
Wendung
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Wind wehte eisig kalt über die verschneiten Gräber des
Friedhofs. Unzählige Tote fanden in Mitten dieser winterlichen Idylle ihre
letzte Ruhe. Und in Mitten dieser von vertrockneten Leichen besetzten Gräber,
da lag sie. Einst ein bildhübsches Mädchen, ohne Trug und Verrat wahrend, lebte
sie auf diesem Planeten, doch musste sie aufgrund ihrer falschen Schein für ihr
Leben bezahlen…
Beginnen wir die Geschichte an einem warmen Sommertag,
fernab jeder Fröhlichkeit und Hoffnung. Die Sonne schien heiß auf dem schwarzen
Asphalt, dessen Fußgängerweg überfüllt war von Menschen. Alle mussten sie
entweder zur Arbeit oder gönnten sich eine Pause vom Alltagsstress und gingen
ins nahegelegene Freibad. In der Masse verborgen, gab es einen Jungen im jungen
Alter, der mit all der Hektik oder dem fröhlichen Kinderlachen nichts anfangen
konnte. Für ihn war die Welt schon seit einigen Jahren in ein tristes Grau
gefallen, aus dessen Loch er nie wieder herauszukommen schien. Vollkommen
abgeschottet von der Außenwelt und ihrem sinnlosen Treiben, begann er damit seinem
Leben wieder einen Sinn zu geben, indem er Gedichte schrieb. In den Gedichten
ging es zumeist nur um seine Erlebnisse, die er mit seiner zerrissenen Seele
teilte: Ob die zu frühe Trennung seiner Eltern, die Hänseleien in der Schule, welche
sich mit der Zeit zum ernsthaften Mobbing verwandelt hatten… alles schrieb er
nieder.
Er hielt nicht viel davon sich selbst zu verletzen, denn
würde er es tun, würde mit der Narbe eine ewige Erinnerung zurückbleiben, die ihn
immerzu an den Grund dieses abscheulichen Handels erinnern würde. Mit
Selbstmord war es sehr ähnlich: Zwar würde er von der Welt gehen, doch würden
tiefe Wunden zurückbleiben. So nahm er lieber Stift und Papier in die Hand
schrieb sich jeden Schmerz von der Seele. Ganz gleich, ob seine Zusammenhänge
sinnvoll waren oder sich widersprachen – es war so viel besser als alles Erdenkliche,
dass er kannte. Doch schon recht bald sollte sein Leben wieder eine Wendung
nehmen. Eine Wendung, die für ihn alles verändern wird…
Als er wieder auf der Parkbank saß, nah eines großen Parks
seiner Stadt und sich von seinen Gefühlen leiten ließ, kam ein Mädchen auf ihn
zu gelaufen. Ihre Haut war leicht bräunlich und auch ihre leichte Kleidung bestehend
aus einer kurzen Shorts und einem Bauchfreienoberteil zeugte davon, dass sie
sich gesonnt haben musste. Ihr langes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz
zusammengebunden, dessen Farben erstrahlten in einem Gemisch aus Braun und
Gold. Ganz von ihrem Anblick verzaubert, haftete sein Blick in ihren
himmelblauen Augen, so bekam er auch nicht mit, wie sie ihn begrüßte. „Ähm… alles ok mit dir?“,
fragte die junge Dame lächelnd und beugte sich ein Stück zu ihm runter, um ihn
genauer zu begutachten. „Ä-ähm… Ja, alles ok. Wie heißt du eigentlich?“,
versuchte ihr Gegenüber die peinliche Starre in den Anfang eines Gespräches zu
lenken. „Flora“, antwortete das Mädchen, weiterhin lächelnd und bat ihn darum
sich setzen zu dürfen.
Und so zog sich ein Gespräch entlang, dessen Ende für beide
Beteiligten viel zu schnell kam. „Ich muss gehen, Eric…“, meinte Flora zögernd,
während sie langsam von der Parkbank aufstand. Eric hielt sie an einer Hand
fest, um ihr zu signalisieren, dass sie einen Moment warten sollte. Nervös
schaute er zur Seite, um seine leichte Röte nicht erkennbar zu machen. „Kann
ich… deine Nummer haben?“ seine Röte verstärkte sich mit jeder verstrichenen
Sekunde noch mehr, aus Angst sie würde ihm diese Bitte verweigern. Doch
entgegen aller Erwartungen kicherte sie leise.
„Klar, gerne. Doch musst du mir versprechen, sie für dich zu
behalten.“ „Ich verspreche es!“, entgegnete er mit einem ernsthaften Blick
unterstützt durch ein kurzes, zustimmendes Nicken.
Tage, Wochen, Monate vergingen und Eric war der glücklichste
Mensch seit langem. Für seine Liebe hatte er selbst das Dichten aufgegeben, in
welchem all sein Herzblut steckte. Jedes seiner Werke hatte für ihn eine
unvorstellbare Bedeutung. Dennoch wollte er ihr zu liebe ein Gedicht voll Herz
und Liebe schenken. Aus diesem Grund zögerte er keine weitere Sekunde, als er
jene Zeilen auf einem leeren Blatt in schönster Schrift niederschrieb:
Zwei Herzen zusammen vereint,
eine Rose mit Liebe so
gedeiht.
Wenn Tränen fallen werde ich
sie trocknen,
will ich dir einzig Freude und
Glück entlocken.
Erstaunlicherweise
fiel es ihm nicht besonders schwer, jenes Gedicht – so kurz es auch sein mag –
zu verfassen. Auch wenn er über Jahre hinweg in seiner eignen, zerstörten Welt
gelebt hatte. Voller Aufregung wollte er ihr es heute am Tag ihres 18.
Geburtstages vorlesen. Doch wollte er es nicht in großer Menge tun, dafür
scheute er sich vor den Menschen. Schon immer war es ihm unangenehm gewesen,
etwas in Anbetracht eines großen Menschenauflaufs vorzulesen. Nur wenige Meter
von seinem Ziel entfernt, konnte er die dröhnende Musik und das Gejohle und
Geschreie mancher Leute vernehmen, die zudem Freunde von Flora waren. Trotz all
dem Lärm ermahnte er sich selbst ruhig zu bleiben und seinen Weg zu gehen. An
der Tür traf er auf seine hübsche Prinzessin. „Du bist wundervoll“, erklärte er
ihr mit einem Lächeln, als er ihre sonst so zierliche Statur eingehüllt in ein
Nachtschwarzes Kleid sah. Es schien ihren Körper einfach so perfekt zu betonen.
Floras
Augen strahlten von dem Kompliment, welches ihr Freund ihr gemacht hatte. Ohne
weiteres bat sie ihn hereinzukommen. Kurz darauf tanzten die beiden unter
gedämmten Licht und im Blick anderer Schüler und Freunde, Arm in Arm
miteinander. Kaum war der sanfte Klang des letzten Liedes verklungen, zerrte
Eric seine Geliebte zu sich und flüsterte ihr sanft ins Ohr: „Lass uns woanders
hingehen, ich möchte dir etwas zeigen.“ Das Antlitz seines Gegenübers fiel
skeptisch aus, dennoch führte seine Freundin ihn in ihr Schlafzimmer, indem
beide ungestört sein würden. Dort angekommen schaltete Flora das Licht an und
wartete gespannt auf das, was Eric ihr zeigen würde. Ihr Zimmer war groß. Ein
Doppelbett, sowie ein hölzerner Schrank und ein Schreibtisch samt Stuhl
befanden sich in diesem. Selbst ein kleiner Kamin spendierte lodernde Wärme.
Sichtlich nervös kramte Floras Freund nun einen zusammengefalteten Zettel aus
seiner Jeanstasche und las mit leicht zittriger Stimme sein für sie komponiertes
Gedicht vor…
Nachdem
er geendet hatte, erfreute sich seine Geliebte allein mit einem leichten
Lächeln. Zu seiner Überraschung hatte sie ihn nicht vor Freude umarmt oder
geküsst, wie er es eigentlich erwartet hatte. Eric spürte, dass hier etwas
nicht stimmte. „Was ist los mit dir? Freust du dich denn nicht?“, versuchte er
sich nach dem Grund ihrer Zurückhaltung zu erkundigen. „Doch, doch ich freue
mich schon, nur…“ inmitten ihres Satzes brach sie ab. Ihr Blick war gen Boden
gerichtet, während sie ihren Kopf wegdrehte. Fast wirkte es so als schämte sie
sich für sich selbst. „Nur…?“, begann ihr Freund erneut das Gespräch in Gang zu
setzen, jedoch herrschte immer noch eisiges Schweigen zwischen den beiden.
Nach
einer gefühlten Weile schien seine Geliebte endlich ihre Stimmbänder in
Bewegung zu setzen. Verzweifelt versuchte sie ihr Zittern, welches mit Angst
verbunden war zu unterdrücken, doch jener Versuch scheiterte zu ihrem Leidwesen
kläglich. „Eric…“, sie schluckte ehe sie fortfuhr. „Ich habe jemanden neues
kennengelernt. Es ist nichts gegen dich! Ich habe dich immer noch lieb!“,
versuchte sie gleich hinterher zu werfen, um ein falsches Bild von ihr zu
vermeiden, doch würde sich jene Erklärung für immer in Erics Herz brennen. Das
wusste er; das wusste sie; das wussten beide. „Es ist einfach so das… Jason mir…
einfach besser gefällt. Er ist immer für mich da und bringt mich immer wieder
zum Lachen und-“ „Und was habe ich die ganze Zeit für dich getan?“, kam es kalt
von der anderen Seite.
In
diesem Moment, wie in keinem anderem, zersprang etwas in Eric. Es war nicht sein
Herz. Es war etwas anderes. Es war Hoffnung. Hoffnung endlich wieder glücklich
zu sein, nachdem er doch so viele, unzählige Misserfolge in seinem Leben hatte
und sich selbst als zerstört betrachtet hatte… „Diesen Tag wirst du mir büßen“,
schwor er seiner einst Geliebten, während er mit zusammengebissenen Zähnen aus
dem Raum trat. Sein letzter Blick galt nicht seiner verlorenen Liebe, sondern dem
brennend heißen Feuer, bei welchem sich mit der zeitgleichen Betrachtung eine
Idee formte.
Noch
in der nächsten Nacht stahl er sich durch das offene Fenster in ihr
Schlafzimmer und begutachtete voller Sehnsucht und zeitgleicher Begierde ihre
gleichmäßige Atmung im Schlaf. „In
reinster Pracht nun liegend, bist du wie ein Engel – nur fliegend. So wie der
Mond auf dich herab scheint, so mein gebrochenes Herz um deinen Tod weint,“
sprach er im sanftem Flüstern in ihr Ohr und strich eine Strähne ihres
samtweichen Haares aus ihrem verschwitzten Gesicht. Der Sommer nagte spürbar an
ihr. Sanft bedeckte er ihren Mund mit einem Stoff in dessen Inhalt sich
Chloroform eingesammelt hatte und küsste ihre Schweißnasse Stirn liebevoll.
Langsam holte er ein langes, scharfes Messer heraus und ließ es gemeinsam im
Licht des fahlen Mondes in ihrer Brust aufblitzen. Er wollte um keinen Preis,
dass sie schrie oder das sie Schmerzen erlitt. Dafür war ihm sein Schatz immer
noch zu kostbar.
Als
er sicher war, dass Flora ihren letzten Atemzug getan hatte, entfernte er das
Messer aus ihrer Brust, so wie seine Hand von ihren weichen Lippen.
Sicherheitshalber hatte er seine Hand auf ihre Lippen gepresst, falls sie doch
schreien würde, doch das Mittel war stark genug, um sie im Anschein des
Schlafes zu lassen. Dann tauchte er das glänzende Metall in das Feuer des
Kamins. Der Schmerz, welches sich in seinem Herzen einbrannte, sollte sich
wortwörtlich indes ihren brennen. Mithilfe des warmen Blutes ihrerseits,
schrieb er noch etwas auf ihre Wand, dass eine Botschaft für immer hinterlassen
soll. Das gar niemand jene vergessen soll. Nachdem seine Arbeit getan war,
verschwand er wieder in der Dunkelheit und mit ihm all seine Güte und Freude,
die er durch Flora wiedergewonnen hatte.
Bericht aus einer Zeitung:
Gestern Nacht fand die Polizei einen Jungen
in seinem Bett tot vor. Wie auch beim bisherigen Opfer würde außer einem tiefen
Stich in den Brustkorb auch ein Brandmal in der offenen Wunde des Jungen
vorgefunden. Aussagen von Familie und Freunden zu folge, soll es sich um den Freund
Jason M. des verstorbenen Mädchens Flora S. handeln. Die Polizei vermutet eine
absichtliche Ermordung beider. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um ein
und denselben Mörder handeln muss ist die Botschaft, die er aus unerklärlichen
Gründen in Form eines Gedichts hinterlassen hat:
In brennendem
Loder des Höllenfeuers,
Nehme
ich all Vernunft gegen eures.
Meine
Zeit ist noch lang nicht vorbei,
Sterben
wird jeder, der ist zu zwei.
Geschrieben von: () 12:44, 5. Mai 2017 (UTC)