
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Als Chain erwacht, blickt er in das aufmunternde Gesicht von Ella’s Vater. „Alles Klar? Du warst lange wie weggetreten..“ Chain mustert Tyros Gesicht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Noch während Tyro spricht, beginnt sich sein Gesicht langsam von seinem Schädel zu lösen – So als würde es schmelzen. Seine Augen, weiss und leer, glotzen Chain leblos entgegen. Dieser erschrickt und versucht Tyro mit seinem Arm wegzudrücken, doch er wird ihn nicht los. „Du! Wegen dir bin ich tot! Du hast meine Familie zerstört!“, brüllt Tyro schmerzverzerrt, während sein Kopf stetig verfault – Sich auf makabere Weise verkrümmt und verformt. Chain hält den Anblick nicht mehr aus. Er schlägt Tyro mit der Hand ins Gesicht und sobald er seine Haut berührt befindet er sich plötzlich auf dem Schrottplatz. Seine Faust steckt im Kopf des Soldaten, den er gestern getötet hatte. „Hahaha.. Du.. bist ein Mörder Jane. Nichts weiter.“, bemerkt Wiggins, der mit verschränkten Armen neben ihm kauert. Die Hälfte seines Oberkörpers besteht nur noch aus vermoderten Hautresten, aus denen bereits das Gerippe heraustritt. Maden und andere vielbeinige Kriechtiere bohren sich windend einen Weg in sein restliches, abgestorbenes Fleisch. „Da wo du bist *hehehe*.. Da ist auch Verderben. Wenn du nicht gewesen wärst, würde es Ella und ihrer Familie gut gehen. Ganz zu schweigen von all den anderen Männern, deren Familien nun um ihre Väter und Ehemänner trauern! Du.. bist ein.. Mörder..“ Chain schüttelt nachdenklich den Kopf. „Nein. Nein ich.. Das ist nicht meine Schuld!“ Nur einen Sekundenbruchteil später ist Wiggins entstellte Fratze direkt vor ihm. Mit beiden Händen greift er nach Chains Gesicht. „Der Commander hat das Miststück bestimmt abgefackelt! Hahahaha!“ Chain versucht sich von seinem Griff zu befreien, doch Wiggins ist viel zu stark. Dann vernimmt er ein anschwellendes, müdes Stöhnen ausgehend von mehreren Quellen. Die Leichen von Wiggins Kameraden erheben sich aus dem Dreck und schlurfen ihm entgegen. Ihre knochigen Hände greifen nach ihm – Kratzen gierig an seinem Stahl. Er kann nichts tun. Von einer Übermacht an Untoten überwältigt, wird er zu Boden gerissen. Die Köpfe seiner wehklagenden Peiniger beugen sich drohend über ihn, als ihre Münder sich öffnen und von allen Seiten altes, schwarzes Blut, sowie ein Wasserfall aus stinkenden Eingeweiden über seinen ganzen Körper hereinbricht. Schreiend windet er sich. Er kann nicht.. Er muss..
„Chain! He beruhig dich – Ich bin’s doch nur!“ Shacko streckt dem aufgebrachten Bot beschwichtigend seine Hände entgegen. Chain drückt seinen Körper verstört gegen die Wand. Orientierungslos schnellt sein Kopf in verschiedene Richtungen. „Komm wieder zu dir Junge!“ „I-ich bin Schuld! Ich bin Schuld! Ich h-habe sie umgebracht! Wegen mir sind alle tot!“, stammelt Chain, als sein Blick an Shacko’s einfühlenden Augen hängen bleibt. Dessen Gesichtszüge werden sanfter als er realisiert, dass Chains schlechtes Gewissen in Form eines Traums zugeschlagen hatte. „Du meinst wegen Ellas Familie? Ach Chain.. Natürlich hatte dein Weg einen gewissen Einfluss auf die Geschehnisse der letzten Tage – Aber das ist bei uns allen so. Du konntest nicht wissen was passieren würde. Das kann niemand. Dass du dir diese Schuld aufbürdest spricht FÜR dich, denn es zeigt, dass du ein gutmütiges Wesen hast – Aber glaube mir.. Das musst du wirklich nicht. Schuldgefühle sind normal, wenn etwas Schlimmes passiert. Sorgen würde ich mir machen, wenn du keine hättest. Wichtig ist jetzt aber, dass wir akzeptieren können was passiert ist und das Bestmögliche zu tun versuchen, zu dem wir von unserer momentanen Lage aus im Stande sind. Verstehst du das?“ Chains Augen zittern aufgrund der Aufregung, die jedoch langsam abzuebben beginnt. Er nickt etwas unbeholfen. „J-ja.. Ich glaube schon..“ „Gut!“, meint der Alte und lächelt, „Und nun kommst du am Besten mit hinunter. Die anderen warten schon auf dich.“
Die schrecklichen Bilder des Traums aus seinem Verstand scheuchend folgt der Bot seinem Freund über eine krächzende, metallene Treppe, die man dringend einmal ölen sollte, nach unten in Boulders Besprechungszimmer. Der Barchef hatte mit seinen Helfern bemerkenswerte Arbeit bei der Beseitigung des angerichteten Chaos geleistet. Der Saal wirkt als wäre hier nie jemand zerstückelt worden. Scheinbar gingen die Flecken DOCH wieder raus und Vanish hatte für nichts und wieder nichts einen Anschiss gekriegt. Versammelt um den Tisch inmitten des kleinen Hinterzimmers sitzen Boulder, Vanish und Nalima, die sich zu Chains Überraschung blendend von ihren Verletzungen erholt hat. Boulder nimmt einen Zug von seiner Zigarre, lächelt Chain an und weist mit der linken Hand auf einen der freien Plätze.
„Chain, willkommen. Ich hoffe du hast etwas Ruhe finden können, nach den Strapazen des gestrigen Abends. Bitte setz dich. Wir waren gerade dabei die weiteren Schritte zu besprechen.“ Der Bot setzt sich und wirft Nalima einen verunsicherten Blick zu. „Wie hast du dich so schnell erholt? Ein derart schneller Heilungsprozess eurer Zellen ist in meinen Daten gar nicht vermerkt.“ Sie grinst und deutet mit einem Kopfnicken auf Boulder. „Das stimmt hehe.. Aber dafür haben wir ja Boulder’s Wundertee.“ Chain senkt den Kopf, so als würde er über etwas brüten. Verschiedene Bilder von Blumen, Wurzeln und Gewächsen erscheinen vor seinem Inneren Auge, sowie Informationen über deren Wirkung. „Knochenflieder. Weisse Zellfärbung – Die Knospen schwarz gemustert. Verbreitung: Selten. Wächst nur in dunklen Höhlen unter entsprechenden Bedingungen betreffend Luftfeuchtigkeit und CR-3 Molekülen, die in unterirdischer Magveszid-Strahlung enthalten sind.“, schiesst es etwas ZU mechanisch aus ihm heraus. Überrascht sehen die anderen ihn an. Boulder kratzt sich am Kopf. „Ääh.. Genau.. Die weisse Blume.“ Chain blickt auf – So als wäre er gerade aufgewacht. „Habe ich das etwa laut ausgesprochen?“ Boulder zuckt mit den Achseln. „Ach nicht schlimm, das war sicher nur wegen dem Update von gestern. Aber es stimmt. In dem Tee Ist Knochenflieder und die hilft bei dem Heilungsprozess.“ „Chain ist ein wandelndes Robo-Lexikon!“, scherzt Nalima und gibt dem Mag einen unsanften Klaps auf die Schulter. Vanish enthält sich, ganz seinem Wesen entsprechend, jeglicher Reaktion. Diesem Mann eine ordentliche Gefühlsregung zu entlocken, scheint ein Ding der Unmöglichkeit.
„Nun also zum Wesentlichen..“, lenkt Boulder das Thema auf wichtigere Dinge. „Wie du siehst Chain, sind vanish und Nalima bereits so gekleidet wie du. Ihr werdet von Shacko mit deinem Transporter, zu diesem Tunnel gefahren, den du erwähnt hast. Ab da seid ihr auf euch gestellt. Shacko wird danach zu uns anderen stossen, die kurz nach euch aufbrechen werden – Den Transporter können wir sicher noch gut gebrauchen. Nicht lange nachdem ihr ans Werk geht, werden ich und meine Leute beim Haupttor des Sanctum ankommen und möglichst viel Aufmerksamkeit erregen – So dass ihr ein leichteres Spiel habt. Wer weiss.. Vielleicht wird Dardan sogar auf ein Friedensangebot eingehen und die Grabung einstellen.“ Sobald Boulder den Satz beendet hat, klopft es an der Tür. Sie schwingt auf und Robyat, einer von Boulder’s engeren Helfern, der unter anderem dafür bekannt ist, dass er den hiesigen Strassenkindern manchmal Geschichten erzählt, steht im Türrahmen. Er ist von normaler Statur, trägt einen braunen Mantel und zahlreiche Anhänger verschiedenfarbiger Steinchen um den Hals. Auf dem Kopf thront in etwas schräger Haltung ein grauer Hut, während ein kurzer Schnurr- und Kinnbart sein vernarbtes Gesicht ziert. „Boss? Die Vorbereitungen sind beinahe abgeschlossen. Unsere Leute strömen in Scharen vor das Nordtor. Viele Stadtbewohner haben sich nach einem Aufruf unsererseits ebenfalls angeschlossen.“ Boulder drückt seine Zigarre im kleinen Varonys-Souvenir-Aschenbecher aus. Die erlöschende Glut knistert leise. „Sehr gut. Ich denke viel mehr müssen wir auch nicht mehr besprechen. Lasst uns zur Tat schreiten und diese verdammte Faction aus ihrem Kaninchenbau vertreiben.“
Chain blickt abwechselnd in die entschlossenen Gesichter seiner neuen Freunde. Obwohl er diese Leute noch nicht lange kennt, entsteht in ihm ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit. Das Gefühl, genau hier und jetzt am richtigen Ort zu sein. Zur Hölle mit all den Sorgen. Dies war seine Bestimmung und er würde es nicht nur schaffen ins Sanctum vorzudringen – Sondern auch Dardan finden. Ihn zur Rede stellen. Ihn.. Zur Rechenschaft ziehen. Chain erhebt sich als letzter von seinem Platz und verlässt gemeinsam mit den anderen das ‚Headshot‘. Am Marktplatz angekommen, vernimmt er ein lautes Gewirr aus autoritären Stimmen und feindseeligen Ausrufen. „Das werdet ihr büssen, ihr verdammten Hunde!“ „Wenn der Commander davon erfährt, wird er euch alle vierteilen und diese Stadt in Schutt und Asche legen!“ Neugierig nimmt Chain den Ursprungsort der naheliegendsten Ausrufe in Augenschein. Ein paar Faction-Soldaten stehen aufgereiht und mit dem Bauch zur Wand vor den Mauern eines Dunkelgemüsemarkts – Die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ein paar Kisten liegen zertrümmert auf dem Vorplatz, während deren schmackhafter Inhalt auf dem Boden herumkullert. Ein halbes Dutzend schmutzige Strassenkinder flitzen durch die Staub- und Aschewolken, greifen sich so viel sie tragen können und verschwinden wie kleine Ninjas wieder in den verworrenen Gassen von Hellside.
Boulder geht neben Chain her und nickt in Richtung der Stadtwache. „Ich habe mit Kortul, dem Befehlshaber der Wache gesprochen. Er hat eingewilligt uns zu helfen und die hier stationierten Soldaten der Faction in Schach zu halten. Wie ich sehe steht er zu seinem Wort.“ „Dieser Kortul.. Hat er in dieser Stadt das Sagen?“ Boulder wiegt unentschlossen den Kopf hin und her. „Nun, nicht dire- Uff!“ Kaum hat er angefangen zu erklären, rutscht er mit dem linken Fuss auf einem feuerfarbenen Magmus-Apfel aus und stolpert einige Schritte nach vorne. Kindliches Gelächter dringt aus einer nahen Seitengasse. Boulder knurrt, hebt den Apfel auf und wirft ihn den Gören entgegen. „Lacht alleine verdammte Bälger!“, schreit er Ihnen nach, bevor sie wieder im Dunkel der Gasse verschwinden. Dann räuspert er sich und klopft sich leise brummelnd die Scham von den Kleidern. „Diese Kinder.. Also *Räusper* Wo war ich?“ „Du wolltest mir erklären wer die Stadt anführt.“, meint Chain sachlich. Hätte er Mundwinkel gehabt, hätte er aufgrund des neuartigen, erheiternden Gefühls, das sich in seiner Kopfgegend ausgebreitet hatte, wohl lachen müssen. Drei Meter hinter ihnen erklingen einige unterdrückte Gluckser seitens Nalima.
„Ähh ja.. Also Kortul hat in gewisser Weise das Sagen über die äusseren Ringe der Stadt. Das Zentrum allerdings, wo die „hohen Herrschaften“ verkehren, wird von Redwald befehligt. Der ist sozusagen der Stadthalter und ein riesen Arschloch. Aber das Gute an ihm Ist, dass es ihn einen Dreck schert, was in den ärmeren Vierteln los ist. Die haben da oben ihre eigene Party.“ Sobald sie das Marktviertel hinter sich lassen und den äussersten Ring betreten, drängeln sich zahlreiche Consorta-Mitlieder an ihnen vorbei. In ihren Händen halten sie mehrere Hundeleinen auf einmal, an dessen Enden aufgeregt hechelnde Pyroga den Weg zum grossen Nordtor abschnüffeln. Chain betrachtet die furchteinflössenden Vulkan-Hunde zum ersten mal genauer. Natürlich besitzt er in seiner Datenbank bereits alle nötigen Informationen über die Tiere – Ist jedoch trotzdem ziemlich beeindruckt, jetzt wo sie sich unmittelbar vor ihm befinden. Ihre kräftigen Oberkörper sind etwas breiter als der Bauchbereich, was ihnen ein majestätisches Auftreten verleiht. Die Köpfe mit den langen, spitzen Ohren wirken im Kontrast zur übrigen Statur eher schmächtig und strahlen eine gewisse Tücke aus. Ein Fell haben sie keines. Lediglich die schwarze, brüchige Haut dringt mit roten Striemen überzogen aus den vorbei schwebenden Staubwolken. Der Blick eines Hundes streift Chain’s und verharrt einen Moment lang auf ihm. Die wachen Augen mit den ebenfalls roten Pupillen zeugen von einer für die Tiere der Brandmarschen unüblichen Intelligenz. Pyroga können nicht nur bis zu einem gewissen Grad die Sprache der Voltega verstehen, sondern auch Gefühle wie Trauer oder Belustigung empfinden. Würde also Boulder noch einmal stolpern, könnte es gut sein, dass er nun auch noch von den Hunden ausgelacht wird.
Sobald Chain und seine Freunde auf den grossen Vorplatz des Tores treten, sehen sie, dass sich ein Grossteil der Consorta bereits dort eingefunden hat. Ausserdem haben sich auch viele Angehörige der Zivilbevölkerung angeschlossen, um dem Terror und der Unterdrückung der Faction ein Ende zu bereiten. Die meisten der Anwesenden Leute, die in kleinen Grüppchen beisammen stehen, wirken ausgeschlafen und kampfbereit. Anderen wiederum sieht man klar an, dass sie beim gestrigen Gelage das ein oder andere Bierchen zu viel gezwitschert haben. Wer kann es ihnen verdenken? Schliesslich schlug das Vorhaben zum Angriff derart schnell ein, als käme es direkt aus einem Fantasy-Drehbuch. Die Auswahl, jedoch auch der Zustand ihrer Bewaffnung ist vielseitig und reicht von einem hochwertigen Feuerblaster, bis zur rostigen Gartenschaufel. Ausserdem warten etwas abseits der Menge dutzende Fahrzeuge in allen Variationen auf ihren Einsatz. Durch ihre grossen, robusten Räder sind sie perfekt für das teils unebene Gelände der Brandmarschen geeignet. Die Karosserie besteht grösstenteils aus rostigen Einzelteilen, vergitterten Fenstern, sowie metallischen Panzerplatten, die allesamt mit auffallend düsteren Motiven bizarrer Kreaturen und Schädeln bemalt sind.
Heitere Stimmen aufgeregter Männer und Frauen dringen in Form von Jubelrufen an Chains Gehör-Implantat, als er mit den anderen vor der Menge hindurchmarschiert, bevor sie beim Faction Transporter ankommen. Immer wieder sieht Chain zu den Leuten zurück. So gefeiert zu werden bereitet ihm erst etwas Unbehagen, doch als er die Gesichter der Leute genauer betrachtet, schwabbt ihr Kampfgeist auf ihn über. Entschlossen nickt er ihnen zu, betritt dann mit Nalima und Vanish den Transporter und rückt seine Uniform zurecht.
„Also dann Leute..“, meint Boulder mit ernster Miene, während er neben Robyat und Shacko vor der offenen Tür des Heckraums steht. „Ich wünsche euch viel Glück.. Vertraut auf euer Können und kehrt heil zurück. Falls.. Falls wir uns nicht wiedersehen..“ Nalima schnaubt und schnippt mit den Fingern. „Ach was! Das wird ein Spaziergang. Du glaubst doch nicht, dass wir dich alten Sack in deiner Spelunke allein ‚rumhocken lassen. Und du bist doch aus viel härterem Holz geschnitzt als all diese Faction-Faschos zusammen!“ Boulder senkt den Kopf und schmunzelt. „Ich hoffe du hast recht Nalima.“ Dann sieht er zu Chain hoch. „Vielen Dank, dass du das mit uns durchziehst Chain. Gib alles – So dass du noch eine Weile bei uns sein kannst und hoffentlich angenehmere Tage erlebst.“ Chain nickt und schüttelt Boulder Hand. „Ich werde alles tun was ich kann, um den Wunsch meines Schöpfers zu erfüllen – Auch wenn es bedeutet, dass ich nicht zurückkehre.“ „Hoffen wir, dass es dazu nicht kommen wird..“, erwidert Boulder. Danach richtet er seine letzten Worte an Vanish. „Vanish.. Du weisst was zu tun ist?“ „Darauf achten, dass Nalima keinen Scheiss baut!“, rufen die beiden, Shacko, sowie auch Robyat synchron und wie im Chor. Dann brechen alle in ein kameradschaftliches Gelächter aus, während Nalimas Augenlider ganz schmal werden. So schmal, wie sie nur bei dem todbringenden Blick einer ziemlich angepissten Frau werden können. Sobald sich Shacko ebenfalls von Boulder und Robyat verabschiedet hat, setzt er sich ans Steuer, startet den Motor und düst pfeilgerade dem in der ferne donnernden Varonys entgegen. Boulder schaut gemeinsam mit seiner Truppe dem Wagen hinterher, bis sich die aufgewirbelten Staubwolken in der Luft wieder auflösen und der Transporter zwischen zwei kleineren Hügeln verschwindet.
Gedankenleer sieht Chain aus dem Fenster. Der Adrenalinschub der vorangegangenen Entschlossenheit ist nun etwas abgeebbt und einem Gemisch aus Nervösität, Betrübtheit und Furcht vor dem Ungewissen gewichen. Wie in Trance betrachtet er die schnell an ihm vorbeiziehende Ödnis. Es kommt ihm vor, als würden sie sich sehr schnell fortbewegen – Aber, dass die Landschaft in der Ferne sich nicht gross verändert, fasziniert ihn. Schnell sein und trotzdem nicht vorankommen. Was für ein paradoxer Gedanke, denkt er und gibt einen Laut von sich, der einem Lacher ziemlich nahe kommt. Plötzlich wird er von einem Anblick überrascht, der ein angenehmes, jedoch gleichzeitig bedrückendes Kribbeln in seiner Brustgegend auslöst.
Etwas entfernt vom Wagen, über einem der breiten Lavaströme, tummelt sich eine Wolke aus kleinen Flattertierchen. Ausserdem stehen zwei Troviras darunter und knabbern von den Ascheknospen, die nahe der Ströme wachsen. Chain beobachtet sie verträumt. Ihre Körper und ihre Statur sind denen von Pferden nicht unähnlich, doch tragen sie eine Panzerung aus kohlenschwarzem Granit, während die Haut zwischen den Ritzen hindurch flackert, als bestünde sie aus glühendem Eisen. Die Szene dieser Geschöpfe in Verbindung mit den darüber schwirrenden Glutfaltern und dem flimmernden Hitze-Effekt des Magmas dahinter, wirkt auf Chain wie ein anmutig wallendes Gemälde. „He Chain.. Darf ich das mal sehen?“, holt Vanish ihn aus seiner Starre und deutet auf die kleine Klappe, in der Ella’s Bild verstaut ist. Der Bot hatte seinen Hoodie ohne es zu merken angehoben und daran herumgenestelt. Er sieht Vanish unschlüssig in die geheimnisvollen Augen, zückt dann das Bild und hält es ihm hin. Ihm ist nicht gerade wohl dabei seinen wertvollsten Besitz in andere Hände zu geben, doch um seinen neuen Freunden zu misstrauen ist es seiner Meinung nach zu spät. Vanish klappt das Bild auf und betrachtet es. Auch Nalimas Neugierde wurde geweckt und so HECHTET sie fast auf den Klappsitz neben ihrem langjährigen Partner. „Ein tolles Bild – Hast du es gemalt?“, fragt sie und lächelt Chain zu. „Nein.. Das hat Ella gemalt, bevor sie.. ach.. Ich weiss nicht.“ Vanish stutzt. „Hmm.. Ist das der Name den du gestern bei Carvers Ableben erwähnt hast?“ Chain nickt. „Ja genau. Ella ist meine Freundin.. Oder.. Sie war es. Vielleicht hat die Faction sie getötet.“
Es ist schwer für den Bot im Gesicht seines Gegenübers zu erkennen wie dieser dazu steht, denn es zeigt keine Regung. Hatte dieser Krieger durch all seine Schlachten sein Mitgefühl eingebüsst? Unterdrückte er es nur? Oder wollte er ihm lediglich keine Bestätigung dafür geben, dass Ellas möglicher Tod ein Grund zum traurig sein ist? „Du hast gesagt, sie wurde ‚vielleicht‘ getötet.. Spar dir deine Trauer bis du dir sicher bist.“, meint Vanish, so als hätte er genau gewusst mit welchen Gedanken Chain gerade beschäftigt war. Er gibt dem Mag das Bild zurück. “ Hier.. Pass gut darauf auf. Etwas Wertvolleres als so ein Andenken der Freundschaft gibt es kaum. Und achte darauf, was deine Gedanken treiben.. Oft verschlimmern sie deine Gefühle über eine Situation nur unnötig.“ „Ich.. werde es mir merken.“, antwortet Chain, greift nach dem Papier und steckt es dann zurück in seine Bauchklappe.
Ungefähr 20 Minuten später erklingt aus einem kleinen Lautsprecher in der rechten Ecke, nahe der Fahrerkabine, Shacko’s Stimme. „Also Freunde.. Ich glaube ich sehe den Ort, den Chain erwähnte. Ich fahre so nahe wie möglich heran, lasse euch raus und kehre dann zu Boulder zurück. Wir werden wohl, je nachdem wann die anderen losgefahren sind, in ungefähr 10 bis 20 Minuten beim Tor sein und ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken. Ich wünsche euch viel Glück – Das können wir jetzt alle gebrauchen. Shacko hatte den Transporter in grosszügigem Abstand um den Berg herumgeführt, so dass die Wachposten auf den Aussichtstürmen vor der Kuppel sie nicht genauer in Augenschein nehmen konnten. Nun nähert er sich einer Art Bucht im Bergmassiv, verlangsamt das Fahrzeug und hält schliesslich ganz an – Ohne den Motor abzustellen.
Vanish öffnet die Hecktür, bevor alle mit übergestülpten Masken in die schwarze Erde steigen. Das mächtige Grollen des Magmakerns lässt die Erde sanft erbeben und die Luft hier ist noch heisser und stickiger als sonst. Chain erschaudert, als er den mächtigen Bergrücken hochblickt. So nahe bei dem Ort zu sein, der seine Träume heimsucht, schürt ein Feuer der Aufregung in seinen Gliedern – Drängt seine Gedanken in eine Richtung, die nichts Gutes für ihn bereit hält. „Hey..“ Nalima legt ihm eine Hand auf die Schulter und versucht Chains Aufmerksamkeit zu erhaschen. „Nicht nachdenken.. Jetzt ist die Zeit zu handeln.“ Gemeinsam schreiten die drei der Eingangstür des Geheimpfads entgegen, während Shacko den Transporter wendet und die Bucht wieder verlässt. Vor der Tür steht eine einzelne Wache. Gelangweilt lehnt sie am Türrahmen und zieht genüsslich an einer Selbstgedrehten – Die Gasmaske wie ein Hut über die Haare gezogen. Rechts von Ihr, ungefähr zwanzig Meter entfernt ist eine kleine Gruppe von Soldaten damit beschäftigt, unter der Leitung eines Offiziers Kampftechniken zu üben. Die Offiziere erkennt man an ihren langen, rostbraunen Ledermänteln, auf dessen Rücken sich das Logo der Faction in schwarz befindet. Falls sich zu diesem Zeitpunkt bereits eine eigene Vorstellung des Logos geformt hat, wird dieses nun mit der folgenden Beschreibung des tatsächlichen Aussehens zunichte gemacht.
Man stelle sich eine gegen links gewölbte Sichel vor, wie der Mond sie manchmal annimmt. Jedoch ist am mittleren, äussersten Punkt noch eine gegen links aussen gerichtete Spitze. Rechts von der Sichel, in der Wölbung eingebettet, befindet sich eine kleine Kugel und wiederum rechts davon eine kleinere, gegen rechts gewölbte Version der selben Sichel. Die Gruppe beachtet die drei kaum, als sie sich der qualmenden Wache nähern. „Überlasst mir das Reden.“, flüstert Nalima und läuft mit energischen Schritten auf den Soldaten zu. Chain und Vanish teilen sich mit einem hastigen, unsicheren Blick ihre Bedenken mit, doch sie wollen so wenig wie möglich auffallen und lassen Nalima gewähren. Das dürfte interessant werden. Die Wache schnippt lässig ihre Kippe zur Seite, bevor sie sich den Neuankömmlingen in den Weg stellt. „Papiere bitte.“ „Wir brauchen keine Papiere.“, erwidert Nalima gelassen. Die Wache zieht fragend eine Augenbraue hoch. „Hmm.. Von welcher Einheit seid ihr denn?“ „Wiirrr.. sind von der Dritten.“ „Welche Dritte?“ Einen Augenblick lang geschieht gar nichts und die zwei schauen sich an, als wüsste keiner von ihnen wie es nun weitergehen soll.
Im nächsten Moment hat der Soldat bereits Nalimas Faust im Gesicht. Sein Kopf schaukelt kurz benommen auf den Schultern herum, bevor er gänzlich das Bewusstsein verliert und sein Körper zu Boden plumpst. „Hey! Was zum Teufel Ist das los?!“ Der Offizier stampft mit schnellen Schritten auf sie zu – Die restlichen, gefährlich gut gebauten Männer im Schlepptau. Vanish schüttelt leicht den Kopf. „Und Boulder schimpft DICH erfahren..“ Nalima wirft die Arme in die Luft. „Ich war überfordert!“ „Mhh.. Geht ihr schon mal voraus – Ich kümmere mich um diesen Haufen.“, meint Vanish, dreht sich dann den nahenden Soldaten zu und lässt seine Knöchel knacken. „Okay, dann bis gleich!“, ruft Nalima heiter und zieht den verwirrten Bot mit sich. „Sollten.. Sollten wir ihm nicht helfen?“ „Ach was, der liebt seinen Alleingang. Wenn er meint wir sollen schon mal los, dann braucht man gar nicht weiterreden.“, erklärt sie, nachdem die beiden schon im Eingang verschwunden sind und das anschwellende Kampfgetöse von draussen von der sich schliessenden automatischen Schiebetür erstickt wird. Sie betreten einen, von an der Decke angebrachten Neonröhren, erleuchteten Gang. Es ist nicht sehr weit bis zur nächsten Tür. Doch erst müssen die zwei ungesehen am Pausenraum vorbei, der rechts vor ihnen liegt. Laut grölende Männerstimmen dringen um die Ecke.
Soldat 1: „*Lachen* Nein! Nein ich sag’s euch – Der Typ hat sie voll angebaggert! Ich hatte schon geglaubt, er würde gleich wie ein notgeiler Krallengockel um sie herum stolzieren und einen Paarungstanz vorführen oder so *Lacht*“
Soldat 2: „Und ist sie nicht darauf eingegangen?“
Soldat 1: „Nee, die ist doch gerade erst angekommen.. Scheint wohl irgendwie traumatisiert zu sein.“
Soldat 3: „Ich hab gehört der Commander hat sie persönlich hergeholt, nachdem er ihrem Macker ein neues Loch verpasst hat – Soll ja heiss zu und her gegangen sein in der Stadt.. Ein Bot ist auch wieder abgehauen.. hat Wiggins, Hankey, und die anderen beiden.. wie hiessen sie noch gleich..? Mmh, ach egal .. Er hat sie jedenfalls übel zugerichtet. Wiggins hat man 150 Meter vom Schrottplatz entfernt gefunden – Sein Körper war kaum noch an einem Stück.“
Soldat 2: „Jou hab ich auch gehört.. Naja diesen Bot werden wir schon noch finden.. Also! Wir haben noch gut eine Stunde Pause – Wollen wir was zocken?“
Soldat 4: „Also ich wär‘ dabei.. Auf was habt ihr denn Bock?“
Soldat 1: „Ist mir egal..“
Soldat 2: „Ich wäre für Terra-Shock! Das Teil habe ich zuletzt vor irgendwie 3 jahren gespielt.“
Soldat 3: „Jup da bin ich dabei. Sorem, wirf die Frisk in den Projektor..“
Sorem: „Okay.. Ach soll ich Garma noch dazu holen? Der steht doch schon ewig draussen wache.“
Soldat 3: „Mhh lass mal. Er hat noch Dienst und wir sind eh schon vier Spieler..“
Sobald die Titelmusik des Spiels Terra-Shock den Pausenraum erfüllt, nickt Nalima Chain zu. Die Soldaten waren nun genug abgelenkt um unbemerkt an ihnen vorbei schlüpfen zu können. Chain scheint jedoch nicht ganz bei der Sache zu sein. Seit die Männer die Frau und Dardan erwähnt hatten, war er tief in Gedanken versunken. Konnte es sein? Es musste so sein. Es musste sich um Ellas Mutter handeln. Aber warum haben sie Ella nicht erwähnt? Der Drang in den Raum zu stürmen, die Soldaten auseinander zu nehmen und weitere Informationen aus ihnen heraus zu quetschen ist immens und Chain muss eine enorme Beherrschung aufwenden, um seine Gefühle zu unterdrücken und die Mission nicht zu gefährden. Auffällig unauffällig gehen die zwei vor dem Eingang durch zur nächsten Tür. Die Männer im Pausenraum beachten sie nicht. Sobald die beiden Hobby-Einbrecher einen leeren Verbindungstunnel, sowie zwei weitere automatische Schiebetüren hinter sich lassen, treten sie in eine Art Trainingsraum, der durch seine Grösse enorm viel Freiraum bietet. Der Boden, die Decke und alle Wände sind mit transparenten , dunklen Platten versehen, während im linken und rechten Bereich herkömmliche Geräte wie Boxsäcke und Hanteln verstreut sind. Chain sieht sich misstrauisch um. Dieser Ort schien gerade zu perfekt für einen Entscheidungskampf oder etwas in der Art. Ein kurzer Scan der schwarzen Platten ergibt, dass es sich dabei um Nanoplatten handelt, mit denen man, mithilfe von winzigen Robotern, verschiedene Kampf-Umgebungen simulieren kann. Ihre Schritte hallen von einer unheilvollen Ruhe begleitet quer durch den Raum, als sie auf die gegenüberliegende Ausgangstür zu gehen – Ein leises Piepgeräusch hinter ihnen lässt sie plötzlich aufhorchen. Das grüne Lämpchen über der Tür wechselt seine Farbe von grün zu rot. Die Tür wurde verriegelt.
Zur Verwunderung der beiden öffnet sich nun die Tür vor ihnen und ein grosser Schatten tritt aus dem dahinterliegenden Gang. Nalima und der Mag horchen auf, ziehen ihre Blaster und zielen auf den Mann. „Die könnt ihr ruhig wieder wegpacken. Wenn die Sperre aktiv ist, funktionieren auch die Blaster in diesem Raum nicht mehr.“, sagt er gelangweilt. Ein grosser Soldat – Hühnenhaft wie Carver, stapft mit steif wirkenden Bewegungen auf sie zu. Seine Kleidung unterscheidet sich nur wenig von der, der anderen Soldaten, jedoch zieren zahlreiche Abzeichen seine linke Brust. Als Chain sein Gesicht betrachtet fällt ihm eine gewisse Ähnlichkeit zu Nalima auf, denn seine Haut ist genau so makellos wie ihre. Die spitzen langen Ohren liegen fest am Schädel an, während ein roter Kurhaarschnitt von einer schwarzen Feldmütze verdeckt wird. Sobald Chain vom melancholisch angehauchten Blick des Mannes getroffen wird, gibt es für ihn keinen Zweifel mehr. Dieser Soldat musste mit seiner Partnerin verwandt sein.
„Ihr seid mir zwei Einbrecher-Könige..“, spottet der Soldat. „Ach wir schlagen uns so durch.“, erwidert Nalima gelassen. Der Mann bleibt vor ihnen stehen, mustert Nalima und lächelt. „Ja, das habe ich gesehen. Du hast einen ordentlichen Bums drauf, Schwester.“ Sie kichert und haucht ihm einen Kuss zu. „Aber deine Vorgehensweise ist plumper denn je.“ „Hat doch geklappt bis jetzt.“ „Hat es nicht.. Ich habe euch schon lange bemerkt.“ „Und wie?“ Sein Gesicht nimmt vorwurfsvolle Züge an. „Kameras Nalima.. Kameras.“ „Ich habe draussen aber gar keine gesehen.“ „Wir sind die Faction.. Natürlich haben wir verdammte Kameras. Unsere sind eben kleiner und besser versteckt – Nicht so wie diese Schrottmodelle, die ihr in Hellside verwendet.“ „Verflucht..“ Mürrisch wendet sie sich Chain zu. „Warum hast DU das nicht erwähnt – Das hättest du doch wissen müssen?!“ Chain hebt beschwichtigend die Hände und stammelt. „Ich.. ähh. Es.. ging all es so schnell..“ Der Soldat schüttelt belustigt den Kopf. „Nehmt doch mal eure Masken ab – Ihr seid sowieso aufgeflogen. So unterhält es sich besser.“ Zögernd willigen sie ein und ziehen sich die Gasmasken, sowie die Sturmhauben vom Kopf. „Ahh ein Mag.. Bestimmt der, von dem alle reden.“, stellt der Soldat grinsend fest und streckt Chain eine Hand entgegen.
„Ich bin Nito.“ Etwas verunsichert greift Chain nach ihr. „Ich heisse Chain..“ Und noch während er Nitos Hand umklammert, zuckt ein Bild durch seinen Kopf. Er steht in Ellas Haus – Auf dem Dachboden. Leise und schwach formt sich ein Satz. „Nito.. Geh und hol den Bot..“ Ein Soldat öffnet die Tür und weist ihn an, ihm zu folgen. Chain blickt hoch in Nitos Augen. „Du.. Du warst auch in Ella’s Haus.. Zusammen mit eurem Anführer..“ Der Soldat verzieht das Gesicht, bevor sich seine Züge wieder lockern. „Das Mädchen von gestern. Ja – Ich war dort.“ Chain drückt seine Hand fester zusammen, doch Nitos Griff hält stand. Der Schmerz den Chain aufgrund seiner Kraft im Gesicht seines Gegenübers erwartet, zeigt sich nicht. „Was.. habt ihr.. mit ihr gemacht?“ Chain zittert. Er ist fest entschlossen. Wenn Nito ihm keine befriedigende Antwort gab, würde er die Beherrschung verlieren. „Wir haben sie beide mitgenommen. Die Frau und das Kind. Es geht ihnen gut – Den Umständen entsprechend.“
Chain senkt den Blick. Eine gewisse Erleichterung macht sich breit, während er über den gestrigen Tag grübelt. „Aber.. Ich habe jemanden schreien gehört. Als ihr das Haus niedergebrannt habt.“ „Das war die Frau. Ich denke sie hat das alles nicht verkraftet..“ Chain lockert den Griff und lässt Nitos Hand wieder los. „Und.. was jetzt? Warum sind noch nicht all deine Leute hier um uns fest zu nehmen? Warum kommst du alleine?“ Nito schmunzelt. „Ich bin unter anderem für diesen Trakt und die Ausbildung unserer Männer verantwortlich. Unser Wachmann hat aber nichts mitbekommen, weil er ein schlafendes Klischee ist. Ausserdem gehe ich die Dinge gern.. hmm.. persönlich an. Ich sah im Überwachungsraum nach dem rechten, stiess auf unseren schlafenden Mann – Sah auf den Bildschirmen wie Nalima dem Posten eine reingehauen hat und beschloss euch hier abzufangen.“
„Du WUSSTEST schon, dass ich es bin?“, wirft Nalima überrascht dazwischen. „Ich kenne doch meine Schwester.. Deine Arme fuchteln immer wie wild in der Gegend rum, wenn du mit jemandem redest.“ „Tzz gar nicht!“, ruft Nalima und fuchtelt mit den Armen. „Siehst du.. Da! Schon wieder.“ Sie winkt ab. „Ach! Immer noch Mr. Analyse was?“ Nito stemmt die Hände in die Hüfte und lacht lauthals heraus. „Hahaha! Ich hab dich vermisst, Kleine. Wie geht’s Boulder dem alten Haudegen?“ Nalima zuckt mit den Achseln und führt ihre Hand mit dem Daumen voran zum Mund, so als würde sie einen Trinker imitieren. Nito nickt verständnisvoll. „Ohh, also noch immer der Alkohol.. Schöne Scheisse..“ Dann senkt er seinen Kopf für einen Augenblick und kneift nachdenklich die Augen zusammen. „Ach .. Noch was.. Du hast nicht zufällig Carver gesehen? Er ist zur Zeit in Hellside unterwegs – Ist aber noch nicht wieder gekommen, so wie er es angekündigt hatte.“
„Carver ist tot.“, schiesst es aus Nalima heraus. „Tot?! Was.. Was ist passiert?“ „Wir haben gekämpft, er hat geschummelt, Vanish hat ihm den Arm abgeschnitten und Chain hat ihn erschossen.“ *Stille* „*Seufzt* Ich habe schon geahnt, dass er sich irgendwann, irgendwo reinreitet. Dieser Hitzkopf..“ „Was kümmert’s dich? Carver war ein Arschloch.“ „Ja .. Aber auch Arschlöcher können Freunde sein. Du bist auch nicht gerade die Höflichkeit in Person.“ Nalima fächert mit einem Wisch ihrer Hand eine Haarsträhne zur Seite. „Pff – Ich bin zu denen nett, die es verdienen.“, antwortet sie schnippisch. „Ja – Die, die es DEINER Meinung nach verdienen. Hast du die Weisheit mit der Schöpfkelle gefressen?“ Chain verfolgt dieses banale Gezanke der Geschwister, bis er den Drang zu intervenieren nicht mehr zurückhalten kann. „Haltet euer Maul!“ Perplex schnellen ihre Köpfe in Chains Richtung – So einen Ausbruch hätte man vielleicht von einem Voltega erwartet – Aber von einem Roboter? „Wir haben keine Zeit Nalima!“, fährt er fort und richtet sich dann an Nito. „Du! Geh uns aus dem Weg. Sofort!“
Nitos Blick verfinstert sich. „Auf.. gar.. keinen.. Fall.“ Die Spannung zwischen ihm und Chain ist beinahe greifbar, als sie sich still in die Augen starren. Die Gefühlsachterbahn des Mag’s wütet in seinem Körper und sobald ein Gedanke an Ella, sowie die Dringlichkeit, sich für eine mögliche Rettung beeilen zu müssen in seinem Verstand aufkeimt, hält er sich nicht mehr zurück. Sein linker Haken trifft Nito hart am rechten Jochbein, so dass dieser einige Schritte zurück taumelt. Chain und Nalima stutzen. Die Haut des Soldaten ist aufgerissen, doch darunter kommen nicht wie erwartet ein Knochen oder Muskeln zum Vorschein, sondern ein Geflecht aus mechanischem Gewebe. „Okay.. Okay..“, sagt Nito gelassen, „Wenn ihr es so haben wollt – Gestalten wir das Ganze doch etwas interessanter.“ Mit aufkommendem Groll in den Augen, nähert er sich einer nicht weit entfernten Konsole, die unweit neben ihm aus dem Boden ragt.
Einige Handbewegungen später beginnen die Nanoplatten aus denen der Raum besteht in hellen Farben zu flackern, bis sich die Umgebung vollkommen verändert. „W-was.. Wo sind wir?“, fragt Nalima verblüfft. Sie finden sich auf russiger, verbrannter Erde wieder – Was nicht sonderlich neu wäre, wenn nicht statt der roten Magmaströme des Varonys, nun grell grüne Ströme wie giftige Bäche von einem hohen Berg rinnen und sie einkesseln. Auch die Struktur der Anhöhe ähnelt zwar der des Varonys, jedoch ist dieser Berg mindestens zwei mal so hoch. Die Kugel, die halb über die trichterförmige Einbuchtung an dessen Spitze herausragt, leuchtet in einer satten, ebenfalls giftgrünen Farbe. Fassungslos sieht Chain sich um. Der Ortswechsel lässt ihn sichtlich verwirrt zurück, denn bisher hatte er von der Welt geglaubt es gäbe lediglich diese EINE Magmakugel des Varonys. DIE Kugel, die ihn zu sich rief. DIE Kugel, aus der sein eigenes Wesen entsprang. Wie ist so etwas möglich? Waren sie tatsächlich an einem anderen Ort?
„D-das ist doch nur eine Simulation?“, fragt er wie in Trance – Die Worte an niemand konkreten richtend. „Hier spielt die Musik!“ Nitos geballte Faust rast pfeilgerade in Chain’s Visier, sowie er sich zu dem heran stürmenden Soldaten umdreht. Sein Kopf wird zurückgeworfen – Das Glas splittert und der Mag segelt einige Meter weit zu Boden. Derweil startet Nalima ihrerseits einen Angriff, doch Nito packt sie wie ein ungezogenes Kind an ihrer Kehle und hebt sie in die Luft. „Ich will dir nichts tun Schwester – Halt dich raus!“, brüllt er sie an, während sie mit zusammengebissenen Zähnen an Nitos Arm reisst. Chain scheint einige weitere Sekunden die hypnotische Wirkung der Kugel nicht unterbrechen zu können, während er benommen am Boden liegt. Nito’s Angriff hatte ihn zwar verletzt, doch vermochte er den Mag nicht gänzlich aus seiner Starre zu holen. Dann dringen Nalimas Würgelaute klarer und klarer an sein Gehör. Er kommt in sekundenschnelle zu sich, nimmt einen vor ihm liegenden, schwarzen Stein zur Hand und wirft ihn Nito, so fest es aus dieser Position geht, gegen den Kopf. Dieser lässt sogleich von Nalima ab. Sie klappt auf der Stelle zusammen, greift nach ihrem Hals und ringt auf Knien nach Luft. Der Taumler ihres Bruders verschafft Chain genug Zeit, sich aufzurappeln und auf den benebelten Soldaten zu zu rennen. Nito sieht ihn im letzten Moment kommen, stemmt sich gegen den Aufprall und rutscht zusammen mit dem Mag einige Meter durch die Erde. Beide halten sich nun angestrengt an ihren Schultern fest – Drücken und ringen darum, den jeweils anderen zu Fall zu bringen. Nito’s Zähne knirschen unter der Anstrengung, aber auch Chain hat keine guten Karten. Die beiden scheinen sich in Sachen Kraft und Haltung ebenbürtig.
Sobald beide ins Wanken geraten, schubsen sie sich gegenseitig zurück, um nicht am Ende doch noch zu unterliegen. Nalima sitzt derweil schwer atmend auf dem Boden – Noch immer erschöpft von der zuvor unterbrochenen Luftzufuhr, während sich die beiden Kämpfer umkreisen und ihren nächsten Zug planen. Nito macht den Anfang, indem er versucht seinen Gegner mit einer Kombination aus verschiedenen Faustschlägen zu treffen. Raffiniert weicht Chain den Angriffen aus – Ganz in der Manier eines waschechten Boxers. Sie treiben sich gegenseitig mit verschiedenen Angriffskombinationen vor und zurück, bis Nito mit einem hohen Side-Kick Chains Kopf zu treffen versucht. Der Bot nutzt seine Chance erneut und nur einen Bodycheck später liegen beide im Dreck – Chain kniend über Nitos Oberkörper. Mehrere Fäuste hageln auf das Gesicht des Soldaten nieder, die er knurrend in Kauf nimmt. Dann, als Chains nächste Faust auf ihn zu rast, greift Nito mit seiner eigenen Hand nach Chain’s und umklammert sie mit einem Griff – So stark wie eine Schraubzwinge. Noch während der Mag seine Hand zu befreien versucht, hebt Nito sein Knie an und rammt es ihm zwischen die Beine. Er besitzt zwar keine Weichteile, doch der Aufprall lässt ihn dennoch heftig zusammenzucken.
Mit einem gekonnten Wurf, ringt der Soldat seinen Kontrahenten auf den Rücken – Die Hand noch immer fest umklammert. Dann umschlingt Nitos rechter Arm Chains Schulter, während er den Unterarm des Bots mit seiner linken Hand langsam nach vorne zu biegen beginnt. Chain schreit auf. Ein zunehmender Druck baut sich in seinem Ellenbogen auf. Noch einmal bringt er all seine Kraft auf und versucht mit seinem freien Arm Nitos Kopf wegzudrücken, um frei zu kommen. Doch sein Gegner lässt nicht locker. Kurz darauf durchzieht ein lautes Knacken die angespannte Atmosphäre. Chains Arm bricht entzwei und sein Unterarm ist nur noch lose an seinem Oberarm befestigt. Die Funken sprühen – Das Magveszid bahnt sich seinen Weg aus den beschädigten synthetischen Adern. „Hahah! Mal sehen wie du dich davon erholst du Blechb-“ Abrupt wird er unterbrochen. Nalima hatte sich auf seinen Rücken geworfen und umklammert nun den Hals ihres Bruders mit einem starken Würgegriff. „Hnnggg.. ich.. habe dir.. gesagt *keuch* du sollst dich raushalten!“ „Leck mich! Chain steh auf!“ Der Mag betrachtet von betäubenden Schmerzen gequält seinen herabhängenden Arm, richtet sich erneut unter Anstrengung auf und taumelt auf Nito zu, der unbeholfen nach seiner Schwester greift. Doch was sollte Chain tun? Nito zu schlagen hatte bis jetzt keine Wirkung gezeigt. Sein körper ist hart wie Saphrit. Dennoch musste er ihn aus dem Weg schaffen, wenn er noch irgendeine Chance haben wollte, Ella wieder zu sehen und die Grabung zu stoppen.
Der Bot blickt auf seine Verletzung und fasst einen Entschluss. Er reisst sich den Unterarm ganz ab. Das Magveszid sprudelt jetzt ungehindert aus den abgerissenen Adern. „DU wirst mich nicht aufhalten!“ Entschlossen sprintet er auf die beiden Ringenden zu und rammt seinen Arm mit voller Wucht in Nitos Mund. Dessen Augen weiten sich, als sein Hals mit der zischenden Flüssigkeit voll läuft. Sein Körper sackt binnen Sekunden zusammen, während seine Hände hektisch versuchen das Magveszid aus seinem Mund zu graben. Gurgelnd und nach Luft ringend liegt er auf dem Rücken. „Nein, Bruder!“, brüllt Nalima erschrocken, als sie das Leid in Nito’s panischem Gesicht erkennt. Der Mann, der sich zwar der Faction angeschlossen hatte – Doch auch der Mann, mit dem sie aufgewachsen war. Mit dem sie immer reden konnte, wenn sie mal wieder Mist gebaut hatte. Der auf sie aufpasste, bis sie erfahren genug war, um für sich selbst zu sorgen. Der Mann, der das Herz am rechten Fleck hatte. Ihr Mentor.. Ihr Beschützer.. Ihr Bruder.
Das Gesicht in die Hände gegraben kniet sie sich neben ihn – Hält seine Hand bei seinem Todeskampf fest umklammert. Auch Chain scheint es nicht sonderlich gut zu gehen. Betrübt setzt er sich etwas abseits in die warme Erde. Die von der Wunde ausgehenden Schmerzen sind gewaltig und er fühlt sich schwummrig, da sein System mit dem fehlenden Glied, sowie dem hohen Magveszidverlust zurecht zu kommen versucht. Sollte er nicht bald eine Lösung dafür finden, würde er selbst ebenfalls das Zeitliche segnen. Nitos Atmung versiegt – Seine Augen starr in den Himmel gerichtet. Nalima verweilt eine Minute bei ihm, bevor sie sich seufzend erhebt und zu dem verletzten Mag begibt. Sie setzt sich und blickt gemeinsam mit ihm zu dem grünen Magmakern.
„Denkst du.. diesen Ort gibt es wirklich?“, fragt sie nach einer Weile. Unmerklich bewegt Chain seinen Kopf in ihre Richtung – Verwundert darüber, dass sie gar nicht wütend auf ihn zu sein scheint. „Ich weiss nicht.. Aber dieser Kern beunruhigt mich. Ich fühle eine gewisse Vertrautheit, wenn ich ihn ansehe. Aber.. Ich.. fürchte mich auch davor. *Pause* Hör mal.. Wegen Nito..“ Nalima hebt beschwichtigend eine Hand. „Ich weiss, dass du das nicht wolltest – Kein Grund sich schlecht zu fühlen.“ Chain mustert sie eingehend. Ihr Gesicht ist schmutzig und wenige Haarsträhnen kleben an ihrer Wange. Dennoch wirkt sie stark und gefasst wie eh und je. „Danke.“ Nalima grinst und hält Chain eine Faust hin. „Schon gut, Robo-Bro.“ Der Bot stösst einen Laut aus, den man nun durchaus als Lacher bezeichnen kann, hebt seinen noch intakten linken Arm und schlägt ein. „Ach hier.“, meint Nalima. Sie greift neben sich und zum Vorschein kommt Chains abgetrennter Unterarm. „Du hast deinen Arm verloren.“ Dann verfallen beide in ein erschöpftes, jedoch ebenfalls wohltuendes Gelächter. Ihre Stimmen hallen getragen von schwachen Echos in alle Richtungen der trostlosen Umgebung, bis Nalima plötzlich Inne hält. Ihr Lachen versiegt und Ihre Kinnlade sinkt langsam nach unten, als sie die Leiche ihres Bruders in Augenschein nimmt. Seltsame, schwarze Partikel lösen sich von seiner Haut und seine Brust beginnt anzuquillen wie ein Luftballon. Die zwei schrecken hoch. „Chain! Was passiert mit ihm?!“ Doch der Bot schüttelt nur ungläubig den Kopf, während sich das Grauen vor ihnen entfaltet.
Ein schwarzer Strahl bestehend aus tausenden, summenden Partikeln schiesst aus Nitos Körper – Reisst Teile seiner Organe mit sich, ändert nach zwei Metern Höhe die Richtung und beginnt sich neben der Leiche aufzutürmen. Als würde man eine Brühe aus Leid und Verderben in eine Form giessen, materialisiert sich eine dämonische Kreatur vor den beiden. Sie erschaudern beim Anblick dieser vollkommenen Abscheulichkeit, die sich krümmend und ächzend auf sie zu zu bewegen beginnt – Gleich einem Neugeborenen, das gerade zu gehen lernt. Ihr Oberkörper pulsiert und verformt sich in regelmässigen Abständen – Fast, als könnte sich diese seltsame Masse nicht entscheiden, welche Form sie annehmen möchte. Der Kopf schwingt auf stämmigen Schultern umher und obwohl das Geschöpf kein Gesicht besitzt, erklingen die schrecklichsten Laute in den Ohren der beiden, die sich nicht einmal ihr Verstand vorzustellen wagt. Was sollten sie nun machen? Die Blaster funktionieren hier nicht und Chain würde in seinem Zustand wohl kaum etwas ausrichten können – Geschweige denn, dass er überhaupt eine Ahnung hätte, was er dieser Monstrosität entgegen setzen könnte. Dieses Geschöpf war in seiner Datenbank nicht verzeichnet. Gelähmt von Angst erwarten sie, dass der Tod in Gestalt dieses hässlichen Ding’s, sie mit sich in Abgründe ewiger Pein reissen würde, als.. die Luft neben ihnen leicht zu knistern beginnt. Der Mag und Nalima, ja sogar das Untier selbst richten ihre Aufmerksamkeit auf einen blutroten Lichtpunkt, der sich erst langsam und dann augenblicklich ausdehnt, bis er die Form eines rundlichen Portals angenommen hat. Die Kreatur verbiegt kreischend ihren Hals. Aus dem Portal dringt eine unglaubliche Energie in Form wogender Rauchschwaden, die sie auf irgendeine Weise beeinflusst. Auf einmal erscheint ein Schatten inmitten des Portals. Ein Bein steigt mit leichtem Schritt in die Erde – Dann ein zweites. Chain und Nalima kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was zum Varonys ist hier los?
Wie ein Krieger aus einer anderen Zeit, steht der Fremde vor ihnen. Ein schwarzer, sanft lodernder Irokesenschnitt bedeckt sein Haupt und auch die Haut an Hals und Kopf ähnelt stark der absonderlichen Masse der Kreatur. Es wirkt, als wäre der Körper des Kriegers unter seiner Kleidung ebenfalls aus EINEM Guss gefertigt. Eine metallische, goldene Gesichtsmaske, aus dessen Augenschlitz ein roter Schein leuchtet, verdeckt das Gesicht. Seine schwarze Lederjacke ist mit ebenfalls goldenen Verstärkungen, sowie spitzen Nieten auf beiden Schultern versehen. Unter der offenen Jacke trägt er ein knallrotes Shirt und die graue Einsatzhose wird von einem nussbraunen Gürtel mit einigen Taschen und Halterungen getragen. Schwarze Kampfstiefel, sowie mit metallischen Verstärkungen versehene Handschuhe komplettieren den Look, der dem eines anderweltlichen Söldners nahe kommt. Bleibt noch zu erwähnen, dass auf dem linken Brustbereich seiner Jacke ein blaufarbenes Logo in Form einer, in mehrere Teile zerbrochenen, Schwertspitze eingraviert ist.
Gelassen sieht der Fremde sich um. Er scheint die beiden verblüfften Volt-Bewohner kaum wahrzunehmen und bleibt dann mit seinem Blick auf dem grotesken Vieh hängen. Dieses wiederum scheint nicht erfreut über die Anwesenheit des Söldners. Nach einem grässlichen Aufschrei beginnt die wabernde Haut, da wo der Mund sein sollte, aufzureissen, bevor ein mächtiger Strahl schwarzen Elends aus dem Loch heraus geschossen kommt. Erst erfasst die Attacke den Fremden, der locker darüber hinweg springt und so dem Angriff entgeht. Als der Strahl jedoch auch Chain und Nalima zu treffen droht, da die Kreatur den Kopf in ihre Richtung dreht, scheint der Krieger auf einmal ein gewisses Interesse an ihnen entwickelt zu haben. Er ballt seine Hand zu einer Faust und kurz darauf blitzt ein rötlicher Glimmer zwischen seinen Fingern auf.
Überfordert von der Situation, starren Chain und Nalima nun nicht nur auf den vernichtenden Strahl der Kreatur, sondern stellen zudem noch erschrocken fest, wie eine kleine, glitzernde Kugel in der Grösse einer Erdbeere auf sie zugeschossen kommt – Geworfen von dem fremden Kämpfer. Chain packt Nalima und stellt sich schützend vor sie, so dass der Aufprall der beiden Attacken von seinem Rücken in Kauf genommen werden würde. Doch.. nichts geschieht. Die zwei richten sich auf und staunen. Eine Kuppel, in der absolute Ruhe herrscht hüllt sie ein, während der Strahl dagegen drückt und von der Kuppel absorbiert wird. Wie ein Schutzschild hatte die kleine Kugel sich ausgebreitet und über sie gelegt, bevor der Strahl sie erreichen konnte. Als die Bestie bemerkt, dass sie den Schild nicht durchdringen kann, wirft sie ihren Kopf unkontrolliert in alle Richtungen – Ihre Attacke noch immer aufrecht erhaltend. Der verwesende Effekt gräbt sich mit aller Härte durch die Erde und beschädigt dadurch auch die zahlreichen Nanoplatten des Raumes. Als die Zerstörung so weit fortgeschritten ist, dass die winzigen Nanobots, die Struktur der Umgebung nicht mehr aufrecht erhalten können, stehen alle plötzlich wieder im Trainingsraum unter dem Varonys.
Dieser Umstand beeindruckt die Kreatur nicht im Geringsten, doch der Söldner blickt sich kurz irritiert um, bevor er erneut dem Angriff seines Gegners ausweichen muss. Er rutscht gekonnt unter dem Strahl hindurch und rennt dann auf den Feind zu. „Krat‘ rachtu Shichtar!“, brüllt er, mit einer von seiner Gesichtsmaske elektrisch verzerrten Stimme, bevor sein Körper mit dem seines Feindes zusammenprallt und beide in null Komma nichts verschwinden, als hätte die Leere sie verschluckt – Nur um dann drei Sekunden später an einer anderen Stelle im Raum wieder aufzutauchen. Konzentriert versucht der Söldner die Kreatur zu packen, doch der nicht feste Körper verflüssigt sich beim zurückweichen ständig unter seinem Griff hindurch.
Währenddessen wurde die Pause der vier Soldaten im Wohnzimmer, wohl aufgrund des Lärms, vorzeitig beendet. Sie entriegeln die geschlossene Tür mit dem entsprechenden Code und stürmen in den Trainingsraum – Aufgeschreckt von den Kampfgeräuschen. Mit erstaunten Blicken umkreisen sie die Kuppel, in der Nalima und Chain festsitzen, doch sobald die zwei Kämpfenden in ihr Sichtfeld geraten, weicht die Verwunderung purem Unverständnis. Nervös richten sie ihre Gewehre auf die beiden. „W-was ist hier los verflucht?! Sorem – Gehen sie und erstatten sie dem Commander Bericht! Wir haben Eindringlinge im Sanctum!“ Sorem nickt fieberhaft und spurtet in Richtung der Tür, aus der zuvor Nito getreten war und die weiter in den Berg hinein führt. Die Kreatur bemerkt den Fliehenden. Noch während sie weiterhin den flinken Händen des Söldners ausweicht, spaltet sich ein Teil von ihr ab, formt sich zu einer widerlich triefenden 1 Meter Hand und rast ihm hinterher. Sorem kreischt auf. Er versucht sich unter immenser Anstrengung und Panik zu befreien, bevor die entsetzlichen Krallen sich durch seine Kleidung, sowie seinen Körper pressen. Er schreit wie am Spiess, sowie seine Rippen bersten und die brüchigen Knochen sich in seine Eingeweide hineinbohren – Die Lungenflügel durchlöchern und sein angestrengt pochendes Herz wie eine Tomate zerfetzen. Dann schnellt die Hand plötzlich zurück, reisst den Soldaten mit sich und schleudert seinen zerdrückten Körper über den Köpfen der Anwesenden hinweg, dem Schutzschild entgegen. Seine Schreie verstummen, als er von der Aussenwand der Kuppel verschluckt wird. „Feuer! Feueeeer!“ , brüllt der Befehlshabende völlig ausser sich. Die Gewehre knattern und die Kugeln sausen den beiden Fremden Wesen um die Ohren.
Dem Kugelhagel zu entrinnen plus seinen Feind zu bändigen zwingt den Krieger sich mit akrobatischen Ausweichmanövern hinter eine, als Stützpfeiler dienende Säule zurückzuziehen, während die Bestie durchlöchert wird. Dies scheint sie aber nur noch wütender zu machen. Erneut formt sich ein Schlund in ihrem Gesichtslosen Kopf, woraus plötzlich ein Klumpen schwarzen Sekrets geschossen kommt. Er knallt einem der Soldaten so heftig ins Gesicht, dass sein Kopf nach hinten wegknickt – Was seine Halswirbelsäule entzwei bricht, als wäre sie ein Streichholz. Ein zweiter Soldat schafft es knapp einem weiteren Geschoss auszuweichen, nur um dann von zwei schlangenähnlichen Strängen, an Hals und Beinen in die Höhe getragen zu werden. Sein Torso wird ruckartig in der Mitte auseinander gerissen und die Organe sprudeln mit einem ekelhaften Platschen zu Boden. Der letzte verbleibende Soldat kann sich vor Angst kaum noch bewegen. Sein Gegner türmt sich vor ihm auf, bevor der Mann von einem spitzen, pfahlartigen Strang auf Brusthöhe durchbohrt wird. Soglech beginnt dieser zu pulsieren und zapft damit die Lebensenergie seines Opfers an – Saugt sie in sich auf, wie eine Spritze den Saft aus einer Frucht.
Der Krieger tritt hinter der Säule hervor. Genervt schüttelt er den Kopf, als er sieht wie sein Feind durch die Energie seines letzten Opfers anzuquillen beginnt. Er führt beide Hände zu seinem Gürtel und zieht zwei längliche, silberne Gegenstände mit goldenen Gravuren daraus hervor. Dann spurtet er los. Die Aufmerksamkeit der Kreatur richtet sich sogleich wieder auf ihn und es dauert keine Sekunde, da spriessen mehrere Stränge aus ihrem fetten Leib, die dem Krieger entgegen peitschen. Als würde dieser zwei Schlagstöcke ausfahren, schiessen Stangen aus der selben blutroten Energie, aus der das Portal und die Kuppel bestehen aus den Geräten. Mit perfekt getimten Angriffen säbeln sich die Waffen ihren Weg durch die heran schnellenden Arme, bis der Krieger beim gewaltigen Rumpf seines Feindes ankommt. Er springt dem Haupt des Vieh’s entgegen, rammt ihm noch im Sprung erst den einen Stock in den Bauch, dann den anderen in die Brust und klammert sich schliesslich mit beiden Händen am Kopf fest. Diesmal scheint die Kreatur einerseits durch die, aus ihrem Grössenzuwachs resultierende Trägheit und andererseits durch die Irritation der Waffen in ihrem Körper, den Fängen des Kriegers nicht mehr so leicht entgehen zu können. Sie windet sich und versucht ihn abzuschütteln, doch ihre Versuche scheitern kläglich. Die Hände des Kriegers beben – Ein greller Lichtimpuls zuckt durch den Raum.
Wie von einem Sog erfasst, fliesst die Masse des Untiers durch die Hände des Kämpfers, bevor sie von dessen Körper gänzlich aufgenommen wird und von der Kreatur nicht mehr übrig ist, als die schreckliche Erinnerung ihres Anblicks in Chain und Nalimas Verstand. Der Fremde kniet sich hin, stemmt die Hände auf seine Oberschenkel und verharrt wenige Sekunden in dieser meditativen Haltung – Bricht dann aber keuchend zusammen – Krümmt sich unter heftigen Krämpfen auf dem Boden. Chain und Nalima treten näher an die Kuppel heran. Erst scheint es, als wären seine Schmerzen vorüber. Doch dann schlingt er beide Arme um seinen Kopf und schreit mehrmals so grauenhaft auf, als würde man ihn bei lebendigem Leibe ausweiden. Sprachlos und auch von einer gewissen Ehrfurcht ergriffen, verharren die beiden Volt-Bewohner an der Kuppel, bis der Söldner sich wieder etwas beruhigt. Unversehens richtet er sich mühelos wieder auf, streckt sich, streicht mit seiner Hand durch den flammenartigen, schwarzen Iro und geht mit geräuschlosen Schritten auf den Schutzschild zu. Nach nur einer wischenden Handbewegung seinerseits verschwindet die Kuppel. Die zwei Überlebenden weichen zurück. Der Fremde hebt grüssend seine Hand. „Hi!“