GeisteskrankheitKreaturenKurzSchockierendes Ende

Wahnsinn

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.


Jemand hat einmal behauptet, dass die Definition des Wahnsinns sei, „… etwas immer und immer wieder zu tun, aber unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten“. Für euch klingt es wahrscheinlich durchaus einleuchtend, und ergibt auch einen gewissen Sinn, aber ich muss euch beichten, dass das vollkommener Schwachsinn ist. Denn ich weiß es besser. Denn ich kannte ihn… Diesen Vollidioten…

Der sanfte Schein seiner Taschenlampe durchbricht als einziges die Dunkelheit, welche sich beinahe bezitzergreifend um die Eingangshalle des Hotels gelegt hat, und wandert ruckartig umher, während sich der Kerl, die sie führt, misstrauisch in die trügerische Sicherheit vortastet. Sein Atem geht abgehackt. Schwer. Beinahe so, als ob er gleich sein Leben aushauchen wird, was nicht mehr als einen kleinen Nebenstrich nach sich ziehen würde. Mickrig. Was für ein überaus passendes Ende für sein überaus unbedeutendes Leben… Dabei macht ihm nur die Kälte zu schaffen, die ihn spöttisch umschlingt, und einfach nicht mehr aus ihrer Umarmung entlässt. Er zittert, und zieht seine Jacke noch enger um sich. Ein sinnloses Unterfangen. Auch er wird das bald feststellen. Bescheuert.

Es gibt einen simplen Grund dafür, dass sich ein erwachsener Mann in den letzten Minuten vor Mitternacht am letzten Tag des letzten Monats durch ein letztes, verlassenes Gebäude schleicht, und sich dabei mehr als nur lächerlich und erbärmlich vorkommt, was er im Grunde ja schon immer war. Und dieser Grund ist eine einzige Wette, die ihm nicht mehr als 50 Tacken einbringen würde. Das ist so traurig, dass ich beinahe lachen musste, als er der Wette damals so großspurig zustimmte. Nun seht ihn euch an, wie er durch die allgegenwärtige Schwärze stapft, und mit einem Licht herumfuchtelt, das ohnehin bald erloschen sein wird. Genauso wie sein Atem… Ich schweife wieder ab… Das tut mir wirklich Leid… Also weiter…

Der Geruch, welcher ihn dazu bringt, etwas unkonventionell die Nase zu rümpfen, ist weder vermodert, noch besonders ekelerregend. Dennoch ist er unglaublich unangenehm, weswegen sich der unerlaubte Besucher zusammenreißen muss, um den aufkommenden Würgreiz zu unterdrücken. Seine Schritte sind unregelmäßig. Genau wie das Parkett, dessen Holzdielen gefährlich verschoben sind, und ab und an wie Gottesanbeter in die Höhe ragen. Sie alle scheinen diesem Ort entfliehen zu wollen, doch er ist zu blind, oder zu dumm, – oder beides – um das zu bemerken. Er geht weiter.

Die Rezeption, hinter die er nun tritt, ist halb verschimmelt, und einige zurückgelassene Dokumente wildern vor sich hin. Er wagt es nicht, sie anzurühren. Doch vielleicht hätten ihn diese Papiere davor gewarnt, was ihm unmittelbar bevorsteht. Vielleicht auch nicht, wer weiß. Du nicht, ich schon, aber wie auch immer…

Jedenfalls ließ der magere Kerl die Taschenlampe, die ihm sein ach so kostbares Licht spendete, langsam sinken, und ließ einen Fluch durch seine zusammengepressten Zähne entweichen. Es war ihm zwar durchaus bewusst gewesen, dass das Hotel seine Glanzjahre bereits hinter sich gelassen hatte, doch die Hoffnung, dass zumindest der Aufzug funktionieren würde, hatte er wie ein kleines Kind gehegt und gepflegt.

Zu besagter Wette muss man sagen, dass er hoch in den 45 Stock musste, und von dort aus dem Fenster am Gang ein Lichtsignal nach unten auf die Straße schicken sollte. Zu besagtem Stockwerk muss man sagen, dass der armselige Mann schon nach drei Treppenabsätzen aus der Puste kam. Zu besagtem Mann musste man sagen, dass er schlicht und ergreifend über keinen gesunden Menschenverstand verfügte, und leichtsinnig wie eh und jeh gewettet hatte.

Deswegen stieg er nun die vermoderten und knarrenden Stufen hinauf, welche sicherlich jeden Moment unter ihm nachgeben könnten, versucht den Übelkeits-erregenden Geruch zu ignorieren, und stöhnt seinen Protest in die sonst stillschweigende Nacht, die ein schreckliches Geheimnis zu hüten vermag. Sein Atem kondensiert kunstvoll in der Luft, und zeichnet Muster an die Tristen Wände, während das teilweise gesplitterte Holz gefährlich knirscht, und sich einbiegt. An jedem nächst höherem Stockwerk befinden sich gusseiserne Aushängeschilder, welche mit verschnörkelten und antik wirkenden Formen die Zahl der erreichten Ebene zeigten. 15, 16, 17, 18…

Ihn packte zwar eine gewisse Müdigkeit, während er sich halb am verwesenen Geländer hinauszog, doch da ihm bis jetzt weder Kannibalen, noch Dämonen, noch Monster, die in Schränken oder unter Betten wohnten, begegnet waren, schnaubte er erleichtert. Angsthase.

Er konnte ja nicht wissen, dass es mir nie um die Wette gegangen war…

Ab und an kam er an einem beschlagenen Fenster vorbei, an dessen Glas die Tropfen in einem kindischen Wettrennen hinunter flossen. Sie zeichneten genau wie das Co2, welches er ungleichmäßig ausstieß, unvergleichliche Muster in die Welt, und die Dunkelheit dahinter, welche schier endlos wirkte, beachtete er erst gar nicht. Verdammter; Behinderter; Vollhorst.

Doch eine gewisse Erleichterung zeichnete sich auf seinem zerfurchtem Gesicht hinter rabenschwarzen Haaren ab, als er endlich den Endspurt erreichte, seinem Muskeln schmerzhaft protestierten, und seine Bewegungen wie seine Atmung aus dem Rhythmus geraten waren. Glückselig begann er die Nummern der Plattformen auszurufen: 40, 41, 42, 43, 44, 44. Er blieb stehen, und wandte sich verwundert zu der wunderschönen Metallplatte, auf der eine kunstvolle 44 abgebildet war. Anscheinend hatte sich der Depp verzählt, weswegen er ein weiteres Stockwerk hinter sich brachte. 44.

Und dann sah er es. Eine manifestierte Dunkelheit, welche sich ihm schleichend zuwendet. Mit leuchtend, weißen Augen, welche einfach nicht ins Gesamtbild passen wollen. Er glaubt Klauen ausmachen zu können, doch eigentlich sieht er nichts außer einem Schatten, welcher sich vor ihm aufrichtet. Die Temperatur kämpft mit dem Geruch um den Schauer, welcher sich über den Rücken unseres „Helden“ schleicht. Mich würde diese Kreatur unter keinen Umständen angreifen, doch bei dem Idioten ist das eine ganz andere Sache.

Er beginnt hinab zu rennen. Welch sinnloses Unterfangen: 44. Noch ein Absatz 44. Zehn runter. 44. Fünfzehn. 44.

Wisst ihr, ich bin nur ein einfacher Architekt, und er nur ein gewöhnlicher Vollidiot. Ich bringe den Leuten den Wahnsinn näher, und zeige ihnen, was es wirklich bedeutet, in einen Abgrund ihres Verstandes zu stürzen. Er zeigt seine ungewöhnliche Dummheit, und stellt sie öffentlich zur Schau. Es war Schicksal, dass er auf mich traf, und ich mein kleines Kunstwerk in Aktion betrachten konnte. Es war Schade für ihn, aber gut für mich und den Rest der Menschheit…

Deswegen kann ich euch sagen, dass Wahnsinn nicht ist, immer wieder dasselbe zu tun, und andere Ergebnisse zu erwarten.

Es ist zu wissen, dass das Ergebnis sich nie wieder ändern wird; dass jede Tür zu derselben Treppe mit denselben Nummern führt. Es ist zu verstehen, dass du nicht mehr einschläfst, nichts mehr brauchst, um am Leben zu bleiben, abgesehen von deiner verzehrenden Angst. Es ist, nicht zu wissen, ob du schon für Tage, Wochen oder Jahre gerannt bist. Es ist, wenn du jede Hoffnung aufgibst, diesen Ort je wieder verlassen zu können, und dennoch nicht aufhören kannst, es zu versuchen. Es ist wenn du beginnst den Atem und den Schrei des Monsters in jeder Faser deines Daseins zu spüren. Du bist offiziell wahnsinnig, wenn du stehen bleibst,


und dein leises Weinen langsam zu einem dröhnendem Lachen wird.

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