Haus der Gehirne 6 Aderlass
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Gardevang, 05.02.1876, Tagebuch von Vilhelm Andersen
Wir sind nun den dritten Tag in diesem Raum, den Eldar-Gästezimmer nennt, eingeschlossen. Der geistige Zustand von Dagmar blieb bisher unverändert. Ich habe das Problem, ihr Nahrung oder Wasser geben zu können. Das Meiste läuft aus Ihrem schiefen Mundwinkel wieder hinaus und landet auf Ihrem Kleid. Ich kämpfe jedes Mal mit den Tränen, wenn ich Dagmar füttere. Körperlich beginnt sie bereits zu schwächeln. Eldar hat sie zu einem Pflegefall gemacht, unfähig, sich zu bewegen oder auf Ansprache zu reagieren. Es schmerzt, Sie so zu sehen.
Die Tage verschwimmen mittlerweile gefühlt ineinander, und das Licht des Tages und das Dunkle der Nacht der Welt draußen scheinen unerreichbar. Einzig zum Toilettengang draußen auf der Trissebude lässt Eldar uns aus seinem Haus. Ansgar begleitet uns dabei und wir müssen bei offener Tür unsere Notdurft verrichten. Dabei grinst Ansgar immer hämisch und in seinen Augen funkelt die Abscheulichkeit seiner Gedanken.
Ich habe das Gefühl, dies ist nur der Anfang unseres Albtraums.
Gardevang, der 06. 02. 1876, Tagebuch Vilhelm Andersen
Eldar stand heute Morgen plötzlich im Zimmer. Er und Ansgar haben Dagmar wieder in den OP-Raum im Keller gebracht. Eldar meinte, er könnte das Experiment noch retten. Ich wusste direkt, dass es ein Fehler war, aber was hatten wir für eine Wahl? Wir sind seine Gefangenen, und sich gegen Eldar aufzulehnen, bedeutet Qual und Pein oder den Tod.
Ich fragte Ihn, was er vor hätte. Doch Eldar sprach nur von der Notwendigkeit, das Sprachzentrum erneut zu manipulieren. Ich befürchte das Schlimmste.
Während ich mit Eldar sprach, schob Ansgar den Rollstuhl von Dagmar aus dem Zimmer und er grinste diabolisch dabei.
In welche Lage hat uns Christopher hier nur gebracht? Warum musste er unbedingt herausfinden, was Doktor Mikkelsen hier für Experimente veranstaltet und betreibt? Warum musste er seinem Leben ein Ende setzen, ohne dabei an seine Mutter, seine Geschwister und mich zu denken? Am liebsten würde ich ihn aus seinem Grab holen und ihn durchschütteln und anschreien. Doch dies ist nicht möglich und über die Toten nur Gutes.
Ca. 2 Stunden später klopfte Ansgar an meine Tür und öffnete sie.
Neben ihm standen Henrik und Smilla. Er hob seine Schiefertafel vor seine Brust und ich konnte lesen, was er von mir wollte.
Darauf stand:
„Eldar bitte Sie zu sich in den OP-Raum zu kommen. Drehen Sie sich um und verschränken Sie die Arme nach hinten, damit ich diese fesseln kann. Machen Sie keine falsche Bewegung oder versuchen Sie nichts Unüberlegtes. Die Strafe darauf folgt sofort und wird schmerzhaft sein!
„Da haben wir wieder Den Beweis. Eldars stummer Bruder, Ansger, half ihm wieder einmal wie ein treuer Hund!“, dachte ich mir, während ich mich umdrehte und Ansgar mich fesselte. Er zog mich unsanft aus dem Raum und schubste mich vor Henrik und Smilla. Anschließend drängte er uns zu der Treppe, die in den Keller des Hauses führte. Unten angekommen öffnete er die Tür zum OP-Raum und der Geruch von Chloroform stieg uns in die Nasen. Eldar stand an seinem OP-Tisch und bereitete die Instrumente vor. Die Geräusche des Chirurgenbesteck hallten dabei dumpf durch den Raum.
Dagmars saß schlaff in ihrem hölzernen Rollstuhl und schaute lethargisch zu Boden. Ich schaute zu meinen Kindern und sah, wie Smilla die Tränen in die Augen stiegen. Henrik versuchte ebenfalls die Fassung zu bewahren, doch ich konnte sehen, wie auch bei ihm die Tränen die Wangen hinab liefen.
„Aaaah, da sind ja meine werten Gäste. Ich hoffe, Sie haben die letzten Tage meine Gastfreundschaft genossen und fühlen sich wohl in meinem Haus?“, begann Eldar zu sprechen.
„Was haben Sie vor?“, fragte ich Eldar.
„Wie Sie sehen können, habe ich bereits mit den Vorbereitungen für das Experiment begonnen. Wie ich bereits schon zu Ihrem werten Herrn Vater sagt, ist es eine Notwendigkeit, das Gehirn Ihrer Mutter erneut zu stimulieren.“, wandte er seine Worte nun an meine Kinder und beantwortete somit auch meine Frage, deren Antwort ich schon vorher gehört hatte.
Smilla klappte buchstäblich die Kinnlade herunter und sie war außer Fassung, etwas zu sagen. Henrik schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und begann mit belegter Stimme zu sprechen.
„Was haben Sie vor? Genügt es Ihnen nicht, dass meine Mutter bereits ein Pflegefall durch Ihr fehlgeschlagenes Experiment geworden ist? Sie haben bereits einen Fehler beim ersten Versuch verursacht! Was wollen Sie nun erreichen?“ „Den Tod unserer Mutter?“
Eldar blickte Henrik finster an und ging auf ihn zu. Blitzschnell verpasste er ihm dabei eine schallende Ohrfeige und ein roter Handabdruck zeichnete sich auf der Wange ab.
Eldar sprach wild gestikulierend zu Henrik und die Wut in seiner Stimme verlieh dem Ganzen ein furchteinflößendes Gefühl. „Ich habe keinen Fehler gemacht!“, schrie er dabei Henrik lautstark an und man konnte sehen, wie sich eine Ader an seinem Hals verdickte und sein Gesicht dabei vor Wut rot anlief. Seine Augen waren dabei weit aufgerissen und die pure, ungezügelte Wut zeichnete sich darin ab.
„Diese Behandlung erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Ihr Erfolg hängt allein von der Feinmechanik meines Könnens und meiner Hände ab. Ihre Mutter befindet sich in einem Zwischenstadium zwischen Sein und Nichtsein. Sie bekommt, was um Sie herum passiert, mit und ist nur außer Stande, sich verbal oder körperlich bemerkbar zu machen.“ „Diesen Zustand werde ich mit einer weiteren Stimulation Ihres Gehirnes wieder aufheben und Ihr normales Bewusstsein wieder herstellen.“
„Wagen Sie es nicht, noch einmal meine Arbeit und Können in Zweifel zu stellen, sonst werde ich andere Maßnahmen ergreifen und Sie gezielt zu Strafen wissen.“ „Schließlich haben ich und nicht sie Medizin studiert.“ „Sie jungen Mann haben. Keine Ahnung von der Materie. Das Gehirn ist und bleibt ein Wunderwerk der Natur, dessen Gesamtheit und Können es zu entschlüsseln gilt.“
„Ansgar, du weißt, was zu tun ist. Geleite unsere Gäste an Ihren Sitzplatz und binde sie fest“, sprach er weiter, und Ruhe kehrte in seine Stimme ein.
Ansgar kam zu uns herüber und drängte uns in die hölzernen Rollstühle, die er zwischenzeitlich bereitgestellt hatte. Er drückte uns in die Rollstühle herunter und begann damit, uns einer nach dem anderen darin zu fesseln. Anschließend verließ er den Raum und kam ca. 5 Minuten später zurück. In seine Händen trug er das Eiserne Gestell, das er hinter Dagmar abstellte. Er und Eldar fixierten ihren Kopf darin fest.
Eldar bereitete die feinen Nadeln mit den Drähten daran vor und richtete, als er damit fertig war, das Wort an uns.
„Meine werteten Freunde und Gäste meines Hauses. Sie werden nun erleben, wie ich Ihre Frau und Mutter wieder aus ihrem Zustand der künstlich herbeigeführten, geistigen Behinderung befreien werde. Achten Sie genau auf Ihren Mund und Ihre Bewegungen!“
Eldar begann langsam und präzise die Nadeln in Dagmars Kopf zu stechen. Sie konnte nicht schreien, aber ihr Schmerz, als die Nadeln ihre Kopfhaut durchbohrten, war offensichtlich.
Plötzlich, mitten im Eingriff, konnten wir sehen, wie der hängende Mundwinkel von Dagmar zu zucken begann. Ihre Hände krampften kurz und die Augen begannen hektisch hin und her zu schauen. Panik war in Ihnen zu erkennen. Der Mundwinkel, der eben noch herunter hing, kehrte in seine ursprüngliche Position zurück.
„Ansgar, bitte halte dich bereit und betäube auf meinen Befehl hin Frau Andersen. Sie wird sonst beim Entfernen der Nadeln starke Schmerzen haben.“
Ansgar ging eilig zum Schrank und holte einen Lappen und Chloroform daraus hervor. Er kippte ein wenig Chloroform in das Tuch und trat anschließend neben Dagmar. Sie wurde immer panischer und begann sich im Rollstuhl zu bewegen.
„Ansgar, jetzt!“, sagte Eldar zu ihm. Doch es war zu spät.
Dagmar krampfte. Schaum bildete sich vor ihrem Mund. Sie warf ihren Kopf nach hinten und brachte das Gestell, in dem ihr Kopf befestigt war, zu Fall. Ihre Bewegungen erstarrten und ihre Augen wurden glasig.
Ich war fassungslos und die einzigen Worte, die mir über die Lippen kamen, waren: „Oh mein Gott, Dagmar, bitte nicht!“
Eldar begann auf der Stelle, damit lauthals zu fluchen, aber es war bereits zu spät. DAGMAR war tot. Hirntod. Ohne ein Wort von sich zu geben. Eldar Mikkelsen war wütend über die Reaktion von Dagmar, aber nicht erschüttert. Er hörte auf zu fluchen und schien es einfach hinzunehmen. Er wandte sich erneut an uns und begann mit ruhiger und gefasster Stimme zu sprechen.
„Ich bedauere den Verlust Ihrer Frau und Mutter, aber Sie musste ja unbedingt zu krampfen beginnen. Wissen Sie, meine lieben Gäste, es ist eben ein notwendiges Übel, dass bei solchen Experimenten Probanden sterben“
„Sehen Sie es als Kollateralschaden an.“
Fassungslos schaute ich Eldar an und senkte meinen Kopf zu Boden und begann bitterlich zu weinen.
Ein Moment der Stille kehrte im Raum ein. Dagmars Augen schauten weiterhin leer an die Decke des OP-Raumes. Die Stille wurde durch ein Plätschern unterbrochen, als sich ihre Blase durch den fehlenden Muskelreflex öffnete und sie sich ein letztes Mal entleerte. Der Urin lief auf den Boden und bildete eine Pfütze unter ihr.
Ich hob meinen Kopf, schaute auf den toten Körper von Dagmar und dann auf die Pfütze am Boden. Anschließend richtete ich meinen Blick auf Henrik und Smilla. Das Entsetzen in ihrem Gesicht über den Tod ihrer Mutter war darin zu sehen. Weitere Tränen stiegen mir in die Augen und ich war außerstande, etwas zu sagen.
Smilla rang um Fassung und schaffte es, Ihrer Wut und Trauer Ausdruck zu verleihen. Sie schaute Eldar und Ansgar mit einem bösen Blick an und begann sie, auf das Übelste zu beschimpfen und zu verfluchen.
„Du Monster!“ Du und dein Bruder gehören am nächsten Baum aufgeknüpft und eure Körper sollen die Raben fressen. Sie haben meine Mutter auf dem Gewissen. Sie und Ihre gottlosen Experimente. Wie könnt Ihr beide nachts nur ruhig schlafen? „Mögen die Geister eurer Opfer euch Tag und Nacht heimsuchen und euch in die Tiefen der Hölle schicken.“
Eldar stellte sich vor Smilla und blickte auf sie herab.
„Wertes Fräulein Andersen, ich ziehe den Hut vor Ihrer Schimpftirade und hoffe, Sie sind nun fertig damit.“ „Im Übrigen bitte ich Sie, Ihre Umgangsformen zu wahren. Weder mein Bruder und ich haben Ihnen das Du angeboten und ich bitte Sie daher, bei dem förmlichen Sie zu bleiben“, sagte er gelassen und in einer ruhigen Stimme zu Ihr. Ein boshaftes Grinsen erschien dabei in seinem Gesicht.
Anschließend drehte er sich um und zog mit einem Ruck sämtliche Nadeln aus Dagmars Kopf. Er befahl Ansgar, den leblosen Körper meiner Frau auf den OP-Tisch zu legen.
Mit einer Schere schnitt Ansgar die Kleidung meiner Frau auseinander, zog sie nackend aus und stopfte die Kleidung in einen alten Jutesack.
Eldar reinigte derweil ein Skalpell und eine Knochensäge. Er ging auf den OP-Tisch zu und begann Dagmars Kopfhaut von ihrem Schädel zu lösen. Das Geräusch, das die Knochensäge anschließend beim durchsägen des Knochens machte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Eldar durchtrennte die Verbindung zwischen Gehirn und Rückenmark und entnahm Fein säuberlich Dagmars Gehirn. Er legte es in eine Blechschüssel mit klarem Wasser. Er kam mit der Schüssel in der Hand auf uns zu und zeigte uns das Gehirn von Dagmar.
„Schauen Sie nur hin, meine werten Besucher.“ „ Nicht ein einziger Nadelstich ist im Gehirn zu sehen. „Ist das nicht wunderbar?“, sagte er mit Begeisterung zu uns.
Mit diesen Worten drehte er sich um, nahm ein großes Glas und legte das Gehirn meiner Frau hinein und übergoss es mit Formaldehyd. Er konservierte es für die Ewigkeit, als wäre es ein wertvolles Sammlerstück. Henrik und Smilla weinten still, und ich fühlte eine Leere in mir, die sich nicht beschreiben lässt.
Ansgar ging zur Wanne und zog das riesige Tuch, das darüber gespannt war, davon ab. Anschließend nahm er den leblosen Körper meiner Frau vom Tisch und warf ihm die stählerne Wanne. Das dumpfe Geräusch, das beim Aufschlagen entstand, werde ich auf ewig in meinen Ohren hören. Wenige Augenblicke später machte sich der mittlerweile vertraute Geruch nach Verwesung im Raum breit. Ich bemerkte sofort, dass die Leiche unserer Nachbarin noch immer in der Wanne liegen musste.
Gardevang, der 07.02.1876, Tagebuch Vilhelm Andersen
Die Nacht war unerträglich. Der Schmerz über den Verlust meiner geliebten Dagmar schmerzt schwer in meinem Herzen. Es fühlt sich an, als ob jemand es buchstäblich zerreißen würde. Ich hatte die ganze Nacht wirre Alpträume.
Am Morgen holte Eldar mich alleine in den Keller. Ich bemerkte sofort, dass die stählerne Wanne wieder abgedeckt war. Ansgar ging Richtung Tür zu einem weiteren Raum und öffnete diese. Dort präsentierte er mir die bewusstlosen Körper von Smilla und Henrik. Eldar grinste mich freudestrahlend an und erklärte mir, dass er seine Experimente fortsetzen würde – doch diesmal an Henrik und Smilla.
Ansgar packte mich am Arm und drängte mich Richtung Rollstuhl und drückte mich hinein. Er fesselte mich abermals darin fest und klopfte mir anschließend auf die Schulter.
„Was haben Sie vor?“, fragte ich Eldar. „Recht es Ihnen nicht, dass Sie bereits meine Frau um Ihr Leben gebracht haben?“
„Ich habe Ihre Frau nicht um Ihr Leben gebracht. Das war sie selbst. Hätte Sie nicht gekrampft, wäre Sie jetzt noch am Leben!“, antwortete er mir kurz und knapp darauf.
„Ansgar, kannst du bitte die beiden aus dem Raum holen? Den werten jungen Mann bitte zu mir und das Fräulein in eine Ecke des Raumes?“, bat Eldar seinen Bruder.
Ansgar tat wie ihm befohlen und holte die beiden zu uns in den OP-Raum. Beide waren ohnmächtig. Er stellte den Rollstuhl mit Smilla in die Ecke neben die Tür mit dem Tunnel zu dem alten Holzhaus. Henrik schob er vor den OP-Tisch. Anschließend nahm er das Glas mit Dagmars Gehirn darin und stellte es auf Smillas Schoß ab. Er ging zurück zu Eldar und half ihm bei der Vorbereitung für das nächste Experiment.
„Eldar, bitte hören Sie auf damit.“ „Was wollen Sie? Geld?“ „Ich kann Ihnen Geld geben, so viel Sie möchten. Ich bin ein angesehener Mann Kopenhagens und kann Ihnen so viel Geld besorgen, wie Sie möchten!“, sagte ich und log ihn in einem verzweifelten Versuch, meine Sohn und Tochter doch noch zu retten, an.
Eldar schaute auf und richtete seinen Blick auf Ansgar und dann auf mich. Dabei brach er in ein schallendes Gelächter aus, das fast schon hysterisch klang. Als er sich beruhigt hatte und sein Lachen abnahm wischte er sich eine Träne aus dem linken Auge und begann zu sprechen.
„Mein werter Vilhelm, Sie denken wohl auch, wir leben hier im Wald, wie hinter dem Mond.“ Ich weiß genau, dass Sie nicht zu den angesehenen Bürgern von Kopenhagen gehören. „Ich weiß, dass Sie zwar nicht gerade am Hungertuch nagen, aber reich sind Sie nun auch nicht.“ „Wissen Sie, mein liebgewonnener Freund, ich weiß zwar nicht alles, aber vieles. Sie vergessen, dass ich meine Augen und Ohren in Form von Ansgar überall habe. Ansgar hat Sie die ganze Zeit beobachtet und mir berichtet, wie Ihre Lebensverhältnisse sind“, sprach er zu mir und schüttelte dabei seinen Kopf und unterdrückte dabei einen weiteren Lachanfall.
Lassen Sie uns nun zum nächsten Experiment kommen.
Ansgar packte den Kopf von Henrik und steckte ihn in das eiserne Gestell, in dem meine Frau ihr Leben gelassen hatte. Anschließend drückte er Henrik noch einmal einen Lappen mit Chloroform in sein Gesicht, um ihn weiterhin bewusstlos zu halten. Eldar griff nach einem Rasiermesser und rasierte Henrik eine Stelle des Kopfes frei. Er eröffnete ein kleines Areal des Gehirnes, wie er es bereits bei meiner Frau getan hatte.
Zwischenzeitlich hörte ich ein leises Murmeln aus der Ecke des Raumes, wo Smilla in ihrem Rollstuhl stand. „Wo, wo bin ich?“… „Wie komme ich hier runter?“… „Vater, was ist geschehen?“ ich habe geträumt das Mutter tot ist!“, sagte sie leise und desorientiert in den Raum hinein.
Ich drehte meinen Kopf zu ihr und sah, wie sie langsam ihre Augen öffnete und diese sich vor Entsetzen weitete, als sie das Glas mit dem Gehirn ihrer Mutter in ihrem Schoß stehen sah. Augenblicklich begann sie sich heftig zu bewegen, und Ansgar eilte zu ihr und nahm das Glas von ihrem Schoß. Smilla versuchte, gegen die Fesseln anzukämpfen, schaffte es aber nicht. Mit jeder ruckartigen Bewegung schnitten diese sich in Ihr Fleisch hinein.
„Vater, er hat uns im Schlaf chloroformiert und uns hier herrunter gebracht!“, sagte sie mit Tränen erstickter Stimme zu mir.
„Beruhige dich, Smilla!“, forderte ich sie auf und schaute sie dabei traurig an. „Du wirst es nicht schaffen, die Fesseln zu lösen und dich nur selbst verletzen. Also beruhige dich und atme tief durch!“ Sie atmete tief durch und schloss ihre Augen, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
Doktor Mikkelsen ergriff derweil das Wort und begann zu sprechen.
„Wissen Sie meine werten Gäste? Diese Methode, das Gehirn gezielt zu manipulieren und zu stimulieren, eröffnet mir ein weites Spektrum an Experimenten. „Ich kann buchstäblich zu den Wurzeln meiner Experimente zurückkehren und Versuche, die ich bereits an der Charite getätigt habe, wiederholen und sogar gezielt steuern.“
„Ist das nicht wunderbar? Nein, es ist sogar grandios! Finden Sie nicht auch? „
„Diese Möglichkeit hatte ich vor 40 Jahren noch nicht.“ „Mein Doktorvater Romberg wäre bestimmt begeistert von dieser Methode und würde diese so wie ich eingehend studieren und auch anwenden!“, sprach er und in seiner Stimme schwang eine Unterton der freudigen Erregung mit.
„Eldar, was haben Sie vor?“, fragte ich ihn erneut.
„Geduld ist eine Tugend, mein lieber Vilhelm.“ „Warten Sie es ab. Ihr Sohn wird bald aufwachen und dann werden Sie sehen, was ich mit ihm vorhabe.“, antwortet er mir darauf. Stille kehrte abermals im Raum ein. Ich wusste, dass jede weitere Frage von Eldar nicht beantwortet werden würde.
Eine gefühlte Ewigkeit später erwachte Henrik endlich aus seiner Bewusstlosigkeit und brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er war und in welcher Lage er sich befand.
„Lassen Sie mich sofort aus diesem Gestell frei!“, begann er mit benommener Stimme zu sprechen. „Was haben Sie vor?“
Eldar, der die ganze Zeit hinter Henrik gestanden hatte, trat nun in sein Sichtfeld und beugte sich zu ihm hinab.
„Junger Mann, es wird Ihnen nichts passieren, wenn Sie machen, was Ich von Ihnen verlange.“ „Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren!“, sprach Eldar im ruhigen Ton zu ihm.
„Nein, lassen Sie mich sofort aus dem Gestell frei!“, brüllte Henrik lauthals und begann sich gegen seine Fesseln und die Fixierung des Kopfes zu wehren.
Ansgar stürmte auf Henrik zu, packte sich dabei ein Skalpell und hielt es ihm an den Hals. Henrik hielt sofort still und schaute Ansgar fassungslos an. Seine Augen weiteten sich, als Ansgar das Skalpell wegzog und sich selbst einige cm vor den Hals hielt und Henrik die Geste des Halsaufschneidens andeutete.
Eldar, der diese Szene beobachtete, grinste nur hämisch und trat hinter meinen Sohn. Er nahm sich die Nadeln, die er vorbereitet hatte, und begann damit, diese in Henriks Kopf zu stechen. Anschließend schob er langsam und behutsam die feinen Drähte hindurch und stach sie in sein Gehirn.
„Junger Mann, ich bitte Sie laut und deutlich bis Zehn zu zählen, während ich Ihr Gehirn mit den Drähten stimuliere“, sagte er zu Henrik.
Henrik zog tief Luft ein und begann zu zählen. Eins, zwei, drei, vier, füüüüüüff.Füüüüüüff, füüüüüüüüü!“….
Panik machte sich in den Augen meines Sohnes breit, als er merkte, dass er nicht mehr weiter sprechen konnte. Eldar hatte sein Sprachzentrum unter Kontrolle gebracht.
„Zählen Sie ab fünf weiter!“, herrscht Eldar ihn an.
„Fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn!“ Kamen die Worte wieder klar und deutlich aus Henriks Mund. In seinen Augen hatten sich Tränen der Angst gebildet. Der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn.
„Sehr gut, mein Lieber“, sagte Eldar in einem zufriedenen Ton. „Sehen Sie, wenn Sie machen, was ich sage, wird Ihnen nichts Schlimmes geschehen.“
„Schließlich bin ich ja kein Unmensch!“
„Ich habe Ihr Sprachzentrum manipuliert und Sie so zum Schweigen gebracht. Keine Sorge, es bleibt kein Schaden zurück. Das ist doch wunderbar! Finden Sie nicht auch Vilhelm?“, sagte er zu mir und meinem Sohn.
Ich entschied mich besser, nichts darauf zu antworten. Henrik hatte wohl den gleichen Gedanken, denn er schwieg ebenfalls.
„Doch nun zum nächsten Experiment.“ „Ansgar, bist du so freundlich und würdest dem werten Herrn Andersen Junior die Hemdärmeln hochkrempeln!“, fuhr Eldar fort.
Ansgar ging auf Henrik zu und öffnete die Knöpfe seiner Hemdärmel und begann diese fein säuberlich und akkurat hochzukrempeln. Als er fertig damit war, verließ er den Raum.
Der kurze Moment der Stille im Raum war unerträglich. Einzig das leise Schluchzen von Smilla und das heftige Atmen von Henrik waren zu hören.
In den Augen meines Sohnes war weiterhin die Angst zu erkennen und sein Körper zitterte. Er saß nervös und angespannt in seinem hölzernen Rollstuhl und wusste nicht, was Eldar als Nächstes vorhatte. Der Raum war erfüllt vom dumpfen Geruch von Angstschweiß, Formaldehyd und Chloroform. Eldar ging zu einem der Schränke und öffnete diesen. Er holte ein sauberes Skalpell und eine Aderlasslanze heraus. Er kam wieder auf uns zu und präsentierte uns die beiden Instrumente, wie ein Jäger seine Jagdtrophäe präsentieren würde. Anschließend legte er es auf einem eisernen Tablett ab.
„Meine werten Gäste, ich werde nun einen Aderlass an Ihrem Sohn und Bruder durchführen!“, sein Blick richtet sich dabei auf mich. Er erhob den Finger seiner rechten Hand, um mit ihm zu gestikulieren. „Prägen Sie sich die nächsten Schritte gut ein, Vilhelm. Diese werden von großer Bedeutung für die Nachwelt sein.“
„Ich, Doktor Eldar Mikkelsen, werde versuchen, den Blutstrom mit Hilfe der Drähte zu kontrollieren.“ „Ist das nicht grandios?“, sprach er zu mir und drehte sich zu Henrik um.
Er griff nach dem Skalpell, nahm es von dem Tablett und reinigte es mit akribischer Sorgfalt, obwohl es bereits von einer makellosen Reinheit glänzte. Die scharf und tödliche Klinge glänzte dabei im flackernden Kerzenlicht. Er nahm die Hand von Henrik und legte seine Finger wie eine Kralle um das Handgelenk. Das Zittern meines Sohnes nahm zu. Ich konnte sehen, wie sein Körper sich regelrecht vor Angst versteifte. Langsam und präzise tastete Eldasr nach einer geeigneten Vene.
Henrik zuckte leicht zusammen, als die kalten Finger des Eldar seine Haut berührten. Ohne ein weiteres Wort oder eine Erklärung setzte Mikkelsen die Spitze der Aderlasslanze an einer Vene an. Mit einem schnellen, entschlossenen Schnitt durchtrennte er die Haut und das darunter liegende Gefäß.
Henrik schrie vor Schmerz auf und sein Schrei hallte durch den Keller. Eldar beobachtete aufmerksam das Leid meines Sohnes, als sei er eine wissenschaftliche Kuriosität.
„Sehen Sie, Vilhelm“, sagte er, „Wie das Gehirn auf Schmerz reagiert?“ “ „So viel können wir noch lernen.“ Ich konnte nicht antworten, ich war zu überwältigt von der Hilflosigkeit meines Jungen. Smilla weinte in ihrer Ecke, unfähig, ihrem Bruder zu helfen.
Mit Entsetzen mussten Smilla und ich mit ansehen, wie dunkles, dickes Blut aus der Vene hervorschoss. Es tropfte dabei auf die Kleidung meines Sohnes und sickerte in die darunter stehende gewölbte Schale, die Eldar vom OP-Tisch genommen hatte und auf dem Schoß meines Jungens platziert hatte. Henrik stöhnte leise auf. Sein Atem wurde schneller, als das Blut, das durch seine Adern floss, seinen Körper verließ.
Eldar beobachtete ungerührt den Blutfluss und zählte dabei die Tropfen, die in die Schale fielen, mit der Präzision, wie es nur Ärzte konnten. Leise murmelte er die Zahlen vor sich hin und war dabei wie in Trance. Das Geräusch des tropfenden Blutes, das in die Schale fiel, vermischte sich mit den gequälten und hektischen Atemzügen von Henrik.
Nach einigen Minuten, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, entschied Mikkelsen, dass es Zeit wäre, das Gehirn so zu manipulieren, um den Blutstrom zu verringern bzw. versiegen zu lassen.
Er stellte sich hinter Henrik und begann zu sprechen:
„Meine werten Gäste, ich werde nun versuchen, den Blutstrom über den Hypothalamus zu regeln.“ „Ich bitte dabei um absolute Ruhe, da es bisher niemand gewagt hat, diesen Versuch zu unternehmen. Ihr Sohn, mein lieber Freund, ist der erste Mensch, an dem dieses Experiment stattfindet, und es wird somit richtungsweisend sein.“
Ich konnte sehen, wie Henriks Augen sich noch mehr weiteten und das blanke Entsetzen sich darin zu spiegeln begann.
„Nein Eldar, hören Sie auf.“ „Sie wissen nicht, was für einen Schaden Sie anrichten werden. Bitte beenden Sie das Experiment. Beim Grab meines Sohnes und Schwiegertochter.“ „Ich bitte Sie, hören Sie auf!“, flehte ich mit Verzweiflung in meiner Stimme Eldar an. Doch Eldar hatte nur ein müdes Lächeln für meine Verzweiflung übrig.
Somit konnte ich nur noch hilflos zusehen, wie er meinen Jungen für seine grausamen Versuche missbrauchte und quälte.
Er begann damit, die Drähte langsam und mit akribischer Sorgfalt langsam in das Hirn zu schieben. Er legte dabei größte Sorgfalt darauf, dass mein Sohn keine Schmerzen verspürte und nicht ohnmächtig wurde. Gelegentlich fragte er Henrik, ob alles in Ordnung sei, und dieser musste es mit einem lauten „Ja“ beantworten. Einerseits war es faszinierend, wie Eldar mit solcher Sorgfalt arbeitete, andererseits war es der blanke Alptraum, zu sehen, wie er meinen Sohn diesen unmenschlichen Methoden aussetzte.
„Vilhelm, ich erreiche gleich den Hypothalamus. Seien Sie bitte so freundlich und sagen Sie mir, ob der Blutstrom abnimmt oder zunimmt!“, sagte Eldar in einem konzentrierten Zustand beiläufig zu mir.
Ich schaute auf Henriks Arm und sah, dass der Blutstrom unverändert war. Ich schluckte den Kloß, der sich in meinen Hals gebildet hatte, hinunter und begann leise zu sprechen.
„Unverändert“, sagte ich leise zu Eldar.
„Wie bitte?“, Ich konnte Sie nicht verstehen, entgegnete er mir darauf.
„Er ist unverändert!“, sagte ich nun lauter zu ihm.
„Und wie ist es jetzt?“, fragte er mich als Nächstes.
Meine Augen wurden in diesem Moment groß und ich sah, dass der Blutstrom wirklich abgenommen hatte.
„Er wird weniger“, sagte ich mit Faszination in meiner Stimme und erschrak selbst vor mir und meiner Reaktion .
„Heureka, ich bin ein wahrer Meister auf dem Gebiet der Neurologie!“, begann Eldar erfreut zu sprechen. „Sehen Sie Vilhelm, ich habe nicht zu viel versprochen. Ich habe den Blutstrom verringert.“ „Jetzt werde ich versuchen, ihn komplett zum Erliegen zu bringen!“
Langsam und mit Bedacht führte er weiter den Draht tiefer und tiefer in das Gehirn meines Jungen und ich beobachte die Szenerie mit Abscheu und Neugierde.
„Stopp Eldar! Es blutet nicht mehr!“, rief ich erstaunt aus.
Eldar ließ sofort die Drähte los und trat vor Henrik und schaute sich sein Werk an. Henrik schaute Eldar, mit Augen die so groß wie Pferdekutschenräder schienen an. Er und war außer Stande, etwas zu sagen. Er richtete seinen Blick auf die Wunde an seinem Arm und war sichtlich erleichter, dass es nicht mehr Blutete.
„Ich bin fast sprachlos!“, sagte Eldar zu Henrik. „Sie wissen gar nicht, welchen Gefallen Sie der Wissenschaft gerade eben getan haben, mein werter junger Freund. Ich danke Ihnen für Ihre Dienste zum Zweck der medizinischen Forschung.“ „Vielen Lieben Dank.“
Und sehen Sie, Sie verspüren nicht mal Schmerzen. „Schließlich bin ich ja kein Unmensch!“
Eldar holt ein sauberes Tuch aus einem der Schränke. Mit einem geübten Handgriff band er es um die Wunde, um den beginnenden Blutfluss beim Herausziehen der Drähte zu stoppen. Anschließend stellte er sich hinter Henrik und begann langsam die Drähte herauszuziehen. Die Anspannung, die dabei herrschte, war buchstäblich greifbar. Als Eldar alle Drähte und Nadeln auf Henriks Kopf entfernte und diesen aus der Fixation gelöst hatte, sank Henriks Körper erschöpft nach unten. Seine Haut war blass und kalt-schweißig die durch den erlittenen Blutverlust verursacht worden waren.
Eldar reinigte seine Werkzeuge wieder. Dabei nickte er sich mit einem selbstgefälligen und zufriedenen Lächeln in seinem Gesicht selbst zu. Als er die Lanze und das Skalpell zurück auf das Tablett legte. Ohne ein weiteres Wort zu sprechen drehte er sich um und verließ das OP-Raum.
Fassungslos blieben meine beiden Kinder und ich alleine im Raum zurück.
Nach einer Weile fragte ich meinen Sohn, ob alles okay sei, und er nickte mir als Antwort ein „Ja“ zu. „Ich bin nur müde!“, sagte er leise zu mir.
Die Tür wurde aufgestoßen. Eldar und Ansgar kamen beide zurück in den OP-Raum. Ansgar hatte einen großen Krug Wasser in der Hand. Eldar trug drei Gläser vor sich her.
Die beiden stellten den Krug und die Gläser auf dem OP-Tisch ab.
„Sie müssen jetzt viel trinken, um den Blutverlust auszugleichen, junger Mann.“
Mit diesen Worten band er meinen Sohn vom Rollstuhl los, schenkte ihm ein Glas Wasser ein und drückte es ihm in die Hand. Henrik trank das Glas in einem Zug leer. Ansgar schenkte uns die beiden anderen Gläser voll und kam auf mich und Smilla zu. Er band uns jeweils einen Arm von den Armlehnen ab und reichte uns anschließend grinsend die Gläser.
Smilla und ich tranken ebenfalls etwas von dem Wasser.
Ansgar ging zu Henrik und nahm ihn aus dem Rollstuhl, warf ihn über seine Schulter und verließ mit ihm den Raum.
Kurze Zeit später begann Smilla sich schläfrig zu fühlen. Das Glas rutschte aus Ihrer Hand, fiel zu Boden und zerbrach dabei lautstark. Smilla begann leicht lallend zu sprechen. „Vater, ich bin so müde.“ „Irgendetwas war in dem Wasser!“
Mit diesen Worten fiel Ihr Kopf auf Ihre Brust herab und sie schlief ein. Noch bevor ich fragen konnte, was Eldar getan hatte, kam er auch schon auf mich zu und drückte mir einen Lappen mit Chloroform in mein Gesicht. Ich erwachte, ohne zu wissen, wie lange ich bewusstlos war, im dunklen Nebenraum des OP-Raumes.
Fortsetzung folgt…