Ich bin Doktor. Naja…eigentlich war ich Doktor. Ich wollte schon immer Menschen helfen; meistens gelang mir das auch. Normalerweise starben Menschen aus natürlichem Grund. Nun, wenn sie denn „sterben“.
An diesem Tag dachte ich noch, es würde wie immer ablaufen. Menschen kommen zu uns ins Krankenhaus, manche müssen operiert werden. Ich bin daran gewöhnt, dass es nicht immer ein „Happy End“ gibt. Aber an diesem Tag war alles anders…etwas Seltsames nahm seinen Lauf.
Alles fing damit an, dass die Polizei einen 5-Jährigen in labilem Zustand zu uns brachte, von dessen Eltern jede Spur fehlte. Er war höchst verstört und unter Schockzustand hier eingewiesen worden. Er sprach bislang kein Wort. Ich erinnere mich aber gut an diese Leere in seinen Augen. Irgendwas hatte er gesehen.
Natürlich versuchten wir ihm zu helfen. Wir gaben ihm Spielsachen, sprachen mit ihm, berührten ihn. Doch der Junge reagierte nicht. Er sah “dur
Ich bin Doktor. Naja…eigentlich war ich Doktor. Ich wollte schon immer Menschen helfen; meistens gelang mir das auch. Normalerweise starben Menschen aus natürlichem Grund. Nun, wenn sie denn „sterben“.
An diesem Tag dachte ich noch, es würde wie immer ablaufen. Menschen kommen zu uns ins Krankenhaus, manche müssen operiert werden. Ich bin daran gewöhnt, dass es nicht immer ein „Happy End“ gibt. Aber an diesem Tag war alles anders…etwas Seltsames nahm seinen Lauf.
Alles fing damit an, dass die Polizei einen 5-Jährigen in labilem Zustand zu uns brachte, von dessen Eltern jede Spur fehlte. Er war höchst verstört und unter Schockzustand hier eingewiesen worden. Er sprach bislang kein Wort. Ich erinnere mich aber gut an diese Leere in seinen Augen. Irgendwas hatte er gesehen.
Natürlich versuchten wir ihm zu helfen. Wir gaben ihm Spielsachen, sprachen mit ihm, berührten ihn. Doch der Junge reagierte nicht. Er sah “durch uns hindurch“.
Als ich eines Morgens dann bei der Arbeit ankam, sprach mich die Schwester an, die die Nachtschicht hatte. Sie sagte, der Junge hätte den Notfallknopf immer wieder während der Nacht betätigt. Zuerst ging sie ins Zimmer, doch der Junge reagierte wie immer nicht. Er hatte die Decke über sein Gesicht gezogen, sprach jedoch kein Wort. Auch im Zimmer konnte nichts Ungewöhnliches gefunden werden. Beim zweiten Mal sah sie auch noch nach ihm. Wieder nichts. So ging es angeblich die ganze Nacht durch, bis in die frühen Morgenstunden.
Meine Neugier war geweckt. Was hatte dieser Junge bloß?
Ich beschloss, die Nachtschicht für diesen Tag selbst zu übernehmen, um nach dem Jungen zu sehen. Und es geschah genau das selbe…der Knopf wurde betätigt, doch im Zimmer war nichts passiert. Körperlich war der Junge in einem unbedenklichen Zustand. Alles in bester Ordnung.
Ich wollte gerade das Zimmer verlassen, als etwas an dem Ärmel meines Kittels zog. Die kleine Hand des Jungen. Seine Augen waren aufgerissen und sein Mund bewegte sich ganz langsam, als würde er etwas sagen, aber hören konnte ich nichts. Irgendwas stimmte nicht…ich wusste, dass ich ihn nicht allein lassen durfte. In meiner Gesellschaft schien die Angst zu schwinden. Ich blieb bei ihm. Die ganze Nacht.
Am nächsten Tag kam die Polizei wieder. Sie wollten mit dem Jungen sprechen, weil sie einen Brief in der Wohnung fanden. Die Schrift schien die eines Kindes zu sein, doch der Zustand des Jungen ließ kein Gespräch zu. Er antwortete ja nicht. Die Polizei zeigte mir den Brief, damit ich den Ernst der Lage verstehen würde. In meinem ganzen Leben war mir nie so unwohl zumute…auf dem Brief war in verschmierter Kinderschrift zu lesen:
„“’DER MANN IM SCHRANK WILL MAMA UND PAPA MITNEHMEN. DER MANN IM SCHRANK WILL MAMA UND PAPA MITNEHMEN. DER MANN IM SCHRANK WILL MAMA UND PAPA MITNEHMEN. DER MANN IM SCHRANK WILL MAMA UND PAPA MITNEHMEN.“'“
Die Polizei durchsuchte den Kleiderschrank im Kinderzimmer des Jungen, doch sie fanden nichts. Ich ließ sie zu dem Jungen, doch wie ich dachte bekamen sie kein Wort aus ihm heraus. Sie gingen wieder, jedoch sollte ich sie unbedingt informieren, sollte sich der Zustand des Jungen nur im Geringsten verbessern.
In dieser Nacht konnte ich nicht gut schlafen…ich dachte die ganze Zeit an den Brief des Jungen…sowas gab es doch nicht. Ist der Brief vielleicht schon älter? Hat er ihn vielleicht geschrieben, als ihn seine Eltern mal einen Horrorfilm haben schauen lassen? Kann es das sein?
Es ließ mir keine Ruhe…auch am nächsten Tag übernahm ich wieder die Nachtschicht, um ein Auge auf den Jungen haben zu können. In dieser Nacht war er noch aufgebrachter als sonst…er zitterte am ganzen Leib und bewegte den Mund die ganze Zeit. Dann erkannte ich: seine Augen waren auf die Fächer gerichtet, in denen Patienten ihre Wertgegenstände und Sonstiges unterbringen konnten. Hatte er Angst davor, weil es ihn an einen Schrank erinnerte?
Ich beschloß, das große Fach zu öffnen, um ihm die Angst zu nehmen. Doch als ich die Tür öffnete, war dort nichts. Nichts Gefährliches, nichts Böses. Ich drehte mich um, um dem Jungen zu zeigen, das dort nichts war.
Seine Augen waren weit aufgerissen und er schrie laut: „“’D-DER M-MANN IM SCHRANK!“'“
Sofort drehte ich mich wieder zum Schrank um. Mein Blut gefror in den Adern. Er war tatsächlich da. Er sah mich direkt an. Ich machte in die Hosen und wurde ohnmächtig.
Als ich wieder zu mir kam, wachte ich in einem Schrank auf. Ich wusste weder, wie ich “’in den Schrank“‘ gekommen war, noch “’wo“‘ ich war, aber alles war dunkel…ich öffnete den Schrank und fand mich in einem Kinderzimmer wieder. Auf dem Bett saß ein junges Mädchen mit vor Angst verzerrtem Gesicht.
Ihr Schrei hallte durch meinen ganzen Körper: „“’DER MANN IM SCHRANK!“'“
Ich drehte mich um, doch niemand war dort. Ich versuchte zu sprechen, doch es ging nicht. Ich ging näher auf sie zu, doch sie schrie nur immer lauter und ängstlicher: „“’NEIN, NEINNEINNEIN, BITTE NICHT, NEIN!“'“
Der Mann im Schrank…
…das war jetzt ich.