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Spätschicht

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Spätschicht

„Bekomme ich noch 2 Hefe?“ Er hatte seine Hand gehoben und fragend gewunken. „Klar, bringe ich.“, murmelte ich, ohne dass er es bei der Lautstärke hätte hören können. Er nickte zufrieden. Die Nonverbale Kommunikation reichte wohl aus. Heute war ganz schön was los. Bayern gegen Manchester City. Champions League. Bei solchen Begegnungen war, in einem Etablissement welches kleine Kunstrasen Fußballplätze vermietet, ordentlich Betrieb. Ich öffnete die Glastür des Gastro Kühlschranks und nahm 2 Flaschen Hefeweizen heraus. Als ich mich den Gläsern im Regal hinter mir zuwandte, bemerkte ich, dass wieder keine sauberen drin waren. Ein Paar standen immerhin abgespült hinter der Theke. Inzwischen geübt, goss ich das Bier in die Gläser und stellte diese vor einem Mann in einem roten Bayern Trikot auf den Tisch. Sein Kopf hatte beinahe dieselbe Farbe. Schnell schnappte er sich ein Glas, welches so perfekt eingeschenkt war, dass man es für einen Werbespot hätte verwenden können, und schlang die Hälfte herunter. „Das ist jetzt genau das Richtige, nach dem Sport!“ grunzte er. Seiner Körperfülle nach zu urteilen, war es auch das Richtige vor dem Sport.

Die Herrengruppen, welche hier spielten, waren bunt gemischt. Firmen-, Freizeitkicker und ambitionierte Vereinsfußballer trafen hier in der Gaststube der Einrichtung aufeinander, um noch ein wenig zu quatschen, fachsimpeln oder wie heute, auf einem der vielen Flachbildschirme ein Spiel zu gucken. Ich war für die weitestgehend flüssige Verpflegung zuständig. Und alleine war das schon ein harter Job wenn, bis zu 40 Personen in Bierlaune gerieten. Auf dem Weg zurück zum Tresen tippte mich jemand am Arm an. „Hi, vier große Pils, bitte. Und habt ihr noch ’n paar Salzstangen?“ „Klar, bringe ich.“ Motivation zu haben, ist die eine Sache. Diese auch zu zeigen eine Andere.

Zu meiner Erleichterung sorgte ein wahrlich schönes Fallrückzieher Tor eines gewissen Herrn Lewandowski dafür, dass die Partie nicht in die Verlängerung ging. Die Spiele auf den einzelnen Courts waren längst zu Ende und so langsam lichtete sich auch das Publikum des Spiels im Fernsehen. Nachdem der letzte Gast gezahlt hatte, schloss ich, wie immer, zuerst die Eingangstür ab um nicht während des Kassenabschlusses überrascht zu werden. Die Einnahmen heute waren zwar sehr gut, aber für einen Überfall lohnten sie sich eher nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht die leiseste Ahnung, dass das Grauen nicht nur von draußen kommen kann.

Ich erledigte meine Aufgaben routiniert. Eine Menge an Lichtern wollten ausgeschaltet und eine nicht geringere Anzahl an Türen verschlossen werden. Und das auf 3 Ebenen. Als Erstes ging ich ins Kellergeschoss. Wenn man dazu neigte, sich schnell zu gruseln, sollte man diesen Bereich lieber meiden. Hier war alles verwinkelt, alt und zu gestaubt. Und, wie bei Kellern so üblich, größtenteils dunkel. Hier musste die Anlage auf „Standby“ geschaltet werden. Danach ging es an die mittlere Ebene. Die Größte von allen. Hier schloss ich die einzelnen Courts und Kabinen ab. Einige herrenlose Duschgele und eine kurze Sporthose brachte ich im Fundbüro unter. Ansonsten gab es auch nicht viel, außer ein paar Bierbänken, Stehtischen, einer kleinen Schaufensterpuppe im schicken Werbedress, samt Pappaufsteller, auf dem für Bubble-Football geworben wurde. Einer dieser aufblasbaren Bälle in die man hineinschlüpft und so gedämpft gegeneinander laufen kann um somit zwar die fußballerische Klasse komplett in den Hintergrund, dafür aber den Spaß nach vorne zu bringen.

Im oberen Bereich gab es am meisten zu tun. Küche, Tresen und Kassenbereich mussten geputzt und abschließend bearbeitet werden. Mitten in diesen Aufgaben, fiel mir auf das ich vergessen hatte die beiden Schalter im Keller umzulegen. Ich ging also nochmal runter und war vollkommen in Gedanken verloren, als ich aus dem Augenwinkel etwas bemerkte, was meinen Herzschlag aussetzten ließ. Mitten auf der Flurfläche der mittleren Ebene stand auf einmal eine Person. Ein Kind. Und es starrte mich an. Es dauerte Millisekunden, die mir wie Minuten vorkamen ehe ich begriff, dass es sich bei der Person um die Schaufensterpuppe handelte. Sie stand da. Meter von ihrem ursprünglichen Platz entfernt. Einfach so.

Ich ging ein wenig um sie herum und betrachtete sie neugierig. Wie konnte das sein? Jemand musste sie hier hin gestellt haben. Ruckartig fuhr ich herum, weil ich meinte ein Geräusch aus dem Keller gehört zu haben. Wie gesagt war ich nie besonders ängstlich oder schreckhaft, aber diese Aktion war mir dann doch ein wenig zu seltsam. Ich trug die Puppe mit ihrem freundlichen Lächeln wieder an ihren Platz, während ich aber nicht eine Sekunde die Treppe zum Keller aus den Augen ließ. Nichts. Dann machte ich mich auf den Weg nach unten. Langsam und umsichtig. Unten angekommen beruhigte ich mich langsam wieder. Der leicht zu überschauende Kellerbereich war menschenleer. Wie erwartet. Es gab auch keine Verstecke oder Nischen, die ich hätte kontrollieren können. Aber wie kam die Puppe da jetzt hin? Ich kam zu dem Schluss, dass einer der letzten Gäste sich einen Scherz erlaubt haben musste. Die Schalter betätigte ich und schaute mich nochmals um. Ich kam nicht darum herum über meinen Schreck zu schmunzeln. Welcher der Bekloppten auch immer das war, er hatte mich erwischt.

Den verdienten Feierabend vor Augen machte ich mich auf den Weg nach oben. Abwasch und der Tresen waren ja soweit fertig. Nur noch der Kassenabschluss und ich kann mich auf den Heimweg … Ein Schrei! Wo kam er her? Oder war ich es selbst, der geschrien hatte? Ich wusste es nicht mehr. Meine Knie wurden schlagartig weich und während ich scheinbar Kontrolllos nach hinten umkippte, sah ich mit weit aufgerissenen Augen die Silhouette vor mir. Diese verdammte Puppe. Sie stand auf der letzten Stufe der Treppe nach oben. Ich schloss die Augen als ich den Aufprall erwartete. Ein wenig zu früh, aber der Schmerz kam umgehend, als ich der Länge nach auf meinem Rücken landete. Verwirrt versuchte ich mich zu orientieren. Die Schmerzen waren sehr intensiv, aber es war nichts Schlimmeres.

Mein Blick wanderte natürlich zuerst zu der … Das gibt es doch nicht! Die Treppe war frei. Keine Spur von der Puppe. Ich flog wörtlich auf die Beine und rannte auf die mittlere Ebene. Nichts … Diese beschissene Puppe stand genauso an Ort und Stelle wo ich sie hingeschleppt hatte. Was ging denn nur in meinem Kopf vor? Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie, aber mir reichte es jetzt. Vielleicht täten mir in Zukunft etwas weniger gruselige Geschichten und Filme ganz gut. Kassenabschluss und raus hier. Oben angekommen zählte ich die Umsätze aus, legte das Bargeld in einen Umschlag und räumte die letzten Gläser in die Regale. Umschlag und Schlüssel mussten noch ins Büro in den Safe gebracht werden, dann Licht aus und Feierabend.

Mit dem Umschlag unterm Arm, die Einnahmen waren heute deutlich besser als sonst, folgte ich den langen Flur zum Büro. Dort angekommen Schloss ich den Umschlag im Tresor ein. Nun musste ich hier auch noch die Sicherung für die Parkplatzbeleuchtung herausnehmen. Diese brauchte nicht die ganze Nacht eingeschaltet zu sein. Ich sah mich um. Mein Rücken meldete sich mit leichten Schmerzen zurück. Ich ignorierte es und war einfach zufrieden, dass endlich alles fertig war. Das laute Gepolter riss mich aus diesem Zustand heraus. Ein Geräusch als, wenn man eine dieser dicken blauen Matten aus dem Sportunterricht auf dem nackten PVC Boden fallen lässt. Nun folgte noch ein leiseres, ähnlich dem Öffnen eines neuen Nutella Glases. Was war das? War doch noch jemand hier? Es lief mir eiskalt den Rücken herunter. Ich lugte in den langen Flur, denn die Geräusche schienen Jenseits dessen zu kommen. Es war nichts zu sehen. Im Büro war natürlich auch nichts und behagte es mir gerade gar nicht, dieses zu verlassen. Dann wieder Geräusche.

Eine Frau? Es klang, als würde jemand sehr ungeübt mit High Heels über die Fliesen laufen. Die Schritte kamen näher. Am Ende des Flurs konnte ich tatsächlich eine Bewegung wahrnehmen. Und dann war sie vollkommen klar zu erkennen. Panik überkam mich. Alle Nackenhaare richteten sich auf und mein Magen schien in sich zusammenzusacken. Am beleuchteten Ende des langen, dunklen Flurs trat, mit an spastischen Zuckungen erinnernden Bewegungen, eine kleine Silhouette. Die Klackergeräusche der Hacken ließen mich erahnen, wer mir da gegenüberstand. Ich bemerkte, dass die rechte Hand fehlte. Der Unterarm war abgebrochen. Übrig blieb nur ein spitzer, teilweise ausgefranster Stumpf. Sie stand still da. Ich zweifelte an meinem Verstand. War sie gerade wirklich von selbst dorthin getaumelt? Mit blankem Entsetzen musste ich feststellen, dass ich mich nicht getäuscht hatte. Die Puppe. Sie begann zu zucken. Erst der Kopf. Es schien, als würde sie sich umsehen. Dann wurden die Bewegungen wilder und unkontrollierter. Die nackten Plastikfüße setzten sich in Bewegung. Sie kam auf mich zu! Immer schneller werdend hörte ich das Klacken der Kunststoff Hacken auf den Fliesen. Ich flüchtete ins Büro und schloss rasch die Tür hinter mir.

Es rumste an der Tür und die Klinke wurde wild gerüttelt. Meine Atmung wurde hastig und schweiß stand mir bereits auf der Stirn. Das kann doch alles nicht wahr sein! Diese scheiß Schaufensterpuppe beginnt zu leben und versucht nun mich mit dem scharfkantigen, abgebrochenem Unterarm anzugreifen. Plötzlich war Stille. Keine Schläge mehr an der Tür. Ich atmete tief durch… Ein Schweißtropfen rann mir die Schläfe hinab… Cool bleiben… Ich sortierte meine Gedanken und nahm all meinen Mut zusammen, als ich die Tür einen Spalt öffnete. Keine Puppe. Als ich die Tür etwas weiter aufmachte, konnte ich den Flur entlang sehen. Keine Puppe. Aber auch keine Einbildung wie ich an den tiefen Kratzern in der Tür erkannte. Sie musste den Flur hoch zurückgegangen sein. Wie eine Spur lagen überall Plastikfädchen herum, welche zu dem Material zusammengepresst werden aus dem solche Puppen bestehen.

Ich folgte der Spur langsam und vorsichtig. Sie bestand aus kleinen Schnipseln und Mikroplastik wie ein Hauch Kunst Schnee. Mal etwas mehr, mal weniger. Bis schlagartig nichts mehr da war. Leider brauchte ich den Bruchteil einer Sekunde zu lange um zu realisieren was das bedeutete. Ich spürte einen scharfen Schnitt in meinem Nacken. Es fühlte sich kalt an. Direkt darauf ein Stich, der an Schmerzhaftigkeit alles Bisherige übertraf, mitten in meinen hinteren Oberschenkel. Mit meinem Ellbogen raste ich herum und traf das Mistvieh direkt am steinharten Schädel! Ich hatte mir in diesem Moment den Ellbogen gebrochen. Aber die Puppe wurde gute 2 Meter von mir weggeschleudert, traf auf den Boden und zerfiel in ihre Einzelteile! Diese blieben allesamt reglos liegen. Unglaublich…

Die Teile lagen immer noch reglos in dem Flur und ich wusste, dass ich nun schnell Hilfe bräuchte, wenn ich nicht verbluten will. Der Schnitt in meinem Nacken lies immer wieder warme Schwälle meines Blutes über meine Schulter laufen. Ich schleppte mich nach oben und griff sofort zum Telefon. Nach 15 unendlichen Minuten trafen die Rettungskräfte ein. Ich hatte in dieser Zeit nicht eine Sekunde die Tür zur Treppe nach unten aus den Augen gelassen. Von da an ging alles sehr schnell und meine Erinnerungen verblassten, nachdem ich sehr starke Schmerzmittel bekommen hatte. Der Stich im Oberschenkel und der tiefe Schnitt in meinem Nacken wurden vorläufig behandelt und ich wurde auf einer Trage in den Krankenwagen gebracht. Da ich meinen Sinnen an diesem Abend sowieso nicht wirklich getraut habe, wusste ich auch nicht sicher, ob ich glauben sollte, was ich bei der Abfahrt des Krankenwagens sah. Die Puppe stand am Fenster des Gebäudes und schien mir nachzusehen.

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