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Solipsismus – Selbstbezogenheit

Das Ende der Gewissheit

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Mein Onkel war ein eigenwilliger Mensch. Ein erfolgreicher Physiker, ganz an der Spitze seines Fachs, beschloss er eines Tages plötzlich, seine Karriere zu beenden und sich in seine Villa auf dem französischen Land zurückzuziehen. Freunde und Familie konnten nicht im Geringsten nachvollziehen, was diesen radikalen Schritt ausgelöst hatte. Er hatte weder Frau noch Kinder, denen er mehr Zeit widmen könnte. Tatsächlich hatte er sein Junggesellenleben bis weit in seine Vierzigern hinein genossen – und die Mittel dazu hatte er allemal. Auf die Frage nach dem „Warum“ antwortete er nur knapp, er sei des hektischen Stadtlebens müde geworden und brauche Raum, um seine Gedanken zu ordnen. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem er mich vom alten Bahnhof abholte. Meine Mutter, seine Schwester, stand auf, um ihn zu umarmen, während ich noch auf der Bank sitzen blieb, mit Blick auf die endlosen Lavendelfelder, die sich beidseitig der Gleise wiegend erstreckten. Ich spielte nervös mit dem Armband, das mir mein Vater zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war das erste Mal, dass ich für längere Zeit aus der Stadt hinauskam. Unter besseren Umständen hätte ich mich vielleicht darauf gefreut. Aber der Grund für meinen Aufenthalt bei meinem Onkel war weniger erfreulich: Die Scheidung meiner Eltern verlief alles andere als friedlich, und beide waren sich einig, dass ich besser Abstand halten sollte, bis der Sturm sich gelegt hatte. „Mon caneton!“, rief mein Onkel, mit solcher Herzlichkeit, dass ich aus meinen Gedanken aufschreckte. Als ich noch jünger war, habe ich immer Wutanfälle bekommen, wenn er mich sein „Entchen“ nannte. Jedes Mal forderte ich ihn auf, mir einen würdigeren Namen zu geben – vielleicht nach einem majestätischeren Vogel, wie einem Falken oder Adler. Auch jetzt konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen, aber irgendwie war mir dieser altbekannte Spitzname doch ein kleiner Trost.

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