KreaturenMittelMordSchockierendes Ende

Von Urteil und Gnade

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich sah noch, wie die letzte Lebenskraft aus seinem
erbleichten Körper wich, dann stand ich auf. Angewidert wischte ich mir die
letzten Reste seiner Innereien von meinen Armen. Dass diese erbärmlichen Leute
sich auch immer wehren mussten. Ohne dieses ganze Gezappel wäre es doch so viel
einfacher und für sie auch sicherlich schmerzloser. Aber anscheinend sahen sie
diese Möglichkeit nie. Anscheinend hatten sie alle die merkwürdige Hoffnung,
„überleben zu können“. Was für traurige und erbärmliche Typen. Sie
konnten mir ja beinahe leidtun. Doch es war schlicht und ergreifend mein
Auftrag, das konnte ich ja nun auch nicht ändern. Und es war ja nicht so, dass
ich es ihnen nicht erklärt hätte oder versucht hätte, sie zu warnen. Doch
niemand hatte sich je auch nur dafür interessiert. So auch bei diesem hier.
Noch einmal schweifte mein Blick auf seine Leiche. Der Schreck stand ihm noch
ins Gesicht geschrieben. Aber hatte er es denn besser verdient? Nein.

Heute Morgen erst hatte ich diesen Auftrag erhalten. Es ging um diesen einen Mann, angeblich hatte
er meinen Auftraggeber verleugnet und zutiefst beleidigt. Er hatte wohl seine
Gunst missbraucht, war durch die Macht meines Herrn in seine Position gelangt
und hatte ihn dann hintergangen. Das interessierte mich alles nicht. Wenn sein
Tod gewollt war, würde er sterben. Warum, spielte überhaupt keine Rolle. Doch
natürlich hatte auch er noch eine letzte Chance. Nur weil sein Tod gewollt war,
konnte er mich ja noch überzeugen, dass ich ihn nicht wollte. Ruhig klopfte ich
an der Tür, danach trat ich ein. Ich hatte zwar schon viele Menschen von dieser
Erde getilgt, doch ich muss schon sagen, ich hatte selten ein so prächtiges
Heim erblickt. Es war geschmückt mit unglaublichen Kunstwerken, ausgefeilt
gestalteten Säulen und gigantischen Mengen an Gold. Zu meiner Freude befand
sich mein Ziel am anderen Ende. Er stand dort und bewunderte seinen Reichtum.
Sollte er ihn sich ruhig noch ansehen. Er hatte schließlich das Recht sich
auszusuchen, was er als letztes in seinem Leben sehen wollte. Langsam schritt
ich den langen, aus überaus edlem Marmor gefertigten Gang hinauf, immer näher
an seinen Rücken heran. Ich passierte dabei einige zugegebenermaßen wirklich
wunderschöne Kunstschätze, doch das alles hatte kein Interesse für mich. Diese
Kunst war vergänglich, sie würde irgendwann verbleichen und verschwinden, von
der Erde getilgt werden. Für ihren Besitzer wäre es schon heute soweit. Ich
hatte schon meinen halben Weg zurückgelegt, da bemerkte er endlich meine
Anwesenheit. Glücklicherweise, alles andere wäre ja auch langweilig gewesen. Er
trug ein merkwürdiges schwarzes Gewand und es knisterte und schnarrte, als er
sich langsam zu mir umdrehte. Noch leuchteten seine Augen voller Lebenskraft
und überschätztem Selbstvertrauen, noch schienen sie nicht so fahl und trüb wie
sie es jetzt tun. Er hätte mich kennen sollen, schließlich war ich vor allem in
seinen Kreisen sehr bekannt, doch offenbar erkannte er mich nicht. „Kann
ich Ihnen helfen?“ Noch bewahrte er seine Fassung. „Ja, in der Tat,
das können Sie. Ich bin auf der Suche nach jemandem.“ „Um wen genau
handelt es sich denn?“ „Um den Besitzer dieser…Einrichtung.“
Ein verächtliches Lachen stahl sich auf seine Lippen. Doch es senkte sich schnell wieder. Ähnlich wie seine
Überlebenschancen. „Den werden Sie schwer finden, den finde nicht einmal
ich, selbst wenn ich will.“ Ein bisschen Verunsicherung war ihm nun schon
anzumerken. Sehr schön. „Dann eben den Verwalter.“ Seine Augenbrauen
zogen sich zusammen. Anscheinend ahnte er noch nichts, doch ein dunkler Teil
seines Unterbewusstseins erwartete was jetzt kommen würde.“Was wollen Sie
denn von ihm?“ „Ach er weiß das schon. Ich habe ihn über mein Treffen
informiert.“ Sein ganzes Gesicht zeigte nun ein einziges großes
Fragezeichen. „Und wann bitte soll das gewesen sein?“ „Er
erinnert sich sicherlich an meine Nachricht. Er hat sie schließlich erst heute
Nacht erhalten.“

Nicht dass ich es für möglich gehalten hätte, aber seine
Verwirrung steigerte sich tatsächlich noch einmal. Aber ich wusste so oder so
was jetzt kommen würde. Der schönste Moment des ganzen Abends. Dieser
Augenblick, wenn sich plötzlich alles zusammenfügt. Wenn er weiß was vor sich
geht. Und wenn er es doch nicht wahrhaben will. Ein weiser Mann sagte vor
langer Zeit, der Weg in die Seele eines Menschen geht durch seine Augen. Und er
hatte Recht. Nur ein Blick in seine tiefen, dunklen Augen verriet mir, was er
nun langsam realisierte. Sie wurden immer größer und größer, langsam breitete
sich Entsetzen auf seinem Gesicht aus. Seine eben noch gepflegt wirkende Visage
war nun eine verzerrte Fratze aus Angst und Unglauben. „Nein. Das ist
nicht möglich. Du kannst nicht hier sein.“ „Aber natürlich kann ich, Cheri.
Was hast du denn erwartet?“ „Aber du warst doch gefangen! Du solltest
eingesperrt bleiben! Bis zum Ende aller Tage!“ „Ja, aber mein
Teuerster, wie du siehst, ist dem nicht so. Was machen wir denn da jetzt,
hm?“ „Du wirst mir nichts antun! Der Meister schützt
mich.“ „Also was das angeht…nicht wirklich. technisch gesehen will
er sogar, dass ich das tue.“ „Lass deine faulen Tricks, du
Abscheulichkeit! Lüg mich nicht an!“ Also rückwirkend betrachtet war diese
Beleidigung vollkommen überflüssig. Anscheinend haben Menschen im Angesicht des
Todes immer das Bedürfnis, ihren Mörder zu beleidigen. Vielleicht sollten sie
andere Wege finden, ihr Leben zu retten. Wie auch immer, dieser Kerl dachte
allen Ernstes, irgendjemand würde ihn tatsächlich noch beschützen. Er hat mich
noch eine Weile angeschrien, mit allen erdenklichen Flüchen belegt, aber ich
habe ihn gewähren lassen. Jeder verdient das Recht auf eine letzte Freude.
„…alles was du konntest, war Zerstörung zu verbreiten. Warum hast du
denn nie etwas aus deinem Leben gemacht, du ekelhaftes Vieh!“ „So
jetzt hörst du mir mal zu“, sagte ich, während ich näher an ihn herantrat.
Plötzlich war er ganz still. Ich spürte seinen Atem an meinem Kinn, sah die
Schweißperlen auf seiner Stirn und die Furcht in seinem Gesicht, die er grade
noch unter Wut hatte verbergen wollen. Ich setzte an, um ihm alles erklären zu
wollen und schon entspannte er sich. Ihm war wohl klar, dass er jetzt noch
nicht sterben würde. Wie naiv von ihm. Er glich den meisten meiner Ziele, sie
alle erkannten die Finte viel zu spät. So auch er. Erst als er das hämische
Grinsen sah, das meine Lippen umspielte, sah man ihm die Verwunderung an, und
als er mein Messer im Bauch spürte, hatte er es wohl tatsächlich realisiert.

Er wollte umkippen, doch ich fing ihn auf,
hielt ihn auf halber Höhe und flüsterte ihm dann leise ins Ohr: „Du hast
unseren Herrn verraten, dich auf seine Kosten bereichert und ihn hintergangen,
du hast vor mir deine Chance zu überleben verspielt und doch bist du so erfüllt
von Angst vor dem Tod. Sag mir, warum hast du nicht anders gehandelt?“ Ich
wollte ihm noch die Chance auf einen schnellen Tod geben, vielleicht war er
doch nicht so verkommen, wie ich angenommen hatte. „Ach, weißt du…“
Ein gewaltiger Hustenanfall überkam ihn. „…fahr doch zur Hölle.“
Das war es dann wohl. Ich nahm das Messer, welches noch immer in seinem Bauch
steckte, und zog es ihm bis zur Brust. Er wollte schreien und ich ließ ihn
gewähren, es würde eh schnell vorbei sein. In einem letzten Anfall von
Überlebenswillen packte er das Messer und rammte es mir in die Hand. Er hatte
jetzt anscheinend eine Art Aufschrei oder wenigstens ein kleines Anzeichen von
Schmerz meinerseits erwartet, doch ich sah ihn nur an, zog das Messer heraus
und stieß es in seine Schulter. Sofort verschwand das flüchtige, überlegene
Grinsen auf seinem Gesicht. Was für ein Schwachkopf. Ich entriss ihm einige
Organe, steigerte mich in meine Rage und kam erst zur Besinnung, als schon
alles Leben aus ihm gewichen war. Und damit wären wir dann auch am Anfang
meiner Geschichte. Ein letztes Mal sah ich ihn noch an, erinnerte mich an alles,
was ich über sein Leben wusste. Er war schon früh zu uns gekommen, hatte meinem
Meister anfangs mit überwältigender Hingabe und Bewunderung gedient und so
seine Wertschätzung erlangt. Er war immer weiter aufgestiegen, doch irgendwann
hatte er begonnen, seine Position auszunutzen, hatte sich selbst bereichert,
seine eigentliche Aufgabe vernachlässigt und nur noch in Sünde gelebt. Ich bin
beinahe traurig, dass er nicht noch etwas länger leben konnte. Ich hätte zu
gern erlebt, wie dieser Mann, der mich in die Hölle schicken wollte, gesehen
hätte, wie ich dieses Gebäude verlasse. Seinen Blick, wenn er gemerkt hätte,
dass ich Begnadigung erlangt hätte, dass der Herr mir die Macht gegeben hätte,
all die zur Strecke zu bringen, die ich früher zu Sünden verführt hatte. Sein Gesicht,
wenn er meine prächtigen Schwingen erblickt hätte, meinen wunderschönen
Kopfschmuck, den die Menschen Heiligenschein nennen, und den Moment, kurz vor
seinem Ableben, in dem er mich hätte abheben sehen, hinaus aus diesem Saal,
hinaus aus dieser Kirche, zurück in den Himmel, wo man mich nun willkommen
hieß, mich.

Belial.

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