KonversationenMittelObjekteTod

Die stärkere Kraft

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich wache auf und öffne meine Augen. Doch nur kurz, denn die stechenden, intensiven Kopfschmerzen zwingen mich, sie direkt wieder zu schließen. Mein ganzer Körper fühlt sich taub und kraftlos an. Scheiße. Was war mit mir los? Woher kamen diese Kopfschmerzen, und wo zum Henker bin ich überhaupt? Ich halte meinen Kopf mit beiden Händen fest, um das Schwindelgefühl in den Griff zu kriegen und wieder klar denken zu können. Ich habe noch nie getrunken. Von Partys halte ich mich in der Regel fern. Ich konnte also keinen Kater haben. Scheiße, denk nach…was war passiert? Ich ziehe meine Gedanken gewaltsam zurück zum letzten Abend. Ich war grade mit der Arbeit fertig geworden. Da mein Auto sich in der Reparatur befand, musste ich nach Hause laufen. Nein. Moment. Da stimmte etwas nicht. Mein Auto war in der Reparatur, weil irgendein Mistkerl sich mit einem Schläger oder etwas ähnlichem daran ausgetobt hatte. So weit, so gut, denke ich, während ich eine Erinnerung mit der
anderen verknüpfe. Ich war mit meinem alten Fahrrad zur Arbeit gefahren. Nach einigen Überstunden wandelte ich also, mehr schlafend als wach, zum Fahrradständer. Doch ich kann mich nicht erinnern, weggefahren zu sein…ich konzentriere mich und versuche, mich geistig und körperlich in die letzten Stunden des vorigen Tages zurückzuversetzen. Ich stehe vor dem Fahrradständer. Meine Hand wandert automatisch zu den Schlüsseln in meiner Tasche. Dann…ein heftiger Schmerz an meinem Hinterkopf. Überrascht und desorientiert falle ich zu Boden. Ein weiterer Aufschlag an meiner Schläfe. Und dann Schwärze.

Ich öffne langsam und
vorsichtig die Augen, um mein Umfeld besser in Betracht nehmen zu
können, doch ich hätte sie genauso gut geschlossen halten können. Wo
auch immer ich bin, es ist komplett dunkel. Ich kann einen Scheißdreck
sehen. Obwohl…wenn ich entführt wurde, hat man mir dann vielleicht
einfach die Augen verbunden? Ich greife mit den Händen nach meinen
Augen, in der Hoffnung, eine Binde zu ertasten, doch vergeblich. In
diesem Mistraum war es einfach nur zappenduster. Erst jetzt komme ich
auf die Idee, zu meinem Handy zu greifen, um Hilfe zu rufen oder
wenigstens die Taschenlampe anzumachen. Ich greife in meine Taschen, um
mein Handy hinauszuziehen. Doch es ist nicht da. Ich greife in die
andere Tasche – nichts. Der kleine, rechteckige Gegenstand fehlt, genau
wie meine Schlüssel. Ich bekomme langsam Panik, und meine Atmung wird
schneller. Ich bin in einem völlig dunklen Raum, habe keine Ahnung wo
ich bin und keine Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Gottverdammte Scheiße, ich weiß noch nicht einmal, wer mich hierher
gebracht hat! Irgendjemand hat mich entführt, andernfalls wären
wenigstens meine Schlüssel noch in meiner Tasche, doch irgendjemand
wollte scheinbar, dass ich keine Hilfsmittel irgendeiner Art mit mir
führe.

„Was für eine Scheiße läuft hier, verdammt?“, will ich
wütend und selbstsicher in die Dunkelheit rufen, doch alles was ich in
meiner Panik hervorbringe ist ein jämmerliches:

„W-was ist hier los…“

Mein Herz setzt einen Schlag aus, als eine männliche, freundliche Stimme mir tatsächlich antwortet.

„Oh.
Sie sind schon wach? Verzeihen Sie, dass ich es nicht bemerkt habe. Ich
dachte, das Betäubungsmittel würde sie noch eine halbe Stunde schlafen
lassen. Offenbar haben sie ein außergewöhnlich starkes Immunsystem, mein
Herr.“

Der höfliche Klang dieser Stimme lässt meinen Puls vor
Wut rasen. Wie konnte er in dieser Situation nur so ruhig und gelassen
daherreden, als wäre das hier ein verschissener Kaffeeplausch? Diesmal
deutlich zorniger als ängstlich, schreie ich in die Richtung, aus der ich
die Stimme vermute:

„Was soll das hier, du Drecksack? Wieso bin
ich in diesem scheißdunklen Raum und was zum Henker willst du eigentlich
von mir? Meine Wertsachen hast du wohl schon, also warum lässt du mich
nicht gehen, verdammt?“

Meine Stimme überschlägt sich, so stark sind sowohl Zorn als auch Panik.

„Sehr
direkt, mein Herr. Sie kommen gleich zum Punkt. Das gefällt mir!“, erwidert die Stimme in diesem nervigen, ruhigen, höflichen Tonfall.

„Sehen
Sie, ich wollte schon immer wissen, wie die menschlichen Emotionen
funktionieren. Was treibt einen Menschen dazu an, bestimmte Dinge zu
tun? Was bringt einen Mörder dazu, zu töten? Was bringt Mütter dazu,
sich für ihr Kind vor ein Auto zu werfen? Was ist der Grundantrieb des
Menschen? Letztere Frage treibt mich schon besonders lange herum. Und
genau deshalb sind sie heute hier, mein Bester. Sie werden mir helfen,
diese Frage zu beantworten.“

„Und wenn ich nicht will?“ frage ich zweifelnd.

„Was ist, wenn ich an Ihrem bescheuerten Experiment nicht mitwirken will?“

Mit einem gefährlich amüsierten Unterton antwortet die Stimme:

„Ich glaube nicht, dass Sie eine Wahl haben, mein Lieber. Ich schlage vor, dass Sie sich den Versuch erst einmal ansehen.“

Mit
einem leisen Klicken flammt eine Glühbirne über mir auf, und jetzt
erkenne ich endlich, wo ich eigentlich bin. Die Glühbirne wirft ihr
schwaches, leicht flackerndes Licht auf nackte, graue Betonwände. Ich
selbst befinde mich in einem quadratischen, etwa zweieinhalb Meter
tiefen Loch, das am ehesten an ein leeres Schwimmbecken erinnert. Die
Quelle der Stimme sitzt am Rande des Loches auf einem Stuhl. Sein
Gesicht liegt unkenntlich in der Dunkelheit, sodass ich es nicht
erkennen kann. Ich drehe meinen Kopf nach rechts, um die andere Hälfte
des Beckens zu betrachten, und mir stockt entsetzt der Atem.

Dort,
hinter mehreren Rollen Stacheldraht, auf einem Stuhl stehend, mit einer
Schlinge um den Hals, steht meine erst acht Jahre alte Tochter. Tränen
laufen ihr über die Wangen, welche von dem Knebel in ihrem Mund
aufgesaugt werden.

„Lizzy!“, rufe ich erschrocken hinüber, während
ich nach Worten der Beruhigung suche, Worte, die ihr vermitteln sollen,
dass alles in Ordnung gehen wird, dass sie nichts zu befürchten hat,
dass ich sie sicher nach Hause bringen werde. Doch in meiner Angst um
sie bringe ich nichts heraus.

Ein metallenes Geräusch hinter mir
lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Ich drehe mich um. Der
Mann hatte dort ein Messer hingeworfen.

„Ich denke, der Sinn
dieser Übung ist klar und einfach, mein Herr. Ich möchte, dass sie ihre
Tochter befreien. Mit diesem Messer können sie sie von dem Strick
los schneiden, doch sie werden sich beeilen müssen. Nach nur einer Minute
wird der Stuhl, auf dem sie steht, unter ihren kleinen Füßchen
weggerissen werden.“

Erst jetzt bemerke ich, dass um eines der
hinteren Stuhlbeine ein Seil gebunden ist, dessen Ende in ein kleines
Loch in der Wand führt.

„Was dann passiert, können sie sich
bestimmt selbst ausmalen. Der Stacheldraht wird Ihre Willenskraft testen
sowie Ihre Liebe zu Ihrer Tochter. Also dann…“

Der Mann legt
eine kurze Pause ein, als würde er darauf warten, dass der
Sekundenzeiger seiner Uhr die Umdrehung vollendet. Doch ich werde
verdammt nochmal nicht darauf warten, meine Tochter zu retten, nur damit
dieser Scheißkerl sein Experiment perfektionieren kann.

Ich
greife mir das Messer und stürme sofort los. Am Stacheldraht angekommen
versuche ich, ihn durchzuschneiden, doch der Draht ist stabil, viel zu
stabil, als das ich ihn einfach aus dem Weg schneiden könnte.

„So
einfach ist es nicht, mein Herr. Sie müssen schon hindurch kriechen!
Sonst macht es doch keinen Sinn, dass sehen sie sicher ein.“

Natürlich
sehe ich es ein. Natürlich weiß ich, was zu tun ist. Wieso habe ich nur
so eine verdammte Angst davor? Es geht um meine Familie. Es geht darum,
mein kleines Mädchen zu retten! Ich darf keine Zeit verlieren,
verdammt!

Ich zögere nicht länger. Ich lege mich auf alle

= ᅟ =
iere
nieder und bewege mich vorwärts. Den Draht halte ich mir mit einer Hand
dürftig vom Leib. Überall trage ich kleine Schnitte und Kratzer davon,
jedoch nichts Dramatisches. Die wichtigen Stellen bleiben verschont. Ich
achte trotz aller Eile und Panik darauf, mir nicht die Pulsadern
aufzureißen.

„Ihnen geht die Zeit aus, Mister. Sie müssen sich
beeilen, sonst ist Ihre geliebte Tochter gleich tot.“ erwähnt der Mann
unnötigerweise.

Scheiße, ich weiß das mit die Zeit ausgeht! Der
Schmerz hält mich zurück, lässt mich innehalten. Das verzweifelte
Schluchzen meiner Tochter dringt schwach an mein blutendes Ohr. Ich muss
weiter. Weiter. Nur weiter. Doch ich bin zu langsam. Bin zu vorsichtig.
Zu zögerlich.

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ schreie ich laut,
während Tränen mein Gesicht hinunterlaufen und brennend in die
Schnittwunden fließen.

„Zehn. Neun. Acht. Sieben…“ zählt die
Stimme runter, und ich versuche ein letztes Mal, mich aufzurappeln und
mit aller Kraft nach vorne zu meiner Tochter zu kommen, die mich
verzweifelt weinend anstarrt. Doch ich schaffe es nicht. Der Draht ist
überall. Er schneidet überall in meinen Körper. Zerreißt meine Haut,
zerstört die darunter liegenden Blutadern.

„Drei…Zwei…Eins…“

Ich
kann mich nicht mehr bewegen. Der Schmerz ist allumfassend. Alles, was
ich tun kann, ist, meiner Tochter in ihre armen, hilflosen Augen zu
sehen und mit meinen Lippen zwei letzte Worte zu flüstern:

„Vergib…mir…“

Meine Stimme ist ein schwaches, kaum hörbares Schluchzen.

„Null!“
ruft die Stimme, und mit einem leisen Schnappen fahren die Seile zurück
in die Wand, gefolgt von dem Klappern des Stuhls und dem Röcheln meiner
Tochter, welches trotz des Knebels deutlich hörbar ist.

Ich
verharre einige Sekunden, bis das letzte Röcheln verklingt. Mein Geist
fühlt sich taub an, während ich versuche, zu verstehen, was grade
passiert ist.

„Ich muss sagen, ich bin negativ überrascht. Ich dachte, die berühmte Elternliebe würde sie etwas weiter bringen.“

Seine
Worte kommen bei mir an, doch sie hinterlassen nicht den geringsten
Eindruck. Alles Denken ist ausgelöscht. Ich habe sie im Stich gelassen.
Ich habe meine Tochter sterben lassen.

„Nun gut, daran kann man nichts ändern. Kommen wir daher also zum zweiten Teil des Experiments.“

Diese
Worte jedoch nehme ich wieder wahr. Sogar mehr als deutlich. Sie
schallen in meinem Kopf wieder wie ein Echo. Zweiter Teil? Dieser kranke
Scheiß war noch nicht vorüber? Was würde er als nächstes tun? Wen würde
er als nächstes umbringen? Nein. Nein, dass durfte nicht passieren!
Mein blutiger Griff schließt sich fester um das Messer, dass er mir gab.
Heißer Zorn schießt durch meine Adern und fegt den Schmerz einfach
beiseite. Jegliche Trauer, jeglicher Schmerz, alles wird durch einen
brennenden, klaren Zorn ersetzt. Dieser Mann hat grade meine Tochter
ermordet. Ich werde ihn für seine Taten bluten lassen. Ich werde ihn
töten.

Ich richte mich auf, den Draht so gut es geht beiseite
drückend. Ich ziehe mir erneut viele Schnitte am ganzen Körper zu, doch
darauf achte ich nicht. Mein Durst nach Rache gibt mir neue Kraft. Ich
ziehe meine Füße gewaltsam nach vorne. Ich spüre kaum Schmerzen, und
wenn, ignoriere ich sie, obwohl viel zu viel Blut meine Kleidung
durchtränkt. Ich reiße mich nach vorne, und meine Haut reißt ebenfalls.
Unmengen von meinem eigenen Blut schießen aus mir hervor. Ich beachte es
nicht. Ich breche aus dem Gestrüpp scharfen Drahtes hervor und renne
wider aller Logik auf die Wand zu, über der mein Peiniger und Mörder
nach wie vor unbewegt sitzt. Ich ziehe mich an der Wand hoch, etwas, was
mir selbst im gesunden Zustand schwierig gefallen wäre. Doch mein Hass
gibt mir Kraft. Einmal oben angekommen, halte ich nicht inne. Mein Blick
fällt auf den Mann, wie er seelenruhig auf seinem beschissenen Stuhl
hockt und mich unberührt anstarrt. Ich lasse Ihm keine Zeit zur Flucht.
Mit einem Sprung bin ich bei Ihm und schlage Ihm das Messer mitten in
die Brust. Ziehe es raus, schlage es erneut in ihn hinein. Wieder.
Wieder. Und wieder. Bis ich merke, dass er keine Bewegung gemacht hat.
Das er keinen Schrei ausgestoßen hat. Das er kein Blut verspritzt. Mein
Blickfeld klärt sich, und ich sehe, worauf ich eingestochen habe.

Eine
Puppe. Eine simple, leblose Strohpuppe, die auf dem Stuhl festgebunden
war. Auf ihrem Schoß liegen eine Kamera und ein Funkgerät. Das letzte,
was ich höre, bevor alles endgültig schwarz wird, bevor jeglicher
Schmerz verschwindet, ist eine Stimme aus dem Funkgerät:

„Interessant.
Liebe hat sie ihrem Ziel nicht näher gebracht, Zorn jedoch hat sie den
Draht überleben und sogar meine Puppe erreichen lassen. Ich kann für
meine Versuche also festhalten, dass der Hass einen weit stärkeren
Antrieb darstellt als die Liebe. Vielen Dank, mein Herr. Sie waren
wirklich ausgesprochen hilfreich.“

das war’s. ich bitte an der stelle um eure ehrliche meinung, weil ich bei der pasta das gefühl habe, erst zum ende hin irgendwie warm geworden zu sein. also, lasst mich bitte eure konstruktive (oder gemeine, hauptsache sie is da) kritik hören. übrigens, vielen dank für’s lesen 😀

Bewertung: 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"