
Geliebte im Schatten
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Mit einem leisen Klirren berührten sich unsere Weingläser und ich ließ die letzten Tropfen des vorzüglichen Traubennektars meine Kehle hinabgleiten. Die bildschöne junge Frau, welche sich den Platz auf dem Sofa mit mir teilte, tat es mir gleich. Meine geliebte Linda… 5 Jahre waren wir schon ein Paar und noch immer brannte unsere Liebe füreinander lichterloh. Ich konnte kaum glücklicher sein.
Der Raum verdunkelte sich ein wenig. Ein weiteres der dutzenden Teelichter, welche das Wohnzimmer unserer erst kürzlich bezogenen Wohnung in einen romantischen Kerzenschein tauchten, war erloschen. Wie lange wir wohl schon hier saßen? Vier Stunden? Fünf? Ich wusste es nicht mehr. Wir waren zu sehr mit unserem liebevoll angerichteten Abendessen und einander beschäftigt, um auf so etwas unwichtiges wie Zeit zu achten.
Und doch schien meine Liebste entschieden zu haben, dass es Zeit für das süße Dessert des Abends war.
Sie platzierte ihr leeres Glas auf dem Wohnzimmertisch und lehnte sich vor, bis nur noch Millimeter ihr makelloses Gesicht von dem meinen trennten.
“Gib mir 10 Minuten” hauchte sie mir verführerisch entgegen und berührte meine Lippen sinnlich mit den ihren. Kaum der Bezeichnung “Kuss” gerecht und doch so verlockend, dass ich mein Verlangen nach ihr kaum noch zügeln konnte. Sie wusste immer so genau, wie sie mich um den Finger wickeln konnte.
Mit der Grazie einer Katze erhob sie sich schließlich vom Sofa und setzte dabei gezielt all die Stellen ihres Körpers in Szene, welche ich am meisten liebte. Im flackernden Schein der übrigen Teelichter umspielten sie die Schatten derart, dass meine Fantasie geradezu Höhenflüge erlebte. Lebhafte Bilder zogen an meinem inneren Auge vorbei, wie ich diesen Traum von einer Frau aus ihrem eng anliegenden, rubinroten Kleid schälen würde. Und wie ich jeden Zentimeter ihres wunderbaren Körpers liebkosen würde… und schließlich…
Das Ächzen unserer Schlafzimmertür riss mich aus meinen Gedanken. Wie unter Hypnose waren meine Augen der brünetten Schönheit in unser Schlafgemach gefolgt. Auch ich stellte schließlich mein leeres Weinglas ab und erhob mich langsam. Meine steifen Glieder gaben nur schwerfällig nach und ein lautes Knacken der Knochen war zu vernehmen, als ich begann, sie zum ersten Mal seit vielen Stunden wieder zu strecken. Ich wollte schließlich für das, was mich erwartete, nicht zu ungelenk sein. Endlich nahm ich mir wieder meine Armbanduhr von der nahegelegenen Kommode und begutachtete die darauf angezeigte Zeit. Bereits Mitternacht? Wir hatten wirklich die Zeit vergessen. Mit einem Schmunzeln fing ich an, durch das Wohnzimmer zu spazieren. Ich schlich ungeduldig zwischen den Möbeln umher, wie ein Löwe in freudiger Erwartung seiner nächsten Fütterung. Im Minutentakt betrachtete ich die Zeiger der Uhr.
Noch 8 Minuten.
Noch 7 Minuten.
Noch 6 Minuten.
Ich wollte nicht mehr warten. Ich wollte ins Schlafzimmer. Wollte Linda. Und doch zügelte ich mich mit dem bisschen Kontrolle, die ich noch über mein Verlangen hatte. Sie machte das immer. 5 Minuten, um sich herzurichten und 5 Minuten, um meine Vorfreude an die Spitze zu treiben. Grausam… doch effektiv.
Noch 1 Minute.
Die Ungeduld zog mich von einem Winkel des Zimmers zum anderen und ich löschte auf meinem Weg die restlichen Teelichter. Schließlich erhellte nur noch der dezente, kaum merkliche Schein des Mondes das dunkle Wohnzimmer und die Zeit war endlich abgelaufen. Nun würde dieser Löwe nichts mehr zwischen sich und seine Beute kommen lassen.
Langsam und vorsichtig schlich ich auf die verschlossene Schlafzimmertür zu. Der Weg war nicht weit, doch ließ mich das spärliche Licht des noch jungen Mondes kaum die Konturen der Möbel erahnen. Eine blutende Nase wäre kaum ein krönender Abschluss für den bisher so wunderbaren Abend.
Meine Hand legte sich auf das kalte Metall der Klinke, welche ich ohne zu zögern hinab drückte. Mit einem Ächzen öffnete sich die Tür langsam weiter und weiter. Ich wurde begrüßt von der wunderschönen…
…Schwärze der Nacht.
Die Jalousien des Fensters in unserem Schlafgemach waren gänzlich verschlossen und meine Geliebte schien sich bewusst gegen die Verwendung alternativer Lichtquellen entschieden zu haben. Die Dunkelheit ging einher mit einer erdrückenden Stille. Leicht überrascht schlich ich weiter in das Zimmer und ließ die noch offene Tür hinter mir.
“Linda?” fragte ich leise.
“Pssssssst…” zischte es hinter mir und ich hörte, wie sich die Schlafzimmertür schloss. Ich drehte mich sofort um, doch spürte ich sogleich einen kalten Finger auf meinen Lippen, der dem Gebot der Stille Nachdruck verlieh. Eine zweite Hand drückte sanft gegen meine Brust und schob mich langsam rückwärts gen Bett. Dieses erreichte ich nach nur wenigen, kleinen Schritten und fiel rücklings auf die Matratze.
Ich hörte das Geräusch vorsichtiger Schritte, welche sich an mir vorbei in Richtung Kopfende des Bettes bewegten. Ich blieb stumm und regungslos liegen.
Linda hatte sich wohl mal wieder etwas neues einfallen lassen, um mich zu überraschen. Dies begrüßte ich mit Freuden, denn das war es, was unsere Beziehung bis heute am Leben erhielt. Ihre immerwährende Kreativität und Bereitschaft, etwas neues auszuprobieren. Langeweile hatte in unserem gemeinsamen Leben bisher nur selten Platz gefunden. Ich spürte, wie sich samtweicher Stoff um mein linkes Handgelenk legte und dieses behutsam nach oben gen Kopfende zog.
Sie wollte mich also fesseln? Wie… spannend. Was sie wohl danach mit mir zu tun plante?
Auch mein rechtes Handgelenk wurde sanft mit dem weichen Stoff gefesselt und ich lag nun mittig auf dem Bett. Noch immer trug ich Anzughose und Hemd, doch begann meine Partnerin sogleich, dies zu ändern.
Ich spürte, wie die Matratze unter mir nachgab und erahnte, dass Linda sich zu mir… oder eher auf mich begeben würde. Meine Vermutung wurde alsbald bestätigt und ich spürte ihre weichen Lippen auf den meinen. Erneut gönnte sie mir nicht den innigen Kuss, den ich so begehrte, sondern ließ mich mit dem Verlangen zurück. Langsam ließ ich meine Zunge über meine Lippen gleiten und genoss den Geschmack süßer Erdbeeren. Das war das erste mal, dass sie einen Lippenstift dieser Art verwendete und ich hatte keinerlei Einwände vorzubringen.
Ihre Lippen waren an meinem Hals angelangt, während sie langsam mein Hemd aufknöpfte. Sie hielt sich selbst erneut zurück und ließ nur die Spitze ihrer Zunge behutsam meinen Hals entlang in Richtung meiner Brust gleiten, welche sie mit ein paar sanften Küssen sogleich begrüßte. Ihre nackten, wohlgeformten Brüste auf meinem Oberkörper zu spüren ließ das Feuer der Lust in meinem innersten nur noch stärker lodern.
Was sie tat zeigte Wirkung. Selten hatte ich ein derartiges Verlangen danach, mit ihr eins zu werden. Mich auf sie zu stürzen wie ein wildes Tier. Und eben das versagte sie mir, was mich nur noch lüsterner werden ließ. Meine Hände hatte ich bereits bei der ersten Berührung unserer Lippen zu Fäusten geballt und merkte es noch nicht einmal. Ebenso wenig konnte ich verhindern, dass sich mein Körper ihr fordernd entgegen drückte, was sie jedoch gekonnt ignorierte.
Endlich war mein Hemd geöffnet und ich spürte ihre Lippen meinen Bauch hinab gleiten, während ihre Hände sich umgehend an die Entfernung meiner Hose machten. Gleich. Gleich würde sie mich erlösen und ich könnte mich ihr gänzlich hingeben… zuerst der Gürtel… dann die Hose selbst… und schließlich fühlte ich den Stoff an meinen Beinen hinab gleiten. Ich spürte ihren heißen Atem direkt über dem Bund meiner Boxershorts, welche ihrem Plan sofort als nächstes zum Opfer fiel. Nackt wie Gott mich schuf lag ich nun vor ihr und wollte endlich mein Verlangen von ihr stillen lassen. Ihre Lippen berührten kaum merklich meine pulsierende Erektion, die ich nur ihr zu verdanken hatte. Doch das war bereits alles, was sie mir an Erleichterung gönnte.
Ich spürte, wie sie ihren Oberkörper von mir löste und hörte ihren Atem sich erneut meinem Gesicht nähern. Sie ließ ihren Kopf zu meinem Ohr sinken und hauchte mir kaum hörbar zu: “Endlich… mein Liebster…”
Was darauf folgte war die wohl schönste Nacht meines Lebens. Über den gesamten Verlauf unseres Liebesaktes hinweg entließ sie meine Hände nicht in die Freiheit, so war ich ihr gänzlich ausgeliefert. Und ich genoss es so sehr, wie ein Mann eine Frau nur genießen konnte. Es hätte sich über Stunden oder auch nur Minuten hinziehen können, ich hatte kein Gefühl mehr für Zeit. Ich hatte keinerlei Gedanken mehr in meinem Kopf. Und ich hätte es mir kaum schöner ausmalen können.
Nach einer gefühlten Ewigkeit der gemeinsamen Ekstase begann ich schließlich, in einen erschöpften doch höchst zufriedenen Schlaf zu gleiten. Das schönste Wesen in meinem Leben lag keuchend auf mir und ich spürte ihr Herz mindestens ebenso schnell rasen wie das meine. Es war… perfekt.
Am nächsten Morgen wurde ich von sanftem Sonnenschein geweckt. Er drang durch das nun geöffnete Fenster in den Raum und ließ mich wundern, wie lange ich wohl geschlafen hatte. Noch mehr wunderte ich mich jedoch über die Abwesenheit von Linda. Noch immer entblößt lag ich alleine auf unserem Bett, doch waren zumindest meine Hände nicht mehr an das Kopfende gebunden. Sie hatte wohl meine Fesseln gelöst und war vor mir aufgestanden. Welch tiefen Schlaf unsere nächtlichen Aktivitäten doch hervorgerufen hatten…
Mit einem leichten Kater, den ich wohl dem Wein des Vorabends zuzuschreiben hatte, setzte ich mich auf und rieb mir die Augen, um klar sehen zu können. Ich erkannte sogleich einen Zettel auf meinem Nachttisch neben dem Bett. Etwas überrascht griff ich danach und las seinen Inhalt. Seltsamerweise war er augenscheinlich mit einem Computer geschrieben worden.
Ich danke dir so sehr, mein Geliebter! Dies war die schönste Nacht meines Lebens. Schon seit Jahren habe ich von dieser Nacht geträumt und du hast meinen Traum endlich wahr werden lassen!
Egal, was die Zukunft bringt. Egal, was du oder ich noch tun und denken werden. Vergiss niemals… ich liebe dich mehr, als dich je ein anderer Mensch auf dieser Welt lieben wird.
‘Jahrelang hatte ich von dieser Nacht geträumt’? Der Sinn dieses Satzes erschloss sich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, doch musste ich dennoch bis über beide Ohren grinsen. Noch nie hatte ich von ihr eine derart emotionale Liebeserklärung erhalten. Doch sie machte mich zum glücklichsten Mann der Welt.
Bis mein Blick zu meiner Hand wanderte, welche den Zettel hielt.
“Ist das… Blut?” flüsterte ich im Selbstgespräch. Meine Hände wiesen kleine, rote Flecken auf, welche getrocknetem Blut erstaunlich nahe kamen. Erst danach bemerkte ich, dass auch mein Oberkörper mit Überresten derselben Flüssigkeit gespickt war. Vom Bettlaken unter mir ganz zu Schweigen.
Ich war perplex und brauchte einige Sekunden um mich zu sammeln. Doch anstatt eben dieses zu tun, wurde ich nur noch nervöser und ängstlicher. Meine Kopfschmerzen waren vergessen und mein Verstand begann zu rasen. Was ist passiert? Wessen Blut ist das? Wo ist Linda?
Ich sprang auf und erblickte sogleich noch mehr Blut auf dem Zimmerboden, gleich neben dem Bett. Doch waren dies nicht mehr nur Tropfen, es war eine besorgniserregend große Lache, die auf dem glatten Parkett zu großen Teilen noch immer flüssig war. Ein leichter Würgereiz überkam mich, doch nicht, weil ich kein Blut sehen konnte… es war die schiere Menge und die lähmende Angst, dass es sich um das Blut meiner Geliebten handeln könnte. Was war nur passiert? Wo war sie nur hin?
Verzweifelt und fast schon instinktiv stolperte ich zur Tür des Badezimmers, welches zum Schlafzimmer gehörte. Ich weiß nicht mehr, was mich auf die in diesem Moment so abwegige Idee brachte, anzuklopfen.
“Linda? Linda, bist du da drin!? Geht es dir gut!?” rief ich durch die geschlossene Tür und hatte noch immer einen Funken Hoffnung, ihre Stimme zu vernehmen, dass doch alles in Ordnung sei und sie sich nur an irgendetwas geschnitten hätte.
Natürlich war dieser Funke dazu verdammt, in der kalten Realität zu erlöschen.
Meine Hand bebte vor Angst. Furcht vor dem, was ich finden könnte. Und doch schaffte ich es, die Klinke mit ihr zu umschließen. Doch dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis mein schockgelähmter Körper dem Befehl meines Gehirns Folge leistete und die Tür zögerlich öffnete.
Ich brach zusammen. Wie aus weiter Ferne konnte ich einen markerschütternden Schrei vernehmen. Er klang wie der meine, doch war mein Körper zu taub, um dies zu bemerken. Tränen flossen in Strömen über mein Gesicht und mein Mund stand weit offen.
Vor mir… hing Linda.
Sie war nackt und Seile waren um ihre Handgelenke und an die Handtuchhalter gebunden, welche sich an den gegenüberliegenden Wänden des Bads befanden. Sie hing wie Jesus am Kreuz, doch war ihr Körper mit deutlich mehr Blut bedeckt. Ihre Kehle entlang zog sich ein tiefer, langer Schnitt und ihre Gedärme hatten sich auf dem Boden verteilt. In ihrem Bauch klaffte ein riesiges Loch, durch das ihre Organe den Weg in die Freiheit angetreten hatten. Entsetzen und Angst würden für immer in ihrem toten Antlitz eingraviert sein. Selbst ihr Gesicht, welches aussah, als hätte sie Ströme von Blut geweint, war nicht verschont geblieben. Doch waren diese blutigen Tränen das Ergebnis der leeren Höhlen, die einst von ihren wunderschönen, smaragdgrünen Augen gefüllt waren.
Endlich konnte ich wieder etwas fühlen. Zu meinem Bedauern war es jedoch mein Erbrochenes, welches sich den Weg nach außen bahnte und sich dabei nicht aufhalten ließ. Es verlief sich in dem Meer aus Lindas Blut, welches sich auf dem Badezimmerboden gebildet hatte. Mein Gehirn versagte mir nach wie vor den Dienst und anstelle von Gedanken befanden sich darin nur Schock, Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit.
Sogleich überkam mich der nächste Brechreiz und ich stolperte aus dem Badezimmer, da ich den Anblick meiner abgeschlachteten Geliebten nicht mehr ertragen konnte. Ich vermochte nur einen, vielleicht zwei Schritte zu tun, ehe ich erneut auf die Knie zusammenbrach und weiter unaufhaltsam Tränen über mein Gesicht flossen. Es waren stille Tränen, denn noch immer konnte ich nicht gänzlich erfassen, was ich soeben gesehen hatte. Ich wusste, es war kein Albtraum. Kein Albtraum wäre je derart echt und bestialisch. Aber… konnte das alles wahr sein? Nein, das durfte es nicht!
Doch dann sah ich das, was mich bis heute verfolgt. Von all dem, was ich an diesem Morgen fand, hat sich dies für immer in mein Gehirn gebrannt. An der Wand über Lindas Nachttisch stand in blutigen Lettern:
ICH WOLLTE, DASS DIE SCHLAMPE ZUSIEHT
Darunter, auf dem Nachttisch selbst, lag etwas. Mein Gehirn weigerte sich zunächst, es zu identifizieren. Doch nach wenigen Momenten erkannte ich es endlich.
Ich blickte ein letztes mal in Lindas smaragdgrüne Augen, ehe ich mich der Finsternis der Bewusstlosigkeit hingab.