„Jedes kleine Bisschen“, ist nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Er verdunstet, hilft nicht, nutzt nicht. Was es braucht, ist kein Tropfen, kein „Bisschen“, sondern einen strömenden Regen, einen reißenden Fluss, einen Wasserfall, eine Überschwemmung, eine Flut. Ja, eine Flut, die den Stein mit sich reißt, ihn fortspült, zermürbt, zerschmettert und nichts als Staub von ihm übrig lässt.
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Die Flamme der Veränderung beginnt immer mit einem Funken. Einem Funken, der viel zu leicht gelöscht werden kann, ehe er sich ausbreitet. Doch aus dem Nichts kann kein Flächenbrand entstehen, also muss der Funke entweder lange genug am Leben gehalten oder aber schnell genug entfacht werden. Rasend schnell muss er sich durch das Gehölz brennen, es mit sich in die Feuersbrunst reißen, es zu einem Teil von sich selbst machen, auf dass die Flammen alles verzehren mögen und wie die Hölle über das Land wüten, damit nichts als Asche verbleibt und aus dieser Asche etwas Neues e...
„Jedes kleine Bisschen“, ist nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Er verdunstet, hilft nicht, nutzt nicht. Was es braucht, ist kein Tropfen, kein „Bisschen“, sondern einen strömenden Regen, einen reißenden Fluss, einen Wasserfall, eine Überschwemmung, eine Flut. Ja, eine Flut, die den Stein mit sich reißt, ihn fortspült, zermürbt, zerschmettert und nichts als Staub von ihm übrig lässt.
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Die Flamme der Veränderung beginnt immer mit einem Funken. Einem Funken, der viel zu leicht gelöscht werden kann, ehe er sich ausbreitet. Doch aus dem Nichts kann kein Flächenbrand entstehen, also muss der Funke entweder lange genug am Leben gehalten oder aber schnell genug entfacht werden. Rasend schnell muss er sich durch das Gehölz brennen, es mit sich in die Feuersbrunst reißen, es zu einem Teil von sich selbst machen, auf dass die Flammen alles verzehren mögen und wie die Hölle über das Land wüten, damit nichts als Asche verbleibt und aus dieser Asche etwas Neues entstehen kann.
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In grauer Vorzeit entstand ein Ding, ein Umstand, der lange Zeit später als Evolution betitelt werden sollte. Auf der Höhe seiner Zeit – so glauben wir zumindest – entwuchs aus diesem Etwas der Mensch. Und wie dankte er es ihr? Indem er sie wie ein kleines Kind in einen Zug setzte und diesen auf das Abstellgleis geleitete.
Denn der Mensch glaubt, er könne Gott spielen. Er glaubt, er könne etwas erschaffen, das die Evolution überflüssig macht. Er hat es sich über sein Leben hinweg erdacht, solange bis aus den Schenkeln seines Geistes ein Kind entsprang, welches er technologischen Fortschritt nannte.
Seither jedoch ist technologischer Fortschritt gewachsen und vom Kinde zu einem Mann geworden. Ein Mann, der, wie ein großer Bruder, über seine Schöpfer wacht. Er verteidigt sie gegen alle Widrigkeiten, erschafft immer weitere Möglichkeiten, sie vor der Umwelt und vor allem vor sich selbst zu beschützen. Zwar nur kurzfristig, doch dafür effizient.
Für diesen Zweck hat technologischer Fortschritt eine Maschine entwickelt, die unermüdlich arbeitet. Jene Maschine setzt zwar keine Kinder in die Welt, doch fängt sie mit seinen sicheren Armen auf. Es setzt sie auf ein Fließband, welches sie bis zum Ende ihres Lebens geleitet. Die Maschine steckt ihnen einen Schlauch in den Rachen, ernährt sie, versorgt sie, wenn sie krank werden, rückt sie gerade, wenn sie drohen, vom Band herunterzufallen, und lässt sie erst die Spur zum Abfallbereich wechseln, wenn sie nicht mehr zu retten sind, wenn alle Maßnahmen ergriffen wurden.
Diese Maschine arbeitet mit Kalkül, ohne jede Emotion, ohne Vorurteile, ohne einen Unterschied zu machen. Ob arm, ob reich. Ob jung, ob alt. Ob schlau, ob dumm. Das Fließband lässt sie laufen und laufen und laufen, ehe es sie wegschmeißt, um die nächste Generation laufen zu lassen.
Freilich ist nicht jeder Mensch dazu auserkoren, auf dieser Maschine zu sitzen. Der große Bruder wacht über viele, doch ist er nicht groß genug, um sich aller zu erbarmen. Diejenigen, die daneben stehen, werden von ihm jedoch nicht vergessen. Sie sind wichtiger Bestandteil der Maschine, denn diese muss hin und wieder gewartet werden. Sie ächzt und quietscht und rattert und stottert. Schrauben werden festgedreht, rostige Teile ersetzt.
Nur gelangen ihre Kapazitäten langsam an ihre Grenzen. Der Menschen, die von ihr ernährt werden, werden immer mehr und zudem brauchen sie immer länger, ehe sie zu einem Abfallprodukt verkommen. Das Ächzen und Quietschen und Rattern und Stottern wird immer lauter und lauter, während die fleißigen Arbeiterbienchen unter der Arbeitslast zu zerbrechen beginnen.
Eines Tages wird die Maschine zusammenbrechen. Eine Flutwelle wird sie, mitsamt ihren Produkten, hinfortspülen oder eine Feuersbrunst sie niederbrennen. Die Menschen werden ertrinken oder vorher von den Wassermassen zerschmettert. Das Feuer wird ihnen das Fleisch von den Knochen brennen, ehe es diese ebenfalls zu Asche verwandelt. Egal welche Katastrophe sie auch ereilt, auch diese wird, ähnlich wie die Maschine, keinen Unterschied machen. Arm und Reich, Jung und Alt, Schlau und Dumm, Ernährter oder Bienchen, sie werden alle gleichermaßen ausgerottet.
Unter Umständen werden einige Wenige Glück haben und die Katastrophe überleben. Die Frage ist nur: Zu welcher Kategorie werden sie gehören? Zu welcher Generation? Werden sie so lange von ihrem großen Bruder technologischer Fortschritt erhalten worden sein, dass ihnen das Gehen auf eigenen Beinen unmöglich scheint, oder werden sie noch genug Eigenverstand besitzen, um ihre Gesellschaft von Neuem zu errichten?
Werden sie Evolution aus ihrem Abstellgleis befreien und ihr wieder gestatten, natürlichen Fortschritt vorzunehmen, oder werden sie die Überreste der Maschine zusammenklauben, um sie notdürftig wieder herzurichten, auf dass sie sie bis ans Ende ihrer letzten Tage versorgt? Sie bis zum Ende ihres Weges geleitet und sie entsorgt, wie man es ihr aufgetragen hat? Ohne einen Unterschied zu machen, unermüdlich?
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Dies ist nur eine Saat, ein Gedanke, der schon unzählige Male gepflanzt wurde. Vielleicht keimt er, vielleicht sprießt er. Und wenn er es tut, dann entwächst aus ihm womöglich eines Tages eine zarte Blume, welche sich zu einem ganzen Feld ausbreitet. Inmitten dieses Feldes wird ein Strauch entstehen, er wird seine Wurzeln ausstrecken, sie verankern, tief in die Erde treiben und dann in die Höhe schießen wie ein Baum. Höher und höher und immer höher, bis er wie ein Mahnmal alles überragt und dem Menschen die Notwendigkeit der Veränderung bewusst macht.
Veränderung ist die Axt, die dem Nichtsahnenden von hinten in den Schädel getrieben wird. Sie ist der Übergang von einem Zustand in den anderen. Wie der eine oder andere zu bewerten ist, obliegt allein denjenigen, die von ihm betroffen sind.
In welcher Form auch immer sie, die Veränderung, kommen möge, in Form von Feuer oder Wasser oder einer gänzlich anderen elementaren Kraft, sie birgt die Macht in sich, uns alle zu erretten oder zu vernichten.
Das mag aus sterblicher Sicht, zu der eine gehörige Portion Überlebenswille gehört, grausam klingen, doch birgt das Gegenteil von Veränderung, der Stillstand, nur eines in sich: Entsorgung, durch die Maschine, die wir uns selbst erbaut haben.