
Azraels Segen
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
An diesem Punkt angekommen zu sein, bereitet mir nichts außer eine unglaubliche, emotionslose Leere. Eigentlich sollte ich äußerst aufgelöst und irre wirken, jedoch wirke ich nach außen hin ruhig und gelassen. In meinem inzwischen erkalteten Kern bekämpfen sich die letzten warmen Gefühle, die verzweifelt versuchen, in ihrem Kampf noch etwas Licht zu erzeugen, um die Dunkelheit in meinem Innern zumindest für den Bruchteil einer Sekunde zu erhellen.
Doch nichts passiert, außer die Gewissheit, dass dieser Zustand verweilen wird. Ich befinde mich am Rande der Ewigkeit. Unendlichkeit – Eine verdammt lange Zeit. In meinem Leben ist mir bisher nichts Gutes widerfahren, und selbst wenn ich mich auch nur hauchdünn an etwas Gutes erinnern kann, greift die Dunkelheit es sofort an und vertilgt das aufkommende Sonnenlicht. Denn der Grund für meine bisher anscheinend ausweglose Situation war, dass meine Eltern vor 2 Jahren verstarben. Ich bin doch gerade erst 16 geworden. Wieso wurde mir nun schon alles genommen, was ich liebte? Ich fühle mich, als wäre mein Leben, das ich bisher führte, vorbei, denn ich hatte von dem Tag an nicht nur Trauer, sondern auch Angst im Herzen. Die Angst vor dem Tod. Ich hatte Angst, für meine bisherigen Sünden in der Hölle für alle Ewigkeit leiden zu müssen. Und ich beging viele Sünden. Die Angst wurde mein stetiger Begleiter.
Das einzige, was mir derzeit noch an etwas Gutes hoffen lässt, ist die Nacht, in der ich endlich wieder schlafen kann, und die Welt zuklappen kann, als wäre sie ein Buch… um am nächsten Tag ein weiteres, schwarzes Kapitel zu schreiben.
Als ich eines Morgens aufwachte, stand eine Gestalt vor mir. Ein Engel? Dieses Wesen hatte einen weißen Mantel an, hatte weiße Flügel und strahlte eine unglaubliche Wärme aus. Ich hatte keine Angst. Dann streckte es seinen Arm aus. „Will es mich begrüßen?“, dachte ich, als ich auch meinen Arm ausstreckte. Doch dann ging alles ganz schnell: Es griff meinen Arm mit extremer Kraft, die Flügel wurden schwarz und fielen wie vertrocknete Blätter zu Boden. Der weiße Mantel verwandelte sich in einen dunklen Umhang. Ich stotterte: „W…wer bist du?“ Wie in einem langgezogenen Echo sprach er: „Mein Name ist Azrael, der Engel des Todes. Ich bin hier, um dir etwas zu zeigen.“ „Wollt ihr mich mitnehmen, Azrael?“, antwortete ich, als mich die pure Angst erst so richtig traf.
„Du wirst sehen. Schließe deine Augen.“ Vor lauter Angst tat ich dies auch. Dann lockerte er seinen Griff, und legte seine Hand auf meinen Kopf. Auf einmal schossen mir wilde Bilder durch den Kopf, und ich konnte mich selbst aus der Ecke des Raumes sehen. Es war, als würde ich in die Vergangenheit reisen, denn ich sah mich ganz allein in der Ecke des Raumes. Zusammengekauert und weinend. Eine fast schon typische Situation in letzter Zeit. Dann nahm er die Hand von meiner Stirn. Sofort war ich wieder in meinem Körper. „Ich werde dir etwas verraten. Du wirst nicht in die Hölle kommen.“
Ich war völlig verwirrt, und antwortete: „Was meint Ihr damit, Azrael?“ Er drückte mir einen Brief in die Hand. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Noch wirst du nicht verstehen, wieso ich kam, doch lese diesen Zettel erst, wenn ich gegangen bin. Dann wirst du verstehen.“
Dann blitzte plötzlich ein extrem heller Blitz durch den Raum, ich war geblendet, schloss die Augen und hielt mir die Hand vor das Gesicht. Dann wurde es langsam schwächer.
Als ich die Augen wieder öffnete, war Azrael verschwunden.
Lediglich ein Brief in meinen Händen erinnerte noch an seine einstige Anwesenheit. Ich nahm den Brief, machte ihn auf. Was ich dann zu lesen bekam, veränderte mein Leben bis zu meinem Tod. Alles wurde besser, endlich verschwand diese Depression und ich wurde ein guter Mensch. Ein glücklicher Mensch.
Denn in dem Brief stand:
„Die Hölle ist kein Ort, an den man nach dem Tod kommt. Sondern man trägt selbst die Hölle durch sein Leben. Die Sünden sind nicht dafür da, um irgendwann im Feuer der Hölle für alle Ewigkeit zu leiden, sondern sie sorgen nur dafür, dass ihr Menschen die Hölle selbst um euch erzeugt und mit euch herumträgt. Du hast in der Hand, ob du im Himmel oder in der Hölle lebst.“