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Unser Lehrer ist wirklich süß, aber…

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Als er zum ersten Mal in unsere Klasse kam, hat ihn niemand für einen Lehrer gehalten, glaube ich.

Viel zu jung, viel zu locker. Mehr so der Typ großer Bruder, 27 Jahre vielleicht, keine Ahnung.

Und ja, ich kann‘s zugeben, ist mir nicht zu peinlich: Ich fand ihn echt hübsch.

Fanden wir alle.

Nicht auf diese unnatürliche Art, keiner von den Plastik-Kens, die dir aus jedem Modemagazin entgegen grinsen. Nee, viel normaler, viel natürlicher. Einfach allgemein ansprechend.

So, als hätte einer den kleinsten gemeinsamen Nenner von dem, was die Leute schnuckelig finden, genommen und in diesem Kerl umgesetzt. Hat sich dann vorgestellt, der Herr Hoffmann, und gesagt, dass er den Deutschunterricht übernehmen würde, bis unser alter Lehrer aus der Kur zurück ist.

Das hat uns natürlich erst mal umgehauen. Nicht, dass wir dem ollen Müller mit seinem Gebrülle und Gespucke auch nur ein Sekündchen nachtrauern würden, nein, aber überraschend kam das schon. Sowas hört man ja eigentlich vorher, wenn ein Lehrer ausfällt. Wenigstens die Eltern werden da doch informiert, damit sie sich ein wenig aufregen können.

Ich persönlich glaube ja, dass Schulen dazu verpflichtet sind, jedes Jahr eine bestimmte Quote an „nicht vorhersehbaren Umständen, die dies und das ein ein wenig erschweren werden“ zu liefern. Einfach als so eine Art Paartherapie, damit die Eltern für einen Moment aufhören können, sich gegenseitig anzublöken, um stattdessen zusammen über den inkompetenten Rektor zu schimpfen.

Ist eigentlich eine nette Regelung.

Jedenfalls hat der Herr Hoffmann dann die Klassenliste vorgelesen und wir mussten uns brav melden, sobald unser Name aufgerufen wurde. Kennt ja jeder, das Spiel. Erstaunlich war aber, wie gut es geklappt hat. Nicht einer hat versucht, ’nen dämlichen Witz abzuziehen, bei jedem Namen gab es tatsächlich nur eine Meldung.

Vermutlich, weil der Typ so eine merkwürdige Art hat, mit einem zu sprechen.

Ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben soll… Es ist einfach, als würde er sich für dich, dich ganz persönlich, schrecklich interessieren. Als wärst du etwas total Besonderes. Ich meine, er hat nur meinen Namen vorgelesen, aber es klang, als würde er sagen: „Hallo, Jan Jonas Bruchtal. Wie schön, dass es dich gibt. Ich freue mich sehr darauf, dich kennenzulernen.“ Und noch während er gesprochen hat, ist meine Hand ganz automatisch nach oben gewandert, ich habe das noch nicht einmal bemerkt. Und dann… dann hat er mir zugenickt, ganz kurz nur, aber ich hab‘ mich trotzdem irre stolz gefühlt. Als hätte ich gerade ’nen schwierigen Test mit Bestnote bestanden oder hätte ein Baby aus ’nem brennenden Gebäude gerettet.

Nein, ich bin weder bescheuert noch verrückt.

Allen anderen ging es nämlich auch so, das habe ich gesehen. Ganz glasig haben sie ihn angestarrt.

Vom Unterricht an sich weiß ich eigentlich nichts mehr. Das ist wieder so eine Herr-Hoffmann-Merkwürdigkeit. Wenn ich normalerweise mal nicht aufpasse, weiß ich später wenigstens immer noch, was ich stattdessen gemacht habe. Bei ihm allerdings… Nee, keine einzige Erinnerung an den Stoff, in keiner einzigen Stunde. Das ganze Begrüßungsgeplänkel hab‘ ich noch glasklar im Kopf, oder dass er zwischendurch immer mal wieder Witze reißt, die tatsächlich wahnsinnig komisch sind. Eben all das, was man von einer Person wissen muss, damit sie einem immer und immer sympathischer wird.

Ist schon witzig, oder?

Ach ja, und die Hausaufgaben. An die erinnere ich mich auch noch.

„Schreibe einen informativen Aufsatz über den Alltag deiner Eltern (min 800 Wörter)“, beispielsweise.

„Verfasse eine kreative Kurzgeschichte über die Arbeit deines Vaters/deiner Mutter“ oder „…ein Haiku über Lebensmittelallergien/sonstige körperliche Schwächen deines gesetzlichen Vormundes [falls vorhanden]“.

Kann es sein, dass du jetzt skeptisch die Augenbrauen hebst? Dich fragst, ob sich die Aufgaben nicht ein wenig zu stark um das Leben unserer Eltern drehen? Ganz Recht, du Besserwisser. Mit so ’ner hellen Birne wie dir wär‘ das alles wohl nicht passiert, hm? Aber ich sage dir mal was: Das fällt dir in dem Moment gar nicht auf. Nicht, wenn der Herr Hoffmann die Aufgabe diktiert, in seinem warmen Tonfall. Und sagt, dass er sich fest auf alle verlässt. Und scheiße, er konnte sich auf uns verlassen. So fleißig habe ich mich noch nie arbeiten sehen, keinen von uns.

Niemand wollte ihn enttäuschen.

Kaum einen Monat hat‘s gebraucht, bis uns alles andere am Arsch vorbeiging. Egal ob zuhause oder in der Schule: jede Minute, in der wir nicht von ihm ihm unterrichtet wurden, kam uns wie eine Verschwendung vor. Montags, dienstags und donnerstags, wenn wir tatsächlich Deutsch hatten, war es immer am schlimmsten. Da hingen wir in jedem anderen Unterricht nur unmotiviert in unseren Stühlen, starrten alle fünf Sekunden zur Uhr und sehnten uns nach dem Moment, in dem er ins Klassenzimmer schreiten würde.

Lustigerweise zeigten die anderen Lehrer sogar Verständnis dafür, nach einiger Zeit. Bei ihnen hat sein Charme offenbar länger wirken müssen.

Dann allerdings begannen viele, ihre Stunden früher zu beenden – kam mir ziemlich suspekt vor, bis ich eines Tages ins Lehrerzimmer musste, um… um ein paar Extraarbeiten für den Hoffmann abzugeben. Damals hatte ich noch das feste Ziel, König der Arschkriecher zu werden.

Jedenfalls habe ich dann Frau Flittrich gesehen – die hatte uns gerade eine Viertelstunde früher entlassen – wie sie mit dem Hoffmann Kaffee getrunken und herumgeschäkert hat. Hab‘ an dem Tag auch gelernt, dass er Moritz heißt. Moritz Hoffmann. Voll der schöne Name, nicht? Fand ich wenigstens mal.

Ist vermutlich unnötig zu erwähnen, dass ich bis über beide Ohren in ihn verknallt war. Auch das ging vielen so. Und wer nicht verliebt war, der hat ihn wenigstens als Vorbild gesehen, wollte unbedingt so sein wie er. Manchmal haben wir gemeinsam über ihn geschwärmt, stundenlang Vermutungen aufgestellt, wie und wo er lebt, was sein Lieblingsessen ist, wann er Geburtstag hat, damit wir ihm was schenken können. Den ganzen Schwachsinn eben.

Und manchmal haben wir uns vor Eifersucht beinahe gegenseitig umgebracht.

Jeder wollte Zeit mit ihm verbringen, mehr über ihn wissen als alle anderen. Jeder wollte sein Lieblingsschüler sein. Ich glaube, das hatte er nicht einmal geplant. Jedenfalls nicht, dass es so weit geht.

Als Susanne beispielsweise Nachsitzen aufgebrummt bekommen hat, da sind wir anderen beinahe geplatzt vor Schadenfreude und Neid. War natürlich toll, dass er sie jetzt garantiert nicht mehr so gern‘ haben würde wie uns, aber andererseits durfte sie jetzt mehr Zeit mit ihm verbringen – das war doch eine glatte Belohnung! Hätte er die dumme Ziege nicht gleich von der Schule schmeißen können?

Verdient hätte sie es, da waren wir sicher. Auch, wenn schon damals keiner mehr wusste, was sie eigentlich angestellt hatte. Ganz richtig, wir waren vor Zorn glatt davor, ihr die Beine zu brechen – ohne überhaupt zu wissen, womit sie es verdient hatte.

Klar schäme ich mich. Bringt jetzt aber auch nichts mehr.

Man muss allerdings bedenken, dass ich das alles hier wohl gar nicht schreiben würde, wenn ich nicht besonders eifersüchtig gewesen wäre. Bin an dem Tag nämlich nach dem Unterricht in der Schule geblieben. Habe mich auf der Toilette versteckt, so wie jetzt, damit mich ja keiner erwischt und rausschmeißt. Als ihr Nachsitzen beinahe um war, bin ich dann raus auf den Gang, um sie abfangen zu können. Habe mich hinter die Spinde gestellt, um nicht so aufzufallen.

Das Ganze hat viel länger gedauert, als er eigentlich angekündigt hatte. Klar, erst dachte ich noch, das würde mir nur so vorkommen. Aber plötzlich war eine Stunde um, dann die nächste, dann die übernächste.

Wollte fast wieder gehen, schon allein der merkwürdigen Geräusche wegen, die aus dem Klassenzimmer kamen. Aber je mehr Zeit ich bereits mit Warten verschwendet hatte, desto sicherer war ich mir, dass es jede Sekunde soweit sein müsste.

Naja.

Als die Tür dann endlich aufging, wurde es bereits dunkel. Als erstes schlich der Hoffmann raus.

Normalerweise geht der ja richtig schwungvoll und energiegeladen, aber an dem Abend schlurfte er total träge, vor Anstrengung noch immer schnaufend, durch den Flur. Hat mich glücklicherweise nicht bemerkt, obwohl er dicht an mir vorbeilief. Das war das erste Mal, dass er nicht mehr so schön auf mich wirkte. Keine Ahnung, weshalb. Er sah ja eigentlich nicht anders aus als sonst.

Erst ’ne halbe Ewigkeit später kam dann Susanne. Ehrlich, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so durch den Wind wirkte. Ist schwer zu beschreiben, was mich so an ihr irritiert hat. Zum einen vielleicht die Art, wie sie gelaufen ist. Im einen Moment total mechanisch, kontrolliert, wie ein Roboter. Dann hat sie plötzlich gewürgt, ist losgerannt und vollkommen orientierungslos gegen die nächste Wand gerast. Dann wieder Roboter.

Mich schien sie gar nicht wahrzunehmen, obwohl ich mich schon längst nicht mehr versteckt hielt. Wirklich, ich stand der Mitte des Ganges und sie hat durch mich hindurch gestarrt, als wäre ich unsichtbar.

Wütend war ich in dem Moment nicht mehr, bloß irritiert. Habe versucht, sie anzusprechen, erst ein paar mal vorsichtig ihren Namen geflüstert, dann irgendwann gebrüllt, weil sie einfach nicht reagiert hat.

Sie ist einfach weitergelaufen. Selbst, als ich sie gepackt und festgehalten habe, wollte sie einfach weiterlaufen. Musste ihr erst eine scheuern, um irgendeine Art von Reaktion zu bekommen.

Nicht nett, ich weiß, aber… aber sie hat mich gesehen. Ich bin ganz sicher, dass sie mich dann gesehen hat und für einen kurzen, vermutlich auch letzten Moment die Alte war. Ihre Augen wirkten nicht mehr so glasig. Stattdessen… ja, stattdessen war da Panik, unglaubliche Panik. Das Mädel hat mich angestarrt, als würde ich ihr ein Messer an die Kehle halten. Hat den Mund geöffnet, wie um etwas zu sagen, aber noch ehe ein Ton herauskam, war es auch schon wieder vorbei.

Beinahe hätte ich es auf Einbildung geschoben, so schnell ging das.

Ist dann einfach weitergelaufen und ich, ich Depp, habe sie gehen lassen.

Gut, vermutlich hätte ich eh nichts mehr ausrichten können, aber schlecht gefühlt habe ich mich schon.

Immerhin hat es bei mir etwas verändert. Irgendwo, ganz tief unten in meinem Bewusstsein, muss sich ein Funken gesunden Menschenverstandes versteckt haben, der nicht ertrunken ist in der ganzen Hoffmann-Sympathie.

Der kam jetzt hervor und hat Krawall gemacht.

Selbst, als Susanne am nächsten Tag wieder ganz normal wirkte, die gleiche aufgeblasene Pute war wie immer. Selbst, als Herr Hoffmann mir besonders herzlich zulächelte und meine gute Mitarbeit lobte.

Auf einmal konnte ich wieder klar denken und habe angefangen, alles in Frage zu stellen.

Beispielsweise den Tod von Susannes Vater, drei Tage später. Stand fett in der lokalen Zeitung, der tragische Unfall. Wie dass „…wirklich niemand hätte vorhersehen können“ und weshalb „der Notruf der tapferen Tochter leider zu spät kam.“

Klar, dass die das Thema breit ausgeschlachtet haben. War ja immerhin der Bürgermeister unseres kleinen Kaffs.

Natürlich hat da außer mir niemand eine Verbindung gesehen. Und weil ich nicht vollkommen blöde bin, habe ich auch niemanden darauf angesprochen. Hätte ja doch nichts gebracht, außer Aufmerksamkeit zu erregen. Stattdessen habe ich die Sache ein wenig beobachtet.

Und ein paar Sachen sind mir tatsächlich aufgefallen. Beispielsweise, wie merkwürdig es doch ist, dass ein vollkommen unbekanntes (wenn auch ungewöhnlich attraktives) Gesicht es schafft, in einem kleinen Städtchen wie unserem unter die Kandidaten für die nächste Bürgermeisterwahl zu kommen.

Ganz bestimmt hat es auch niemanden irritiert, mit was für einem Eifer Susanne plötzlich begann, sich für den neuen Kandidaten auszusprechen – im Namen ihres Vaters, sozusagen.

Und mit absoluter Sicherheit hat sich noch niemand darüber gewundert, wie viele Schüler neuerdings bei Hoffmann nachsitzen müssen. Selbst die, die noch nicht einmal von ihm unterrichtet werden.

Nicht einmal die Eltern regen sich über sowas noch auf, immerhin gibt es auch Elternabende nun beinahe wöchentlich.

Tja. Und mir bleibt nichts übrig als zuzugucken.

Eigentlich hätt‘ ich gern mehr getan, aber ich weiß wirklich nicht wie. Sorry.

In zwei Stunden bin ich mit Nachsitzen an der Reihe, und ganz ehrlich: Irgendwie freue ich mich auch darauf, den ganzen Scheiß, der hier läuft, zu vergessen. Lieber innerhalb der Herde als außerhalb, selbst wenn die Herde bescheuert ist. Aber… wenn ich gar nichts tun würde, hätte ich ein ziemlich mieses Gewissen.

Also habe ich mir überlegt, die ganze Schweinerei ins Internet zu verfrachten.

Natürlich kann ich‘s nicht einfach auf Facebook oder so hochladen, da entdeckt es ja der Hoffmann sofort. Hab also ich ein wenig herumgestöbert und bin auf diese Seite gestoßen. Bin nicht ganz sicher, ob es wirklich passt, aber angeblich gibt es hier Leute, die sich mit dem ganzen abnormalen Mist auskennen? Jedenfalls darf ich hoffen, dass hier niemand, den ich kenne, so schnell darauf aufmerksam wird. Hoffentlich. Hoffentlich hoffentlich hoffentlich.

Denn Moritz Hoffmann ist ein wirklich süßer, kluger und verständnisvoller Lehrer – aber er mag es bestimmt nicht, wenn man hinter seinem Rücken schlecht über ihn spricht.

[EDIT] Selbstverständlich ist diese Geschichte frei erfunden und dient lediglich der Unterhaltung.

Herr Hoffmann ist eine seriöse und kompetente Lehrkraft, die ihren Schülern nie etwas zuleide tun würde.

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