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Mein Schutzengel ist ein Dämon

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Wie viele von euch kennen dieses Gefühl von seinen Mitschülern wie ein wertloses Stück Dreck behandelt zu werden?

Ohne jemanden an eurer Seite zu haben, der sich für euch einsetzt, euch stützt und aufbaut oder das Gefühl vermittelt, dass ihr nicht alleine seid? Jemand, mit dem ihr reden, dem ihr euch anvertrauen könnt?

Ich zumindest kenne dieses Gefühl, denn begleitete es mich bereits den Großteil meiner Schulzeit, in der ich bis heute nie wirklich herausfinden konnte, was meine Mitschüler dazu veranlasste, mich so zu behandeln. Aber vielleicht lag es auch wirklich an mir selbst, wie sie es mir immer wieder sagten und zu verstehen gaben, aber noch immer bin ich mir nicht sicher, was sie damit meinten, als ob sie es selbst nicht wirklich wüssten.

Man könnte denken, in den höheren Klassen wäre es besser, dass die Schüler erwachsener und reifer sind und mehr zusammenhalten, sich gegenseitig helfen und unterstützen würden, um gemeinsam den Abschluss zu schaffen. Aber musste ich feststellen, dass es vielmehr das Gegenteil war – jedenfalls was mich betraf. In Wahrheit wurde es nur noch schlimmer, wobei es nicht selten war, dass die Spuren deutlich zu sehen waren. Aber alle, die darauf hätten reagieren müssen, schauten einfach nur weg und betrachteten es scheinbar als etwas völlig Belangloses für das sie ihre kostbare Zeit nicht verschwenden wollten.

Warum hast du dich nicht verteidigt werdet ihr jetzt vermutlich denken?
Ja, ich hätte es tun könnten, tat es sogar, aber hatte es die Sache einfach nur noch schlimmer gemacht, als es ohnehin schon gewesen ist, sodass ich kurzerhand gezwungen war, die Schule zu verlassen, nachdem ich drei meiner Mitschüler ins Krankenhaus gebracht hatte.

Von da an hatte sich jeder gegen mich gewendet, ob wir uns nun einigermaßen oder auch nur flüchtig kannten wenn wir uns auf dem Schulflur begegnet sind. Und auch meine Familie wandte sich ab, denn während sie einmal stolz auch mich, meine Leistungen, Freunde und Beliebtheit waren – auch wenn dies bereits so lange zurückliegt, dass es beinahe nur noch eine blasse Erinnerung ist – war es nun nicht mehr ich, sondern vielmehr meine Cousine und meine Halbschwester, denen eine glorreiche Zukunft mit der ganzen Unterstützung meiner Familie bevorstehen würde. Auch wenn es mir noch immer gelang ihre Leistungen zu überbieten, so besitzen sie dennoch die anderen Dinge, die ich nicht besaß und die scheinbar schlussendlich zählen würden.

Und dabei hatte ich es nicht einmal mit Absicht getan, meine Mitschüler ins Krankenhaus zu schicken, welches der Letzte von ihnen erst nach fünf Wochen wieder verlassen konnte und selbst dann noch einen Monat brauchte um sich vollends wieder zu erholen. Nein, ich habe keinen Kampfsport oder was man als Kampfsport bezeichnen würde gemacht oder auch nur ansatzweise gelernt und auch wenn ich gelernt habe, wie ich mich zu verteidigen weiß, war es zumeist nicht ich selbst, die sich ihren Peinigern stellte, sondern jemand … oder vielmehr … ETWAS … anderes.

Sicherlich fragt ihr euch jetzt was ich wohl damit meine.
Die Antwort darauf ist einfach, aber um es wirklich zu verstehen, benötigt es weitaus mehr als nur eine einfache Antwort.

Es war nun schon zwei Monate her, dass das neue Schuljahr begonnen hatte. Besonders viel hatte sich dennoch nicht geändert, was die Meinung und Haltung meiner Mitschüler mir gegenüber betraf, womit für mich alles beim alten blieb, abgesehen davon einen Jahrgang höher und dem Schulabschluss Ende dieses Schuljahres näher gewesen zu sein.

Bereits nach der ersten Woche, in der meine Mitschüler zugegebenermaßen noch zurückhaltend waren, da sie vermutlich den vergangenen Ferien nachtrauerten, fingen sie mich nach der Schule ab und ließen ihren beginnenden Frust und Stress an mir aus. Aber wie so oft ließ ich es einfach über mich ergehen. Ich wusste nicht, wie lange diese Tortur dieses Mal gedauert hatte, als sie mich zufrieden und über mich lachend alleine dort liegen ließen, während ich versuchte zu atmen und die Schmerzen zu unterdrücken, die ich spürte.

Als ich es schließlich geschafft hatte mich aufzusetzen und durchzuatmen saß er in Gestalt eines hundeähnlichen Wesens vor mir, wobei er für einen Wolf oder Hund eine ungewöhnliche Größe besaß. Das tiefschwarze Fell, welches das natürliche Licht oder jedwede andere Form von Licht zu schlucken schien, wodurch es mehr wie ein Schatten als wie richtiges Fell wirkte, bedeckte seinen kräftigen Körper. Er saß einfach nur da und schaute mich mit dem weiß seiner animalischen Augen an.

Als er sich schließlich an mich wandte, wusste ich zunächst nicht, war ich mir zunächst nicht sicher ob er es gewesen ist, der zu mir sprach oder jemand anderes, den ich einfach nur nicht finden konnte, aber war es
tatsächlich er gewesen.

Er sagte, er wäre eine Schattenkreatur, oder einfacher gesagt ein Dämon, der mich, wie viele andere seiner Art auch, beobachtet und studiert hatte. Ich fragte ihn, ohne wirklich eine Form von Angst oder Verwirrung angesichts seines Wesens zu zeigen, warum sie sich die Mühe auf sich genommen hatten, worauf er es mir erklärte und mir anschließend ein Angebot unterbreitete. Ich hörte es mir an und sollte anschließend darüber nachdenken es anzunehmen oder ablehnen, obwohl ich meine Entscheidung bereits getroffen hatte, noch bevor er überhaupt auf das Angebot zu sprechen gekommen war.

Es war natürlich nicht weiter verwunderlich, dass er mir dieses Angebot unterbreitete, wo ich es doch war, die mehr als nur einmal daran dachte und es vermutlich genau das war, was mir meine Mitschüler versuchten mit ihrer Abneigung aufzuzeigen. Das es der Platz wäre, wo ich hingehörte und er dieser Vorstellung lediglich nachkommen wollte.

Das Angebot sah vor, dass ich bis Moment meines Abschlusses als Untergebene in die Dienste dieser Schattenkreatur treten würde, da er das höchste Gebot, worin dieses bei Dämonen auch immer bestehen mag, bei einer unter ihnen ausgetragenen Auktion geboten hatte.

Er erklärte mir, dass er in dieser Zeit versuchen wollte mir aufzuzeigen, dass ich mich falsch entschieden hätte, wenn ich sein Angebot annehmen würde. Sollte es ihm gelingen, würde er mich aus dem Vertrag entbinden und ich wäre wieder frei. Sollte er jedoch scheitern, würde ich, ohne die Chance auf eine Rückkehr in mein bisheriges Leben, ihm oder einem anderen seiner Art gehören – je nachdem, wer von ihnen am meisten für mich
bietet würde.

Als Ausgleich würde er für mich da sein und mich beschützen, wann immer ich ihn brauchen sollte – bewusst oder unbewusst – oder auch nur jemand versuchen sollte sein Eigentum, das ich für ihn sein würde, zu beschädigen. Natürlich nicht ohne eine entsprechende Gegenleistung.

Ein seltsames, vielleicht auch makabres Angebot denkt ihr jetzt vermutlich und fast täglich machte ich mir Gedanken darüber, warum ein Wesen wie er mir helfen wollte und mir sogar einen Gefallen tat, wenn er versagen sollte, aber so wie viele andere Dinge hinterfragte ich seine Handlungen nicht, sondern tat das, was ich wohl laut meinen Mitschülern und Lehrern am besten konnte – mich ohne Widerworte unterordnen und gehorchen.

Fast drei Monate sind seitdem vergangen, in denen sich meine Meinung kaum wirklich geändert und ich sogar damit begonnen hatte, dieses neue Leben zu akzeptieren, als ob es mich bereits mein Leben lang begleitet hätte.

Es war ein sonniger, frischer Tag im Juni.
Der Frühling begann damit dem Sommer zu weichen und wohin man auch schaute, konnte man beobachten, wie das Leben in den Städten, den Parks und Gärten zurückkehrte und sich die Schüler, auf die kommenden Ferien im Juli und August freuten.

Selbst ich gehörte dazu, aber nicht wegen des Schulstresses, den ich in den vorigen Schuljahren zu beherrschen gelernt hatte. Nicht zuletzt da es das Einzige war, auf das ich mich neben meinen außerschulischen Aktivitäten und Verpflichtungen wirklich konzentrieren konnte und mir sogar bei einigen dieser Dinge half, sondern vielmehr um meinen Mitschülern für einige Wochen entkommen zu können, auch wenn ich mir darüber bewusst gewesen bin, dass dies nur von kurzer Dauer sein sollte.
Zumindest war dem bisher immer so gewesen …

Ich hatte das Café mit der kleinen Box, in der sich ein Stück Käsekuchen befand, verlassen und bog in eine kleine, fast vollständig begrünte Gasse ein, die mir immer wie ein zauberhafter, fremder Ort erschien, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir hörte.

„Hey Kate!“ Ohne stehen zu bleiben und mich umdrehen zu müssen, wusste ich, dass es Ayako gewesen war, die meinen Namen rief. Die Art ihres Tonus, mit welchem sie die beiden Worte aussprach – herausfordernd, befehlend und gebieterisch, als ob sie denken würde, dass mich ihre Worte in Angst versetzen oder denen ich Folge leisten würde, als wäre ich ihre Untergebene, mit der sie umspringen konnte wie sie es wollte – sagten mir, dass die anderen Angehörigen ihres kleinen „Hofstaates“ nicht weit sein konnten.

Und wie immer sollte ich recht behalten, denn als ich gerade meinen Schritt beschleunigen wollte – warum ich dies tat, wusste ich selbst nicht, vermutlich aus reinem Instinkt – nicht wegen der Angst oder der Furcht vor dem was mich erwarten, sondern vielmehr, was darauf folgen würde – trat Kathrine aus einer Seitengasse und versperrte mir den Weg.

Da ich zu spät reagierte, lief ich geradezu in sie hinein, wobei die Box zusammengedrückt und das Stück Kuchen zerquetscht wurde, wobei es meine als auch ihre Schuluniform verdreckte, ehe es zu Boden fiel und dabei auch die Schuhe beschmutzte.

„Kannst du nicht aufpassen?!“, keifte sie mich an und stieß mich mit aller Kraft von sich. Mein Herz begann zu rasen, mein Atem überschlug sich und blanke Panik und Angst breiteten sich in mir aus, wenn auch nur zu einem geringen Teil wegen der kommenden Konsequenzen unseres kleinen Zusammenstoßes. „Was ist dein scheiß Problem, hä?“ Kathrine stieß mich gegen die Schulter, aber gelang es mir nicht, etwas darauf zu erwidern. „Ich
habe dich etwas gefragt, Miststück!“

„E-E … Es … E-Es tut mir leid.“, verteidigte ich mich, obwohl ich wusste, dass sie es beabsichtigt hatte, sich mir in den Weg zu stellen, sodass ich nicht anders konnte, als in sie hineinzulaufen und um ihr somit einen Grund zu geben, wenn sie denn überhaupt einen gebraucht hätte, da ich allein schon der Grund gewesen wäre, mich anzufeinden.

Ayako hatte zu uns aufgeschlossen, drehte mich um und stieß mich gegen die Wand, wobei ich Kioko an ihrer Seite bemerkte. Kathrine packte mich am Kragen meines Hemdes und zog mich zu sich heran, sodass sich unsere Körper beinahe berührten.

„Du wirst mir die Uniform waschen, kapiert? Und wenn du deine Zunge dafür verwenden musst, zu mehr scheint sie ja ohnehin nicht zu gebrauchen zu sein!“ Ich nickte knapp, bevor sie mich wieder gegen die Wand stieß und die Mädchen damit begannen, über mich zu lachen.

„Seht sie euch nur an!“, lachte Kioko.

„Brichst du gleich wieder in Tränen aus?“, fragte mich Ayako triumphierend, ohne wirklich eine Antwort darauf zu wollen. „Dabei haben wir doch noch nicht einmal angefangen.“ Sie lachte.

„Du bist so jämmerlich“, kommentierte Kathrine mit dominanter Stimme und Haltung abfällig als stünden wir beide auf zwei unterschiedlichen Seiten der gesellschaftlichen Stellungen.

„Wehr dich doch mal, oder kannst du das auch nicht?“

„Offenbar nicht. Ist doch typisch für die kleine Kate, einfach alles nur hinzunehmen. Immerhin kann sie das ja am besten, weil es ja das Einzige ist, was sie wirklich kann.“, erwiderte Kioko selbstgefällig. Während sie erneut über mich lachten, sah ich eine Chance zu entkommen, nahm all meine Kraft zusammen und wollte zwischen sie hindurch schlüpfen, aber schienen sie mein Vorhaben bemerkt zu haben. Ayako stellte sich mir in den Weg und packte mich am Hals, wobei ich mich schon oft gefragt habe, warum viele gerade diese Region wählen.

Vermutlich weil es eine der empfindlichsten Stellen des Körpers ist, durch welche man schnell und einfach die Kontrolle über einen Menschen und dessen Leben erhält, ohne wirklich viel Kraft dafür zu benötigen, solange man nur weiß wo und wie man zuzudrücken hat. Und auch wenn Ayako nicht besonders stark war, schien sich der Druck ihrer Hand um meinen Hals durch die immer stärker werdende Angst in mir zu verstärken.

„Wolltest du etwa versuchen zu flüchten?“, fragte sie mich.

„Was … was habe ich getan?“, erwiderte ich mit zitternder Stimme, während ich spürte, wie das Blut in mir unnatürlich kälter wurde und andeutete, was unmittelbar bevorstand, aber fiel es mir zunehmend schwerer dagegen anzukämpfen – vielleicht weil ich es unbewusst wollte, darauf hoffte. Ein weiteres Paar Hände packte mich, befreite mich von Ayakos Griff, nur damit Kathrine ihre Hand mit einem zweimal so starken Griff um meinen Hals legen konnte, während sie mich mit solch verachtenswerter Wut betrachtete, dass ich das Gefühl
hatte, ich müsste um mein Leben fürchten.

„Allein, dass du auf unsere Schule gehst, reicht doch schon, findest du nicht?“

„Wir haben gehört, was an deiner letzten Schule passiert ist“, meinte Kioko im Plauderton.

„Es heißt, du hast sechs Schüler zusammengeschlagen, drei davon mussten sogar ins Krankenhaus.“

„Als ob sie jemals sechs Leute zusammenschlagen könnte“, spottete Ayako.

„Und wenn schon“, erwiderte Katherine, in welcher das Feuer der Wut und des Hasses loderte, das bereits ihren Körper und ihre Handlungen übernommen hatte, sodass ich die Flammen förmlich spüren konnte. „Ich habe etwas anderes gehört.“

„W-Was?“, stammelte ich und versuchte vergeblich eine Antwort auf die Frage, was sie wohl damit meinen könnte, zu finden.

„Es heißt, Desmond ist wohl an dir interessiert“, erwiderte Katherine abfällig, wenn auch mit einem gewissen Unterton der Eifersucht.

Desmond – einer der belesensten und ruhigsten Schüler unseres Jahrganges, der vor einigen Monaten plötzlich in unserer Klasse aufgetaucht ist und mit seiner ruhigen Art nicht viel darum gab, aufgrund seines Aussehens und seines mysteriösen Charakters der Schwarm einer jeden Schülerin zu sein oder wegen seines zugegebenermaßen
sportlichen und anziehenden Körpers oder einfach der Coolness wegen der beste Kumpel eines jeden Schülers sein wollte, sich aber seitdem kaum etabliert oder außerhalb des Unterrichts geäußert hatte.

Würde man einen Vergleich ziehen, könnte man ihn wohl mit jedem schon beinahe klischeehaftem „Bad Boy“ in einem Comic, Manga, Anime oder Liebesfilm, der in einer Schule spielt, vergleichen.

Mir jedoch war das alles vollkommen egal, auch wenn ich ihm das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen bin oder er mich mit einem einfachen „Hallo“ angesprochen hatte, in der Hoffnung ein Gespräch mit mir beginnen zu können, war ich stets schweigend weiter gegangen oder eine Gruppe von Schülern hatte sich zwischen uns gedrängt. Ich bin mir nie wirklich sicher gewesen, aber wann immer er in meiner Nähe war, verspürte ich eine unangenehme, beängstigende Kälte und wenn er zu mir sah, schien es, als ob er jedes einzelne meiner wenigen Geheimnisse zu kennen schien.

Aber selbst wenn es stimmte, was Kathrine behauptete, hätte es an meiner Einstellung und meiner Meinung ihm gegenüber nicht viel geändert. Vermutlich war es ohnehin wieder irgendein haltloses Gerücht gewesen, welches über mich kursierte, nur um einen weiteren Grund zu haben, über mich herzuziehen oder mich zu belehren, wo denn mein Platz in der Hierarchie der Schülerschaft und Schule wäre, wobei ich ihrer Meinung nach selbst nicht einmal dazu gehören sollte und sie mich dementsprechend auch so behandelten.

„D-Desmond? Was … was habe ich damit zu schaffen?“, fragte ich ein wenig ruhiger.

„Dieser Typ ist viel zu gut für dich“, entgegnete Kioko, um es mir auf die einfachste Art und Weise und wenigen Worten zu verstehen zu geben. „Und auch wenn du alles daran setzt, ihm aus dem Weg zu gehen, scheint er sich dennoch nicht davon beeinflussen zu lassen.“

„Vielleicht liegt es ja an ihrem hübschen Gesicht, dass er so interessiert an ihr ist“, überlegte Ayako, wobei mir bewusst war, was sie damit bezwecken wollte. Es war aber auch nicht besonders schwer, solche Gedanken interpretieren zu können, wenn man so etwas mehr als nur einmal erlebt hatte.

„Dann sollten wir es vielleicht noch ein wenig hübscher machen“, meinte Kathrine verschwörerisch und holte etwas aus ihrer Tasche, bevor sie es mir demonstrativ zeigte.

Es war ein Springmesser, dessen Klinge sie auf Knopfdruck herausspringen und in dem Sonnenlicht aufblitzten ließ. Mit immer stärker werdender Angst in den Augen beobachtete ich die blank polierte Klinge, die sich meinem Gesicht näherte, bis mich der kalte Stahl des Klingenblattes berührte, während meine Adern erkalteten, das darin enthaltene Blut aber weiterhin fließen ließ und sich sogar zu erwärmen schien. Ich fühlte, wie sie die Klinge auf
die Schneide drehte, den Druck erhöhte und langsam durch meine Haut schnitt. Ein schneidender, brennender Schmerz erfasste mich, aber war ich wie gelähmt, um mich dagegen wehren zu können, als der erste Tropfen Blut den blanken Stahl benetzte und an meiner Haut hinunter lief.

Tränen füllten meine Augen, rannen an meinen Wangen hinunter und fielen zu Boden, während ich keuchte und versuchte zu schreien, in der vergeblichen Hoffnung, dass jemand auf uns aufmerksam werden und eingreifen würde. Kaum dass die erste Tropfen des salzigen Wassers den Boden befeuchtete und in alle Richtungen spritzte, gefolgt von den ersten Tropfen Blut, begann sich die Gasse mit einem langsamen und trägen schwarzen
Nebel zu füllen, welcher sämtliches Licht schluckte und die Gasse in immer stärker werdende Dunkelheit tauchte. Die Mädchen um mich herum schienen ihn erst gar nicht bemerkt zu haben, da ihre Aufmerksamkeit allein mir und Kathrines chirurgischer Handhabung der Klinge galt, während er, angetrieben von meinem Wimmern und wenigen Lauten des Schmerzes, lautlos über den Boden pirschte wie ein hungriges Raubtier oder gar ein ganzes Rudel auf der Jagd nach frischer Beute, um sich daran satt zu fressen.

Kaum dass die ersten Schwaden des ungewöhnlich kühlen Nebels meine Füße berührten, begann er sich langsam an meinen Beinen empor zu ziehen.
Kathrine hielt inne.

Erst jetzt bemerkten die Mädchen, was um uns herum passierte und schauten sich nach der Ursache suchend um, aber hatte die immer noch ausbreitende Dunkelheit mittlerweile fast die gesamte Umgebung um uns herum eingenommen, sodass es so wirkte, als ob dieser Teil der Gasse der einzig existierende Ort wäre, ohne eine Chance zu bieten, diesen zu verlassen.

„Was zum …“, blieb Katherine die Frage im Hals stecken, als sie mit ansah, wie sich die Nebelschwaden wie zwei starke Arme um meine Taille legten, von dort aus auf meine Arme übersprangen und immer schneller meinen Körper vereinnahmten. Ich spürte indes, wie etwas in mir erwachte und sich dafür meiner Kraft bemächtigte – etwas, was ich bis dahin zu unterdrücken versuchte, aber wie so oft dabei scheiterte. Einen Moment lang schloss ich die Augen, spürte sein Erwachen, seine Stärke, aber auch die aufkommende Schwäche und den Tribut, den er einforderte.

„Was … was passiert hier?“, fragte Kioko ängstlich und versuchte, die Nebelschwaden nicht an sich herankommen zu lassen.

„Macht sie das?“, stellte Ayako die Frage, als die Mädchen zu mir sahen. Bevor auch nur eine von ihnen realisieren konnte, was gerade passierte, packte ich mit der von Nebelschwaden umschlungenen Hand Kathrines Handgelenk. Die Kraft, die ich dabei verspürte, war so stark, beinahe unmenschlichen, dass es nur wenige Millimeter an Zugkraft bedurfte, um Elle und Speiche, sowie die ersten Handwurzelknochen ihres Armes zu zerschmettern, während der dadurch entstehende Druck jedes einzelne ihrer Blutgefäße zum Platzen und den
Schmerzpegel sämtlicher Nervenrezeptoren über ihre Belastungsgrenze bringen würden.

Ich öffnete die Augen wieder, aber war das einstige Grau einem leuchtenden, bedrohlich tiefen Rot gewichen, während sich zugleich das kastanienbraune Haar strähnenweise in ein reines, schneegleichendes Weiß färbte.

„Was ist mit ihren Haaren?“, hallte Ayakos zitternde Stimme durch die Gasse. Sie wich verängstigt einen Schritt zurück.

„I-Ihre Augen!“, platzte es mit Panik aus Kioko und wich ebenfalls wie ihre Freundin einen Schritt zurück. Ich hob den Blick, als Kathrine von der blanken Angst ergriffen, versuchte, mich loszulassen und davon zu laufen, aber wie sehr sie es auch versuchte, es gelang ihr nicht auch nur einen Muskel zu bewegen, als ob sie dazu gezwungen wäre, mich anzuschauen.

„DU!“, vernahm man die plötzliche tiefe Stimme eines Mannes, wobei sie so klang, als ob sie aus zwei verschiedenen Stimmen bestünde – die eine heller, die andere dunkler und beide waren sie zutiefst verärgert und von einem solchen Hass erfüllt, ohne wirklich zu wissen, was die Ursache dafür sein konnte. Sie wirkten wie die Stimme einer alten und vergessenen Kreatur, die sich nun erhob und sich wie ein schützender Schild vor mich stellte. „Du wagst es, Hand an meinen Schützling zu legen?!“

Mit Unglaubwürdigkeit und Entsetzen beobachteten die Mädchen, wie sich die Nebelschwaden den Rest meines Körpers einverleibten, wobei sich das Wesen um meinen Körper manifestierte, als ob es aus diesem emporkommen würde.

Während dieses Prozesses erschien es mir, als würde meine Kraft förmlich aus mir herausströmen, als das Wesen meinen Platz einnahm und ich kraftlos und nur halb bei Bewusstsein zu Boden sank.

Die letzten Schwaden fanden seinen Platz und beendeten seine Manifestation.
Es war kein genau definierter Körper, da er nur aus Nebel und Rauch zu bestehen schien, welcher unter einem abgewetzten, völlig zerschlissenen Umhang mit Kapuze steckte und seine genaue Form verbarg. Und dennoch zeigte er sich breit und mehr als kräftig, bedeckt mit kurzem Fell, langen, perlmuttartigen Krallen an Händen und Füßen, die im Licht der Sonne matt aufblitzten. Der Kopf besaß ebenso wie der Großteil seines Körpers keine
genau definierte Form, lediglich der weiße Schädel eines Caniden gab ebenso Aufschlüsse darüber wie die schattenhaften Ohren, die sich an der Stelle des Schädels befanden, wo sie sich befinden sollten.

„Was … was bist du?“, entfuhr es beinahe wie ein Hauch Kathrines Kehle. Er atmete laut und bedrohlich um seinem Hass und seiner Wut mehr Ausdruck zu verleihen, ohne es wirklich tun zu müssen, da allein sein Anblick ausreichte, um den Mädchen das Gefühl zu geben um ihr Leben fürchten zu müssen, so wie ich es gerade noch selbst getan hatte.

„Was ich bin“, seine Stimme klang gleichermaßen laut und leise, „magst du dir nicht einmal vorstellen.“ Kioko wollte die Chance nutzen und davon laufen, als er es im selben Moment bemerkte, Kathrine losließ, wobei sie aufgrund der völlig übermannten Angst und des daraus resultierenden unregelmäßigen Schlagen ihres Herzens das Bewusstsein verlor, innerhalb eines Wimpernschlages bei der Schülerin war und ihr mit seiner schattenhaften Pranke eine Ohrfeige gab. Die Wucht riss sie förmlich von den Füßen und schmetterte sie gegen die nahe gelegene Wand, welche mit verschiedenen Kletterpflanzen bedeckt war, während die Steine leichte Risse bekamen und feiner Staub herab rieselte. Ein leichtes Knacken war zu hören, als die Schülerin regungslos zu Boden sank, das Gesicht mit Blut bedeckt.

Ohne auf sie zu achten, trat er an ihr vorbei und wandte sich Ayako zu, die gerade noch mit blankem Entsetzen und der deutlich anzusehenden Angst den Halt verlor, stürzte und versuchte davon zu kriechen.

Seine Pfote, wenn man diese aufgrund der Undefinierbarkeit seines Körpers denn so bezeichnen konnte, drückte sie auf den Boden und schien ein Gewicht wie das eines Kleinwagens darauf auszuüben. Die Krallen drückten auf die Kleidung und Haut der Schülerin und standen kurz davor, sich ohne große Anstrengungen durch diese beiden Schichten zu schneiden, um sich an ihrem Blut zu erfreuen und das Mädchen durch den dadurch entstehenden Schmerz aufschreien zu lassen. Er fletschte die Zähne und zeigte seine doppelt so langen, blanken Krallen seiner Hand, mit denen er Ayako am Hals packte und zu sich hoch zog, ohne sie dabei jedoch zu verletzen, sodass sie ihm direkt in die leuchtenden Kugeln seiner Augenhöhlen schauen konnte.

„N-Nein, bitte“, flehte sie unter Tränen und einem letzten Rest an Kraft, die sie aufbringen konnte, um ihre Stimme zu nutzen, als wäre es die personifizierte Angst gewesen, die aus ihr sprach. „T-Töte … töte mich nicht.“ Schnaubend atmete er demonstrativ ein und aus, während er die Schülerin betrachtete.

„Nenne mir einen guten Grund, weshalb ich es nicht tun sollte.“ Ayako schnappte einige Male panisch nach Luft, während er sie von Kopf bis Fuß betrachtete, als ob er wissen wollte, ob sie seiner Vorstellung einer guten und lohnenswerten Beute entsprach oder nicht. „Wie einfach es doch für mich wäre, dir von innen jeden einzelnen Knochen deines Körpers wie Glas zu brechen, einen nach dem anderen, ohne dass der Rest deines Körpers
Schaden nimmt. Mit anzusehen, wie du dich windest, mit anzuhören, wie du vor Schmerzen schreist, wie du vor Angst wimmerst, während ich mich daran labe und mein Werk fortsetze bis du mich darum anflehst damit aufzuhören.“ Er lachte diabolisch, erfreut über diese Vorstellung des Vergnügens, als er sich wieder fing und die Schülerin langsam zu sich heran zog, bis sie nur wenige Zentimeter von seiner bedrohlichen Gestalt entfernt war. „Wie schön und berauschend diese Vorstellung wäre, aber nein. Ich werde weder dich, noch deine Freunde
hier töten, denn wird es die Angst und die Furcht sein, die euch begleiten werden, wann immer ihr Kate seht, ihr begegnet oder auch nur ihren Namen hört. Denn dann werdet ihr nicht an sie, sondern an mich denken, mich sehen, mich hören, so lange, bis ich darüber entscheide, wann es genug sein wird.“ Wieder lachte er los. „Aber
denke ja nicht, dass ich lediglich der Fantasie entsprungen bin und du dir meine Gestalteinbildest.“ Das Leuchten in seinen Augen schien sich zu verstärken, ebenso wie das Antlitz seiner Gestalt größer zu werden schien. „Ich bin ebenso real wie eure Vorstellung jenes Ortes, von dem ihr vermutet, dass ich diesem entstamme.“

Aus den Augenwinkeln schaute Ayako zu meinem Körper, der noch immer regungslos und kaum bei Bewusstsein inmitten des Rauches und Nebels da lag, während ich mit müden Augen zu den beiden hinauf schaute. „Was ist es, dass du plötzlich Angst vor diesem Mädchen hast? Die Angst um dein eigenes Leben? Oder ist es vielmehr die Frage nach der Verbundenheit zwischen ihr und mir?“, erkundigte er sich. Eine mögliche Erwiderung schien er von der verängstigten Schülerin nicht zu erwarten. „Was auch der Grund sein mag, die Wahrheit wird dir doch ewig verschlossen bleiben, aber du musst dir schon bald keine Sorgen mehr um deine Mitschülerin machen.“ Er lachte amüsiert.

„W-Was? Was … meinst du d-damit?“, fragte Ayako völlig verängstigt und mit mehr Besorgnis und Angst um mich, was im Vergleich zu ihrem sonstigen Mitleids- und Gleichgültigkeit Getue mir gegenüber seltsam erschien. Nicht aber für ihn, für den so etwas mehr als nur vertraut war.

„Was denkst du wohl, was ich damit meine?“ Er wartete einen Moment ab, als er ein etwas enttäuschtes Seufzen von sich gab. „Bedauerlich, aber vielleicht ist es auch besser so, denn erscheint es mir, als ob eure Vorstellungskraft dafür nicht einmal annähernd ausreicht.“

Ayako begann zu röcheln, erste Anzeichen von Petechien zeigten sich in ihren Augen, auch wenn es trotz seines festen Griffes keinerlei Spuren von Würgemalen gab. Er wurde wieder ernster, das Glühen in seinen Augen stärker und bedrohlicher. „Sollte jemals wieder jemand von euch Hand an Kate legen, auch nur einen Gedanken daran verschwenden, dessen könnt ihr euch sicher sein, werde ich es zu meiner persönlichen Aufgabe machen, euch dafür mehr leiden zu lassen, als Kate unter euch leiden muss.“

Ohne auf eine Erwiderung zu warten, ließ er das Mädchen los, während sie zugleich das Bewusstsein verlor und zu Boden fiel. Er schnaubte, als er zwischen die Körper der Mädchen trat und vor mir stehen blieb. Einen Moment lang ruhte sein Blick, mit dem er mich betrachtete, auf mir, kniete sich dann neben mich und setzte mich vorsichtig auf.

„Aufwachen, Kate.“ Seine Stimme klang nun sanft, friedlich und beruhigend wie die eines fürsorglichen, liebevollen Lehrers, Vaters oder eines einfachen Mannes. Langsam kam ich wieder zu mir, wenn auch weniger durch eigene Kraft, während das Rot in meinen Augen und das Weiß meiner Haare den natürlichen Farben wichen. Ich hustete und hob den Blick, als ich in sein ruhig wirkendes Gesicht sah, welches mir mittlerweile so vertraut war, dass man denken könnte, ich kenne ihn schon mehr als mein halbes Leben und dabei versuchte
ich immerzu, es außerhalb des Hauses so selten wie möglich zu sehen, was mir durch Momente wie diese jedoch kaum noch gelang.

Er trug nun nicht mehr diese abgenutzte und zerfetzte Kleidung, sondern die Kleidung eines Mannes, der wusste, wie er sich zu kleiden hatte – ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und geschlossener Weste mit samt blauer Krawatte, passend zu der fein gebügelten, glatten Hose, die sich trotz der animalischen Form seiner Beine an diese anpasste, ohne dabei zu reißen oder zu große Falten zu werfen. „Alles in Ordnung?“

Ich betrachtete meine Handgelenke, an denen sich ebenso wie an meinen Fußgelenken und um meinen Hals jeweils zwei Linien fanden, die sich abermals näher gekommen sind, sodass sie bereits mehr als die Hälfte des freien Raumes zwischen ihnen eingenommen hatten.

„Ich kann es jederzeit beenden, wenn du es willst“, erwiderte er ruhig. „Du musst es mir nur sagen.“

„Ich weiß“, hauchte ich erschöpft und versuchte genug Kraft zu sammeln, um aus eigenem Antrieb aufstehen zu
können. „Vielleicht sollte ich das, aber … noch ist es nicht so weit“, erinnerte ich ihn an seine Worte. Er gab ein kleines, leises Lachen von sich.

„Das ist wohl wahr. Dennoch gebe ich nicht auf, ebenso wie du nicht aufgeben wirst, selbst wenn du es jetzt noch nicht wissen magst.“ In seiner Stimme fand sich Stolz, als ob es genau die Antwort gewesen war, die er sich von mir erhofft hatte. „Aber bis dahin lass mich dir ein Freund sein, dem du vertrauen kannst.“

„Kann ich das?“ Ich ertappte mich dabei, wie ich ihm widersprochen hatte und bereute meine Antwort unmittelbar, nachdem ich diesen Fehler begangen hatte. Beschämt neigte ich demütig den Blick. „E-Entschuldigt, Herr. Ich … ich wollte euch nicht beleidigen.“

Er antwortete nicht darauf, sondern reichte mir seine weiche, schattenhafte Hand, wie so oft, wenn er mir zeigen wollte, dass ich ihm vertrauen könnte, und wie so oft ergriff ich sie um mir aufhelfen zu lassen. Als er sich sicher war, dass ich die Kraft besaß, um mich eigenständig auf den Beinen halten zu können, drückte er mich sanft an sich und vermittelte mir das Gefühl, dass ich nun keine Angst mehr zu haben brauchte, da er jetzt an meiner Seite wäre – genau das, was ich in diesem Moment wollte. Schließlich löste er die zärtliche Umarmung und betrachtete den kleinen Schnitt unterhalb meines Auges, welcher noch immer ein wenig blutete, auch wenn der Schmerz nachgelassen hatte.

„Soll ich sie heilen?“, fragte er. Ich tastete nach der Verletzung und betrachtete das wenige Blut an meinen Fingerspitzen. Ich wusste seine Hilfe zu schätzen, aber ich entschied mich dagegen, vielleicht als eine Art Bestrafung für meine Verfehlung.

„Danke, aber das musst du nicht.“ Er schien mich trotz des immer lächelnden Schädels anzulächeln, als ich die bewusstlosen Körper meiner Mitschüler betrachtete.

„Ein harmloser Herzanfall, einige Quetschungen und ein leichtes Schädeltrauma. In ein paar Tagen wird wieder alles normal sein, ohne dass irgendwelche Schäden oder Folgen zurückbleiben“, erklärte er mir ruhig und sachlich. Ein Schmunzeln huschte über meine Lippen, nicht etwa aus Selbstgefälligkeit oder Schadenfreude, sondern aus Erleichterung darüber, dass er sie nicht getötet hatte.

„Werden Sie sich daran erinnern können, was hier passiert ist?“, fragte ich ihn ein wenig zurückhaltend, da ich noch immer dieses Gefühl hatte, ihn mit meiner Frage beleidigt zu haben.

„Sie werden sich an meine Worte und an meine Gestalt erinnern, nicht aber an das, was hier passiert ist, oder das du hier gewesen bist.“ Er wandte sich wieder mir zu. „Sollen wir gehen?“, bot er mir höflich an. Mit einem betrübten und enttäuschten Blick betrachtete ich die Schachtel und die vereinzelten Stücke des Käsekuchens, die auf dem Boden verstreut lagen und dachte an die möglichen, bereits gut bekannten Konsequenzen, die mir drohen würden. „Mach dir darüber keine Gedanken“, sagte er zu mir, noch bevor ich mich dafür entschuldigen konnte, dass er das Kuchenstück, um das er mich gebeten hatte, nicht bekommen würde. Ich war ein wenig überrascht von seiner ruhigen Antwort, aber ich lächelte, ließ mir eine kleine Träne von ihm wegwischen und nahm seine Hand, bevor wir an den bewusstlosen Körpern meiner Mitschüler vorbei traten.

Ich ließ mich von ihm nach Hause, wenn man es als solches bezeichnen könnte, begleiten, ohne befürchten zu
müssen, erneut von meinen Mitschülern überrascht zu werden.

Trotz dessen, was ich für ihn gewesen bin, was er ist und was er mir antat, wobei ich mir dessen von Anfang an bewusst war und mich aus freien Stücken dafür entschieden hatte, war er dennoch der Einzige, den ich als Freund bezeichnen konnte. Der für mich da war, wenn ich jemanden an meiner Seite brauchte, der mich auffing, mich stützte und wieder aufbaute und dem ich vertrauen konnte, ohne befürchten zu müssen, von ihm betrogen zu werden, selbst wenn dies naiv klingen mag und selbst wenn hätte ich nichts dagegen tun können.

Ich war an ihn gebunden und doch gab er mir das Gefühl, als ob ich mich dagegen wehren müsste, aber wann immer ich daran dachte, fragte ich mich: Will ich es denn überhaupt

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