
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Sicher hast du schon einmal davon gehört, dass es eine zweite Welt
hinter den Spiegeln gibt. Oder zumindest dein Unterbewusstsein hat es
vermutet. Immer, wenn du Nachts allein im Bad warst und dich beobachtet
gefühlt hast. Immer, wenn du hättest schwören können aus den
Augenwinkeln eine Bewegung oder eine schemenhafte Gestalt gesehen zu
haben, gerade wenn sich dein Blick von einem Spiegel, einem Schaufenster
oder einer anderen reflektierenden Fläche gelöst hatte. Ein Teil von
dir hat diese Wahrheit erahnt, egal wie oft dich dein Verstand mit
physikalischen Theorien und Erklärungen zu beruhigen versuchte.
Und dieser Teil von dir hatte die ganze Zeit recht. Denn es gibt sie
wirklich, die Spiegelwelt. Eine Welt, die gänzlich anderen Gesetzen
gehorcht als die unsrige. Eine Welt, in der unsere Spiegelbilder, oder –
wie sie sich selbst gerne nennen – „Reflexia“, frei und unabhängig
umherstreifen. Eine Welt die fremdartiger, bizarrer und finsterer ist
als du es dir vorstellen kannst. Und dabei doch nur eine dünne
Glasplatte entfernt …
Vorwort
Die Reflexia sind fremdartige, bizarre Versionen unserer selbst, die
uns zwar oberflächlich bis aufs Haar gleichen, aber doch im Grunde nicht
unterschiedlicher sein könnten. Sie laufen umher in kargen, leeren,
düsteren Landschaften unter unbekannten und sonnenlosen Himmeln. Durch
feuchte, klaustrophobische Labyrinthe und Korridore, die niemals enden,
und die ständig in neue grauenvolle und schreckensverseuchte Kammern
führen. Auf Treppen, die sich, in sich selbst verdreht, in titanischen
Räumen erstrecken, und wo sie unablässig verfogt werden von schwarzen
Schatten, huschenden, unbeschreiblichen Monstren und gestaltloser Angst.
Einige der Reflexia sind allerdings sogar noch viel schlimmer als alle
Schrecken und Ungeheur, von denen sie gejagt werden. Sie sind
sadistische, hinterhältige und durch und durch bösartige Kreaturen.
Andere der lebenden Spiegelbilder sind hingegen bedauernswerte
Geschöpfe. Ängstlich, traurig, rastlos und verletzlich.
Wie du es dir, anhand meiner Beschreibungen, sicher schon denken
kannst, ist die Welt der Reflexia im Grunde nichts weiter als ein
gestaltgewordener Albtraum, in der nicht einmal die verdrehtesten und
perversesten Geschöpfe auch nur annhährend so etwas wie eine Heimat
finden könnten. Wer kann es ihnen also verdenken, dass sie einen Weg in
unsere Existenzebene suchen, wo ihre Heimat doch aus Nichts anderem als
Trauer, Leere und Angst besteht. Dies ist auch der einzige Grund, aus
dem sie überhaupt versuchen, uns und unsere Umgebung im Spiegel zu
imitieren. So haben sie zumindest das Gefühl, dass sie einen kostbaren
Moment lang von etwas Licht, Leben und Geborgenheit umgeben sind.
Andernfalls gäbe es womöglich gar keine Spiegelbilder.
So fremdartig und fern dir all dies auch erscheinen mag: Du kannst
dennoch mit der Welt hinter den Spiegeln Kontakt aufnehmen, falls es
dich nach Abenteuern gelüstet, wenn dir in deinem Leben die Aufregung
fehlt, oder dich die Neugier innerlich zerfrisst und du über etwas ganz
genau Bescheid wissen willst. Denn mit Hilfe der Reflexia kannst du
selbst geheimste Dokumente lesen, Menschen deiner Wahl aus dem Spiegel
zuschauen und an Orte gelangen, zu denen du sonst niemals Zutritt
hättest. Oder du kannst deinen Reflexia einfach nur um Rat fragen. Denn
da sie selbst durch jeden Spiegel gelangen und sehen können, bekommen
sie eine Menge von all den Dingen mit, die den meisten Menschen
verborgen bleiben.
Doch sei gewarnt: Einige von jenen, die hinter den Spiegeln leben,
mögen angenehme und dankbare Gesprächspartner sein, die einfach nur
Ablenkung von ihrem Elend suchen und dir von vielen Wundern aus deiner
und ihrer fremden Welt berichten können. Andere Spiegelwesen jedoch,
haben mehr als nur den Austausch von Informationen im Sinn. Sie sehnen
sich vielmehr nach dem Austausch von Existenzen. Oder genauer gesagt:
Sie wollen dich in den Spiegel locken und dann deinen Platz einnehmen.
Sie werden sich mit deinen Freunden treffen, mit deinem Partner
schlafen, deinem Beruf nachgehen und dich in jeder nur denkbaren
Hinsicht ersetzen. Du hingegen wirst von nun an auf ewig gefangen sein.
Gefangen in einer Welt, deren grausame Gesetze du nicht einmal kennst,
und aus der du niemals wieder entfiehen kannst. Es sei denn, du bringst
einen anderen Unglücklichen dazu, deinen Platz einzunehmen. Gegen seinen
Willen, versteht sich.
Das Gefährlichste an all dem ist, dass sich auch die bösartigen
Spiegelwesen zunächst als Freunde tarnen, bevor sie dich in einem
unbedachten Moment in ihre Welt ziehen. Sei also auf der Hut und führe
das hier beschriebene Ritual nur aus, wenn du seelisch und geistig
gefestigt und dir der Risiken in jeder ihrer düsteren Konsequenzen
bewusst bist.
Die Reflexia haben eine gewisse Tendenz, deinen Charakter zu spiegeln.
Wenn du also verschlagen und hinterhältig bist, hast du gewisse
Chancen, dass dein Reflexia seinerseits freundlich und aufrichtig sein
wird. Umgekehrt haben nette und naive Menschen das größere Risiko auf
der falschen Seite des Spiegels zu enden. Aber das ist nur eine
Faustregel und es ist gefährlich sich darauf zu verlassen. Oft genug
verhält es sich nämlich auch genau andersherum.
Die Vorbereitung
Trotz ihres Wunsches in unserer Welt zu gelangen, sind die Geschöpfe
aus dem Spiegel scheue Wesen. Lärm, Elektrizität, Menschenmengen, Musik
und zu viel Licht schrecken sie ab. Am besten funktioniert das Ritual
deshalb, wenn du in ein abgelegenes Haus auf dem Land fährst.
Idealerweise sogar ein leerstehendes und seit langem verlassenes. Doch
es kann auch funktionieren, wenn du es mitten in der Stadt durchführst.
Stelle in jedem Fall sicher, dass es Nacht ist und du dich ganz
allein in deinem Haus oder deiner Wohnung befindest. Am besten sollte es
um dich herum vollkommen still sein. Alle Räume, außer dem Raum, in dem
der Spiegel steht, sollten dunkel sein. Lasse keine elekrischen Geräte
angeschaltet. Am besten nimmst du sogar komplett die Sicherungen raus.
Je stiller es in deinem Spiegelraum ist, desto besser wird das Ritual
funktionieren. Zudem solltest du keine Gegenstände im Raum haben, die
geeignet wären, einem Spiegel Schaden zuzufügen. Es kann sogar hilfreich
sein selbst deine Hände in dicke weiche Handschuhe zu hüllen. Zu guter
letzt empfehle ich dir bei der Durchführung des Rituals so
unausgeschlafen und erschöpft wie möglich zu sein. Du könntest zum
Beispiel die Nacht durchmachen oder dir gegen drei Uhr früh den Wecker
stellen. Denn wenn du sehr müde bist, ist der Schleier zwischen den
Welten viel dünner und zerbrechlicher. Ausserdem sind dann deine Reflexe
schwächer und dein Verstand ist nicht so klar und scharf wie gewohnt.
Und das ist durchaus hilfreich für das Ritual.
Denn wie gesagt: Die Reflexia sind scheu und wollen dir in jedem Fall
ebenbürtig oder besser noch überlegen sein, wenn sie erscheinen. Je
verletzlicher, erschöpfter und einsamer du gerade bist, je mehr Angst
und Unsicherheit du verspürst, desto eher werden sie auch bereit sein
sich zu zeigen. Natürlich ist das ein Risiko. Aber sind wahre Abenteuer
nicht immer riskant?
Bei der Wahl eines geeigneten Spiegels hast du grundsätzlich freie
Hand. Natürlich bietet es sich an, einfach den größten und am besten
gelegenen Spiegel zu benutzen, der sich in deiner Wohnung befindet. Aber
die größten Chancen auf Erfolg bieten dennoch besonder hübsch, antike
und reich verzierte Spiegel. Die Reflexia haben eine Vorliebe für derart
verspielte und wertvolle Objekte. Am wichtigsen aber ist, was DU
empfindest, wenn du in einen Spiegel blickst. Nur wenn er sich für dich
richtig anfühlt, solltest ihn auch für das Ritual in Erwägung ziehen.
Das Ritual
Sobald du den passenden Spiegel ausgewählt und die richtigen Bedingungen geschaffen hast, kannst du mit dem Ritual beginnen.
Es ist im Grunde sehr einfach. Platziere dich genau vor dem Spiegel,
sprich drei Mal die Worte „Zeige mir, was jenseits liegt.„ und sieh dich
dann einfach so lange konzentriert im Spiegel an, bis der natürliche
Schutz zerbricht, der dich vor den Wesen hinter ihm schützt. Blinzle
dabei so wenig wie möglich und sieh zwischendurch nirgendwo anders hin.
Sobald du beginnst, dir selbst im Spiegel unheimlich und fremd
vorzukommen – wie eine völlig andere und unabhängige Person – bist du
auf dem richtigen Weg. Es kann sein, dass du es einige Male probieren
musst, bis du Erfolg hast. Aber sobald es funktioniert, wird dein
Gegenüber im Spiegel ganz kurz blinzeln, mit einem Finger zucken, oder
den Kopf bewegen, selbst wenn du es nicht tust. Und wenn du ganz viel
Glück hast, wird er anfangen mit dir zu sprechen. Mit einer Stimme, die
so klingt, als würden hundert spitze Nägel über eine Glasplatte gezogen.
Wenn du aber etwas weniger Glück hast, wird er seine kalte gläserne
Hand direkt durch den Spiegel schieben und dich mit einem kräftigen Ruck
zu sich ziehen. In diesem Fall solltest du hoffen, dass du in deinem
Leben genug Horrorfilme und Geschichten gesehen und gelesen hast. Denn
dann weißt du immerhin, wie ab jetzt jeder einzelne deiner Tage aussehen
wird.