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Die Stille der Nacht

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Regentropfen prasselten an sein Fenster. Er schaute in die schwarze Tiefe der Nacht. Der Regen war unerbittlich und stark und trotz der Menge die an sein Fenster regnete, hörte er keinen Ton. Es herrschte Totenstille. Dann öffnete er sein Fenster und schaute nach unten. Achter Stock, dass sollte genügen. Er sprang aus dem Fenster. Stille. Niemand hörte etwas.

In dem Waisenhaus, in dem ich seit kurzem arbeite, gab es einen Jungen der mir besonders am Herzen lag. Er hieß Leon und war ein sehr schüchterner und verschlossener Junge, der still in der Ecke saß, während die anderen Kinder fangen spielten.

Doch in der Nacht war er das lauteste Kind im ganzen Waisenhaus. Er schrie des Nachts wie ein Wahnsinniger. Die ganze Nacht schrie er durch. Es musste ihm höllisch wehtun, seine Stimme war nach einer Weile kratzig und brüchig. Die Adern an seinem Hals pulsierten bis zum Anschlag. Doch er wiederholte es. Jede einzelne Nacht. Er weckte damit alle anderen Kinder auf und verängstigte sie. Niemand wollte mit Leon spielen.

Es war kein Wunder das Leon tagsüber kein Sterbenswort redete, wenn er sich nachts die Seele aus dem Leib schrie. Doch was war der Grund. Ich wollte das unbedingt herausfinden und organisierte einen Kinderpsychologen. Da Leon mir ab und zu ein Lächeln zuwarf, hoffte ich irgendwie einen Zugang zu finden.

An einem sonnigen Herbsttag kam ein Mann mit Spitzbart und einer Brille mit sehr großen Gläsern in das Waisenhaus. Ich ging auf ihn zu und er stellte sich mir als Professor George Isaacs vor. Er war alt und sprühte eine Weisheit und Ruhe auf die mich bestärkte, gemeinsam mit ihm an Leon heran zu kommen.

Ich führte den Professor durch das Waisenhaus und erzählte ihm etwas über seine Historie. Mr. Isaacs nickte interessiert und ich brachte ihn in den Aufenthaltsraum, in dem zu dieser Uhrzeit am meisten Kinder versammelt waren. Ich zeigte auf Leon, der wie immer in einer Ecke kauerte und völlig erschöpft wirkte. Mr. Isaacs betrachtete ihn einen Moment und notierte sich dann etwas in dem kleinen Heft, dass er mit sich führte. „Am besten wäre es wenn wir ein Zimmer suchen, in dem wir in Ruhe mit ihm reden können. Oder es zumindest versuchen.“, schlug ich ihm vor. Der Professor nickte zustimmend und ich ging langsam auf Leon zu um ihn vorsichtig zu fragen, ob der Professor und ich sich mit ihm unterhalten können.

Leon schaute zu dem Professor und dann wanderte sein Blick wieder zurück zu mir. Er nickte ganz leicht und schien eine Spur von Erleichterung auszustrahlen. Wir gingen in ein leerstehendes Zimmer mit einem großen Fenster. Als wir eintraten sah sich Leon das Fenster eindringlich an und zitterte. Ich setzte mich auf den Boden und der Professor tat es mir gleich. „Wovor hast du Angst Leon?“, fragte der Professor leise. Leon schüttelte den Kopf und zeigte auf mich. Der Professor wendete sich zu mir und sagte: „Ich glaube er möchte, dass sie ihn fragen.“ Ich sah Leon an und stellte ihm die gleiche Frage.

„Leon, sag mir wovor hast du Angst, warum schreist du jede Nacht?“ Leon sah mich an und dann sprach er. Es war ein sehr leises etwas brüchiges Flüstern, aber er sagte: „Ich habe Angst vor der Stille der Nacht, ich glaube sie hat mich ausgesucht.“ Der Professor und ich sahen uns fragend an. Sosehr wir uns freuten, dass Leon sprach, so wurden wir beide nicht aus seiner Aussage schlau. Was bedeutete sie wohl? Es war schon später Nachmittag geworden und der Professor verabschiedete sich von Leon und mir. Er würde morgen wieder kommen und nach dem Rechten sehen.

Kurze Zeit später war meine Schicht zu Ende und auch ich verabschiedete mich von Leon, der aus dem Fenster schaute und beobachtete wie die Sonne langsam unterging. Seine Worte gingen mir nicht aus dem Kopf während ich nach Hause fuhr. Es wurde dunkel und der Mond ragte über allem. Er schien seit kurzer Zeit immer heller und voller zu werden. Ich schaute aus meinem Fenster und starrte ihn eine Weile an. Der Wind wehte ein wenig und ich hörte ihn durch die Blätter der Bäume streifen, als ich es plötzlich nicht mehr hörte.

Der Wind wehte weiter und ich sah die Äste des Baumes in der Nähe meines Hauses rascheln, doch ich hörte keinen Ton. Es war als ob ich nicht teilnehmen konnte, an den vielen Geräuschen, die in der Nacht ertönten. Ich spürte wie mein Herz heftig schlug, doch auch das hörte ich nicht. Es war beängstigend. Nach einer gefühlten Ewigkeit, setzte die Geräuschkulisse plötzlich wieder ein und ich fiel erschöpft auf mein Bett.

Am nächsten Morgen fuhr ich wie benommen ins Waisenhaus. Ich hatte geschlafen, doch alles fühlte sich so merkwürdig leer an. Mir wurde berichtet, das Leon erneut die Nacht durch geschrien hat. Ich sah ihn in der Ecke sitzen und er schaute mich traurig an. Wenig später kam Mr. Isaacs wieder und als er mich sah fragte er: „Alles in Ordnung mit ihnen? Sie sehen ganz schön fertig aus.“ „Ja, ich hab nur nicht sonderlich gut geschlafen, das ist alles.“, log ich ihn an. Ich wollte ihn nicht mit seltsamen Gerede über das was letzte Nacht geschehen war beunruhigen.

Wir gingen erneut mit Leon gemeinsam in das leere Zimmer und wieder ging Leon sofort an das Fenster. Plötzlich drehte er sich zu mir um und sprach mit seiner dünnen Stimme:“ Die Nacht hat auch dich ausgesucht.“ Der Professor schaute mich verdutzt an. „Was meint er?“, fragte er. „Ich weiß es nicht.“, sagte ich. Ich verstand es tatsächlich nicht, aber ich hatte ein Gefühl in mir, eine gewisse Ahnung. „Du hast dir Stille vernommen. Sie bedeutet deinen Tod. Genauso wie es meinen Tod bedeutet.“, sprach Leon in ruhigem Ton weiter. „Leon, das ist unheimlich, sag mir was du meinst. Bitte, wir möchten dich verstehen.“ „Heute Nacht ist es soweit. Der Mond wird so hell leuchten wie nie zuvor. Die Stille wird kommen. Ich habe solche Angst. Bitte helfen sie mir.“ Plötzlich fing Leon an zu weinen. Ich ging schnell zu ihm und nahm ihn in dem Arm. „Keine Angst Leon, ich bleibe bei dir. Du bist heute Nacht nicht alleine.“, tröstete ich ihn. „Sie können ebenfalls mit meiner Unterstützung rechnen, ich möchte verstehen, was der Junge meint.“, sprach der Professor und ich lächelte ihn dankend an.

Es wurde schnell dunkel. Man hatte das Gefühl, als ob der Mond die Sonne verscheucht hätte. Es war der größte Vollmond, den ich je erblicken konnte. Er wirkte unwirklich, wie gemalt. Leon griff nach meiner Hand. „Wir müssen nach draußen gehen.“ Leon führte mich ins Freie und Mr. Isaacs folgte uns. Um uns ertönten die Geräusche der Nacht. Wind, das Zirpen der Grillen und in der Ferne die Geräusche der Straße. Doch mit einem Mal verstummte all das. Ich fühlte mich gemeinsam mit Leon wie in einem Schalldichten Raum. Leon führte mich immer weiter auf das Feld hinaus. Der Professor war nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne. Die Stille hatte Leon und mich nun komplett umgeben. Der Mond zog uns immer weiter an und wir lösten uns langsam auf. Alles war nun so leicht, bis wir komplett verschwanden in der Stille der Nacht.

 

 

 

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