MittelPsychologischer Horror

Skrupellos

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Alex deutete mit einer Handbewegung auf die Heckscheibe des Autos, in dem sie saßen. »Schau sie dir an. Sie stehen dort wie ahnungslose Lämmer, die darauf warten, zur Schlachtbank geführt zu werden.«

Sam kam der Aufforderung nach und sah einige Meter vom Wagen entfernt mehrere junge Frauen und Männer in einer Reihe vor dem Eingang des Clubs stehen.

»Bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?«, fragte Sam mit leicht nervöser Stimme.

»Ja, bin ich«, erwiderte Alex und zog aus der Jackeninnentasche ein Fläschchen Augentropfen hervor. »Zur Not habe ich ja noch das.«

Sam ahnte sofort, dass es sich hierbei nicht um gewöhnliche Augentropfen handelte, wie es das Etikett einem weismachen wollte.

»Ich mache das nicht zum ersten Mal«, sagte Alex, mit einem eiskalten Lächeln auf den Lippen, ließ die kleine Flasche wieder verschwinden und öffnete, ohne eine weitere Antwort abzuwarten, die Beifahrertür. »Ich werde jetzt los. Du weißt ja, wo du mich später findest.«

Der junge Mann stieg aus dem Auto, atmete noch einmal tief durch und ging dann zielstrebig auf die Leute in der Warteschlange zu. Mit jedem Schritt, den er sich näherte, verspürte er größere Vorfreude. Welche Schönheit ihm wohl diesmal verfallen würde?

Er lächelte zufrieden. Für den Fall, dass nicht alles nach Plan verlief, hatte er ja immer noch das Fläschchen K.-o.-Tropfen bei sich.

Alex war schon öfter hier gewesen und wusste, dass Stammgäste von den Türstehern nur halbherzig kontrolliert wurden, ehe sie den Club betraten.

Gut für mich, schlecht für das Opfer.

Die Musik dröhnte aus den Boxen, während sich die farbigen Lichteffekte der einzelnen Strahler dem Rhythmus der Melodie anpassten.

Der junge Mann blieb einen Moment stehen und saugte die Atmosphäre auf, bevor er weiter in Richtung der lang gestreckten Theke ging, die sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Vorbei an den tanzenden und gut gelaunten Leuten steuerte er sein Ziel an. Die Musik war hier nicht mehr ganz so laut wie auf der Tanzfläche.

Am Tresen angekommen, setzte er sich neben eine junge Frau mit Brille und roten Haaren, die ihn kurz musterte.

Nun heißt es abwarten, dachte Alex und bestellte einen Solero.

Das Personal hinter der Bar funktionierte wie eine perfekt eingespielte Einheit, und so dauerte es auch nicht lang, bis der junge Mann sein Getränk erhielt. Genussvoll nippte er am Glas und ließ seinen Blick durch den Club schweifen. Heute waren mehrere Grüppchen und Paare anwesend. Dies könnte die Situation etwas schwieriger gestalten, denn es war viel einfacher, wenn die Frauen keinen lästigen Aufpasser an ihrer Seite hatten. Daher wanderten seine Augen weiter auf der Suche nach einem potenziellen Opfer, wobei ihm auffiel, dass die Rothaarige immer noch ohne Begleitung neben ihm saß.

Hervorragend, dachte er diabolisch und beugte sich mit einem charmanten Lächeln zu ihr herüber, sodass nicht jeder die Unterhaltung mitbekam. Ein dezenter Vanillegeruch stieg ihm in die Nase, als er fragte: »Na, so ganz allein hier?«

Die junge Frau wandte sich dem sportlich gekleideten Fremden mit kurzen blonden Haaren und himmelblauen Augen zu. »Ja. Es sieht so aus, als wenn ich versetzt wurde«, antwortete sie enttäuscht.

»Das tut mir leid«, heuchelte er und fügte aufmunternd hinzu: »Darf ich dich vielleicht auf einen Drink einladen?«

Die Rothaarige zögerte kurz, nickte dann aber. »Warum nicht? Der Abend kann nur besser werden.«

»Das sehe ich genauso«, entgegnete der junge Mann zufrieden lächelnd und bestellte noch zwei Getränke.

»Ich bin Pia, und wie heißt du?«

»Thomas«, log er selbstsicher und prostete ihr mit seinem Glas zu. »Nett, dich kennenzulernen.«

Pia erwiderte die Geste und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.

Es läuft doch gar nicht so schlecht, dachte Alex.

Die beiden schienen sich auf Anhieb gut zu verstehen, scherzten miteinander und lachten viel. Auf allgemeine Fragen wie, ob er öfter hier sei, was er beruflich mache oder welche Dinge ihn sonst so interessierten, hatte sich der junge Mann bereits im Vorfeld passende Antworten zurechtgelegt. Er wusste, dass er mit der Wahrheit nicht weit kommen würde. Es ging ihm ohnehin nur darum, seine Bedürfnisse zu stillen – alles andere war egal.

Thomas überlegte gerade, wie er Pia die K.-o.-Tropfen am besten verabreichen sollte, als diese zur Uhr schaute und seine Gedanken in einem freundlichen, aber bestimmten Ton unterbrach. »Oh, so spät schon. Ich werde mich gleich auf den Heimweg machen.«

‚Sie will einfach gehen, nachdem ich ihr meine kostbare Zeit geschenkt habe?‘, dachte der junge Mann, ließ sich jedoch nichts von seiner aufkeimenden Wut anmerken. »Schade«, erwiderte er bedauernd und unternahm noch einen letzten Versuch, indem er fragte: »Wäre es okay, wenn ich dich nach Hause fahre? Man weiß ja nie, was für Spinner abends unterwegs sind.«

Pia lächelte ihn dankbar an. »Das ist wirklich nett von dir. Ich wünschte, es würde mehr so aufmerksame Männer wie dich geben.«

Einige Minuten später verließen sie gemeinsam den Club …

Sam stieg mit unsicheren Schritten die leicht abgenutzten Treppenstufen empor.

Ich sollte nicht hier sein. Vielleicht ist das Ganze keine gute Idee. Wir machen uns strafbar.

Statt jedoch umzukehren, ignorierte Sam die inneren Zweifel und erreichte Alex‘ Wohnung im Dachgeschoss. Heute wirkte es hier oben viel stiller als sonst. Ob der Plan aus irgendeinem Grund nicht funktioniert hatte?

Nein, es musste alles gelungen sein, denn der Schlüssel lag wie abgesprochen unter der Fußmatte versteckt. Sam zog den Gegenstand hervor, atmete ein paarmal tief durch und öffnete die Wohnungstür.

Im Flur ließ sich ein leises Stöhnen vernehmen, welches aus dem Schlafzimmer drang. Sam ging langsam darauf zu und warf unterwegs einen flüchtigen Blick in die Stube, wo zwei halb volle Weingläser auf dem Tisch standen. Direkt daneben befand sich eine kleine Tropfenflasche.

Was ihr vorhabt, ist falsch, meldete sich nun wieder die Stimme der Vernunft. Ihr werdet große Probleme bekommen.

Sam vertrieb diese Gedanken, näherte sich der Schlafzimmertür und drückte mit zitternder Hand die Klinke herunter.

Weit aufgerissene Augen starrten vom Bett aus die Blondine an, die eben den Raum betreten hatte. Sagen konnte das Opfer jedoch nichts, denn ein Knebel im Mund hinderte es daran, während seine Bewegungen gleichzeitig von Hand- und Fußfesseln eingeschränkt wurden.

»Oh, schön, dass du gekommen bist«, begrüßte Alex Samantha und strich sich beiläufig eine rote Haarsträhne hinters Ohr. »Er ist gerade aufgewacht.«

Sam erwiderte nichts. Stattdessen betrachtete sie den jungen Mann, der völlig hilflos dalag. Als sie die Angst in seinem Gesicht bemerkte, verschwand ihre Unsicherheit und sie spürte eine tiefe innere Ruhe in sich aufsteigen.

‚Was, zum Teufel, geht hier vor?‘, fragte sich Thomas, wobei sein Blick panisch zwischen den beiden Frauen hin- und herglitt. Was wollten diese Verrückten von ihm, und wie kam er eigentlich hierher?

Er erinnerte sich noch daran, dass er Pia nach Hause gefahren hatte, wo sie ihn als Dankeschön auf einen Abschiedsdrink in ihre Wohnung einlud. Im Wohnzimmer reichte sie ihm dann eine Flasche Wein und bat ihn, diesen schon einzuschenken, weil sie mal kurz ins Bad müsse. Sofort witterte der junge Mann seine Chance, füllte die Gläser und tropfte in eines das Betäubungsmittel.

Im selben Moment hörte er ein merkwürdiges Geräusch hinter sich. Noch bevor er überhaupt reagieren konnte, zuckten plötzlich schmerzhafte Krämpfe durch seinen Körper und raubten ihm das Bewusstsein.

Thomas fluchte im Stillen, als ihm klar wurde, dass Pia – oder wie immer das Miststück auch hieß – ihn in eine Falle gelockt hatte. Scheiße, nun lag er hier auf dem Bett, nackt bis auf die Boxershorts, Arme und Beine gespreizt an je einen Pfosten gebunden. In dem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, zerrte er an den Fesseln, doch diese gaben nicht nach. Egal, wie kräftig der junge Mann rüttelte und zog, er erreichte nur, dass die Kabel bei jeder Bewegung tiefer in seine Haut schnitten. Schmerzvoll stöhnte er auf, aber der vorhandene Knebel dämpfte den Klagelaut.

»Ganz ruhig, mein Hübscher«, sagte die Rothaarige kühl, trat an das Bett heran und richtete einen kleinen Gegenstand auf ihn.

‚Ein Elektroschocker!‘, erkannte Thomas entsetzt und erstarrte.

»So ist’s brav«, lobte Alex ihn in spöttischem Ton, während sie spielerisch mit dem Gerät seine Brustkonturen entlangfuhr. »Du willst doch nicht, dass schon vorzeitig ein Unglück passiert, oder?«

Der junge Mann schüttelte abwehrend den Kopf.

»Schön, dass wir uns da einig sind«, sprach die Rothaarige weiter und lächelte diabolisch, als sie den Elektroschocker langsam über seinen Bauchnabel gleiten ließ.

Thomas stockte der Atem. Hilfe suchend, schaute er zu der Blondine, die ihn schweigend und mit kaltem Gesichtsausdruck musterte. Offenbar würde sie nichts tun, um die Situation zu entschärfen. Also konzentrierte er sich wieder auf die Wahnsinnige und erschrak, da diese nun direkt auf seinen Intimbereich zielte.

»Wusstest du eigentlich, dass Hoden platzen können, wenn man zu viel Druck ausübt?«, fragte sie drohend, wobei sich ihr Finger Millimeter für Millimeter dem Schalter des Geräts näherte.

Auf Thomas‘ Stirn bildeten sich Schweißperlen. Langsam schloss er die Lider und erwartete voller Panik den Schmerz, der gleich kommen würde. Mit jeder Sekunde wuchs seine Anspannung, doch nichts geschah.

»Genug gespielt«, sagte die junge Frau unvermittelt und ließ einen kurzen Moment verstreichen, ehe sie hinzufügte: »Ich habe ein paar Fragen an dich.«

Vorsichtig öffnete Thomas die Augen und verspürte einen Anflug von Erleichterung, als er sah, dass die Wahnsinnige den Elektroschocker jetzt wieder auf Abstand hielt.

»Kannst du dir vorstellen, warum du hier bist?«, fragte sie ihn.

Thomas schüttelte zögernd den Kopf.

»Du hast also gar keine Ahnung, warum das hier passiert?«, hakte sie nach.

Es folgte erneut ein Kopfschütteln, welches dazu führte, dass Sam neben Alex trat, jedoch weiterhin schwieg.

»Tja, sieht so aus, als hätten wir den Falschen erwischt«, erklärte die Rothaarige mit sarkastischem Unterton. »Er ist sich keiner Schuld bewusst.« Sie schnaubte abfällig und warf einen flüchtigen Blick zu Sam, deren Miene sich vor Wut und Trauer zunehmend verfinsterte.

Der junge Mann verstand gar nichts mehr. War das alles nur ein schlechter Scherz von zwei durchgeknallten Weibern? Na wartet und genießt es, solange ihr noch könnt. Wenn ich hier freikomme, mach’ ich euch beide fertig, dachte er zornig, doch die Wahnsinnige lenkte seine Aufmerksamkeit gleich wieder auf sich.

»Erkennst du sie?«, fragte sie und deutete mit einer Handbewegung auf die andere Frau.

Ohne lange zu überlegen, schüttelte Thomas den Kopf.

»Was, du erkennst mich nicht?«, schrie Sam mit bebender Stimme, sodass der junge Mann, durch den plötzlichen Gefühlsausbruch erschrocken, zusammenfuhr. Wütend zog sie ein Smartphone aus der Tasche und tippte auf dem Bildschirm herum. Ihre Augen wurden feucht, als sie ein Video startete und Thomas den kleinen Bildschirm vor die Nase hielt, damit er sah, was sich darauf abspielte …

Die Aufnahme zeigte einen halbdunklen Raum, in dem sich nichts außer einem Glastisch und einer weißen Couch befand, auf der eine Frau mit blonden Haaren lag. Sie schien zu schlafen und hatte ihr Gesicht zur Wand gerichtet, sodass es nicht möglich war, einen genaueren Blick auf sie zu werfen.

Langsam zoomte die Kamera näher an die Frau heran und filmte sie von unten nach oben ab. Als das Bild für einen kurzen Moment auf ihren Brüsten verweilte, wurden diese plötzlich von einer fremden Hand berührt, die dann weiter über ihren Bauch hin zum Intimbereich strich.

»Nein … bitte nicht«, flehte Sam mit belegter Stimme und schaute das erste Mal in die Kamera. Sie wirkte sehr verletzlich und kraftlos – so als wäre sie betäubt.

»Na, gefällt euch, was ihr seht?« Es war Thomas, der gesprochen hatte, während er den Fokus nun auf sich selbst richtete.

»Hallo, euer Hardcore-Frank ist zurück und hat euch etwas Schönes mitgebracht«, grinste er vielsagend und ließ die Kamera wieder auf Sam ruhen. »Ich weiß doch, was ihr wollt. Und sie will es auch.«

»Nein … nicht«, wimmerte Sam und versuchte, die Hand ihres Peinigers wegzuschieben, doch es gelang ihr nicht. Sie schien einfach zu schwach und zu müde zu sein.

Der junge Mann lachte nur. »Nein heißt Ja und Ja heißt Nein«, entgegnete er mit einem diabolischen Unterton, wobei er sein hilfloses Opfer allmählich zu entkleiden begann …

Sam stoppte das Video und bemerkte, dass der junge Mann kreidebleich geworden war und wie gebannt auf das Standbild des Bildschirmes starrte.

Nun begreift er, dachte sie bitter, doch die Wut und der Zorn in ihr waren zu groß, als dass sie ihm jemals hätte vergeben können.

Es gab keinen Tag mehr, an dem Sam nicht an diesen Abend zurückdachte – an die zudringlichen Hände ihres Peinigers, die sie überall berührten und ihr furchtbare Schmerzen zufügten. Nach endlosen Stunden voller Qualen, die sie wie einen Albtraum erlebte, warf er sie einfach nackt auf den Asphalt einer Straße, wo sie das Bewusstsein verlor.

Erst später im Krankenhaus erfuhr Sam, dass Passanten sie aufgefunden und Hilfe gerufen hatten. Die Ärzte versorgten ihre offenen Wunden und Brüche so gut es ging, doch Sams Seele sollte sich nie wieder von dem erlittenen Martyrium erholen.

Die Polizei wurde informiert und nahm den Sachverhalt auf. Da Sam zum Tatzeitpunkt jedoch unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand, konnte sie nur wenig Angaben machen. Die nachfolgenden Befragungen und ihre stellenweise lückenhaften Erinnerungen führten schließlich dazu, dass sie sich irgendwann selbst die Schuld an dem gab, was passiert war. Mit jedem Tag, der verstrich, wuchsen die Zweifel in ihr, wodurch sie sich mehr und mehr von der Außenwelt zurückzog – geplagt von Albträumen und der ständigen Angst, dass sie ihren Peiniger wiedertreffen könnte und er zu Ende bringen würde, was er begonnen hatte.

Daher blieb Sam nur noch zu Hause und errichtete um sich herum eine emotionale Schutzmauer, fernab von allem, was sie verletzen könnte. Bei jedem Anruf, Klingeln oder Klopfen an der Wohnungstür lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken und mit der Zeit verlor sie völlig das Vertrauen in sich und ihre Mitmenschen. Nach zirka einem Jahr war sie jedoch langsam so weit einzusehen, dass sich etwas ändern musste, nahm all ihren Mut zusammen und ging zu einer Selbsthilfegruppe, wo sie zum ersten Mal Alexandra begegnete.

Im Laufe der Monate lernten sich die beiden Frauen immer besser kennen und freundeten sich an, woraufhin Sam es irgendwann schaffte, sich der Rothaarigen zu öffnen und davon zu berichten, was ihr widerfahren war. Durch Alex gewann sie ein kleines Stück Selbstsicherheit zurück und verstand, dass sie an dem, was man ihr angetan hatte, keine Schuld trug – bis eines Tages endgültig der Boden unter ihren Füßen einstürzte, als sie von einem Bekannten ein Video zugeschickt bekam, begleitet von den Worten: »Sag mal, bist du das?«

Unfähig zu reagieren, schaute sich Sam immer und immer wieder den Film an und mit jedem Mal wurde die Erinnerung an jene Nacht deutlicher. Schließlich erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und alles, was sie infolge ihrer traumatischen Erlebnisse durchgemacht hatte, begann von vorn. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an Alex, zeigte ihr das Video und fragte sie, ob sie damit zur Polizei gehen sollte.

»Weißt du, im Internet gibt es viele solcher Aufzeichnungen«, erklärte die Rothaarige mit einem betroffenen Gesichtsausdruck. »Man kann sie kaum von einer gestellten Szene unterscheiden, und selbst wenn, dann wäre es immer noch Aussage gegen Aussage.«

Sams Augen füllten sich mit Tränen. »Dann kann ich also gar nichts tun und dieses Schwein darf einfach so weitermachen«, erwiderte sie mit gebrochener Stimme.

»Nein. Er wird nicht davonkommen, wenn wir ihn auf meine Art zur Rechenschaft ziehen. Du musst nur sicher sein, dass du das wirklich willst.«

Zögernd nickte Sam und stimmte damit zu, ohne zu wissen, was Alex genau meinte oder vorhatte.

Und nun, ein paar Monate später, stand sie hier vor dem Bett, auf dem ihr Peiniger lag. Sam wusste nicht, wie Alex es geschafft hatte, den Dreckskerl hierherzubringen, aber es war ihr auch egal. Für sie zählte nur noch eins.

Du musst sicher sein, dass du das wirklich willst, wiederholte sie in Gedanken die Worte, die sich tief in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten und deren Bedeutung sie jetzt verstand.

Ja, ich will wirklich, dass das Dreckschwein sein Leben verliert wie ich meins, dachte Sam hasserfüllt, bevor sie sich entschlossen an ihre Freundin wandte und sagte: »Gib mir den Elektroschocker. Er soll für das bezahlen, was er mir angetan hat.«

Verwundert zog Alex eine Augenbraue hoch. Sie war ehrlich überrascht, dass Sam auf einmal die Initiative ergriff, hatte aber nichts dagegen einzuwenden, und reichte ihr mit einem eiskalten Lächeln das Gerät.

»Na, dann lasse ich euch zweimal allein«, erwiderte sie spöttisch und ging ohne einen Funken Mitgefühl für Thomas zur Schlafzimmertür. Dieser schien sich mittlerweile aus seiner Angststarre gelöst zu haben und zerrte wie verrückt an den Fesseln, doch Alex wusste, dass er sich selbst mit aller Kraft nicht würde befreien können.

»Nein … nein …«, flehte er, was wie zuvor durch den Knebel in seinem Mund gedämpft wurde.

Alex, die schon einen Fuß auf die Türschwelle gesetzt hatte, blieb stehen, warf einen flüchtigen Blick über die Schulter und sah, dass sich Sam mit dem Elektroschocker unaufhaltsam Thomas‘ ungeschützter Haut näherte, während sie diabolisch lächelte und sagte: »Nein heißt Ja und Ja heißt Nein.«

Zufrieden schloss Alex die Schlafzimmertür.

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"