Bizarro FictionEigenartigesKurz

Der Schreiberling

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Der Schreiberling

Er sitzt vor der Maschine und blickt auf das leere Papier. Beginnen wir ganz einfach. Ein Raum. Er tippt langsam drauf los.

Ich erwache in einem dunklen Raum. Alles ist dunkel und ruhig.

Licht, dachte er. Wir brauchen Licht. Eine Stehlampe vielleicht.

In der Ecke sehe ich eine goldene Stehlampe. Altmodisch mit Schirm und allem. Sie spendet ein warmes, aber schummriges Licht. Der Raum ist aus…

…kalter Beton und Holzdielen.

Ich blicke auf die nackten Betonwände und auf die dunklen Holzdielen unter meinen Füßen. Der Raum ist nicht sonderlich groß und bis auf die Lampe völlig leer.

Er denkt darüber nach, wie der Held aussehen soll. Dann denkt er an jemanden, den er kennt und klackernd gleiten seine Finger über die Buchstaben der Maschine.

Vor mir erscheint ein Spiegel mit hölzerner Fassung. Er ist groß genug, um mich in voller Pracht abzubilden.  Normalgroß, braunes Haar, ein leichter Bauchansatz, kleine Füße. Aber huch! Ich bin ja nackelig!

Er hält ein schlichtes Hemd und eine einfache Hose für die angemessene Kleidung des kleinen Österreichers.

Wie das weiße Hemd und die graue Hose plötzlich an mich gekommen sind, kann ich mir nicht erklären. Aber ich akzeptiere es einfach. Komisch, dass ich angesichts dieser sehr seltsamen Vorgänge nichts fühle.

Sein Charakter soll gemischte Gefühle haben, da er in diesem kalten Ort aufgewacht ist. Er sucht einen Ausgang, aber findet nichts.

Ich taste die Wände ab. Es gibt weder eine Tür, noch einen Ausgang. Wie hat man mich hier hin geschafft, wenn es keinen Eingang gibt? Ich beginne mich zu sorgen. Ein Gefühl, wie kochendes Blei, steigt langsam in mir auf und erzeugt mir wachsendes Unbehagen.

Er muss einen Namen bekommen. Lächelnd tippt der Autor weiter.

Ich versuche mich an etwas zu erinnern. Aber im Moment weiß ich nur sehr grundlegende und banale Details. Mein Name ist Matz, ich bin 17 und ich mag Frösche.

Frösche? Er überdenkt seinen letzten Satz. Dann tippt er etwas anderes ein.

Wenn ich so drüber nachdenke…eigentlich hasse ich Frösche. Ich will jeden verdammten Frosch töten, der mir unterkommt. Hass erfüllt mich. Wieso bin ich hier. Ich will hier nicht sein. WAS SOLL DAS?!

Er kratzt sich am Kopf. Seufzt. Dann entscheidet er sich, etwas zu wagen. Ein Lächeln meißelt sich in sein Gesicht.

Plötzlich wird mir etwas klar. Etwas Revolutionäres, Welterschütterndes und Unerhörtes. Ich bin Protagonist in einer Geschichte. Mein Kopf schwirrt.

Sein Gesicht zu einer sadistischen Fratze verzerrt, blickt der Autor durch den Raum. Die Gießkanne auf der Fensterbank fesselt seinen Blick.

Plötzlich ergießt sich ein Schwall eiskalten Wassers über mich. Ich kreische kurz auf. Umgehend starre ich zur Decke, aber dort ist nichts. Das Wasser kam scheinbar aus dem nichts. Nun sickert es zwischen die Dielen und ist innerhalb kürzester Zeit komplett verschwunden. Ich aber bleibe nass.

Der Autor blickt mit wachsender Verzückung auf seine Schreibmaschine. Wäre es nicht viel lustiger, wenn er antworten könnte.

Ein Tisch wächst vor mir aus dem Boden. Darauf steht eine Schreibmaschine. Das eingelegte Blatt ist mit roten Buchstaben betippt. „Wenn du kommunizieren willst, dann tippe!“
Ich setze mich und tippe zögernd mit schwarzer Tinte „Wo bin ich?“
„In meiner Phantasie.“, folgt die Antwort. Die Maschine hatte einfach von selbst getippt. Erschrocken weiche ich zurück.

„Warum bin ich hier?“, lässt er ihn fragen. „Um zu leiden.“, tippt er dann grinsend.

Ich bin inzwischen mehr als verstört. Ein sich verändernder Raum, eine Schreibmaschine, die von selbst tippt und eine sadistische Stimme, die alles kommentiert, was vor sich geht.

Nun würde er leiden. Er würde bluten. Und er würde lachen.

„Auf dem Tisch neben dir liegt ein Nagel. Nimm ihn.“ Verstört blicke ich auf den schimmernden Eisennagel, der plötzlich neben mir auf dem Tisch liegt. Ich zögere. Ohne es zu wollen, greife ich nach dem Nagel. Meine Hand gehorcht mir nicht mehr. „Was geht hier vor?“, tippe ich hastig mit der freien Hand. „Stich ihn dir in dein Bein!“, tippt die Maschine, statt zu antworten. Ich versuche, mich zu wehren, doch die Kontrolle über meinen Körper hat ein anderer inne. Ich ramme den Nagel beherzt in meinen Oberschenkel. Umgehend schreie ich auf und heiße Tränen schießen mir in die Augen.

Zufrieden lächelnd sitzt der Autor vor dem Text. Er wechselt das Blatt und tippt weiter.

„Deine Hand scheint sehr böse zu sein. Besser, sie fiele ab.“ Ehe ich in Entsetzen ausbrechen kann, beginnt meine Hand mit der Verfärbung. Sie wird erst blass, dann blau und schließlich schwarz. Sie verschrumpelt zu einem Stummel und fällt schließlich ab. Ich kreische. Nicht vor Schmerzen, denn ich habe keine, sondern vor Entsetzen. „Hör auf zu kreischen! Das raubt mir den Nerv.“ Umgehend verstumme ich. Meine Kehle produziert nicht einen Ton mehr. Als sei ich plötzlich stumm geworden. Nur ein wimmern entweicht mir noch, während Tränen meine Wangen benetzen.

Der Autor bereitet sich auf das Finale vor. Er lehnt sich entspannt zurück und seine Finger zucken nun ekstatisch über die Tasten.

„Ich liebe geriebenen Käse wirklich sehr.“, leuchten die roten Buchstaben nun. Voll entsetzen blicke ich auf den rostigen Käsehobel, der sich plötzlich vor mir manifestiert. „Mal sehen, ob er auch Fleisch hobeln kann.“, tippt es. Mir wird heiß und kalt. „Oh, und noch etwas: Du darfst wieder schreien.“

Verzückt blickt der Autor auf die vor ihm liegende Seite. Wie er in jedem grausigen Detail beschreibt, die der Hobel quälend langsam das Fleisch der Wange abschabt, wie der Junge verzweifelt schreit und weint und wie die Maschine im Raum jeden Schrei mit klackerndem Gelächter quittiert.

Ich liege weinend am Boden. Der Hobel hat endlich aufgehört. Meine rechte Wange hängt als loser Fleischbrei an mir herab und ich schmecke Blut. Nur Wimmern entkommt meiner Kehle. Ich habe jede Kraft verloren. Es soll aufhören. Bitte.

Zufriedenheit macht sich in der Schreibstube breit. Der Autor tippt genüsslich und mir einer gewissen Feierlichkeit: E – N – D – E
Dann setzt er den Punkt.

Ich spüre etwas Unbeschreibliches. Noch ehe Dunkelheit, die mich nun wieder umfängt und die schwärzer ist, als alles, was man sich jemals erträumen könnte, von meinen Sehnerven an mein Gehirn geleitet werden kann, hören beide auf zu existieren und ich entschwinde wieder in den ewigen Schlummer.

ENDE

 

 

 

 

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