
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kaufhaus des Grauens
von Grafdarklittlehelper
In einer finsteren Ecke unserer Stadt steht ein altes Kaufhaus. Sein Name war einst ein stolzes Symbol für Luxus und Eleganz. Aber im Laufe der Jahre war es in Vergessenheit geraten, da der Stadtbezirk immer mehr verfiel und die Leute sich durch steigende Kriminalität dort nicht mehr wohl fühlten. Schließlich wurde in einer Stadtratsitzung beschlossen, den immer mehr vor dem Verfall bedrohten Bezirk zu retten und zu sanieren.
Ich bin Mark und habe vor kurzem wegen privater Gründe mein Studium abgebrochen und bin seit dem verzweifelt auf der Suche nach einem Job. Ich habe mich bei zahlreichen Unternehmen beworben, aber leider ohne Erfolg. Durch Zufall habe ich von einer Stellenanzeige für das Kaufhaus am Rande unserer Stadt gehört. Da ich dringend Arbeit brauchte und mein Erspartes fast aufgebraucht war, blieb mir keine andere Wahl, als mich dort zu bewerben. Was hatte ich schon zu verlieren? Ich zögerte nicht lange und reichte meine Bewerbung ein. Ich war bereit, jede Arbeit anzunehmen, um meine Miete bezahlen zu können und um mich gerade so über Wasser halten zu können.
Das Kaufhaus war seit Jahren verlassen gewesen, aber kürzlich hatte ein mysteriöser Unternehmer es gekauft und begonnen, es zu sanieren und wiederzubeleben. Die Umbau- und Sanierungsarbeiten gingen sehr schnell und zügig voran. Der Name des neuen Besitzers war allerdings niemandem bekannt, und so kam es, dass Gerüchte über seine dunkle Vergangenheit schnell die Runde machten. Doch für mich spielten solche Gerüchte keine Rolle. Ich hatte schlichtweg einfach keine Zeit für Geschichten und Legenden. Ich brauchte einfach einen Job.
Schließlich bekam ich die Stelle, auf die ich mich beworben hatte, und war froh, dass ich nicht dutzende Kilometer fahren musste, um meiner Arbeit nachgehen zu können.
Der erste Tag bei der Arbeit war recht ruhig, da das Kaufhaus erst in 14 Tagen eröffnen sollte. Ich suchte das Büro des Sicherheitsdienstes. Ein Trockenbauarbeiter war so freundlich und erklärte mir den Weg. Als ich vor dem Büro stand, hatte ich feuchte Hände vor Nervosität. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich anklopfte. Ein „herein“, war von der anderen Seite der Tür zu hören. Ich öffnete die Tür und wurde von einem schweigsamen Sicherheitsmann begrüßt, der in seinem kleinen Büro saß. Er stand auf und reichte mir seine Hand. Als ich sein Händeschütteln erwiderte, bemerkte ich, dass er nach kaltem Zigarettenrauch, Scotch und billigem Aftershave roch.
„Ich bin Mark. Ich hatte mich um eine Stelle im Sicherheitsdienst bei Ihnen beworben. „Bin ich hier richtig bei Mister Graves?“, sagte ich zu ihm. Er nickte und bat mich Platz zu nehmen. Wir führten ein Vorstellungsgespräch, das ca. 20 Minuten dauerte. Anschließend reichte er mir einen Arbeitsvertrag und ein Formular über eine Verschwiegenheitserklärung, die ich unterschreiben sollte. Da ich wirklich auf diesen Job und das Geld angewiesen war, zögerte ich nicht und unterschrieb sofort. Anschließend reichte er mir einen Schlüssel und meine neue Uniform aus.
„Du wirst dich um das Lager im Keller kümmern“, sagte er knapp zu mir, als er mir den Weg zum Lagerraum zeigte. Um in diesen Bereich zu gelangen, mussten wir durch einmal Quer durch das gesamte Kaufhaus laufen. Ich sah, wie schnell und akkurat die anderen Arbeiter ihre Aufgaben und Arbeiten erledigten. Wir kamen an einen schmalen Flur, der noch nicht renoviert worden ist. Das Licht an der Decke flackerte und erlosch immer für einige Sekunden. Wir stiegen in einen Fahrstuhl, der nur für die Angestellten des Kaufhauses gedacht war. Die Türen öffneten und schlossen sich mit einem lauten Quietschen, das einem Gänsehaut bereitete. Als wir im Fahrstuhl standen, fragte ich meinen neuen Chef, ob es mir was ausmachen täte, wenn er mich mit Dir ansprechen würde. „Ich war noch nie ein Freund von diesem förmlichen „Sie“ anreden und ich gab ihm das Ok. Schließlich hatte er mich ja eben schon bei der Zuteilung meines Arbeitsbereiches mit dir angesprochen. Er stellte sich mir als William vor und reichte mir erneut die Hand.
William steckte den Schlüssel in ein Schloss unterhalb der Fahrstuhlknöpfe für die Etagen und drückte auf den Knopf, auf dem 2UG die Abkürzung für zweites Untergeschoss stand. Der Fahrstuhl setzte sich mit einem Ruckeln in Bewegung und fuhr langsam hinab. William zündete sich eine Zigarette an. Als er einen Zug von der Zigarette inhaliert hatte und den Rauch ausgepustet hatte, drehte er sich zu mir und schaute mich an. Sein Blick wirkte finster und seine Stimme klang ernst, als er zu sprechen begann. „Komm nicht auf die Idee, in die anderen Bereiche des Kaufhauses zu gehen.“ Bleib bei deinem Job und halte dich aus Schwierigkeiten heraus. Ich teile dir nach der Eröffnung deine Bereiche, in die du Wachs und Sicherheitsdienst schieben wirst, zu. Im Moment wirst du für das Lager gebraucht und kannst dich hier mit Einräumen von Waren nützlich machen. Dafür gibt es sogar einen Bonus aus der Chefetage.
Ich nickte, wobei ich nicht ganz verstand, was er mir damit sagen wollte. Es war mir aber auch egal, weil ich das zusätzliche Geld gut gebrauchen konnte. Seine Person hatte in diesem Moment etwas Angsteinflößendes an sich, und ich entschied mich besser nicht nachzufragen, was er damit meinte, dass ich nicht in andere Bereiche des Kaufhauses gehen sollte. Der Fahrstuhl ruckelte erneut und blieb stehen. Die Türen öffneten sich und William zog eine Taschenlampe aus seiner Jackentasche. „Es werden noch Bewegungsmelder eingebaut, so dass sich, wenn man den Fahrstuhl verlässt, das Licht automatisch einschaltet!“, sagte er knapp. „Der Lichtschalter ist defekt und der nächste ist erst beim Lagerraum“, merkte er zusätzlich an. Wir verließen den Fahrstuhl und das Licht seiner Taschenlampe leuchtete uns den Weg in die Eingeweide des Kellers.
Hier unten war es düster und kalt, und man konnte den muffigen Geruch von altem Staub und verrottendem Holz in der Luft riechen. Wir gingen durch einen langen Gang, der sich durch die Dunkelheit ins Endlose zu erstrecken schien. Als wir am Lager ankamen, betätigte William einen Lichtschalter neben der Tür, und der Flur wurde von kaltem Neonlicht beleuchtet. Spinnweben hingen von der Decke und der Boden war voll Mäuse und Rattenkot. Ich steckte den Schlüssel in das Schloss der Tür und sperrte den Lagerraum auf. Ein muffiger Geruch nach alter, gammeliger Kleidung und Mottenkugeln kam uns entgegen. Das Lager war ein riesiger, labyrinthischer Raum, der vollgestopft war mit alten Möbeln, Regalen, Kleidung und anderen Waren, die man damals hier zurückgelassen hatte. Ich hatte den Eindruck, dass ich hier Monate brauchen würde, um alles zu sortieren und aufzuräumen zu können.
„Wie du dir bestimmt denken kannst, muss das Lager von diesem Unrat und Müll beräumt werden.“ Deine Aufgabe in den nächsten 2 Wochen besteht darin, hier klar Schiff zu machen und die neue Ware einzuräumen. Aber keine Angst, ab morgen erhältst du hierbei Hilfe und musst nicht allein hier unten arbeiten. Sagte er zu mir und sein Gesicht wirkte wieder freundlicher als eben im Fahrstuhl. „Mit dir beginnen morgen noch zwei andere Jungs hier im Sicherheitsdienst zu arbeiten und einer der beiden wird dir hier zur Hand gehen.“ Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, William lachte. „Ich dachte schon, ich muss den ganzen Schrott und Müll hier alleine beseitigen!“, sagte ich zu ihm. Das hätte ich in 2 Wochen nie und nie bewerkstelligen können.
William lachte erneut und klopfte mir dabei auf die Schulter. „Keine Sorge Junge, alleine würde ich dich hier unten arbeiten lassen.“ Wenn es einen Unfall gäbe, würde es ja niemand bemerken, und ich fände dich wohlmöglich am nächsten Tag eventuell tot hier unten liegend. Das wollen wir ja nicht riskieren. Eine Bitte hätte ich noch. Unsere Firma hat uns noch keine FFP2-Masken schicken können. Könntest du dir da eventuell eine oder zwei Stück mitbringen? Der Mäuse- und Rattendreck hier unten kann zu schweren Krankheiten führen, und wer weiß, wo sich noch überall im Lagerraum Nester von diesem Ungeziefer befinden. Ich stimmte ihm zu und versprach meine eigenen Masken mitzubringen.
Wir verließen das Lager und fuhren wieder in das Erdgeschoss eben. William begleitete mich noch bis draußen. Er zündete sich erneut eine Zigarette an und bot mir ebenfalls eine an. Ich lehnte dankend mit den Worten „Ich rauche nicht, aber danke für das Angebot!“ seine Zigarette ab und schaute im dabei ins Gesicht. Für einen kurzen Moment sah ich ein Funkeln in seinen Augen und konnte es nicht zuordnen. Ich reichte ihm die Hand und verabschiedete mich bei ihm. Als ich zuhause ankam, hatte ich das Funkeln in seinen Augen bereits wieder vergessen. Ich war einfach nur erleichtert, diesen Job bekommen zu haben.
Die ersten Tage verliefen ruhig. Ich und mein Kollege Holger verbrachten unsere Zeit, den Flur von Ungezieferdreck und Spinnweben zu befreien. Leider funktionierte der Lichtschalter die nächsten 4 Tage immer noch nicht, und wir behalfen uns, indem wir ein Stück Klebeband über den Lichtschalter an der Lagerraumtür klebten, um somit das Licht im Dauerbetrieb leuchten zu lassen. Wir sortierten den Lagerraum von vorne bis hinten durch und stopften alles in Müllsäcke. Die alten Möbel zerlegten wir mit einem Vorschlaghammer und brachten alles in die Müllpresse. Wir waren damit beschäftigt, Kisten zu öffnen und deren Inhalt zu überprüfen und anschließend in die neuen Lagerregale zu verräumen. Es gab unzählige Gegenstände, von antiken Möbeln bis hin zu Büchern und Schuhen, die sich in den Kisten befanden. Einen Tag vor der Eröffnung öffnete ich eine Kiste und entdeckte etwas darin, das mich ein entsetze. Ich rief Holger herbei, der gerade damit beschäftigt war, eine Glühbirne im hinteren Bereich des Lagers zu wechseln und zeigte ihm meinen Fund.
Auch Holger war schockiert und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. In der Kiste befanden sich Lederschuhe, die ein seltsames Muster als Dekor trugen. Die Muster sahen aus wie Tattoomotive, die fein säuberlich eintätowiert schienen.
„Aus welchem Material diese Schuhe wohl bestehen?“, fragte ich ihn. „Das möchte ich lieber nicht wissen!“, antwortete er mir und man sah im die Ratlosigkeit in seinem Gesicht an. Ich reichte ihm einer der Schuhe. „Fühl mal das Leder an. Es ist weich und sehr toll verarbeitet. Holger nahm mir den Schuh ab und berührte das Leder. „Ja du hast recht, diese Schuhe sind wirklich toll verarbeitet und fassen sich unglaublich gut an.“ Sagte er zu mir. „Was die wohl kosten werden?“, fragte er mich. Ich nahm einen weiteren Schuh aus dem Karton und schaute auf das Schild mit dem Hinweis „Echt Leder, hergestellt in der Region.“ Dort fand ich aber keinen Preis und auch auf den Schuhkartons war nirgends ein Preis zu finden. „Keine Ahnung, auf dem Etikett und dem Karton ist kein Preis zu finden.“ antwortete ich ihm. „Die werden bestimmt erst am Regal etikettiert werden.“ “ Lass uns weiter arbeiten. Ich möchte heute pünktlich Feierabend machen, weil ich noch einen Termin habe.
Wir widmeten uns wieder unseren Aufgaben und begannen uns wieder auf unsere Arbeit zu konzentrieren. Mir fiel jedoch auf, dass in einigen der Kisten Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen und Handschuhe ect. enthielten, die auch aus demselben Leder bestanden, das sich gleich unheimlicher Weise genauso wie das Leder der Schuhe anfühlten. Alle stammten von der gleichen Firma, die auch die Schuhe vermarktete.
William kam kurz vor Feierabend in das Lager und begutachtete unsere Arbeit. Er war sichtlich zufrieden mit uns und lobte den guten Job, den wir erledigt hatten. „Das habt ihr sehr gut gemacht!“, sagte er und schaute sich dabei die Regale dabei an. Als er an den Regalen mit den Lederschuhen und Jacken vorbeiging, öffnete er einen der Schuhkartons und schaute hinein. „Gute Qualität.“, murmelte er sich dabei in den Bart. Ich bemerkt wieder dieses unheimliche Funkeln in seinen Augen. Holger und ich schauten uns an und entschieden mit nur einem Blick, dass wir besser nicht fragen, was es mit dem Material und Mustern auf den Schuhen und Jacken auf sich hat. Aber eines war mir in diesem Moment sofort klar. William wusste mehr darüber. Diese Funkeln in den Augen verriet es. Ich konnte es innerlich nicht fassen. Aber wie hatte William selbst gesagt. „Es ist besser, sich aus Schwierigkeiten rauszuhalten!“ Er beendete seinen Rundgang und kam auf uns zu. Er griff in seine Jackett, die er trug, und zog 2 Schecks hervor. „Hier ist der versprochene Bonus! Ihr habt wirklich eine super Arbeit geleistet und euch Mühe gegeben. Ich bin stolz auf euch. Ab morgen arbeitet ihr dann oben im Kaufhaus und überwacht den Betrieb. Der Geschäftsführer bitte noch zu einer kleinen Zusammenkunft und einem Umtrunk der Arbeiter. „Ein Nein wird nicht akzeptiert“, sagte er mit einer süßlichen Stimme in der Zufriedenheit mit schwang. Er zwinkerte uns zu und da war es wieder. Diese unheimlichen Funkeln in seinen Augen. Ich ahnte, dass etwas Unheimliches im Gange war. Wir verließen das Lager und Holger und ich zogen uns schnell um.
„Hast du dieses Funkeln in seinen Augen bemerkt?“, fragte mich Holger flüsternd, als ich dabei war, meine Hose zu wechseln. Irgend etwas stimmt hier nicht. „Ja, das habe ich!“, antwortet ich ihm. „Es ist nicht das erste Mal gewesen, dass mir dieses Funkeln in seinen Augen aufgefallen ist.“ Aber hier drin darüber zu reden, ist mir etwas zu gefährlich. Ich erkläre es dir später genauer. „Hast du heute Abend schon was vor?“, fragte ich ihn. „Nein, warum?“, antwortet mir Holger. „Ich“ habe noch einen Termin und bin gegen 20 Uhr zuhause. „Komm zu mir und ich erkläre es dir dort!“, flüsterte ich ihm zu und zog einen Zettel aus meinem Rucksack. Ich notierte ihm meine Adresse und Telefonnummer und gab ihm den Zettel. Wir beendeten das Gespräch vorläufig und begaben uns in das Büro von William.
„Ah, da seit Ihr ja!“, sprach William, als wir das Büro betraten. „Lasst uns gleich los gehen.“ “ „Wir sind spät dran!“ „Ich kann nur kurz bleiben, da ich noch einen Termin habe, sagte ich zu William.“ “ Er schaute mich etwas verdutzt an. „Na es wird nicht lange dauern!“, antwortete er mir. Keine 5 Minuten später standen wir im großen Pausenraum vor dem Geschäftsführer und er bot uns Sekt und Schnittchen an. Er hielt eine kurze Ansprache und bedankte sich bei allen Arbeitern, die die Wiedereröffnung des Kaufhauses ermöglicht haben. Aber eine fiel mir auf. Der Geschäftsführer hatte das gleiche unheimliche Funkeln in den Augen. 30 Minuten später verließ Holger mich das Kaufhaus.
Punkt 20 Uhr stand Holger vor meiner Wohnungstür. Er hatte uns Bier mitgebracht. Ich bat ihn herein und holte uns 2 Gläser aus der Küche. Als ich das Wohnzimmer betrat, hatte er bereits Platz genommen und schaute mich ungeduldig an. Ich goss uns das Bier ein und begann zu sprechen. „Diese Schuhe und Jacken gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.“ Das Material besteht schon aus Leder. „Nur befürchte ich, dass es nicht aus dem Leder besteht, das normalerweise aus Tieren gewonnen wird.“, sagte ich zu Holger, der gerade sein Glas angesetzt hatte und sich fast am Bier verschluckte. „Wie meinst du das?“, fragte er mich mit Neugier in seinem Blick.
„Es klingt vielleicht absurd und ich kann mich irren, aber dir ist ja auch aufgefallen, wie die Augen von William unheimlich funkelten.“ Das erste Mal, als ich dieses Funkeln bei ihm gesehen habe, war am Tag meines Vorstellungsgespräches. Er bot mir, nach dem er mir alles gezeigt hatte, draußen eine Zigarette an. Da ich Nichtraucher bin, habe ich diese Danken abgelehnt. Und da sah ich das erste Mal dieses Funkeln in seinen Augen. Nur ganz kurz, aber sehr angsteinflößend. „Als ich wieder zuhause war, hatte ich das Funkeln auch wieder verdrängt.“ Holger nippte an seinem Glas und schaute mich weiterhin interessiert und fragend an. Ich fuhr fort. „Und heute Abend habe ich dieses Funkeln noch zweimal bei ihm gesehen.“ Einmal als er in den Schuhkarton geschaut hatte und dann als er uns die Bonusschecks überreicht hatte. Als wir bei diesem Umtrunk mit dem Geschäftsführer waren, bemerkte ich, dass dieser genau das gleich unheimliche Funkeln in den Augen hatte, als er uns alle ansah und seine Rede hielt. Nur war dieses Funkeln böswilliger. Hast du dies denn nicht bemerkt? “ Holger schaute mich mit großen Augen an. „Doch, das ist mir auch aufgefallen, sagte er zu mir.“ “ „Ich dachte schon, ich bin der einzige, der es gesehen hatte, weil ihm alle so gebannt zuhörten.“, antwortet er mir. Ich fand es aber auch unheimlich. „Ich hatte für einen kurzen Moment eine Gänsehaut.“
„Jetzt zu meinem Verdacht!“, unterbrach ich ihn. „Es mag vielleicht absurd klingen, aber ich vermute, dass dieses Leder nicht aus Kuhhäuten besteht.“ Ich befürchte etwas weitaus Schlimmes. Ich habe den Verdacht, dass es aus Menschenhäuten gemacht wurde. Holger, der gerade sein Glas wieder an den Mund angesetzt hatte und einen Schluck seines Biers trank, verschluckte sich daran. Er hustete und brauchte kurze Zeit, um wieder zu Atem zu kommen. Sein Gesicht hatte die Farbe gewechselt. Als er sich wieder von seinem Hustenanfall erholt hatte, begann er zu sprechen. „Wie kommst du denn darauf? “ “ Woran hast du das festgestellt? Los sag schon! „
Erinnerst du dich an den Lampenschirm, der aus Menschenhaut bestand? – fragte ich ihn. Holger nickte und ich fuhr mit meiner These fort. „Er war auch mit Tattoomotiven verziert und das Aussehen seiner Textur erinnerte mich daran.“ So sahen auch die Schuhe aus. Ich meine, was für einen Sinn würde es machen, eine Kuh Monate vor deren Ableben zu tätowieren und ihr dann das Fell über die Ohren zu ziehen? Ein Tattoo braucht Pflege. Es muss abheilen, und das am besten sauber und ohne Narben. Klar könnte man die Kuh betäuben und das Tattoo dann stechen, aber wie wir alle wissen, sind Kühe nicht gerade die saubersten Tiere. Staub und Schmutz lagern sich im Fell ab. Und jeden Tag eine Reinigung der tätowierten Stelle durchzuführen wäre recht zeitaufwendig. Außerdem kann das Tattoo nicht nach deren Ableben gestochen worden sein, da es wie bereits erwähnt abheilen muss. Und totes Gewebe heilt nicht. beendete ich meine Erklärung.
Holger stimmte meiner Erklärung zu. War aber sichtlich etwas verwirrt über den ganzen Konsens, den ich ihm gegeben hatte. „Wenn dem so ist“, setzte er zu einem Satz an und räusperte sich. „Wenn dem so ist, wie können wir das beweisen?“, fragte er mich. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht“, antwortete ich ihm. „Was mich irritiert, ist dieses Funkeln in den Augen der beiden.“ Es ist fast so, als ob sie sich ihre Opfer auswählen. Sonst kann ich mir das nicht anders erklären. Noch nicht. Antwortete ich ihm.
Wir einigten uns darauf, dass wir die Sache weiterhin beobachten und, so gut es ging, Beweise für meine Vermutung sammeln mussten.
Doch mussten wir vorsichtig dabei sein, weil wir befürchteten, unsere Jobs zu verlieren, wenn wir erwischt würden. Wir wussten und ahnten, dass etwas Unheimliches im Gange war. Erst mussten wir aber mehr über das Kaufhaus und seinen geheimnisvollen Besitzer herausfinden. Die Informationen, die wir aber bei der Onlinerecherche fanden, waren leider mehr als spärlich und dienten keiner Beweislage.
In den folgenden Wochen begannen unsere heimlichen Nachforschungen. Was uns auffiel, war, dass von dem eingestellten Personal einige bereits ihre Stelle wieder aufgegeben hatten. Doch hat man sie nicht mehr außerhalb des Kaufhauses getroffen. Außerdem wurden einige Personen als vermisst gemeldet. Darunter waren auch Eva und Björn, die nur 2 Straßen weit weg von mir wohnten.
Ich nutzte meine eigentliche Position im Lager, um Zugang zu anderen Teilen des Kaufhauses zu erhalten. Holger, der meist im Kaufhaus Wachdienst hatte, schaute sich, wenn ein unbeobachteter Moment es zuließ, die ausgestellten Waren genauer an. Kurz vor Ladenschluss waren die meisten Büros leer, und so durchsuchte ich diese, auf der Suche nach Informationen und Beweisen. Dabei ging ich stets behutsam und leise vor. Ich stieß im Büro der Geschäftsführung auf einen Bericht, der die Herstellung der Waren im Kaufhaus beschrieb. Der Geschäftsführer hatte wohl vergessen, den Bericht an einem sicheren Ort aufzubewahren. Was ich da las, war schockierend: 75 Prozent der Produkte wurden angeblich aus menschlichen Teilen hergestellt. Schuh, Handtaschen, Jacken, Handschuhe, Seifen und vieles andere Artikel befanden sich auf der Liste. Mir drehte sich der Magen um.
Ebenfalls enthielten die Berichte detaillierte Aufzeichnungen über die Beschaffung von Organen und Geweben. Unter anderem war auch eine Liste der vermissten Personen unter den Berichten zu finden. Hinter jedem Namen war mit rotem Textmarker ein lachendes Smile gezeichnet. Ich konnte es kaum glauben, aber die Beweise schienen erdrückend zu sein. Das Schlimmste allerdings war, dass ich mit meiner Vermutung Recht hatte. Das Kaufhaus war offensichtlich in illegale Aktivitäten verwickelt, die jenseits schlimmster Albträume lagen. Ich nahm mein Handy und fotografierte die Berichte ab und lud sie in meine Cloud hoch. Anschließend löschte ich die Fotos wieder von meinem Telefon. Vom Flur hörte ich leise, unheimliche Geräusche aus der Ferne auf mich zukommen. Ein Gemurmel, das immer mehr verständlich wurde, bewegte sich auf die Tür zu. Ich saß in der Falle. Ich schaute mich im Raum um und entdeckte einen Wandschrank in dem ich mich versteckte. Die Tür des Büros wurde geöffnet und William und der Geschäftsführer betraten den Raum. Beide unterhielten sich über den gut laufenden Betrieb, der seit der Eröffnung herrschte und wie die Kunden die „Lederwaren aus der Region“ bewunderten und kauften. Sie lachten beide und waren sich einig, dass die Käufer echt dachten, dass es Kuhleder aus der Region seien, obwohl es in der gesamten Region keinen Gerberbetrieb mehr gab.
Ich begann zu schwitzen und Schweißperlen rannen mir über die Stirn bis in meine Augen. Ich wischte sie mit meinem linken Arm weg und stieß dabei gegen die Tür. Das leichte Rumpeln, das dabei entstand, war laut genug, dass sofortige Stille auf der anderen Seite der Tür herrschte. Durch den Spalt zwischen Boden und Tür sah ich einen Schatten, der sich der Tür näherte. Panik stieg in mir auf. Ich zog mein Handy aus der Tasche und tippte in Windseile eine Nachricht an Holger ein. Ich schrieb: „Sie haben mich erwischt.“ „Hau ab, so lange du noch kannst!“ Die Tür wurde aufgerissen und das Licht einer Taschenlampe blendete mich. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringen und den von mir zugewiesenen Bereich nicht verlassen sollst?“ “ „Hörte ich William fluchen, bevor er mich mit einem gezielten Hieb mit der Taschenlampe KO schlug.“
Ich erwachte in einem Raum, in dem sich ein geheimes Labor befand. Das kaltweise Licht darin ließ den Raum steril wirken. Ich war nackt an einen metallenen Tisch gefesselt worden. Ich schaute mich benommen im Raum um. Mein Schädel brummte vor Kopfschmerzen. Auf einem weiteren Tisch sah ich Holger, der ebenfalls nackt, gefesselt darauf lag. Er atmete noch. Allerdings war er noch bewusstlos. Ich ließ meinen Kopf wieder sinken und atmete tief ein. Ein leises Stöhnen war zu hören, als Holger wieder zu sich kam. „Wo bin ich?“ hörte ich ihn leise sagen. „Holger, ich bin auch hier!“ sagte ich zu ihm. „Sie haben uns überwältigt und hier hergebracht.“ Holger begann sich zu bewegen, als er merkte, dass er gefesselt worden war. „Was zum Teufel …!“ hörte ich ihn fluchen.
Ich hob meinen Kopf und sah, wie er versuchte sich mit Bewegungen seiner Arme und Beine aus den Fesseln zu winden. Leider gelang es ihm nicht. Erst jetzt fiel mir auf, dass Holger einige Tattoos hatte, die ansonsten durch Kleidung verdeckt waren. Wo haben sie dich „erwischt?“, fragte ich ihn. Er hob seinen Kopf an, so dass er mich sehen konnte. „Ich habe deine Nachricht bekommen und bin sofort los, um dich zu suchen.“ Ich sah, dass William und der Geschäftsführer dich auf einer Bahre den Flur runter geschoben haben. Erst konnte ich mich noch verstecken und habe sie bis zum Fahrstuhl runter zum Lager verfolgen können. Als ich ihnen nach bin, hat William mich erwischt und mich KO geschlagen. An mehr erinnere ich mich nicht. „Was ist bei dir geschehen, weil du mir diese Nachricht gesendet hast?“, fragte er mich.
Ich schluckte schwer, räusperte mich und begann zu sprechen. „Ich war im Büro des Geschäftsführers und habe dort nach Beweisen gesucht.“ Auf seinem Schreibtisch fand ich Unterlagen, die meinen Verdacht bestätigen. Es gibt Berichte, auf denen die Beschaffung und Herstellung der Waren für das Kaufhaus stehen. 75 % der Waren für das Kaufhaus werden aus Menschen und deren Organen hergestellt. Nicht nur die Schuhe und Jacken, sondern auch Handtaschen, Seife und viele andere Dinge. Ich habe eine Liste gefunden, wo die Namen der verschwundenen Kollegen darauf notiert sind. Dahinter wurde ein roter Smile gemalt. „Ich habe mich in einem Wandschrank versteckt und …!“
Ein Knacken war zu hören und die Stimme von William erklang aus einem Lautsprecher an der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. „Aaaah, wie ich sehe, sind die beiden Herren wieder aufgewacht.“, sprach er mit einer ruhigen Stimme, die eiskalt klang. „Was haben sie mit uns vor?“, schrie Holger in den Raum. „Lassen Sie uns sofort frei!“
Williams Stimme erklang erneut aus dem Lautsprecher. „Aber, aber beruhige dich Holger.“ Es gibt keinen Grund, so aus der Haut zu fahren. Die Ironie, die in diesem Satz mitschwang, war makaber und eiskalt. „Ich habe euch doch zu Anfang gesagt, dass ihr euch aus fremden Angelegenheiten raushalten sollt.“ Doch ihr wart zu neugierig und musstet ja unbedingt Nachforschungen anstellen. Wir hatten euch schon, seit ihr die Stellen angenommen habt, im Blick, und nun werdet ihr das Kaufhaus nicht mehr lebend verlassen und eine tolle Ware für Kunden werden.
Ich war fassungslos über das, was William da sagte, und brauchte einen Augenblick, um selbige wiederzuerlangen. „Sie sind doch wahnsinnig, brüllte ich!“ „Ich habe Beweise, die Ihre Machenschaften und Perversionen ans Tageslicht bringen werden.“ William lachte und das Knacken aus dem Lautsprecher erklang ein weiteres Mal. Wir hörten wie ein Zischen. Ich und Holger schauten uns an. Der Raum füllte sich einem Betäubungsgas, das uns wieder bewusstlos werden ließ.
Ich erwachte in einem Raum, der einer Pathologie glich. Ich war während meiner Bewusstlosigkeit mit einem Seil an einen Holzstuhl gefesselt worden. Benommen stellte ich fest, dass ich ein OP-Hemd trug. Als ich meinen Kopf hob und drehte, sah ich Schränke und Vitrinen, in denen Operationsbestecke, Körperteile und Organe von Menschen auf grausame Weise manipuliert und kombiniert in einer Flüssigkeit schwammen. Ich konnte nicht fassen, was ich da sah. In einem riesigen gläsernen Behälter schwamm der Kopf von Holger, der von einer Halterung aus Metall gestützt wurde. Andere Körperteile waren unterhalb seines Kopfes bereits zusammengefügt worden. Seine Augen waren weit aufgerissen und schauten in meine Richtung. Tränen stiegen mir in die Augen Ich ließ meinen Kopf wieder sinken und schaute auf den Boden. Meine liefen, meine Wangen hinab und landeten auf dem OP-Hemd. Ich schloss meine Augen. In meinem Kopf bildete sich ein Bild.
Die Szenerie erinnerte mich an das Labor von Dr. Frankenstein. Es war, als ob jemand versuchte, menschliche Wesen neu zu erschaffen, und dabei keine ethischen Grenzen kannte. „Oh Gott!, Holger, was haben sie dir angetan!“, sagte ich leise mit Tränen erstickter Stimme zu mir selbst und öffnete meine Augen wieder.
Ich hörte, wie sich eine Tür hinter mir öffnete und wieder schloss. Schritte näherten sich mir. Auf dem Boden zeichneten sich 2 Schatten ab. Ein kurzes Gemurmel war zu hören, bevor 2 Personen vor mir stehen blieben. Ich hob den Kopf erneut und blickte in das Gesicht von William. Seine Augen funkelten düster, die zweite Person war mir gänzlich unbekannt und ich konnte sie auch nicht einordnen. Aber ihre Augen funkelten genauso düster wie die von William. „Mark, darf ich dir den Besitzer des Kaufhauses vorstellen?“ Das ist Mister Marlow. „Ihm gehört das gesamte Kaufhaus.“, sagte William zu mir. Seine Stimme hatte sich verändert und klang mindestens 2 Oktaven tiefer. Ich schaute Mister Marlow von oben bis unten an. Er sah wie ein eiskalter Geschäftsmann aus. Er trug einen schwarzen 2-Reiher-Anzug und dunkelbraune, auf hochglanzpolierte Lederschuhe aus Menschenhaut. Ein Tattoomotiv war darauf zu erkenne. Eine protzige goldene Armbanduhr lugte aus dem Ärmel seines Jackettes hervor. Die oberen zwei Knöpfe des weißen Hemds, das er trug, waren geöffnet und man konnte ein Tattoo unterhalb seines Halses erahnen. Seine schwarzen, pechschwarzen Haare waren nach hinten gegeelt. Seine Augen hatten nichts Menschliches. Sie waren komplett schwarz. Ich versuchte, seinem Blick Stand zu halten, bekam aber eine Gänsehaut: „Du solltest hier nicht sein“, sagte er ruhig. Seine Stimme klang dämonenhaft und unmenschlich. „Du hast aber zu viel gesehen.“
Ich zitterte vor Angst und wusste, dass mein Leben in Gefahr war. „Bitte, ich werde nichts verraten“, fleht ich. „Lasst mich bitte gehen!“ William begann höhnisch zu lachen. Der Besitzer des Kaufhauses lächelte hingegen. Sein Lächeln war kalt. „Du wirst nicht gehen“, sagte er und deutete mit seinem rechten Zeigefinger auf eine Ecke des Raumes. Mit einem Ruck wurde der Stuhl, auf dem ich saß, von William umgedreht und ich blickte in die Ecke, auf die Marlow zeigte.
Ich erblickte einen OP-Tisch. Darüber hing Holgers Körper. Er war an den Füßen gefesselt worden und hing kopfüber an einem großen Fleischerhaken von der Decke hinab. Unter ihm stand ein durchsichtiger Eimer, der das Blut, das aus seinem Hals floss, auffing. Sein Kopf war fein säuberlich abgetrennt und die Haut teilweise von seinem Körper abgezogen worden. Mir wurde vom Anblick übel und ich versuchte mich nicht zu übergeben.
William drehte den Stuhl wieder um und ich schaute die beiden wieder an. „Du wirst ein Teil des Kaufhauses werden.“, sprach Marlow. Die Ruhe in seiner Stimme war eiskalt. „Was haben Sie mit Holger und mir vor?“, fragte ich und versuchte dabei, meine Angst zu unterdrücken. William schlug mir ins Gesicht. „Du sprichst gefälligst nur, wenn du aufgefordert wurdest.“ „Hast du das verstanden?“, brüllte er mich an. Sein Atem stank nach Zigaretten und dem billigen Scotch, den er trank. Ich nickte. Mister Marlow, packte William an der Schulter und zog ihn zurück. Dabei sagte er zu ihm:
„Mein lieber Freund, ich erinnere mich an den Tag, in dem du in seiner Situation warst.“ Du hattest genauso reagiert wie er gerade. Geh nicht zu hart gegen ihn vor. Seine Haut ist kostbar und mit Blutergüssen übersät, nützt sie uns nicht. Du hattest damals die Wahl. Mir zu dienen oder zu sterben. Bedenke, dass du mir seit 200 Jahren stets ein treuer Helfer bist. „Von daher werde ich seine Frage beantworten.“ Marlow schaute nun mich an. Seine Augen ruhten auf mir und ich hatte das Gefühl, dass sein Blick mich durchbohrte.
„Du möchtest wissen, was wir mit euch vorhaben?“, sagte er mit einem ruhigen Tonfall zu mir und schaute mir dabei in die Augen. „Wir werden eure Häute zu Leder verarbeiten und eure Organe und Fleisch werden zu Wurst und Fleischprodukten für unsere Fleischeiertheke.“ Eures Blut wird zur Herstellung von Blutwurst genommen. Die Körperfett verarbeiten wir zu Öl und Seife. Eure Haare werden erst gefilzt, bevor sie zu Wolle verarbeitet werden. Euren Knochen wird das Knochenmark entnommen und sie werden anschließend fein zermahlen und zu Knochenmehl für Gelatine genutzt. „Die Därme werden für das Abfüllen von Wurst genommen und was wir nicht verwerten können, wird den Wachhunden zum Fraß vorgeworfen!“, sagte er zu mir und seine Augen funkelten hasserfüllt.
Er schaute William an und beide lächelten sich an. Die Kälte des Lächelns und Marlows dämonische Stimme ließ mich frösteln. Er schaute wieder auf mich und ergriff erneut das Wort, bevor ich etwas sagen konnte.
„Das beste an der Sache ist das Adrenalin, das Ihr Menschen bei Stress und Gefahren produziert.“ Es macht euer Fleisch schön zart und daher zu einer Delikatesse. Mark, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Menschen es gibt, die den Unterschied zwischen Menschen und Schweinefleisch nicht herausschmecken können. Sie kaufen das Fleisch und meinen, sie haben zum Beispiel ein Schweinefleischsteak erstanden. Das Geheimnis daran ist, es kommt auf die Marinade an. Ein Teil der Marinade wird mit ein wenig Blut angerührt und auf das Fleisch gegeben.
Ich war fassungslos über das, was Marlow mir da erzählte. „Sie sind beide komplett wahnsinnig!“, sagte ich wutentbrannt zu den beiden. Dabei versuchte ich mich aus den Fesseln zu befreien, die meine Hände und Füße am Stuhl fixierten. Doch es gelang mir nicht. Meine Haut scheuerte sich an Hand und Fußgelenken auf. Das Seil lockerte sich keinen Millimeter. Ich kämpfte verzweifelt gegen die Fesseln an. Die aufgescheuerten Stellen begannen zu brennen. William begann zu lachen. Als er mit seinem Lachen fertig war, begann er zu sprechen. „Du wirst es nicht schaffen, dich aus der Fixierung zu befreien.“ Ich war in meinem früheren Leben ein Seemann, und durch die Knoten, die wir an Bord der Schiffe verwendet haben, hast du keine Chance, dich aus den Seilen zu befreien. Gib lieber auf. „Das Einzige, was dich aus dieser Lage befreien könnte, wäre, wenn wir die Hände und Füße abhacken würden!“ Ich schaute William an. Das Funkeln seiner mittlerweile schwarzen Augen war unvorstellbar grausam.
Hinter mir öffnete sich wieder die Tür und ich hörte erneut, wie jemand den Raum betrat. Mr. Marlow und William flüsterten sich gegenseitig etwas zu, das ich aber leider nicht verstehen konnte. William ging anschließend zu demjenigen, der den Raum betreten hatte, und hinter mir war ein dumpfes Geräusch zu hören. Marlow schaute währenddessen auf mich herab. Ich versuchte seinem kalten Blick standzuhalten, was mir nur sehr schwer gelang. Gerade als ich etwas sagen wollte, drehte er meinen Stuhl in Richtung des Optisches.
Ich sah, wie William und eine ganz in Weiß gekleidete Person, die mit dem Rücken zu mir stand, sich an Holgers Leichnam zu schaffen machten. Sie haben ihn vom Fleischerhaken heruntergenommen und auf den OP-Tisch gelegt. William löste gerade die Fesseln an Holgers Füßen. Der Mann in Weiß trug den Eimer mit dem Blut meines Freundes aus dem Raum. Mr. Marlow legte seine rechte Hand auf meine linke Schulter und beugte sich zu mir herunter. Als sein Mund kurz vor meinem Ohr war, begann er leise zu sprechen.
„Ich mache dir ein Angebot, Mark.“ Ich werde dich und dein Leben verschonen, wenn du unserem Kult beitrittst. Du wirst nie mehr krank sein und ewiges Leben wird dir zu teil werden. „Verkaufe deine Seele an mich!“, „Ein Blutschwur genügt!“, hörte ich ihn sagen. Seine Worte klangen süßlich und verlockend. Fast so wie der Gesang der Sirenen aus einer Odysseus-Sage.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und schaute ihn an. Seine Hand ruhte weiterhin auf meiner Schulter. „Was geschieht mit den Überresten von Holger?“, fragte ich ihn.
„Mach dir keine Sorgen, es wird so sein, als hätte er nie existiert.“ Wir sind Meister darin, die Erinnerung von Menschen zu manipulieren und auszulöschen. „Wenn wir ihn ausgebeint und ausgeweidet haben, wird seine Existenz bereits in den Köpfen der Menschen, die er kannte und in seinem Leben gesehen hatte, ausgelöscht sein!“, sagte er zu mir. Du kannst dem Tod durch uns entkommen. Das einzige, was du dafür tun musst, ist unserer Seite beizutreten.
Ich drehte meinen Kopf wieder in Richtung des OP-Tischs.
Der Mann in Weiß kam zurück. In einer Hand hatte er eine Knochensäge und in der anderen eine Box für Organe. Er ging zum OP-Tisch und stellte die Box ab. William nahm die Knochensäge entgegen und legte sie neben Holgers Bein ab. Der Mann in Weiß öffnete die Box und nahm sich ein Skalpell vom Beistelltisch, der neben dem Optisch stand. Er öffnete Holgers Brustkorb. Ich hörte eine Reihe von knackenden Geräuschen, als Holgers Brustbein gebrochen wurde. Ich schloss meine Augen. Der Anblick war einfach zu viel. Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich Holger kennengelernt habe, aber konnte mich nicht daran erinnern. Marlow hatte Recht. Sie konnte Erinnerungen manipulieren. Mit jedem Organ und Körperteil, das Holger entnommen wurde, verblasste die Erinnerung an ihn immer mehr.
„Wie lautet deine Entscheidung?“ fragte mich Marlow. Ich blickte ihn an und Tränen liefen mir über die Wangen.
„Eines möchte ich noch wissen bevor ich mich entscheide!“, sagte ich zu Marlow. Musste der Mann auf dem Op-Tisch leiden, als er umgebracht wurde? Innerlich erschrak ich vor mir selbst. Ich wusste, dass ich den Mann auf dem OP-Tisch kannte, nur ich konnte mich nicht mehr an seinen Namen erinnern.
Der Mann in Weiß verließ abermals den Raum in seiner Hand, die Box mit den Organen.
Marlow neigte seinen Kopf nach rechts und schaute mich mit seinen pechschwarzen Augen an. „Nein, wir lassen niemanden leiden!“, antworte er knapp. Nun, wie lautet deine Entscheidung, Mark?
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und wieder aus. Ich hob den Kopf und schaute Marlow an.
„Okay! Ich werde mich ihrem Kult anschließen.“, sagte ich zu ihm.
Marlows Augen funkelten und er erschaute zu William.
William, bitte reiche mir ein Skalpell!, forderte er ihn auf. Ein leises Klappern erklang als William ein sauberes Skalpell aus der Desinfektion nahm. Er reichte es Marlow. Anschließend löste er die Knoten von meinen Fesseln. Ich rieb mir die Handgelenke, die Scheuerspuren von den Fesseln aufwiesen. Mit einem Ruck packte William mich am linken Handgelenk. und drückte mit seiner anderen freien Hand meine Finger nach vorne. Ein leises Knacken meiner Fingergelenke erklang. Er zog mich an meinem Handgelenk nach vorne und hielt mein Finger weiterhin fest.
In der Zwischenzeit hatte Marlow sein Jackett ausgezogen und den Knopf an seinem rechten Hemdärmel geöffnet. Er faltete sorgfältig das Hemd nach oben und schaute mich dabei eindringlich an. Seine Augen funkelten immer mehr.
Er ergriff meine Hand von unten und schnitt mir mit dem Skalpell die Handinnenfläche. Ein scharfer Schmerz durchzuckte meine Hand und zog sich bis zur Schulter hoch. Mein Blut sammelte sich in meiner Hand. Einige Bluttropfen fielen zu Boden. Anschließend schnitt Marlow sich mit dem Skalpell in die rechte Handinnenfläche. Er legte das Skalpell auf die rechte Lehne des Stuhls ab, an dem ich eben noch gefesselt war. Schwarzes Blut quoll aus seiner Wunde und tropfte auf den Boden, direkt auf mein Blut. Ein leises Zischen und Blubbern war zu hören, als sich unser Blut auf dem kalten, gefliesten Boden vereinigte. Ich erstarrte für einen kurzen Augenblick, als ich das Geräusch hörte.
„Bereit?“, hörte ich Marlow fragen. Ich zog meinen Arm ein Stück zurück, bevor Marlow meine Hand greifen konnte. „Ja, ich bin bereit. Aber unter einer Bedingung. „Meine Familie bleibt von dem Ganzen verschont und wird nicht zu Ihren Opfer!“
Ein höhnisches, tiefes Lachen von William erklang. „Wir stellen die Bedingungen nicht du!“, sagte er zu mir. Marlow blickte William böse an und stieß ihn von mir weg. William fiel zu Boden und er war sichtlich über das Handeln von Marlow geschockt.
„Einverstanden“ hörte ich Marlow zu mir sagen, als er meine Hand ergriff und sie in seine presste. Dabei flüsterte er Worte in einer anderen Sprache, die ich nicht verstehen konnte. Eine Welle der Dunkelheit ging durch meinen Körper und ich hörte das Zischen unseres Blutes. Der Geruch, der dabei entstand, roch nach Eisen und Schwefel. Auf einen Schlag erinnerte ich mich an Holger und das, was sie ihm angetan hatten. Ich griff nach dem Skalpell und rammte es Marlow in die Brust. Er ging zu Boden. William sprang auf und stürzte auf mich zu. Ich schwang das Skalpell und durchschnitt ihm seine Kehle, noch bevor er mich erreichen konnte. Er fiel zu Boden und griff sich mit seinen beiden Händen an den Hals. Schwarzes Blut quoll im durch seine Finger. Ein Gurgeln und Röcheln war zu hören, als er versuchte zu sprechen. Ich warf mich auf Marlow und stieß das Skalpell immer wieder in seine Brust. Sein schwarzes Blut spritze überall hin und vermischte sich mit dem von William. Beide blieben regungslos am Boden liegen. Ich griff nach dem Schlüsselbund, der aus Williams Tasche gefallen war.
Ich stürmte aus dem Raum. Das Skalpell in meiner Hand. Ich war bereit jeden umzubringen, der sich mir in den Weg stellte. Ich lief durch Flure und Gänge, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich eine Tür, an der ein Schild angebracht war. „Zum Kaufhaus“, stand darauf. Ich öffnete die Tür und lief den Flur entlang, bis ich erkannte, dass es sich um den Flur handelte, der zum Lager führte, wo Holger und ich zusammen aufgeräumt hatten. Hastig suchte ich den Schlüssel, der mich in die Etage mit den Personalumkleide bringen sollte. Während ich auf die Ankunft des Fahrstuhles wartete, hörte ich, wie sich die Tür am Ende des Flurs öffnete und Marlow wütend meinen Namen brüllt.
Endlich öffneten sich die Türen und ich stieg ein. Ich fuhr auf die Etage und rannte in die Umkleide. Dort zog ich mich hastig um. packte meine Sachen und verließ über den Personalnotausgang das Kaufhaus.
Seitdem bin ich untergetaucht und versuche das Böse in mir loszuwerden. Ein Kopfgeld wurde auf mich ausgesetzt. Die Begründung dafür lautete: Besonders schwerer Ladendiebstahl mit schwerer Körperverletzung. Ein Vorteil hat das Ganze jedoch. Solange ich das Böse in mir trage, bin ich unsterblich und sie können mich nicht töten.