
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Erster Teil
Zweiter Teil
Dritter Teil
…Du schon wieder! Was hat dich denn erneut an so einen abwegigen Ort getrieben? Nun ja, ich bin froh dich wieder zu sehen, denn die meisten Menschen meiden mich mittlerweile… Wie du weißt bin ich ein eingefleischter Einzelgänger, Gesellschaft kann so schrecklich laut und schnell sein.
Sie vertreibt den Geist der Geschichten, verstehst du? Wenn du ganz leise bist, dich ruhig hinsetzt und eine Weile in die Nacht hinein lauschst, kannst du sie flüstern hören, glaub mir…
Deshalb liebe ich die Einsamkeit.
Versuch es doch auch einmal! Hier, setz dich zu mir unter die alte Weide auf die Decke, glätte deine Gedanken, schließe die Augen und lass die Welt auf dich wirken. Hörst du es? Dieses leise, verlorene Wispern in den Ästen des Baumes? Das Knacken der Rinde, verursacht von den träumenden Käfern darunter und das ferne, tausendstimmige Rauschen des Waldes. Das muntere Gurgeln des Baches. Ja, es ist wunderschön, da hast du recht mein lieber Freund… Erkennst du die Geschichten dahinter? Nicht? Schade…
Aber wo habe ich denn meine Manieren? Hier irgendwo müsste ich doch noch etwas Tee… Ah, da ist er ja! Nimm dir den Keramikbecher dort, er hat zwar einen Sprung, jedoch schützt er deine Finger vor übermäßiger Hitze. Ich will ja nicht dass du dich verbrennst. Ich habe da noch ein Glas mit selbst gemachtem Honig in meinem alten Rucksack. Ja, im Sommer gehe ich meiner geheimen Passion als Imker nach, aber sag das niemandem, die Kluft sieht allzu lächerlich an mir aus…
Riechst du den leichten Duft von Tannennadeln? Ich bin sehr stolz darauf, musst du wissen. Oh verzeih, ich bin gedanklich mal wieder abgedriftet, wo waren wir doch gleich? Die Geschichte öffnet sich dir nicht…
Ach, ihr jungen Leute! Immer mit dem Kopf in den Wolken, immer in Eile und abgelenkt! Ihr habt vergessen was es heißt, im Gleichklang mit der Welt zu atmen, die euch Tag für Tag umgibt. Aber gut, lass mich dir helfen.
Ich weiß doch, dass du meine Anwesenheit nur abermals aufgesucht hast, um eine weitere Erzählung zu hören. Sei nicht so verlegen, ich kenne dich bereits besser als du denkst und natürlich erzähle ich mit Freuden. Huh, die Nächte werden nunmehr zwar länger, aber es ist noch immer lausig kalt, findest du nicht? Ich sehe, dass du eine Gänsehaut hast. Nimm dir bitte noch eine dieser Decken dort, ich werde eben ein Feuer entzünden. Sieh dir diese heißen, blutroten Flammen an. So zerbrechlich und hilflos. Und gleichzeitig von unglaublicher Zerstörungskraft. Die Nacht ist kalt und dunkel… Nimm meine Hand und begleite mich an einen wärmeren Ort.
Wir befinden uns auf den Philippinen. Nein, nicht um Urlaub zu machen, wir werden hier von einer Geschichte erwartet. Und es wird keine angenehme, dass soll dir gesagt sein… Aber du kennst mich ja. Hast du bereits einmal das Wort „Aswang“ gehört?
Die Legende vom Aswang
Der Aswang ist von grauenerregender Scheußlichkeit, egal ob an
Gestalt oder Gesinnung. Bereits seit Jahrhunderten versetzt er die
philippinische Bevölkerung in Angst und Schrecken. Woher die Aswang
einst kamen, weiß niemand. Sie sind so alt wie die Menschheit
selbst, wurden mit uns geboren, begleiteten uns durch die Äonen
hinweg, doch starben nie mit uns. Sie sind immer noch da, so
offensichtlich und doch so verborgen. Denn genau das, ist das
Schreckliche an ihnen: Man erkennt sie nicht. Erst dann, wenn es zu
spät ist. Und vertraue mir: die Erkenntnis wird grauenhaft sein. Und
blutig rot. ==
Ein Aswang kann von
männlicher, als auch von weiblicher äußeren Erscheinung sein,
tagsüber passen sie sich an, leben unter uns und gehen
rechtschaffenen Berufen nach. Oftmals handelt es sich um Berufe, in
welchen man mit totem Fleisch zu tun hat, etwa Metzger, Bestatter
oder Pathologe. Sie sind weder jung, noch alt, weder hässlich noch
schön, dick, dünn oder in jeglicher erdenklicher Hinsicht
auffällig. Sie sind ein Musterbeispiel an Normalität.
Doch mit der
hereinbrechenden Finsternis offenbaren sie ihr wahres Selbst:
rottendes Fleisch welches von mächtigen, verkrümmten Knochen hängt,
verschleierte Silbermurmeln als Augen, mörderische Krallen und
Zähne, die dir Haut und Muskeln in Fetzen vom Körper reißen
können. Ein erdrückender Gestank von Tod und Fäulnis umgibt sie
dauerhaft, wie ein schützender Kokon. Man munkelt, sie können sich
in Fledermäuse oder geifernde Hunde verwandeln, mit kräftigen
Kiefern, gigantischen Fängen und giftigem Speichel. Aber das ist
nichts weiter als eine hohle Vermutung und stumpfer Aberglaube. Was
viel realer ist und bei weiten mehr Grauen verursacht, ist ihre Art
und Weise, sich zu ernähren. Vor allem die der Weibchen. Ein
männlicher Aswang ist einem Vampir oder Ghul nicht unähnlich. Totes
Fleisch, Kadaver von frisch Verstorbenen oder das köstliche Blut
junger Frauen, denen er in einsamen Bergregionen nachstellt, erhält
ihn am Leben und gibt ihm Kraft.
Die Einheimischen
der Philippinen berichten immer wieder von Leichen welche an den
Rändern der äußeren Dörfer gefunden werden, auf abartige Weise
zugerichtet und verstümmelt. Einigen Berichten zufolge wurden die
Opfer bereits mehrere Tage vor ihrem Tod vermisst und wiesen nach dem
Fund deutliche Zeichen von prämortalen Gewalttaten an. Sie wurden
systematisch gefoltert und sind in einem langen qualvollen Prozess
nach und nach ausgeblutet. Ein Tod, so grausam dass ihn nicht einmal
dein ärgster Feind verdient hätte. Aber es gibt immer
etwas Schlimmeres…
Was, das Frage ich
dich, könnte schrecklicher sein, als der eigene Tod?
Folgende Geschichte
wird dir die Antwort preisgeben:
Ein junges Paar
lebte bereits seit einer geraumen Zeit glücklich zusammen, sie
hatten den Segen ihrer Eltern, ein kleines Haus welches sie sich von
ihrem wenigen Ersparten gekauft hatten und die Liebe zwischen den
Beiden war so tief und rein wie das Blau des Firmaments welches sich
am Tag ihrer Hochzeit über allem erstreckte. Sie hatten beinahe
alles was sie sich im Leben wünschten. Beinahe. Der sehnlichste
Wunsch der Zwei war ein eigenes Kind, dem sie ihre ganze
überquellende Zuneigung schenken konnten. Und eines Tages geschah
es: Die junge Frau spürte zum ersten mal, dass ein neues Leben in
ihr erwacht war und in ihrem Inneren aufblühte. Ihr Glück war nun
perfekt und sie waren sich sicher, dass es immer so bleiben würde.
Allerdings ahnten
sie damals noch nichts von dem Grauen, welches sie etwa ein halbes
Jahr später ereilen würde…
Das Kind wuchs ohne
Komplikationen, mit jedem Tag wurde die Liebe des Paares zu dem
ungeborenen Säugling größer und sie malten sich die Zukunft ihrer
kleinen Familie in den herrlichsten Farben aus. Die Frau befand sich
bereits im achten Monat als sie zum ersten mal den widerlich fauligen
Gestank bemerkte, der sich Nachts in ihrem Zimmer ausbreitete. Als
sie ihren Mann am nächsten Morgen darauf ansprach, erwiderte dieser,
ihm sei nichts ungewöhnliches aufgefallen. Als sich dieser seltsame
Vorgang jedoch in der folgenden Woche jedes mal bei Aufkeimen der
Dunkelheit wiederholte, wuchs ein schrecklicher Gedanke in ihm.
Mitten in der
nächsten Nacht weckte er sie auf und fragte, ob sie den Geruch
erneut wahrnahm. Sie verneinte und er war beruhigt. Er musste in
seiner Vermutung wohl fehl gelegen haben. Plötzlich vernahmen sie
ein Geräusch, welches von unten vom Hof zu kommen schien. Der Mann
sprang auf, griff sich eine Lampe und vorsichtshalber einen dicken
Ast zur Verteidigung und begab sich nach unten um nach dem Rechten zu
sehen. Er schlich über den Hof und um das Haus, jedoch fand er
nichts.
Als er unter dem Fenster zum Schlafzimmer stand, erstarrte er
und sein Herz setzte für einen Augenblick aus. In das Holz von
Wandverkleidung und Fensterrahmen hatten sich riesige Furchen
gegraben. Wie von gigantischen Marderkrallen. Im selben Moment hörte
er einen markerschütternden Schrei. Einen Schrei, wie ihn nur ein
Mensch unter Todesqualen ausstoßen konnte. Und er rannte. In seinem
Kopf bildeten sich die schrecklichsten Bilder und ließen ihn vor
Angst erzittern, doch nichts was er sich ausmalte, kam dem absoluten
Horror welchem er sich im Schlafzimmer gegenüber sah, gleich.
Seine
Frau lag totenbleich und seltsam verdreht im Bett, die Gliedmaßen
von sich gespreizt. Der Atem kam in zischenden, kurzen Stößen über
ihre Lippen und sie wimmerte leise. Über ihr hockte eine Kreatur,
bei welcher es sich nur um einen fleischgewordenen Albtraum handeln
konnte. Die Luft war warm und feucht, roch nach verwesendem Fleisch
und frischem Blut. Mit Entsetzten erkannte der bewegungsunfähige
Mann, dass das dünne Kleid seiner Frau zurückgeschlagen war und den
nackten Bauch der Schwangeren entblößte. Ein schleimiges, dickes
und bezahntes Rohr steckte dort wo der Bauchnabel saß im weißen
Fleisch, an der Einstichstelle sickerten dünne Blutfäden hervor…
Ein gieriges Schmatzen, Schlürfen und Saugen ertönte und der Mann
sah, von bitterschwarzem Grauen erfüllt, dass dieses Rohr im Maul
der Kreatur endete. Eine Zunge. Tropfend, von rötlich brauner Farbe,
innen hohl und an der Spitze verknöchert. Mit einem ekelerregendem
Geräusch zog das Wesen die Zunge aus dem erschreckend eingefallen
wirkenden Bauch heraus, starrte den schockierten Menschen mit toten
Silberaugen an und zischte bösartig. Dann bewegte es sich mit
unirdischer Geschwindigkeit auf das Fenster zu und verschwand in der
Schwärze der Nacht.
Die Frau verstarb
wenige Stunden danach. Der Mann konnte die Ereignisse nicht
verarbeiten und folgte ihr einige Tage später durch seine eigene
Hand.
Wenige Wochen nach
dem tragischen Unglück, erschien eine unbekannte Frau in dem Dorf,
welche augenscheinlich kurz vor der Geburt stand. Niemand hatte sie
je zuvor gesehen. Diejenigen, welche das Gespräch mit ihr suchten wurden
enttäuscht, denn sie verschwand bereits kurz darauf wieder, flüchtig
wie ein Nebelschleier. Allerdings gibt es Berichte von einem alten
Mann, welcher behauptet sie habe eines Abends auf dem Grundstück des
verstorbenen Paares gestanden, zum Fenster herauf gestarrt… Und
gelächelt.
Na, wie fühlst du dich? Ich glaube, es hat nun keinen Sinn mehr dir noch eine kleine Stärkung zu reichen, aber ich hoffe dein Magen hält noch einiges aus, denn nun komme ich zu der zweiten Legende.
Du bist nicht sicher ob du sie hören willst? Nun gut, ich werde dich nicht drängen, ich kenne diese Geschichte ja bereits… Siehst du diesen knorrigen Strauch dort? Und darunter die Farnpflanze? Dies ist kein gewöhnlicher Farn… ich weiß nicht, weshalb er hier wächst, denn er ist fremd, exotisch, nur ein Gast in diesen Gefilden. Aber ich lausche dem Klang seiner Wedel, wenn der Wind durch sie streicht und sie leise säuseln lässt. Er flüstert mir die Mythen seiner alten Heimat zu. Und er hat Angst. Bist du sicher, dass du nicht noch mehr hören willst? Natürlich willst du, also lass mich fortfahren:
Die Legende der Manananggal
Kommen wir nun zu einem Wesen welches dem Aswang nicht unähnlich
ist. Die Manananggal ernährt sich wie der Aswang hauptsächlich von
menschlichem Blut, Organen, Fruchtwasser und ungeborenen Föten,
verfügt über eine lange Hohlzunge und einem Mantel aus
Menschlichkeit, welchen sie sich am Tage überstreift, doch sie ist
noch um einiges gefährlicher.
Die Manananggal ist eine Zauberin,
ausschließlich weiblich und von bezauberndem Äußeren. Tagsüber
ist sie von einer gewöhnlichen Dorfschönheit nicht zu
unterscheiden, doch Nachts erwacht ihr wahres Wesen. Sie zieht sich
bei Einbruch der Dämmerung in ihr Versteck zurück, eine Höhle im
Wald beispielsweise, und sobald der letzte Strahl der Sonne am
Horizont verschwunden ist, macht ihr Körper eine grausame
Metamorphose durch. Unter entsetzlichen Schmerzen löst sich ihr
Oberkörper vom Unterleib. Aus dem Rücken des oberen Teils sprießen
schwarze Schwingen, die Zähne werden zu Fängen, die Nägel zu
Krallen, die Haut verfärbt sich und wird hart und rau. Obwohl die
Manananggal ein magisches Wesen ist, geht dieser Vorgang auf eine
sehr realistische und biologische Weise vor sich. Blut und Därme
tropfen aus ihrem zerfetzten Torso, wenn das Fleisch schmatzend
zerreißt und ihre gequälten Schreie sollen bis in die äußeren
Dörfer reichen und den Menschen den Schlaf rauben.
So aufgespalten
in zwei Hälften beginnt ihre Jagt. Der untere Teil bleibt in dem
Versteck zurück, während sich der Oberkörper in die Luft schwingt
und auf Menschenjagt geht. Es gibt auch Geschichten über sie, in
denen sie unwissende Männer verführt und mit dem Versprechen nach
Liebe in den Wald lockt. Dort bekommt ihr Opfer in den Abendstunden
was es verlangt, bevor sich die Manananggal vor seinen Augen
verwandelt, seinen Bauch aufreißt und sich an Herz, Leber, Magen und
Nieren gütlich tut. Das Kreischen der Opfer im Todeskampf soll meilenweit zu
hören sein und versetzt die Bevölkerung der Insel noch heute in
Angst und Schrecken.
Die Manananggal ist unsterblich. Einige der, größtenteils
katholisch konfessionierten, Einheimischen glaubt, sie sei bereits
mit der Erschaffung des Universums auf die Erde gekommen, ein
gefallener Engel oder eine Strafe Gottes um die von Wollust
geleiteten Menschen vom Antlitz der Welt zu tilgen. Es gibt
allerdings einen Weg, diese grausame Kreatur zu töten. Man muss in
der Nacht ihr Versteck aufsuchen und Salz, Asche oder Knoblauch auf
das rohe Fleisch der unteren Hälfte streuen, denn dies verhindert,
dass sie sich im Morgengrauen wieder zusammensetzten kann. Und wenn
sie sich am Tage noch in ihrer wahren Form befindet, wird sie
zerstört. Allerdings ist dies ein sehr schwieriges und
lebensgefährliches Unterfangen, denn die Manananggal wird alles
daran setzten, dies zu verhindern.
Eine andere alte Legende berichtet, man könne sich mit einer Kerze
vor ihren Übergriffen schützen, die man entzündet und nachts unter
das Bett stellt. Aber Kerzen können verlöschen…
So, dies soll für heute genügen, der Wind ist abgeflaut und der Wald will mir keine Geschichten mehr preisgeben.
Ich bin müde und dass solltest du auch sein. Der Morgen ist nicht mehr fern, die Nacht zerfällt und die Bäume werden schweigen. Siehst du die Sterne? Bald werden sie verblassen… Ich würde dir raten dich langsam auf den Heimweg zu begeben, ich weiß, dass er weit war und du morgen noch einiges vor dir liegen hast. Danke, dass du mir in dieser Nacht abermals Gesellschaft geleistet und mir zugehört hast. Ich werde bald weiter ziehen, aber vielleicht trifft man erneut aufeinander, wer weiß? Die Wege, die dieses Leben geht sind rätselhaft und verworren…
Ich wünsche dir alles Glück der Welt und bedanke mich.
Hier, den Tee darfst du ruhig mitnehmen, ich brauche ihn nicht mehr.
Bis bald.