mit seiner rechten Hand greift er dann vor Christe’s Beine, ehe er sie mit einem kraftvollen Schwung in die Luft hebt und Christe kopfüber mit dem Klotz ins Wasser fällt.

Ein Plantschen erklingt. Wassertropfen spritzen ins Boot. Michelle und Jo konnten nicht hinsehen und haben ihre Augen geschlossen. Sie würden noch viel länger um Christe schreien, wenn die Luftknappheit sie nicht zum stillen Trauern zwingen würde. Wie als würde sie es nicht wahr haben wollen, blickt Jo trauernd auf ihen Schoß und schüttelt ihren Kopf hin und her. Michelle ist geschockt. Ihr Blick hängt noch an der Stelle fest, an der Christe vor Kurzem noch gestanden hat, während ihr eine bittere Träne die Wange runterfließt. Rick kommentiert Christe’s Versenken mit den Worten eines Mörders. Blutrünstig und Bitterböse. Dann packt er Michelle’s Füße und schleift sie zu sich über den Boden um sie ebenfalls aufzurichten. Aber Michelle kämpft auch jetzt dagegen und glaubt sogar, eine ihrer Hände befreien zu können, weil die Fesseln um ihre Handgelenke lockerer geworden sind. Dennoch ist ihr Widerstand aussichtslos, weil Rick zu kräftig ist. Für ihn ist es bei ihr nur mühsamer, wie bei Christe, als er sie auch mit ihrem Bauch gegen die Reling presst. Sie ballt ihre Hände zu Fäusten und dreht sie wie verrückt umher um die Fesseln noch weiter zu lockern. Schließlich spürt sie noch das schwere Gewicht des Betonklotzes hinter ihrem Nacken auf ihrer Wirbelsäule, bevor sich vor ihren Augen auch alles dreht und sie kopfüber ins Wasser geworfen wird. Dann holt Rick die Klebebandrolle aus dem Rucksack und schneidet ein Stück davon ab. Jo versucht panisch noch ihren Kopf wegzudrehen, doch Rick klebt schließlich ihre Nasenlöcher damit zu. Dann schiebt er den letzten Klotz an die Seite. „Schwimm um dein Leben“, sagt Rick noch mit einem Grinsen zu Jo, die sich auf dem Boden im Todeskampf windet und schüttelt. Schließlich zieht er sie rauf, wirft zuerst sie über die Reling und schmeißt direkt danach den Klotz hinterher..

Nur die Wellen, hört man kurz danach noch ans Boot plantschen. Rick’s Puls, der über dem Normalwert liegt, wird sich wieder beruhigen. Er zündet sich erstmal eine Zigarette an und lässt sich beim Rauchen Zeit. Dann schnippt er sie an der Stelle ins Wasser, wo er Jo reingeworfen hatte bevor er seine Taschenlampe nochmal zur Hand nimmt. Er stellt sich an die Seite, auf der er die Mädchen versenkt hatte und leuchtet Meter für Meter die Wasseroberfläche ab. Das Selbe macht er auch auf der anderen Bootsseite, wo nichts Auffallendes zu sehen ist. Nichts außer Wellen…

Die Uhr zeigte 16:08 Uhr an, als der Vorhang zur Hinrichtungskammer endlich aufgezogen wurde. Die Blicke aller Anwesenden sind nun auf den alten Mann gerichtet, der auf die Liege geschnallt wurde und mit intravenösen Injektionen in beiden Armen die letzten Momente seines Lebens erlebt. Er könnte den Zeugen auf der anderen Seite der Scheibe in die Augen sehen, tut es aber nicht. Über seinem Kopf hängt ein Mikrofon. Seine Augen sind geschlossen, während alle gespannt sind, was der Mann noch vor seinem Ende ein letztes Mal zu sagen hat. Keiner der Hinrichtungszeugen sagt etwas.

„Gefangener Chandler, möchten sie noch etwas sagen ?“, fragt ihn mit einem autoritären Ton ein großer Mann, der neben dem Gefängnisdirektor steht. Häftling 1275 öffnet seine Augen. Sein Blick ist stur nach Oben an die Decke gerichtet, aber er lehnt mit einem „Nein“ nur ab und schließt daraufhin wieder seine Augen. Seargent Moore, sowie andere ehmalige Ermittler reagieren mit verachtenden Blicken auf seine Reaktion. Genauso wie Angehörige und Verwandte der Rogers Familie. Hal hingegen bleibt davon unberührt und lässt den Mörder seiner Familie nicht mehr aus den Augen. Neben ihm sitzt seine Nichte und hält seine Hand fest. Sie war einst die Cousine von Michelle und Christe. Nun ist sie erwachsen geworden. Michelle und Christe sind es nicht. Der selbe Mann, der auch der Letzte war, der zu Häftling 1275 gesprochen hat, drückt schließlich auf einen Knopf, woraufhin eine kleine Lampe rot aufleuchtet um die Freigabe für das Injizieren der tödlichen Substanzen zu signalisieren. Keine 30 Sekunden dauert es, ehe schon das erste Medikament in seinen Körper einströmt. Kurz darauf wechselt ein grimmiges und ernstes Gesicht eines Mannes, der bis zuletzt sein ganzes Leben über, gegen jeden und alle anderen Widerstand leistete, zu dem eines schlafenden alten Mannes. Alles erschlafft. Seine Arme und Beine sowie sein Mund, der sich öffnet. Als er vollständig narkotisiert ist, strömt das zweite Medikament in seinen Körper. Dieses lähmt jegliche Muskeln und sorgt dafür, dass die Atmung zum Erliegen kommt. Sein Brustkorb hebt sich somit immer flacher auf und ab, bis er sich überhaupt nicht mehr bewegt. Das dritte und letzte Medikament strömt durch die Kanülen in seinen Körper. Dieses verursacht bei ihm den Herzstillstand und falls er nicht schon wegen Sauerstoffmangels gerade im Sterben liegt, wird ihn das definitiv umbringen. Sobald das Gehirn keinen Sauerstoff mehr bekommt, verliert man zuerst die Sinne sowie jegliche Bereiche zur Steuerung des Körpers. Dann alle Erinnerungen, bis zum Schluss die letzte Gehirnzelle auch abgestorben ist und man nicht mehr existiert..

Als der medizinische Assistent keine Lebenszeichen mehr feststellen konnte, wurde Oba Chandler um 16:25 Uhr für tot erklärt. Er hätte schon viel früher hingerichtet werden müssen als 17 Jahre später. Nach der Hinrichtung wurde anschließend eine Pressekonferenz samt Fernsehübertragung abgehalten, in der Chandlers letztes Statement veröffentlicht wurde, dass er auf einen Zettel niederschrieb:    You are killing a innocent man today

3 Jahre nach der Hinrichtung, im Jahr 2014, hatte man den Mörder von Ivelisse Berrios-Beguerisse ermittelt. Als die damals 20 Jährige 1990 von ihrer Arbeit nach Hause fahren wollte, waren die Autoreifen ihres Fahrzeugs aufgeschlitzt. Ihr unbekleideter Körper wurde schließlich im Gebüsch tot aufgefunden und wies Würgespuren an ihrem Hals, sowie Fesselmale an ihren Handgelenken auf. Sie wurde auch mit Klebeband geknebelt, weil man Fetzen davon in ihren Haaren sicherstellte. Mittels moderner Kriminaltechnik durch DNA Spuren konnte man ihren Mörder identifizieren. Sein Name? Oba Chandler.

They killed a guilty man that day !

Für die, die mehr über diesen Fall wissen wollen:

Angels & Demons, von Thomas French (wohl das Beste was man dazu lesen kann)

Death Cruise, von Don Davis (eine andere Sicht auf den Fall mit mehr Hintergrundinfos über den Täter)

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