Einfach stillstand – Wo wir waren
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Luft ist erfüllt vom Geruch verbrannten Holzes und schmelzenden Materials, dunkle Narben erinnern an die zerstörerische Kraft des Feuers. Hinter den äußeren, von Ruß und Brandspuren gezeichneten Mauern verbergen sich die alten Erinnerungen. Weißt du noch, wie wir alles alleine schaffen wollten? So viele Jahre standest du an meiner Seite. Nichts und niemanden brauchten wir.
Ich wandere in den Überresten umher, betrachte die Möbelstücke, die zu einem seltsamen Gemisch aus verkohlten Holz und verkohlten Stoff verschmolzen. Bilder, die einst an den Wänden hingen, sind zu Asche verbrannt. Die Stille ist fast greifbar, nur der Wind, der durch die zerstörten Fenster und Türen weht, erzeugt gelegentlich ein leises Heulen.
Mir fehlen die richtigen Worte, um zu beschreiben, was ich hierbei empfinde.
Ich schaue zum verdorrten Garten hinaus, der wie einst, als du noch bei mir warst, plötzlich zu neuem Leben erblüht. Zeige mir noch ein letztes Mal diesen wundervollen Garten, und lass noch ein weiteres Mal alles in Flammen aufgehen.
Ich lege mich auf den Rücken und betrachte die Flammen, wie sie sich immer tiefer ins Haus fressen, alles verschwindet noch einmal nach und nach im lodernden Rachen.
Was, wenn du für den Augenblick einfach mal den Atem anhältst und dich wie ich hier niederlegst?
So vieles hat sich bereits verändert, obwohl alles nun gänzlich zu Asche geworden ist -, doch daraufhin unzählige umherschweifende Rußpartikel alles komplett neu anzuordnen beginnen und eine andere Realität einschlagen, wie ein Schiffskapitän seinen Kurs verändert.
Kannst du auch das vorbeiziehende Rauschen vernehmen, das die Partikel in dieser neuen Realität geschaffen haben? Die grellen Autos jener Straße, die daraus geboren wurden und jetzt neben diesem Pfad an mir vorbeiziehen. Sicherlich weißt du noch, wie wir gemeinsam diese Straße entlanggegangen sind, wie allgegenwärtig fahrende Autos mit schmalen Abständen an uns vorbeigezogen sind.
Am Anfang habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Doch haben wir inzwischen nicht so viele gemeinsame Erinnerungen geschaffen, die nur uns gehören? Wie oft wollten wir den Schmerz vergessen? Wie oft wollten wir alles vergessen, mit dem sie uns belehren wollten? Bevor es zu spät ist, da wir eines Tages alt und gebrechlich sein werden?
Immer hieß es, wir gegen den Rest der Welt.
Sage mir, würdest du immer noch alles für mich stehen und liegen lassen? Würdest du dich, wie ich es tue, auf diese Straße niederlegen, die so voller Erinnerungen steckt?
Vielleicht machst du dir über alles längst keine Gedanken mehr.
Ich recke mich zur Seite, beobachte dabei den schwerbeladenen 40 Tonner, der eines titanischen Behemoths gleich mir entgegen donnert, was die Erde erzittern lässt.
Bevor mich die grellen Lichter, die Augen des Behemoth, erreichen, vergesse ich wieder die Wirklichkeit und halte einfach den Atem an, … sodass ich nun auf keiner Straße mehr liege, sondern ich zwischen einstigen, maroden Säulen einer Untergrundstation umherwandere, und dich wie einst auf der Wartebank sitzen sehen kann unterhalb einer großen Uhr, während weggeworfene Zeitungspapiere an unseren Gesichtern vom Wind getragen vorbeifliegen.
Ich versuche, dich auf der Bank mit meiner Stimme zu erreichen, vergebens.
Direkt hinter mir schießt dafür der geisterhafte Zug mit einem ohrenbetäubenden Kreischen an meinem Rücken vorbei; darin enthalten sind unzählige Versionen unseres Selbst; unzählige Momentaufnahmen aus unserem Leben.
In einem Abteil beobachte ich mich selbst, wie ich meine Hände in Verzweiflung vor dem Gesicht verschränke, während du dich von mir abwendest, im nächsten liegen wir uns wieder in den Armen, während dir Tränen über die Wangen laufen, in einem anderen schreien wir uns gegenseitig an, und im letzten vorbeiziehenden Abteil halte ich den toten Säugling im Arm. Du bist nicht mehr da.
Ich begebe mich auf die Gleißen, um mich auf ihnen quer niederzulegen. Sag du mir derweil einfach ob du alles vergessen würdest? Ob du dich ebenso zu mir niederlegst?
Es spielt überhaupt keine Rolle, wo wir uns niederlegen werden.
Ob es sich nun um das Gleisbett einer längst vergessenen U-Bahnstation handelt, wo ich in der Einsamkeit der Nacht die Zeit zum Nachdenken finden kann über die vielen Wege des Lebens wie sie oft ins Nirgendwo führen, wie das dunkle, beidseitige Tunnelsystem.
Ob es sich um ein düsteres Schlachtfeld handelt, wo die Überreste vergangener Kriege stumm Zeugnis ablegten, wo die Trauer und das Leid, das dieser Ort erlebt hatte, greifbar ist sowie die Zerstörung zu erkennen ist, die der Mensch in seinem Streben hinterlässt.
Ob es am Rande einer Klippe ist, darunter das tosende Meer nach Nahrung schreit, dessen Wellen gegen Felsen schlagen und wo man sich gegenüber der Dunkelheit des Ozeans klein und bedeutungslos vorkommt, wo man sich der Endlosigkeit der Natur und die Vergänglichkeit des Lebens erst so richtig bewusst wird.
Ob wir uns auf dem alten Wasserdamm niederlegen, der einst Leben und Hoffnung in die umliegenden Dörfer brachte, doch nun still und verlassen ist, mich meiner Bemühungen im Leben zweifeln lässt, die eines Tages – wie dieser Damm – in Vergessenheit geraten würden.
Ob es in der seit langem reglosen Schrottpresse ist, wo die Erinnerungen vergangener Industriezeiten in Form von Eisen- oder Benzingerüchen noch in der Luft liegen; wo der Lärm der Maschinen längst verstummte und nichts mehr rattert und brummt.
Ob es sich um das Deck eines sinkenden Schiffes handelt, das sich langsam auf die Tiefe der Finsternis zubewegt, dessen Sinken das Scheitern der noch so ambitionierten und höchsten Träume verkörpert.
Oder ein düsterer Bergwerkschacht, wo die Einsamkeit in der Tiefe spürbar und wo die Abgründe der eigenen Seele erkennbar werden, die in jedem schlummert.
An so vielen Orten könnten wir die Welt vergessen und uns einfach nur niederlegen.
Lass uns alles um uns herum vergessen, lass uns die Zeit anhalten.
…
Doch eigentlich tust du es doch schon längst. Du hast dich in jene Erdgrube – in jene Holzkiste – hineingelegt. Allerdings tatest du es allein und ohne mich.
Ich kann durch deine wundervollen, perfekten Augen sehend erkennen, wie sich die vielen schrecklichen Fingerkratzspuren auf der Innenseite der Kiste über eine quälende Dauer abgezeichnet haben.
Eine tiefe Dunkelheit hinter dem Sargdeckel, den ich vor langer Zeit bereits zuschlug.
Es tut mir alles unendlich leid, aber ich musste es tun, um endlich nach vorne blicken zu können.
Mach es gut … mein anderes Ich.
Habe mal ein Bild spendiert 🙂
Sehr schön. Ich hatte nämlich kein passendes gefunden. ^^
Übrigens auch sehr schön, dass die Seite wieder aktiv ist!
Gruß
Mr.Zaru
Komm ruhig in den Chat. eremit und ich sind grade da
Sehr poetisch und schön geschrieben. Freut mich das du auch hier wieder Geschichten hochladest ^^
Danke. 🙂
Wollte mal einen anderen Stil einschlagen zur Abwechslung.