Ich liege in meinem Bett und kann nicht schlafen. Wieso kann ich nicht schlafen? Weil es tropft. Das Wasserrohr über meinem Bett ist beschädigt und es tropft auf meinen Kopf. Ich könnte natürlich einfach das Bett verschieben und einen Eimer unter das Leck im Rohr stellen. Das habe ich aber schon dreimal gemacht. Und der verfluchte Eimer ist immer noch leer. Und jedes Mal tropft es mir auf den Kopf.
Ich habe es aufgegeben, den Tropfen zu entkommen. Stattdessen liege ich da und frage mich, ob das Wasser mir folgt, oder ob es das Rohr ist, das sich bewegt. Eins von beidem muss es sein, irgendwie. Oder habe ich mich gar nicht bewegt? Aber nein, ich habe das Bett verschoben, ganz sicher. Eben noch stand das Bett mit dem Fußende und der rechten Seite an den Wänden. Jetzt ist nur eine Wand am Kopfende. Aber es tropft. Es tropft auf meine Stirn.
Es ist absurd, aber langsam beginnt es, wehzutun. Als würde sich das Wasser in meinen Schädel hineingraben. Aber das kann nic
Ich liege in meinem Bett und kann nicht schlafen. Wieso kann ich nicht schlafen? Weil es tropft. Das Wasserrohr über meinem Bett ist beschädigt und es tropft auf meinen Kopf. Ich könnte natürlich einfach das Bett verschieben und einen Eimer unter das Leck im Rohr stellen. Das habe ich aber schon dreimal gemacht. Und der verfluchte Eimer ist immer noch leer. Und jedes Mal tropft es mir auf den Kopf.
Ich habe es aufgegeben, den Tropfen zu entkommen. Stattdessen liege ich da und frage mich, ob das Wasser mir folgt, oder ob es das Rohr ist, das sich bewegt. Eins von beidem muss es sein, irgendwie. Oder habe ich mich gar nicht bewegt? Aber nein, ich habe das Bett verschoben, ganz sicher. Eben noch stand das Bett mit dem Fußende und der rechten Seite an den Wänden. Jetzt ist nur eine Wand am Kopfende. Aber es tropft. Es tropft auf meine Stirn.
Es ist absurd, aber langsam beginnt es, wehzutun. Als würde sich das Wasser in meinen Schädel hineingraben. Aber das kann nicht sein. Wobei … Wasser kann sich durch Felsen und Erde graben, warum nicht auch durch Haut und Knochen? Ich greife mir an die Stirn. Meine Hand wird feucht, als ich eine warme Flüssigkeit auf meiner Stirn spüren kann. Aber das bringt mir leider absolut gar nichts, denn ich sehe nichts.
Es könnte also genauso gut das Heizungswasser sein, wie mein Blut. Was soll ich tun? Ich wage es nicht, aufzustehen. Der Boden muss mittlerweile nass sein. Und da ich ohnehin schon nichts sehen kann, würde ich höchstwahrscheinlich ausrutschen und stürzen. Ich werde langsam panisch. Die Panik wird zwar gelegentlich von einem Schub entnervter Angespanntheit abgelöst, aber am Ende überwiegt sie doch.
Was soll ich tun? Endlich ringe ich mich dazu durch, aus dem Bett aufzustehen. Vorsichtig setzte ich erst den einen, dann den anderen Fuß auf den Boden. Der Boden ist trocken. Vollkommen trocken. Die warme Flüssigkeit auf meiner Stirn weigert sich beharrlich, weiter als bis zu meinem Kinn herabzufließen, bedeckt jedoch allmählich mein gesamtes Gesicht. Ich verstehe nicht, was hier passiert.
Ich schlurfe zögerlich zur Tür und betätige den Lichtschalter. Nichts geschieht. Absolut gar nichts. Ist jetzt auch noch das Licht kaputt? Ich denke kurz nach und komme zu dem Schluss, dass ein Wasserschaden durchaus auch Schäden an der Elektrik verursachen könnte. So ein verfluchter Bockmist. In meiner verzweifelten Lage ist das Einzige, was mir einfällt, blindlings meinen Regenschirm aus der Garderobe zu kramen und damit zurück ins Bett zu gehen.
Ich lege mich wieder hin und öffne den Regenschirm. Ich drapiere ihn dergestalt, dass er mich vor den Tropfen schützen müsste. Und tatsächlich höre ich einige von ihnen auf dem Schirm aufprallen. Doch wenige Augenblicke später, als ich nicht mehr auf die Tropfen horche, bemerke ich, dass es dennoch nicht aufgehört hat, auf meinen Kopf zu tropfen.
Nun fällt mir auf, dass es auch die ganze Zeit über, in der ich aufrecht gestanden habe, auf meinen Kopf getropft hat. Aber nicht auf den Schopf, wie es sich gebührt hätte, sondern frontal auf die Stirn, mit einer an Bösartigkeit grenzenden Präzision immer auf ein und dieselbe Stelle. Und noch immer kann ich nicht sagen, ob die Flüssigkeit auf meinem Gesicht nun Blut oder Wasser ist. Entnervt wische ich mir mit der flachen Hand übers Gesicht.
Plötzlich sehe ich etwas. Für einen Sekundenbruchteil kann ich erkennen, dass das Licht im Zimmer gar nicht defekt ist. Es scheint so hell wie eh und je. Und weiter kann ich erkennen, dass die Flüssigkeit auf meinem Gesicht, die sich nun auch auf meiner Hand befindet, weder blutrot noch klar wie Wasser ist, sondern schwarz wie Pech.
Noch bevor ich diese Information verarbeiten kann, tropft das schwarze Etwas entgegen aller Gesetze der Schwerkraft zurück auf mein Gesicht und bedeckt meine Augen. Werde ich künftig ohne meinen visuellen Sinn auskommen müssen? Noch bevor ich allerdings eine Antwort auf diese Frage finde, verändert sich plötzlich etwas.
Der schwarze Schleier wird urplötzlich von meinen Augen gezogen und ich kann die Decke sehen. Dort, mitten im Raum, befindet sich ein grotesk verzerrtes Gesicht. Es trägt einen verstörenden Ausdruck und es ist schneeweiß. Aus seinem geöffneten Mund hängt eine eisblaue Zunge, von deren Spitze wie ein Rinnsal die schwarze Flüssigkeit herabtropft.
Gerade kann ich noch erkennen, dass das Gesicht meine eigenen Züge trägt, als sich mir die schwarze Abscheulichkeit widerlich klebrig über Mund und Nase legt. Das Nächste, was ich wahrnehme, ist ein Schwindelgefühl. Und als mein Verstand erkennt, dass dieses Gefühl von Sauerstoffmangel herrührt, ist es bereits zu spät, sich gegen den Angriff zu wehren.
Mir wird schwarz vor Augen. Und im nächsten Moment sehe ich mich selbst wie von oben. Ich spüre, dass mein Mund geöffnet ist und ich ihn nicht schließen kann. Und ich spüre etwas über meine Zunge fließen und von der Spitze herabtropfen. Dann sehe ich einen winzigen schwarzen Tropfen auf die Stirn meines Körpers fallen, der dort im Bett liegt.
Boah das ist krass