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Der Puppenspieler

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ruhige, dumpf klingende Schritte von schweren Stiefeln betraten den in tiefschwarzer Dunkelheit liegenden Raum, dessen absolute Finsternis lediglich vom fahlen Licht des Mondes, welches durch die beiden kleinen Fenstern schien, deren Glas mit einer Jahrzehnten langen Staub- und Dreckschicht bedeckt waren, verhindert wurde.
Aber wusste die eingetretene Gestalt wo sich jeder einzelne Gegenstand dieses Raumes befand, wie weit die jeweiligen Hindernisse bis auf den Zentimeter genau voneinander entfernt standen oder lagen, weshalb er schon seit langem keine Lichtquelle mehr benötigte oder darauf warten musste, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, um sich zurecht zu finden.

Seine Schritte stoppten vor der langen Arbeitsfläche eines großen, schwerfälligen Tisches aus massivem Holz, auf die er den Körper der jungen Frau mit größter Vorsicht und Behutsamkeit bettete, als wolle er verhindern ihr auch nur die winzigste Verletzung zuzufügen.

Das fahle Licht, welches durch eines der milchig getrübten Fenster drang, beschien das junge, engelsgleiche Gesicht, während es von ihrem natürlichen, fast weiß-blonden Haar umspielt wurde. Jede einzelne der leicht anmutenden wellenartigen Strähnen wirkten in ihrer Gesamtheit wie ein sich sanft bewegendes Meer, das sich vom Haarband ihres Pferdeschwanzes entlang ihres Körper bis zur Taille erstreckte. Der aufmerksame Blick des Mannes folgte den Wellen zu deren Ursprung, während seine Hand dem Blick in Richtung des Haaransatzes folgte, als er inne hielt.

Wann immer er diese Geste ausführen wollte rang er mit sich selbst dieser Versuchung, diesem innigen Wunsch der Berührung, nachzugeben. Und doch besann er sich auch dieses Mal auf die Regeln, die es ihm untersagten dies zu tun, fasste sich und begab sich auf die andere Seite des Tisches, an dessen gegenüberliegende Wand sich ein weiterer Tisch erstreckte. Auf dem abgenutzten und bereits mehrfach ausgebesserten und gleichzeitig modifizierten Holzhocker ließ er sich nieder und griff nach dem einzigen Gegenstand, welcher neben den Werkzeugen und Utensilien, der Einzige war, der sich in einem ausgezeichneten Zustand befand.

Bei dem Gegenstand handelte es sich um eine kleine, wenn auch eher schlichte und einfache Schatulle, aber liebte er es schlicht und einfach. Denn zerstörte es nicht diese besondere Art von Schönheit, die sich in diesen beiden Dingen fand, durch irgendwelche Schnörkel, Gravuren oder fein ausgearbeitete Ornamente und verlieh ihr dabei auch etwas … besonderes. Etwas magisches und geheimnisvolles.

Er griff unter den Kragen seines abgenutzten Hemdes und holte eine kleine Kette hervor, an der sich ein aus Messing gefertigter Schlüssel befand, den er in das dafür vorgesehene Schloss unterhalb der Schatulle steckte und einige Male aufzog, ehe er die Schatulle vor sich abstellte und den Deckel öffnete.

Zum Vorschein kam eine kleine Szenerie, welche auf zahlreichen Messingstäben steckte, an denen sich verschiedene und fein bemalte Metallformen fanden. Mond und Sterne bildeten den Hintergrund, während sich unter ihnen eine hagere, langgliedrige Figur mit Mütze von der einen Seite zur Mitte aufmachte und dabei eine Flöte spielte, während neben ihm eine kleine Marionette anfing andeutungsweise zu dem kleinen Spiel zu tanzen, während eine Melodie das Schauspiel untermahlte und dabei versuchte den Zuhörer und Betrachter zum Träumen zu bringen um die dargestellte Geschichte im Kopf noch lebendiger werden zu lassen.

Wie oft hatte er diese Melodie schon gehört, das Schauspiel mit angesehen und dabei eine Träne vergossen, bis sie irgendwann versiegt waren und er damit aufgehört hatte zu zählen?
Dutzende oder auch hunderte Male?
Vielleicht auch tausende?
Egal wie viele Male er diese Melodie hatte spielen lassen besaß diese kleine Spieluhr dennoch etwas Besonderes, dass ihn in solchen Momenten der Arbeit nicht nur beruhigte und somit auf seine Arbeit konzentrieren ließ, sondern auch darin ermutigte weiter zu machen.

Ein leises, seufzenähnliches Stöhnen erklang hinter ihm.
Er schaute über die Schulter in Richtung der schlafenden Schönheit und wusste, dass es Zeit werden würde. Ohne Hast erhob er sich und begab sich wieder zum Arbeitstisch, um die ersten Vorbereitungen zu treffen, indem sie mit Seilen am Tisch festmachte, sodass sie sich nicht wehren konnte. Normalerweise hatte er kein Problem damit, wenn sich das Seil bei den vergeblichen Befreiungsversuchen tief in die Haut schnitten und sich sogar mit Blut tränkten. Aber als er diese Frau dort liegen sah, überkam ihm dieses seltene Gefühl des Mitleids, weshalb er zwischen jedes Seil und ihrer Haut einen mehrfach zusammengelegten Streifen feinster Seide legte, damit sie sich nicht verletzen würde.

Waren diese Vorkehrungen beendet betrachtete er erneut das Gesicht der jungen Frau, die wieder langsam zu sich kam und dem er bereits die ersten Spuren des Leids, welches sie im Laufe ihres Lebens bereits durchmachen musste, ansehen konnte. Noch bevor sie realisieren konnte, dass sich eine unbekannte Gestalt vor ihr befand, als sie die müden Augenlider öffnete, unter denen die funkelnden sanft grünen Augen mit den gelben Sprenkeln hervor kamen, die Augen vollends aufreißen und aus Angst und Panik aufschreien konnte, war er es, der diese friedliche, von den letzten Klängen der Spieluhr begleitende Stille beendete.

„Wenn du schreist, werde ich dich töten.“ Seine tiefe Stimme eines glatten Granits gleichend war so dominant und prägend, dass sie seiner Warnung folge leistete und ihren Körper dazu zwang dem Drang des Schreiens nicht nach zu kommen.

Sie begann zu keuchen und versuchte sich zu bewegen, aber hinderten sie die stramm gebundenen Fesseln an Armen, Beinen, Rumpf und Hals daran.

„Wer … wer sind Sie?“ Obwohl ihre harfensanfte Stimme geprägt war von Angst, war sie dennoch so fließend, so rein wie die sich dem Ende zuneigende Melodie der Spieluhr. Für einen kurzen Moment war er wie erstarrt, fasziniert und zugleich gerührt von dieser Stimme, die zu der Erscheinung ihrer Person mehr als passte.

„Warum willst du das wissen?“, erwiderte er schließlich ruhig als er sich wieder die Regeln ins Gedächtnis rief.

„Was … was wollen Sie von mir?“, versuchte die blonde Schönheit es mit einer anderen Frage, die er ihr im Gegensatz zu der ersten beantworten wollte. Denn wann immer man ihm diese Frage stellte lächelte er ein wenig auf, erfreut darüber die stetig wachsende Angst und Unruhe seiner Opfer noch weiter zu schüren, auch wenn er sich noch nicht ganz sicher war, ob sie ein Opfer sein würde.

„Willst du es mir nicht sagen?“
Obwohl er gelernt hatte nur in seltenen Fällen eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten mochte er es dies zu tun. Die dadurch entstehende Verunsicherung und Angst eines Opfers würde so noch weiter wachsen, da sie an seiner Stelle dazu gezwungen seien diese Frage selbst zu beantworten, ohne dabei jedoch zu wissen, ob es die richtige Antwort sein würde.

„Werden Sie … mich t-töten?“ Ein Schluchzen mischte sich unter ihre zu zittern beginnende Stimme, während eine erste kleine Träne aus kristallklarem Salzwasser in ihrem Auge heranwuchs und schließlich an ihrer Haut herunter lief, wobei sie diese dabei befeuchtete.

Ein schier endloser Moment verging.
„Versuch es nochmal.“ Erneut schluchzte sie.

„Wollen … wollen Sie …?“ Es gelang ihr nicht, den Satz zu beenden, zu schrecklich war ihr diese Vorstellung, trotz allem, was sie in der Vergangenheit durchlitten hatte. Ein leises Grummeln und Schnaufen deuteten an, dass es nicht nur die falsche Antwort gewesen ist, sondern zudem eine Beleidigung seines Wesens, weshalb er seine Gestalt neben ihrem Gesicht bewegte, sodass sein Körper zwischen ihr und dem fahlen Mondlicht stand. Langsam beugte er sich zu ihrem Gesicht hinunter, sodass die beiden nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

Sie spürte seinen ruhigen, warmen Atem, der über ihre Haut streifte und seine Dominanz, die allein schon ausreichte, um jeden in seinen Fängen gehorchen zu lassen, die allein durch die vereinzelten Gegebenheiten des Ortes, der Tageszeit und vielen weiteren kleinen Dingen verstärkt wurde.

„Ich mag vieles sein, aber zu so etwas schändlichem lasse ich mich nicht herunter.“ Seine Stimme war verbittert, geprägt von Wut und Verachtung dieser Frage gegenüber. „Einen Versuch hast du noch.“, erwidert er, erhob sich wieder und trat einen Schritt bei Seite, sodass ihr Gesicht wieder beschienen werden konnte.

Sie begann zu weinen, während sie darüber nachdachte, was auf einer weiteren falschen Antwort folgen würde.

„Bitte … sagen Sie es mir.“, bettelte sie förmlich als die immer stärker werdende Angst in ihr sie förmlich zu erdrücken schien.

Anstelle einer Antwort begann die Gestalt damit ein Streichholz zu entfachen und nach und nach die einhundertzwanzig Kerzen im Raum anzuzünden. Mit jeder neuen Flamme begann sich die Dunkelheit mehr und mehr zurückzuziehen, wo deren Schein nicht hingelangen konnte, bis der Raum in einem warmen, gelb-orangefarbenen Licht getaucht wurde und sowohl einen detaillierteren Blick der Werkstatt frei gab, als auch auf den Mann und sie selbst.

Die Kleidung, die seinen Körper bedeckte, schien fein säuberlich aus verschiedenen Flicken zu bestehen, ohne dabei schäbig oder abgenutzt zu wirken, während sich meterlange Lederschnüre, Nähgarn und dünne Seile über seine Kleidung schnürten, wodurch er wie ein menschliches Paket wirkte, welches man zweckmäßig eingepackt und zugeschnürt hatte.

Die gepflegten schwarzen Haare waren zu einem langen Pferdeschwanz gemacht und ein langer Ziegenbart untermahlte das streng kantige und doch beinahe kindlich wirkende Gesicht mit den im Kerzenschein leuchtenden Bernsteinen seiner Augen, in welchem sich eine Narbe von seinem rechten Mundwinkel in Richtung des Kieferknochens zog und trotz der Verheilung noch immer von einem Kreuzstich gehalten wurde.

„Mein Gott.“, entfuhr es der Frau mit einer atemlosen Verzweiflung als sie seinen massigen und bullenhaften Körper sah, der durch seine Kleidung und im Schein der hunderten Flammen noch bedrohlicher wirkte.
Erneut begann sie zu weinen.

„Einen Versuch hast du noch.“, erinnerte er sie und bestärkte seinen Satz darin, indem er ihr den Zeigefinger seiner prankengleichenden Hand zeigte, an dem sich wie an jedem andere Finger mindestens ein Ring befand.

„Nein, bitte.“, flehte sie. „Bitte nicht.“ Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.

„Du weißt also, wer ich bin.“

„Sie … S-Sie sind der P-Puppenspieler.“ Es war die pure Angst der Erkenntnis, die aus ihr sprach, unwissend darüber, was er ihr antun würde, selbst wenn sie einige der Geschichten über ihn kannte, die man sich über ihn erzählte. Ruhigen Schrittes trat er neben sie, als sie mit verweinten Augen in die seinen schaute. „Bitte … tu … tun Sie das nicht.“

„Du kennst diese Worte, sogar besser als jeder andere, der vor dir hier war. Auf diesem Tisch. In genau derselben Situation, wenn auch aus einem anderen Grund, weshalb sie bei dir eine besondere Gewichtung besitzen.“

Sie beruhigte sich ein wenig, um genug Kraft aufbringen zu können weiterhin mit ihm zu sprechen.

„A-Aus … w-welchem Grund bin i-ich hier?“

Ein breites Grinsen zeigte sich auf seine Lippen, wobei er seine matt glänzenden weißen Zähne entblößte, in der sie ebenso wie in seinen strahlenden Augen ihr Spiegelbild erkennen konnte und die Angst in ihr an ihre Belastungsgrenze rückte.

„Du weißt warum.“ Sie schluckte in dem Bestreben sich ein wenig zu beruhigen.

„Hat … hat sie dich geschickt, um mich zu töten?“ Ein amüsiertes, wenn auch angsterregendes Lachen entfuhr ihm, als ob ihn die Frage erfreuen würde.

„Wenn ich das gewollt hätte, wärst du es bereits.“ Unsicherheit erfasste die junge Frau, nicht wissend, was sie darauf erwidern sollte. „Im Gegenteil, meine Liebe. Ich biete dir einen Ausweg an.“

„Ei-Einen Ausweg?“

„Deine Arbeit war trotz der wochenlangen Vorbereitung mehr als schlampig, deine Fähigkeiten, deine Reflexe und Bewegungen jedoch sind außergewöhnlich.“, erklärte er ruhig und beinahe beeindruckt. „Etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen habe.“ Er seufzte, während er ihren Körper musterte. Um Gegensatz zu ihm trug sie lediglich einen schwarzen Rock mit weißer Schürze, der ihr von der Taille bis unterhalt der Kniee ging, ein weiß-gräuliches Hemd mit Weste und Fliege, sowie einfachen Schuhen, die lediglich im Haus getragen werden sollten. Das einfache Outfit eines Dienstmädchens eines gehobenes oder adligen Haushaltes, wobei es die hellen Stoffe waren, auf denen sich die Spritzer und Schmierer von Blut abzeichneten, ebenso an ihrer Wange, Beinen und den Händen, wo sich das meiste Blut befand. „So hübsch und doch so tödlich.“ Sie schluckte. „Ich kann verstehen, warum du es versucht hast und glaub mir, ich kenne dieses Gefühl alleine zu sein und als Eigentum eines anderen behandelt zu werden, nur weil er einen weiteren dafür bezahlt hat.“

Abermals füllten Tränen die Augen der jungen Frau, doch dieses Mal waren es keine aus Angst vor ihm oder der Situation, in der sie sich befand, sondern durch die Erinnerung geweckten Emotionen, die sich in jeder einzelnen der salzigen Tränen fanden.

„Aber genau deshalb habe ich dich ausgesucht.“

„Was … Was meinen Sie?“

„Lass mich dir dein Lehrmeister sein, jener, der dich führen wird und ich verspreche dir, dass dir niemand je wieder etwas Böses antun wird.“ Seine ruhigen und mitfühlenden Worte schafften es, ihren Körper und Geist ein wenig zu beruhigen, dennoch blieb das Misstrauen und die Ungewissheit, was dieser Mann in Wahrheit verfolgte. „Aber bist du auch bereit dafür den Preis zu bezahlen, indem du dich an mich bindest, so lange, bis du deine Rache bekommen hast?“

Während des stillen Momentes, der zwischen ihnen entstand, versuchte sie eine Antwort darauf zu finden, was er wohl mit diesen Worten meinte. Ihr Verstand jedoch sagte, dass dies kein Versuch eines Heiratsantrages gewesen ist, sondern angesichts seines Namens im wahrsten Sinne des Wortes so gemeint war.

Wie eine Puppe würde sie durch seine Handlungen gesteuert werden und jede Bewegung ausführen, die er ihr aufgab, ohne eine eventuelle Chance sich dagegen wehren zu können.
Oder vielleicht doch?
Aber wie würde diese Verbindung funktionieren?
War es auch nur der Versuch sie in Sicherheit zu wiegen, in der Hoffnung sie würde lebend seinen Fängen entkommen um dann doch als weiteres Opfer irgendwo aufgehängt und in einer besonderen Pose aufgefunden zu werden, wie man es sich erzählte?
Andererseits sagte er, dass er wüsste wie sie sich fühlte – wie der Besitz eines anderen behandelt zu werden und warum sie es versucht hatte dies zu ändern, weshalb man sie nun in der gesamten Stadt suchen würde, bevor man sie öffentlich vor einem Publikum aus hunderten, vielleicht auch tausenden hinrichten würde.
Und vermutlich würde diese Person, die sie versucht hatte zu töten, von ihrem Platz mit der besten Aussicht aus zusehen, ihr ins Gesicht grinsen und sich in dem Triumph ihres vergossenen Blutes und der Tränen baden, bevor sie einfach so weiter machen würde wie zuvor, wissend darüber, dass sie stehts ihren Willen bekommen würde.

„Ich … ich tu es.“

Ihre Stimmte, mit der sie ihm antwortete, war ruhig, geleitet von Entschlossenheit, Wut und Hass gegenüber den Personen und deren Lastern, Launen und krankhaften Spielchen, denen sie die letzten Jahre wie viele andere ausgesetzt war, ließen ein triumphales Lächeln auf den Lippen des Mannes entstehen.

„Eines jedoch solltest du vorab wissen.“, erwiderte er ruhig, als ob er sich diesen Hinweis bis zu ihrer Einwilligung aufgehoben hatte, der sie sich nun nicht mehr entziehen konnte. Er holte ein zusammengerolltes Stück Leder hervor, öffnete die Schlaufe und rollte die Werkzeugtasche auf dem Tisch aus, bevor er sich eines der besonders geschmeidigen Skalpelle nahm und wieder zu ihr trat.

Wieder zeigte sich die Angst in ihren Augen, mit denen sie die Klinge betrachtete, die förmlich nach frischem Blut dürstete.

„W-Was … was wollen Sie mit dem Skalpell?“

„Wie glaubst du, funktioniert diese Verbindung? Nein, es ist wohl besser ich zeige es dir, denn ich glaube erst dann wirst du es auch wirklich verstehen.“ Er kicherte, mehr aus Gewohnheit als aus reiner Schadenfreude seinem Opfer gegenüber. „Auch wenn der Prozess schmerzhaft sein wird, wirst du lernen damit umzugehen, denn ist der Umgang mit diesem Schmerz das Erste, was du zu lernen hast.“ Er zog sich den Hocker heran und setzte sich neben ihrem Handgelenk hin. „Beginnen wir also.“

Mit angsterfüllten Augen folgte sie der Klinge des bis dahin erhobenen Skalpells, dass sich ihrer Haut näherte, während sich ihr Keuchen mit jeder weiteren Verringerung des Abstands verstärkte und das Herz erneut damit begann immer lauter und schneller zu schlagen, als wolle es sich förmlich aus ihrer Brust befreien.

Der kalte Stahl berührte die Haut, die Muskeln verkrampften sich, versuchten sich von den Fesseln zu befreien. Vergebens. Dann der erste Schnitt und der damit verbundene erste Schrei, der für ihn immerzu ein besonderes Ereignis gewesen ist. Voller Emotionen, die von Angst, Schmerz, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Wut, Hass und absoluter Verachtung reichten.

Und obwohl er kein Mann war, der sich an dem stundenlangen Leid, den Schreien und vergossenen Tränen erfreute, musste er das beenden, was er nun begonnen hatte, während er an die liebliche Melodie der Spieluhr dachte, auf die er sich konzentrierte und somit sämtliche Geräusche um sich herum ausblenden konnte.

Lange, erstickende Schmerzensschreie hallten durch den Raum, ohne jedoch jemals nach draußen zu dringen, sodass er ohne irgendeine ungewollte Unterbrechung seiner mühseligen Arbeit nachgehen konnte und sich bereits Gedanken machte, welche Pläne er mit dieser Frau verfolgen konnte, die nicht nur ihre Rache bekommen sollte, sondern vor allem das Werkzeug eines weitaus größeren Vorhabens darstellte.

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