Die letzte Fahrt
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Es war ein kalter, windiger Herbstabend, als Lukas, erschöpft von seiner Nachtschicht, endlich den Bus nach Hause bestieg. Er hatte Glück, gerade noch den letzten Bus erwischt zu haben, doch dieser folgte einer anderen Route – ein Nachtbus. „Naja, was soll’s“, dachte sich Lukas. Müde lehnte er sich zurück, schloss die Augen und versuchte, ein paar Minuten Schlaf zu erhaschen. Als er wieder aufwachte, bemerkte er, dass sie sich bereits auf einem ihm fremden Weg befanden.
Die Stille im Bus wurde nur vom monotonen Rattern des Motors und gelegentlichen Quietschen der Bremsen unterbrochen. Eine weitere Person saß einige Reihen vor ihm – eine Gestalt mit dunklem Mantel und tief ins Gesicht gezogener Kapuze. Bei jedem Blick zu ihr hinüber schien sie ihn eindringlich zu beobachten. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in Lukas aus, und er beschloss, ein paar Haltestellen früher auszusteigen, um der unheimlichen Situation zu entkommen.
Die kalte Nachtluft traf ihn wie ein Schock, als er den Bus verließ. Er zog seinen Mantel fester um sich. Der Mond war hinter dünnen Wolken versteckt, was die Straßen und den Weg vor ihm in ein gespenstisches Halbdunkel tauchte. Seine Schritte auf dem Pflaster waren das einzige Geräusch, das die Stille durchbrach. Der Weg führte ihn durch einem kleinen, schlecht beleuchteten Park. Unter der einzigen Straßenlaterne, die flackerte, stand dieselbe Gestalt aus dem Bus und starrte ihn an. Lukas‘ Herz begann zu rasen und Panik ergriff ihn. Er beschleunigte seinen Schritt, doch die Gestalt folgte ihm in die Dunkelheit des Parks, offensichtlich mit dem Ziel ihm den Weg abzuschneiden.
Lukas rannte. Ein Brennen, das in seinen Lungen zu lodern schien, drohte, sie zum Explodieren zu bringen. Während er durch die verlassenen Straßen eilte, bemerkte er die menschenleeren Straßen. Die Fenster der Häuser dunkel, als ob die Welt um ihn herum den Atem anhielt und in freudiger Erwartung zusah was nun als nächstes passieren würde. Er bog ab, durchquerte unbekannte Gassen, getrieben von der Furcht, verfolgt zu werden. Nach einigen Minuten wagte er es, sich umzusehen – nichts. Keine Spur von der unheimlichen Gestalt. Sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, und sein ganzer Körper bebte vor Anspannung. Die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein schwerer Mantel, während er nach einem Zeichen von Sicherheit suchte. Jedes Geräusch ließ ihn zusammenzucken, jede Schattengestalt erschien ihm wie eine Bedrohung. Doch nichts regte sich außer ihm selbst.
Eine unheimliche Stille lag über der Szenerie, als wäre die Welt um ihn herum eingefroren. Die Dunkelheit schien lebendig zu werden, sich um ihn zu winden und ihn zu verschlingen. Lukas fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, unfähig zu entkommen. Doch er zwang sich weiterzugehen, den Blick starr auf den Boden gerichtet, die Sinne geschärft für jede Bewegung um ihn herum.
Die Straßenlaternen warfen nur ein schwaches Licht, das kaum ausreichte, um die Dunkelheit zu vertreiben. Er tastete sich vorwärts, jede Sekunde erwartete er, dass die Gestalt plötzlich hinter ihm auftauchen würde. Doch nichts geschah. Die Zeit dehnte sich aus, jeder Moment wurde zu einer Ewigkeit, während er sich durch die leeren Straßen kämpfte.
Schließlich erreichte Lukas sein Wohnhaus. Erleichtert, aber immer noch zitternd, suchte er nach seinem Schlüsselbund. Doch die Angst ließ ihn nicht los. Das Rascheln der Blätter und die Schritte hinter ihm schienen näher zu kommen und Lukas konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass ihm jemand folgte. Endlich erreichte er den dritten Stock und hastete den Gang entlang zu seiner Wohnung. Sein Atem kam in schnellen, flachen Stößen und sein Körper bebte vor Anspannung. Er fummelte nach seinem Schlüssel, doch seine Finger waren so zittrig, dass er ihn kaum halten konnte. Mit einem letzten Ruck gelang es ihm schließlich die Tür aufzuschließen und er stürzte in seine Wohnung.
Drinnen angekommen, schloss er sofort die Tür hinter sich und lehnte sich gegen das massive Holz, als ob es ihn vor der Unsicherheit der Nacht draußen schützen könnte. „Es war nur die Übermüdung“, flüsterte er sich selbst beruhigend zu, während er versuchte, seinen Atem zu kontrollieren. In der Stille seines Flurs wirkten seine Worte wie ein schwacher Trost gegen die aufdringliche Dunkelheit.
Langsam bewegte er sich durch die Wohnung, ein schwaches Licht erhellte den Raum, als er die Lampe im Vorbeigehen einschaltete. Er machte sich bettfertig, ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, als sein Herzschlag allmählich zur Ruhe kam. Ein flüchtiger Blick auf sein Handy verriet ihm, dass bald schon der Morgen grauen würde, und mit ihm hoffentlich das Ende dieser beklemmenden Nacht.
Doch plötzlich durchzuckte ein Flackern das Zimmer – ein unerwarteter Lichtschein, der ihn aus seinen Gedanken riss und ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Sein Adrenalinspiegel stieg, sein Herz begann erneut wie wild zu pochen, während er sich langsam umdrehte. Ein lautes Dröhnen in den Ohren begleitete seine zitternden Hände, als er sich mit ängstlicher Vorsicht dem Schlafzimmer näherte.
Als er den Raum betrat, umhüllte ihn erneut das unheilvolle Gefühl der Beklemmung. Doch das Flackern kam nicht von innen – es kam von draußen, von irgendwo im Dunkel der Nacht. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte jedoch nichts Unheimliches, nur die ruhige Straße von der alles still und verlassen wirkte. „Es ist nur meine Übermüdung“, murmelte er sich selbst zu, versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken.
Er wandte sich seinem Bett zu und sehnte sich nach Ruhe und Schlaf. Doch als er die Wohnungstür im Augenwinkel bemerkte, die weit offen stand, durchfuhr ihn ein eisiger Schauer der Furcht. Er hatte sie doch sicher verschlossen! Und dort, im düsteren Flur, stand sie – die dunkle Gestalt, die jetzt bedrohlich an seiner Türschwelle verweilte, als ob sie darauf wartete, dass er ihr Einlass gewährte.
Lukas wich ungläubig ein paar Schritte zurück, bis er an die Fensterkante stieß. Für einige Sekunden herrschte absolute Stille, während er gespannt darauf wartete, was als Nächstes passieren würde. Sein Verstand war ein Wirrwarr aus Möglichkeiten – rennen, springen, aufgeben, weinen, flehen, schreien… Ein Strudel von Gedanken durchzog Lukas‘ Geist, während er mühsam versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Bevor er jedoch auch nur ein Wort über seine Lippen bringen konnte, zuckte die Gestalt plötzlich nach vorne, und alles wurde schwarz… Dunkelheit… Stille… Dann brach ein Lachen aus, Kindergelächter, das die Dunkelheit durchdrang. Danach mehrere Schreie und Lukas schreckte hoch.
Das monotone Rattern des Busses drang an Lukas‘ Ohren, als er die Augen öffnete und die Leute bemerkte, die ein- und ausstiegen. Offensichtlich war er im Bus eingeschlafen. Ein Blick auf die Anzeige der Haltestellen verriet ihm, dass er fast zu weit gefahren wäre. „Verdammt, ich muss hier raus. Habe ja noch eine ganze Weile zu laufen“, dachte er frustriert.
Während Lukas sich auf den langen Fußweg vorbereitete, schlich sich ein unbehagliches Gefühl in sein Bewusstsein. Ein Gedanke nagte an ihm, eine Erinnerung, die er fast vergessen hatte – der Traum von der dunklen Gestalt. Plötzlich fiel ihm ein, als er die Parallelen zwischen seinem Traum und seiner tatsächlichen Route bemerkte. Lukas zögerte. Sollte er wirklich durch den Park gehen?
Ein innerer Konflikt entbrannte in ihm. Sollte er an dieser Haltestelle aussteigen und sich eventuell erneut der unheimlichen Begegnung stellen? Oder sollte er lieber noch ein paar Haltestellen weiterfahren, um sich sicherer zu fühlen? Lukas rang mit sich selbst, unschlüssig, welche Entscheidung die richtige wäre. Fast schon belustigt über seine eigene Vorstellung, dass der Traum tatsächlich wahr werden könnte, schüttelte er den Kopf über seine eigene Ängstlichkeit.
Als er gerade dabei war, einen Fuß aus dem Bus zu setzen, überkam ihn eine unheimliche Vorahnung. Sein Blick schweifte über den Park, der in Nebelschwaden gehüllt war. Es war, als würde sein Körper ihm ein Warnsignal senden, denn er blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich huschte ein laut rufendes Kind an ihm vorbei, gefolgt von einer sichtlich überforderten Mutter, die ihm hinterher hastete. In Gedanken versunken, verharrte Lukas weiterhin vor dem Busausgang, während er mehrmals gebeten wurde, zur Seite zu gehen. Verärgert zog die Frau mit dem Kind an ihm vorbei, begleitet von dem durchdringenden Busklang, der signalisierte, dass die Türen sich schließen würden.
Ein Schauer durchlief ihn, als er sich daran erinnerte, dass er dieses Geräusch kurz vor dem Erwachen gehört hatte. Kinderstimmen… Entschlossen, nicht auszusteigen, beschloss er, ein paar Haltestellen weiterzufahren. Während er den beiden nachsah, wie sie die Straße entlangliefen, fragte er sich, warum um diese Zeit eine Frau mit ihrem Kind noch unterwegs war. Und dann auch noch in der Nähe eines Parks, von dem er schon immer ein unheilvolles Gefühl hatte, wenn er schon als Teenager am späten Abend daran vorbeiging.
Beobachtend, wohin sie wohl gehen würden, bemerkte er, wie eine der Straßenlaternen auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Park flackerte. Einmal, zweimal… Das Kind schaute verängstigt rüber und deutete mit dem Finger darauf. Dann Dunkelheit. Die Laternen fielen einer nach der anderen aus. Kurz darauf ging eine der Straßenlaternen wieder an, doch die anderen blieben erloschen.
Lukas schreckte hoch und drehte sich nach hinten, während der Bus unaufhaltsam weiterfuhr. Das grelle Licht der Straßenlaterne enthüllte eine dunkle Gestalt, die dort stand und den Bus regelrecht fixierte. Sie war ungewöhnlich groß und dürr, ihre Erscheinung verstörend. Ihr Kopf war zur Seite geneigt, lange Haare lugten aus einer Kapuze hervor, und obwohl keine Augen zu erkennen waren, spürte Lukas den eindringlichen Blick der Kreatur, als wäre sie rasend vor Wut und gleichzeitig, als ob sie auf etwas oder jemanden wartete.
Das kann nicht wahr sein, dachte Lukas fassungslos. Würde er dem gleichen Schicksal entgegenlaufen wie die Mutter und das Kind? Was wäre passiert, wenn er den Fuß aus der Busschwingtür gewagt hätte? Würde das Gleiche passieren wie in seinem Traum? War es vielleicht kein Traum? Und was ist nun mit den beiden? Sind sie in dieser tiefen und von Schwärze erfüllten Dunkelheit verschwunden, und würde er der Nächste sein? Die Fragen schossen wie Blitze durch seinen Verstand, als der Bus unbeirrt seine Route fortsetzte.
Lukas erstarrte, sein Körper schien wie versteinert. Er musste sich wieder fassen, doch es gelang ihm nicht. Durchdrungen von Todesangst und Verzweiflung starrte er auf die Anzeige. Nur noch 5 Haltstellen bis zur Endstation. Dann musste er raus. Raus in diese ungewisse und möglicherweise auf ihn lauernde Dunkelheit, von der er sich sonst immer so geborgen fühlte, fernab des Trubels und Lärms des alltäglichen Lebens. Doch nun konnte ihm diese Schwärze nicht weit genug sein. Er musste sich etwas einfallen lassen.
Durch das große Fenster des Busses sah Lukas die Bäume, die sich wie schreckliche Fratzen darstellten, erfüllt von quälendem Leid. Mit weit aufgerissenen Mäulern schienen sie ihn förmlich dazu aufzufordern, sich zu verstecken. Die Zeit schien ihm davonzufliegen, während er nur noch 3 Haltestellen zählte.
Verdammt, fluchte Lukas in Gedanken. Es fühlte sich an, als würde er einem Wettlauf gegen die Zeit gegenüberstehen.
Noch vor wenigen Stunden hatte Lukas es kaum erwarten können, von der Nachtschicht in sein Bett zu fallen. Als die Uhr 2:30 schlug, machte er sich schon fast wie eine Sprinter auf den Weg. Schnell an seinen Kollegen vorbei, keine Zeit zum Verabschieden, dachte er sich. Selbst den Kaffee, den er sich kurz vor Feierabend immer gönnte, sollte heute in der alten Kaffeemühle bleiben, die sich als Kaffeemaschine schimpfte. Vorbei am Empfang und endlich draußen. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass er gut in der Zeit lag, um den vorletzten Bus zu bekommen. Auf halbem Weg dann der Schock – Er hatte seine Tasche vergessen. Mist! Hilft ja alles nichts, seufzte Lukas und ging zurück, um besagte Tasche zu holen. Dann muss es wohl der letzte Bus sein. Der letzte Bus. Die letzte Fahrt. Für heute. Egal, ich schaffe das.
Die Gedanken quälten Lukas, während der Bus unaufhaltsam durch die Nacht rollte. Die Bilder ließen ihn nicht los, sie brannten sich unauslöschlich in sein Bewusstsein. Hätte er doch nur die Tasche dagelassen… Doch die Entscheidung, nein, sie entsprang weniger einer Verlockung als vielmehr seinem festen Entschluss, Dinge nicht aufzuschieben. Doch wohin hatte ihn das nun geführt? Ihn überfielen Zweifel und Selbstvorwürfe. Warum war er nicht selbst gefahren? Warum hatte er kein Taxi gerufen? Diese Fragen kreisten in seinem Kopf, während der Bus unaufhaltsam durch die Straßen fuhr, das monotone Rattern, welches ihm einen düsteren Soundtrack zu seinen Gedanken bot. Jetzt, knapp anderthalb Stunden später, saß er hier und hoffte, dass der Bus die ganze Nacht durchfahren würde, ohne an einer einzigen Haltestelle anzuhalten. Wer wusste schon, welches Geschöpf der Nacht in dieser nebligen Einöde der Vorstadt durch das grell leuchtende Licht oder den ohrenbetäubenden Ton beim Öffnen der Tür geweckt würde.
Nervös, mit dem Bein wippend, verfolgte Lukas den Weg bis zur vorletzten Haltestelle. Er presste sich tiefer in den Sitz und lauschte gespannt. Als die Tür sich öffnete, herrschte Stille. Der Türton durchdrang die Finsternis und verstummte abrupt. Danach nur noch Stille. Die Tür schloss wieder. Lukas atmete erleichtert aus. Doch halt. Die Straßenlaterne flackerte und erlosch. Plötzlich begann ein unaufhörliches Kratzen an der Tür. Kratz, Kratz, Kratz. Ein Geräusch, das sich von Mal zu Mal durch seine Nerven fraß. In den einzigen Rückzugsort den Lukas noch hatte. Dann setzten sich die Räder des Busses wieder in Bewegung. Diesmal wagte Lukas nicht einmal den geringsten Blick zurück. Es war ihm gleichgültig, was sich dort draußen zeigte. Nur noch eine Haltestelle. Was soll ich tun? Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Er versuchte, ein Dutzend Leute zu erreichen, doch niemand antwortete. Natürlich nicht, es war mitten in der Woche, und bereits 3:45 Uhr. Wer zur Hölle würde zu dieser Zeit ans Telefon gehen? „In Kürze erreichen wir die Endstation. Wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen. Vielen Dank“, drangen die Worte aus den Lautsprechern des Busses. Lukas zitterte am ganzen Körper.
Sollten das die letzten Worte sein, die er hören würde, bevor die Gestalt ihn verschlang oder was auch immer sie mit einem tat, der in ihre Fänge gerät?“, fragte sich Lukas verzweifelt. In letzter Not wandte er sich an den Busfahrer, der mit Kopfhörern ausgestattet seinem Ende entgegensteuerte. „Entschuldigung, Entschuldigung“, tippte Lukas dem kräftigen Busfahrer auf die Schulter. Doch dieser schien sichtlich verärgert, dass er überhaupt angesprochen wurde.
Der Busfahrer drehte sich widerwillig zu Lukas um und hob abwehrend die Hand. „Was willst du denn jetzt?“, fragte er genervt. „Wir haben die Endstation erreicht, also steig aus.“ Seine Stimme klang grob und unnachgiebig. Lukas‘ Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Aber… aber da draußen ist etwas! Eine… eine Gestalt!“, stammelte er verzweifelt. Doch der Busfahrer schnaubte nur verächtlich. „Hör mal zu, Kumpel“, sagte er mit einem abschätzigen Blick auf Lukas, „ich weiß nicht, was du genommen hast, aber ich hab keine Zeit für deine Drogenfantasien. Raus hier, bevor ich die Polizei rufe!“ Lukas fühlte sich hilflos und allein gelassen.
Völlig aufgelöst stieg er aus dem Bus und suchte verzweifelt nach einem Ort, an dem Menschen oder zumindest viele Lichter waren. Sein Blick fiel auf einen Bahnsteig gegenüber der Bushaltestelle, wo einige Leute standen und auf ihre Züge warteten. Ohne zu zögern, sprintete er dorthin, doch als er näherkam, bemerkte er, wie die Blicke der Menschen sich verächtlich abwandten, sobald sie ihn sahen. Lukas wusste selbst nicht, was er erwartete. Doch große Enttäuschung breitete sich in ihm aus, als er spürte, wie sie ihn verurteilten, so wie er angesehen wurde. Plötzlich brach alles in ihm zusammen – sein Kampfgeist, sein Überlebenswille. Die bittere Erkenntnis. Keiner würde ihm zur Hilfe kommen. Er war allein. So wie immer.
Die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Entmutigt wandte Lukas sich ab, unfähig, den verächtlichen Blicken standzuhalten. Eine Welle der Hoffnungslosigkeit überflutete ihn, als er sich langsam aber sicher aufgab. Die Last seiner Einsamkeit drückte ihn nieder, während er sich von den Bahnsteigen entfernte. Die Dunkelheit verschlang seine Gedanken, und er fühlte sich, als würde er in einem endlosen Abgrund versinken.
Doch eine Stimme durchbrach die Stille, sanft und tröstend. Lukas hob den Blick und sah eine Frau, deren mitfühlende Augen ihm Hoffnung schenkten. Neben ihr stand ein kleines Mädchen, dessen Blick voller Neugier auf ihm ruhte. Trotz der Ablehnung der anderen Passanten fühlte er sich von ihrer Wärme berührt.
„Alles in Ordnung?“, fragte die Frau einfühlsam, und Lukas spürte, wie ihre Worte ein Licht in der Dunkelheit seiner Gedanken entzündeten.
Die Worte der Frau erreichten Lukas wie ein rettender Anker inmitten des Sturms seiner Verzweiflung. Mit einem schweren Seufzer schüttelte er den Kopf, unfähig, die Last seiner inneren Kämpfe allein zu tragen. „Nein“, flüsterte er leise, und seine Stimme klang brüchig vor Emotionen. „Es geht mir nicht gut. Ich… ich weiß nicht mehr weiter.“
Die Frau legte sanft eine Hand auf seine Schulter, und Lukas spürte eine Welle der Erleichterung, als würde ein Teil seiner Last von ihm genommen. „Du bist nicht allein“, sagte sie ruhig. „Wir sind hier, um zu helfen.“
Lukas‘ Herz setzte für einen Moment aus, als er die vertrauten Gesichter der Frau und des Kindes genauer betrachtete. Ein unheimliches Gefühl der Erkenntnis überkam ihn, als würde er aus einem tiefen Traum erwachen und die Realität erkennen, die ihm entglitten war.
Plötzlich verdunkelte sich die Szenerie um ihn herum, als wäre er in einen düsteren Albtraum hineingesogen worden. Die warmen Lichter verschwanden, und alles um ihn herum wurde von einer unheilvollen Dunkelheit verschluckt. Die sanfte Stimme der Frau wurde zu einem dröhnenden, tiefen Kichern, das in Lukas‘ Kopf widerhallte und ihn fast zu Boden zwang.
Eine langsam verzehrende Dunkelheit breitete sich in seinen Gedanken aus und schien ihn von unten her langsam zu verzehren, wie ein pechschwarzer Ozean, der Lukas erdrückte und zu erstickte drohte. Gleichzeitg erkannte er, dass er fernab von den wärmenden Lichtern und der Sicherheit stand, die er sich eigentlich erhofft hatte.
Die Gestalten offenbarten sich nun und in ihnen schien etwas Uraltes und Böses zu schlummern, so als würden sie aus den Tiefen der Zeit selbst aufsteigen. Ihre Präsenz war erdrückend, ihre Absichten undurchschaubar. Lukas spürte, wie eine unheilvolle Aura von ihnen ausging, die seine Sinne zu betäuben schien. Die vertrauten Gesichter verwandelten sich in unheimliche Masken, die nichts Menschliches mehr an sich hatten..
Das Kind begann, Lukas leblos anzustarren, ihr Gesicht blieb ausdruckslos und die Augen wirkten nun leer und furchterregend. Zugleich vernahm er ein leises, bedrohliches Flüstern der Frau:
„Endlich haben wir dich!“