
Ich wär so gern Millionär
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Vorwort
Diese Geschichte wurde mir einmal vor Ewigkeiten erzählt. Ganz klassisch á la Lagerfeuer-Gruselgeschichte. Ich weiß aber nicht mehr, wer der ursprüngliche Autor ist. Daher kann ich ihn nicht angeben. Da ich aber hiermit vermerke, dass die Idee nicht von mir ist und da ich die Geschichte aus meiner Erinnerung heraus schreibe (d.h. sie vom Original ohnehin abweichen wird) hoffe ich, dass niemand sich daran stört. Sollte jemand die Geschichte erkennen und den Autor, dann kann er mich ja gerne belehren.
Das silberne Glöckchen
„Es war einmal“ – So beginnen für gewöhnlich viele Geschichten. Wenn wir diese Worte hören, entfacht sich in uns das kindliche Feuer der Phantasie. Eine Märchenwelt öffnet sich und entführt uns in fremde Zeiten. Auch diese Geschichte wird mit den Worten „Es war einmal“ beginnen. Und es wird auch eine Art Märchen…zumindest gibt es eine Moral der Geschichte. Aber am besten, ihr seht selbst…
Es war einmal ein Student. Sein Name ist den Chronisten entfallen, aber auch nicht von belangen. Das Schicksal wollte es so, dass seine Eltern ihm nicht viel hinterließen. Er nagte ständig am Hungertuch und konnte sein Studium nur schwer finanzieren. Durch ständige kleine Nebenjobs verdiente er gerade genug, um die Bruchbude, die er Heim nannte, in Stand zu halten. Außerdem konnte er Konservendosen und sein Studium bezahlen, doch für Luxus oder Zerstreuung reichte das Geld in der Regel nicht.
So kam es, dass eines Tages eine schwere Krankheit das Land heimsuchte, sodass alle kleinen Geschäfte gezwungen waren, zu schließen. Er verlor auf einen Schlag all seine Jobs und stand nun da, wie ein begossener Pudel. Und wie er so an seinem Küchentisch saß und sich Trübsal blasend betrank, klopfte es an seiner Tür.
Er öffnete mies gelaunt und erwartete vermutlich eine Rechnung oder Krebsdiagnose oder eine Nachricht mit ähnlich positiver Wirkung. Doch stattdessen stand vor seiner Tür ein Mann mit grau-schwarzer Haut und gelben Augen. Der Mann drängte sich in die Wohnung und stellte ein kleines Paket auf den Tisch. „Was fällt Ihnen ein?!“, wollte der Student gerade fragen, da fiel ihm der Mann ins Wort.
„Du fragst dich sicher, wer ich bin, nicht?“ Er lachte meckernd. „Lass mich dir zwei Fragen stellen. Dann kannst du mich immer noch rauswerfen.“ Als keine Antwort kam, fuhr der Fremde fort. „Frage eins: Hast du Geldnot? Frage Zwei: Wärst du gerne Millionär?“ Der Schwarze lächelte breit. „Zweimal ja“, murmelte der Stunde düster und wollte dem Fremden gerade die Tür weisen, als dieser eine einladende Geste machte und auf das Paket zeigte.
„Willst du wissen, wie du Millionär werken kannst?“, fragte er grinsend. „Durch Lotto spielen.“, sagte der Student genervt und schon seinen Besucher Richtung Ausgang. Dieser sah ihn ein wenig seltsam, fast beleidigt an. „Offenbar brauchst du das Geld gar nicht so dringend.“, brummte er dann. „Dann gehe ich eben zu jemand anders.“ Er wollte gehen, aber der Student horchte auf und hielt ihn zurück. Was hatte er schon zu verlieren? Er konnte diesem armen Irren in der lächerlichen Verkleidung wenigstens zuhören, wenn das sein dringlichster Wunsch war.
Als sich der Schwarze der vollen Aufmerksamkeit des Studenten sicher war, begann er mit prahlerischen Gesten seine Ausführung. „In diesem Paket.“, sagte er laut und dramatisch, als plante er gerade das letzte Geheimnis der Menschheit zu enthüllen. „Befindet sich der Schlüssel zu 100 Millionen Euro. Du musst nur zuschlagen.“
Er öffnete das Päckchen und wies auf ein kleines, silbernes Glöckchen, das in einem gläsernen Kasten steckte. „Wenn du es läutest, dann bekommst du augenblicklich 100 Millionen Euro.“ Er machte eine dramaturgische Pause, wohl um das Gesagte wirken zu lassen. „Aha.“, brummte der Student. „Und wie soll das gehen?“ „Das kann ich nicht sagen, mein lieber. Aber ich lasse dir die Glocke gern da. Dann kannst du es ausprobieren.“
„Wo ist der Haken?“, fragte er stöhnend. „Du hast deine Hausaufgaben gemacht, das muss ich schon sagen.“, lachte der Mann. Dann wurde er schlagartig ernst und kalt. „Wenn du die Glocke läutest, stirbt ein Mensch. Aber sei unbesorgt: Es ist sicher, dass du diesen Menschen nicht kennst.“ „Okay. Ich nehme die Glocke.“, sagte der Student, auf einmal unsagbar ermüdet. Sollte dieser Irre ihm die Glocke geben und sich dann zum Teufel scheren. „Bin ich schon!“, krähte der Irre, drückte ihm die Glocke in die Hand und war von einem auf den anderen Augenblick verschwunden.
In der Nacht lag der Student wach. Die Glocke stand auf seinem Tisch. Unbenutzt. Er hatte es alles für einen Streich gehalten, aber als sich der Mann vor ihm in Luft aufgelöst hatte, da wurde ihm ganz anders. Auf einmal war er nicht mehr so sicher, ob er es mit einem Irren zu tun hatte. Vielleicht hatte er ja doch Recht.
In den darauf folgenden Wochen ging es stetig bergab. Der Student hatte einen Rohrbruch, sein Fenster wurde eingeschlagen und eine Frau fuhr in sein parkendes Auto und verursachte einen saftigen Blechschaden. Das wenige Geld, das er noch zurückgelegt hatte, war in null Komma Nichts aufgebraucht. So rückte der Gedanke, die Glocke zu läuten, sich öffentlich und endgültig dem Aberglauben hinzugeben immer näher.
Als der Tag der völligen Insolvenz gekommen war, saß er wieder am Tisch. Vor ihm der gläserne Kasten mit der Glocke. Mit zittrigen Fingern griff er nach dem silbernen Stück Handwerkskunst. Die Glocke war sehr filigran verziert und wirkte teuer. Wenn der Zauber fehlschlug, könnte er sich sicher versetzen. Das Silber würde nicht viel bringen, aber immerhin genug, um eine Weile leben zu können. Entschlossen schwang er die Glocke und ein heller Ton erschallte.
Im selben Moment pochte es an der Tür. Erschrocken stand der junge Student auf und empfing denselben Mann, der ihm zuvor die Glocke gebracht hatte. Völlig sprachlos ließ er ihn ein. Er schleppte einen sehr großen Sack aus Stoff. Es sah fast aus, wie ein Leichensack. „Mach ihn auf.“, ermutigte der Mann. Der Sack war bis zum Bersten gefüllt mit Druckfrischen Euronoten. „100 Millionen.“, sagte er beiläufig und beantwortete damit die Frage, die der Student sich gerade gestellt hatte.
„Und jetzt ist ein Mensch…“ Er stellte die Frage nicht fertig. „Tot. Gestorben. Krepiert. Abgekratzt. Du kannst es ruhig aussprechen.“ Der Mann klang amüsiert. Doch schnell hatte sein Ton wieder einen ernsten, wenn auch nicht minder fröhlichen, Klang. „Wenn du erlaubst, würde ich die Glocke nun an mich nehmen. Du brauchst sie ja nicht mehr. Ich bringe sie zu jemandem, der das Geld nötig hat.“ Der Student war zu beeindruckt, um zu antworten. Seine Finger glitten durch das Geld. „Oh, fast hätte ich es vergessen.“, sagte der Mann wie beiläufig. „Deine armen Studentenfreunde brauchen nicht auf die Glocke zu hoffen. Ich habe sichergestellt, dass der neue Besitzer dich nicht kennt.“
Liebe diese Geschichte! Kann mir Vorstellen sowas ums Lagerfeuer versammelt zu erzählen ^^