
Wundermittel
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Es tut mir Leid, Miss Miller. In Ihrem
Fall kann ich nichts tun.“
„Wieso nicht? Es muss doch etwas geben,
das ich tun kann! Schauen Sie mich an!“ Miss Miller, eine junge Frau in ihren
Zwanzigern blickte den Mann gegenüber von ihr vollkommen entgeistert an. Ihre
Mimik wechselte in eine erschrockene, verletzte Fassade, als ihr klar wurde,
was der Doktor meinte.
„Sie wollen mich nicht behandeln!“ Ein
Seufzen entglitt dem Arzt, ein Schönheitschirurg einer Großstadt, der sich sein
Ansehen bereits vor über einem Jahrzehnt aufgebaut hatte. „Verstehen Sie doch
bitte, Ihr Körper würde die Belastung einer Vollnarkose nicht durchstehen,
abgesehen davon sind Ihre Vorstellungen vollkommen unrealistisch. Bei Ihren
Körpermaßen kann ich nichts für Sie tun!“
Eingeschnappt schnaubte die Frau die Luft
hörbar zwischen den Zähnen ein. Genau das war es, wovor sie Angst hatte, dass
ihr letzter Ausweg ihrem Problem zu entgehen zunichte gemacht wurde. Mehr
konnte sie wirklich nicht ertragen, in ihren Augen hatte der Chirurg bereits
alles gesagt, was zu sagen war. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand Miss
Miller auf und verließ das angenehm eingerichtete Büro des Arztes. Laut
knallend schlug sie die Türe zu.
Wie lange hatte sie diese widerliche
Statur schon? Im Kindesalter hatte alles angefangen. Linda Miller, die rollende
Tonne. Der Spitzname, welcher die junge Frau ihr Leben lang begleitet hatte und
egal was sie tat, sie wurde die Kilos nicht los, die sich an ihren Hüften
festgesetzt hatten und dort seit Jahren verharrten. Sämtliche reflektierende
Oberflächen mied sie, um sich selber nicht ansehen zu müssen.
Das Vibrieren ihres Handys holte Linda
aus ihren trüben Gedanken, die Erinnerungen, welche sie nur zu gerne wieder
vergessen möchte. Zu viel war in den letzten Tagen geschehen. Andy, der Mann
mit dem Linda ihr Leben verbringen wollte, hatte sie verlassen. Egoismus hatte
er ihr vorgeworfen, sie würde nur an sich denken und wie sie abnehmen konnte.
„Ich halte es nicht mehr aus!“ Seine letzten Worte, ehe er erschüttert ihre
gemeinsame Wohnung verlassen hatte. Natürlich verbrachte die Frau viel Zeit
damit zu überlegen, was sie tun könnte, um endlich erfolgreich Pfunde zu
verlieren. Zögernd holte sie ihr Mobiltelefon aus ihrer Handtasche hervor und
aktivierte es. Eine neue Nachricht von Andy: „Es tut mir leid. Ich komme heute
um Acht vorbei!“
Wenigstens hatte der Tag etwas Gutes,
vielleicht schaffte sie es, sich mit ihren Partner zu versöhnen, das wäre
zumindest ein Triumph, nachdem ihr der verdammte Arzt abgesagt hatte. Linda
lief das schnöde Treppenhaus hinauf, bis in den zweiten Stock, einmal nach
links und letztendlich war die zweite Tür ihre gemeinsame Wohnung. Das Holz der
morschen Eingangstüre knarzte, als sie den Schlüssel im Schloss drehte und
eintrat. Es war kalt, schließlich war es auch Spätherbst und in diesem Altbau
zog es wie Hechtsuppe. Leise schloss Linda die Türe hinter sich und wandelte
über den knarzenden Boden in die Küche, ehe ihr ein lautes, schmerzerfülltes
Stöhnen entfuhr. Gekrümmt hielt sie sich ihren Bauch und atmete stockend,
keinen weiteren Laut von sich gebend, ihren Atem aus. Mal wieder ein Magenkrampf, wie sonst auch. Gebückt
kam sie einer der Schubladen der Küche näher, öffnete diese und nahm eine
Schablone an Schmerztabletten heraus.
Zu Anfang hatte es ihr gereicht lediglich
eine der Pillen zu nehmen, damit die Schmerzen abklangen, doch ihr Körper
gewöhnte sich mit der Zeit an die Dosis, die sie ihm regelmäßig einflößte und
so hatte sie über die Zeit einfach mehr genommen, inzwischen waren es drei,
rund 1800 mg Ibuprofen, um den Schmerz etwas zu lindern.
Die Handtasche stellte sie auf den Boden,
noch immer versuchend ihren Atem zu kontrollieren. Sie rang sich zum
Waschbecken der Küche durch und stützte sich mit beiden Händen auf dem Rand ab,
nach unten blickend. Heute war es wieder besonders schlimm. Der Schmerz nahm
nicht ab, nicht einmal nach beinahe dreißig verstrichenen Minuten. Lediglich
das Gefühl der Übelkeit nahm zu, zudem das Winden ihrer Organe in ihrem Bauch.
Etwas benebelt durch die Schmerzmittel zog Linda ihren Pullover hoch,
betrachtete ihren verhassten Bauch, den sie am liebsten weit weg wünschen
wollte. Ein Brennen durchfuhr ihren Bauchnabel, welcher ihren Blick erneut
anlockte und sie in Schrecken versetzte.
Etwas bahnte sich kringelnd seinen Weg
nach draußen. Panik überkam sie. Sie nahm
dieses Etwas zwischen ihre Fingerspitzen, um daran zu ziehen. Vorsichtig, dem
Erbrechen nahe, hielt sie dieses riesige Ungetüm in der Hand. Angewidert warf
sie es in die Spüle vor ihr und betrachtete das gierige Wesen. Ein Wurm, gut so
lang wie ihre Hand, vollgefressen aussehend, als würde er platzen, würde man
ihn zu lange anstarren. Erneuter Ekel breitete sich in ihr aus und dieses Mal
gewann die Übelkeit die Oberhand. Laut übergab sie sich in das Becken in dem
der Wurm lag, einmal, zweimal, dreimal, so lange, bis es ihr die Tränen in die
Augen trieb und das wässrige Nasenwasser an ihrer Nasenspitze mit in die Spüle
hinein tropfte. Ihre Sicht war verschwommen, lediglich schmeckte sie den
Geschmack von Eisen und etwas anderem, fauligen in ihrem Mund. Das Becken war
vollkommen rot und gelb.
Linda musste sich über die Augen wischen,
bevor sie etwas erkennen konnte. Plötzlich wurde ihr bewusst was es war, dass
sie erbrochen hatte. Blut, gallertartig, Fetzen von dunklem, übel riechenden
Fleisch und in mitten der Masse, gelbe, pralle Würmer, die sich ineinander
wanden. Ein weiterer Schmerzenskrampf lies Linda ihre Hand gegen ihren Bauch
pressen und das warme, schwammartige Gefühl spüren. Rot, alles rot!
Andy blickte auf sein Handy, 19.45 Uhr.
Er war zwar etwas zu früh dran, aber das war egal, denn heute war der Tag, an
dem er Linda zur Rede stellen würde. Die ganze Sache mit dem Abnehmen musste
ein Ende haben. Wenn sie sich weiter so herunter hungerte, dann würde sie
sterben und das war wohl das Letzte, was beide wollten. Seufzend steckte Andy
den Schlüssel ihrer gemeinsamen Wohnung in das Schloss, wartete allerdings ab
und griff erneut in seine Hosentasche. Erst vorgestern hatte er etwas in ihren
Sachen gefunden und dabei vollkommen die Selbstbeherrschung verloren.
Eigentlich wollte er sie bei weitem nicht so anfahren. Die kleine, weiße
Schachtel, welche er aus seiner Hosentasche gezogen hatte, betrachtete er
erneut, öffnete sie und nahm den handgeschriebenen Beipackzettel heraus, mit
einer Schrift, die ihm vollkommen fremd war:
„Contains eggs of diet parasites. Fast weight loss guaranteed!
After 4 days of using, please consult a Doctor immediately!”
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