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Kinder der Nacht

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hallo, mein Name ist Louis. Meine Frau Karin verstarb leider vor wenigen Monaten an den Folgen einer Blutvergiftung, die Sie durch eine Lungenentzündung entwickelt hatte. Den Schock über Ihren Verlust trafen meine drei Kinder und mich mit voller Härte. Sie war stets die gute Seele des Hauses und hatte ein offenes Ohr für alle. Ihre Hilfsbereitschaft grenzte schon fast an Überfürsorge und ich musste Sie einige Male ausbremsen. Als wir am Tag Ihrer Beerdigung nach Hause zurückkehrten, lag unser Haus einsam und verlassen vor uns. Keine Karin, die freundlich durch das Küchenfenster winkte und in Windeseile die Tür öffnete, nur um uns in den Arm zu nehmen und zu drücken.

Kurz nach Ihrem Tod wurde ich von meiner Firma in eine höhere Position befördert und bekam sogar die Gelegenheit, an den 2. Standort der Firma zu ziehen. Dankend nahm ich das Angebot meines Chefs an und wir verkauften innerhalb weniger Wochen unser altes Haus. Klar fiel es uns schwer, das Haus zu verlassen, weil es voller Erinnerungen an Karin steckte. Aber wir mussten den Kreislauf zwischen Nostalgie und Erinnerungen an alte Zeiten durchbrechen und ein Neuanfang an einem anderen Ort kam daher sehr gelegen.

Ein neues Haus war ebenfalls recht schnell gefunden. Das Einzige, was etwas gewöhnungsbedürftig war, war die Tatsache, dass unser neues Haus direkt neben einem Friedhof lag und quasi an die Friedhofsmauer angrenzte. Aber wie es im Leben nun mal ist: Man gewöhnt sich an alles. Wir packten also unsere sieben Sachen und machten uns auf den Weg nach Steinbach, um unser neues Haus zu beziehen.

Doch an dem Tag, an dem ich mit meinen drei Kindern, Uwe, Dirk und Marie, in das Haus neben dem Friedhof einzog, hätte ich nie gedacht, welch schreckliche Geheimnisse sich hinter den verwitterten Mauern und den moosbedeckten Gräbern kreuzen und Grabsteine verbergen würden.

Die ersten Tage im Haus

Wir waren gerade erst angekommen, da spürte ich eine unheimliche Präsenz, die sich über das ganze Anwesen zu legen schien. Man kam sich beobachtet vor und seltsame Geräusche waren im Haus zu hören. Doch ich tat es damit ab, dass es an der fremden Umgebung lag und wir uns ja auch erst einmal an den Friedhof neben dem Haus gewöhnen mussten.

Wir entluden mit Hilfe von Freunden unseren Lieferwagen und brachten unsere Habseligkeiten in das Haus. Die Kinder durften sich ihr Zimmer selbst aussuchen und hatten Riesenspaß, zwischen den Kartons und Möbeln zu spielen.

Die ersten Tage und Nächte verliefen ohne besondere Vorkommnisse und wir richteten uns in unserem neuen Haus ein. Meine Eltern, die nur 30 km weit weg wohnten, kamen zu Besuch und mein Vater half mir bei kleineren Renovier- und Ausbesserungsarbeiten. Meine Mutter beaufsichtigte derweil Ihre Enkel und unternahm mit Ihnen kleinere Ausflüge in die Natur. Da der nächste kleiner Wald ebenfalls an den Friedhof angrenzte, war die 4 fast jeden Tag darin unterwegs. Die Anspannung und das Gefühl des Beobachters ließen von Tag zu Tag nach. Das Einzige, was blieb, waren die seltsamen Geräusche, die im Haus zu hören waren. Mein Vater meinte allerdings, dass diese Geräusche durch das Haus selbst verursacht wurden, da das Holz ect. stetig arbeitet.

Wir kamen zügig voran und nach 2 Wochen war der Umzug samt Renovierungen abgeschlossen und ich nahm meine neue Arbeitsposition bei meiner Firma in der 10 km entfernten Kleinstadt auf. Die Kinder besuchten die neue Schule und Nachmittags wurden sie von einer Tagesmutter betreut.

Meine Eltern spielten ebenfalls mit dem Gedanken, nach Steinbach zu ziehen, um näher bei uns zu sein und ich mir das Geld für die Tagesmutter somit sparen könnte.

Die Vorzeichen

Nach ca. 3 Monaten begannen die ersten kleineren Unannehmlichkeiten. Dirk und Marie beklagten sich über Albträume und schliefen unruhig. Uwe begann mit Bettnässen, was für sein Alter von 10 Jahren doch recht ungewöhnlich war. Ihm war es stets unangenehm, und er versuchte es, die erste Male zu verstecken, indem er die Bettwäsche inklusive seiner Nachtwäsche in die Waschmaschine steckte. Doch war der unverkennbare Geruch nach Urin in seinem Zimmer leicht riechbar.

Ich tröste die drei damit, indem ich mit ihnen am Wochenende viel unternahm und sie ihre anderen Großeltern besuchen durfte. Doch leider waren diese Besuche für Uwe eine Qual, da sein Großvater ihn für das Bettnässen disziplinierte und ihm nach dem 3. Besuch deshalb den Hosenboden versohlte.. Von da an wollte er an keinem Wochenende mehr dort übernachten.

Als ich meinen Schwiegervater darauf ansprach und ihm verbot, meine Kinder körperlich zu bestrafen, wurde er sauer und meinte, dass ich die Kinder zu Weicheiern erziehen würde. Er meinte, ich sollte mit Uwe einen Arzt aufsuchen, da Bettnässen in seinem Alter nicht normal sei. Klar war das nicht.

Der Arzt, den wir ja bereits aufgesucht hatten, meinte, dass es durch den Verlust der Mutter ausgelöst wurde und nach einer gewissen Zeit von selbst wieder weggehen würde. Man sollte das Kind aber nicht deswegen bestrafen, dass der Inhalt der Blase, ins Bett geht. Das sei der falsche Ansatz und würde das Problem noch verstärken.

Doch einige Wochen später wurden die Symptome schlimmer. Uwe hatte zwar mit dem Bettnässen aufgehört, aber nun begannen die drei, nachts damit zu schlafwandeln, und konnten sich am nächsten Morgen an nichts erinnern. Ihr Appetit ließ nach und sie wirkten stetig erschöpft und nicht mehr ausgeruht. Besorgt über ihre Sicherheit schloss ich die Türen zu ihren Zimmern über Nacht ab, doch irgendwie schafften sie es dennoch, diese zu öffnen und herauszukommen. Die Ärzte konnten allerdings keine genaue Diagnose stellen und schoben es weiterhin auf den Verlust Ihrer Mutter.

Die mysteriösen Tänze

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich es aufgegeben, ihre Zimmertüren zu verschließen und stattdessen alles, was Ihnen gefährlich werden konnte, wegzuräumen.

Marie begann sich merkwürdig zu verhalten und schaute oft Richtung Friedhof und unterhielt sich mit Personen, die überhaupt nicht da waren. Ich bekam jedes Mal eine Gänsehaut dabei. Doch schob ich es auf ihr Alter von 6 Jahren und dachte, sie hätte sich einen Fantasiefreund ausgedacht.

Meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt bereits nach Steinbach in eine 3-Zimmer-Wohnung gezogen und meine Mutter beaufsichtigte tagsüber die Kinder. Wenn die Kinder am Wochenende bei Ihnen schliefen, gab es keine Schlafwandeln oder andere Vorkommnisse. Die Alpträume hörten auf. Sie waren sogar ausgeschlafen und erholt, wenn sie nachhause zurückkehrten. Es war fast so, als ob es an unserem Haus lag, dass Uwe, Dirk und Marie sich so verhielten, als seien sie von einer fremden Macht besessen.

Da ich zu dieser Zeit wegen eines wichtigen Projektes Überstunden machen musste, bekam ich das, was vorging, nicht sofort mit. Ich kam abends nachhause und meine Mutter hatte die Kinder bereits zu Bett gebracht.

Die ersten Male, als ich mitbekam, dass meine Kinder mitten in der Nacht das Haus verließen, waren sehr beängstigend. Sie schlichen sich heimlich und ohne einen Muckser von sich zu geben an meinem Schlafzimmer vorbei und liefen die Treppe hinunter. Normalerweise knarzte der Holzboden vor meinem Schlafzimmer. Doch ich schlief so fest, dass ich 8 Tage nicht mitbekam, dass die Drei auf nächtliche Wanderungen gegangen waren. Lediglich ein Nachbar machte mich darauf aufmerksam, dass er Uwe, Marie und Dirk 8 Nächte in Folge draußen spielen gesehen hatte.

Doch in der 9. Nacht hörte ich seltsame Geräusche draußen vor unserem Haus, was mich aus dem Schlaf schrecken ließ. Als ich halb verschlafen aus dem Fenster sah, konnte ich sehen, wie meine Kinder auf der Straße tanzten. Ihre Bewegungen waren grotesk und fast unnatürlich. Sie drehten sich Hand in Hand im Kreis und bogen ihre Rücken wie beim Limbo tanzen nach hinten. Dabei schwangen sie abwechselnd ihre Beine nach vorne und zurück. Ihr Blick war starr auf den Vollmond am Himmel gerichtet und ihre Münder standen weit offen.

Ich rannte, so schnell ich konnte, aus dem Haus und versuchte, die Drei wieder hineinzubekommen. Doch erst als eine Wolke sich vor den Vollmond schob, bekam ich die Drei aus ihrer Tarnce und konnte sie ins Haus bringen. Es war so, als wären sie im Bann einer unsichtbaren Macht.

Am nächsten Morgen meldete ich mich auf der Arbeit und die Kinder in der Schule und im Kindergarten als krank ab. Ich packte Sie in unser Auto und fuhr mit Ihnen zum Kinderpsychologen, den ich schon wegen des Bettnässens von Uwe konsultiert hatte. Er jedoch schob es weiterhin auf den Verlust der Mutter und riet mir, die Haustür mit einem weiteren Türschloss zu versehen.

Also fuhr ich in den Baumarkt und kaufte ein Sicherheitsschloss. Zusätzlich kaufte ich noch ein Schloss mit einer Sicherheitskette. Zuhause angekommen, baute ich die neuen Schlösser ein, rief anschließend meine Mutter an und bat sie für 2 Stunden, auf die Kinder aufzupassen. Als meine Mutter 30 Minuten später bei mir ankam, schwang ich mich nochmals in mein Auto und fuhr in den nächsten Elektroladen und kaufte dort eine Überwachungskamera. Diese montierte ich, als ich wieder zuhause ankam, an die Decke im Flur. Ihr Fokus lag auf der Haustür und sollte mich, bei akustischen und Bewegungserkennung mit einem Alarm, der auf meinem Smartphone einging, warnen, sobald meine Kinder sich der Haustür näherten.

Sie sprachen von Mutter.

Die folgenden Nächte verliefen ruhig und es gab lediglich 2 Warnungen der Kamera auf meinem Smartphone. Diese wurden durch Geräusche im Haus ausgelöst, waren aber menschlichen Ursprungs. Beim ersten Alarm lief Uwe nachts auf die Toilette und schloss die Badezimmertür etwas zu laut. Der zweite Alarm wurde durch Marie ausgelöst, die nach mir rief, weil sie einen Alptraum gehabt hatte. Mittlerweile war auch die Vollmondphase vorbei und es gab 4 Wochen keinen Alarm mehr, der durch die Kamera auf mein Smartphone einging.

Doch sobald die nächste Vollmondphase einsetzte, begann alles von vorne. 2 Tage, bevor der Mond seine endgültige Größe und Form erreicht hatte, gingen Alarmmeldungen auf mein Smartphone ein. Ich konnte auf den Aufnahmen sehen, dass die Kinder nachts unruhig im Haus umherliefen. Es war wieder dieses Schlafwandeln, das eingesetzt hatte. Doch eines war anders. Sie unterhielten sich im Schlaf miteinander. Es waren aber mehr gemurmelte Worte, die Sie von sich gaben. Doch einen Satz von Marie konnte ich gut verstehen.

Mutter, wird das nicht gefallen!“, sagte sie zu Uwe und Dirk und die drei schauten dabei in die Kamera über ihnen.

Bei diesem Anblick gefror mir das Blut in den Adern und ich wurde von der heftigsten Gänsehaut, die ich je erlebt habe, erfasst. Der nächste Alarm, der einging, wurde durch einen Schatten an der Haustür ausgelöst. Der Schatten näherte sich der Tür und zog sich wieder zurück. Er war durch das Milchglas, das in der Haustür verbaut war, klar zu erkennen. Wäre es ein Mensch gewesen, hätte man seine Umrisse klar definiert sehen können, da wir das letzte Haus in der Straße sind und vor unserem Haus auch die letzte Straßenlaterne stand.

Ein weiterer Alarm, der einging, weckte mich um 3 Uhr 15. Als ich auf meinem Smartphone nachsah, was los war, konnte ich auf dem Video hören, wie etwas dreimal laut gegen die Haustür klopfte. Doch waren durch das Milchglas keine Umrisse zu erkennen. Den Rest der Nacht konnte ich nicht mehr wirklich einschlafen und verbrachte diese in einem Dämmerzustand zwischen halb wach und halb schlafend.

Dorfgespräche

In der Vollmondnacht gelang es den Kindern irgendwie, das Haus zu verlassen. Ich schlief aber wieder so fest, das ich es wieder nicht mitbekam. Als ich am Nächsten Morgen den Alarm auf dem Display sah, schaute ich mir das Video an. Es war durch ein Bildrauschen und kurze Aussetzer der Kamera geprägt. Erst dachte ich, die Kamera sei defekt, aber bei genauer Überprüfung funktionierte diese ohne Störungen.

In den nächsten 2 Monaten sah ich 2 Mal, wie meine Kinder das Haus verließen und mitten in der Nacht ihren grotesken und unnatürlichen Tanz auf der Straße aufführten. Jedes Mal holte ich Sie wieder ins Haus und schloss Sie bis zum Sonnenaufgang in Ihre Zimmer ein.

Dabei wurden wir von Nachbarn beobachtet. Natürlich setzte bald darauf das Getratsche ein und wir wurden zum Dorfgespräch. Es wurde sogar so schlimm, dass am helllichten Tag Menschen aus dem Dorf vor unserem Haus stehen blieben und hinter hervorgehaltener Hand tuschelten. Die Gerüchte, die um meine Kinder umgingen, gingen von Geisteskrankheit bis hin zu multiplen Persönlichkeitsstörungen. Ich verteidigte meine Kinder, so gut es ging, da Sie sich am Tag wie ganz normale Kinder verhielten. Selbst in der Schule und im Kindergarten wiesen die drei keine Auffälligkeiten auf.

Doch als der nächste Vollmond am Himmel stand, versammelten sich zahlreiche Personen vor unserem Haus und wollten sich davon überzeugen, dass die Kinder wirklich im Vollmond tanzten.

Ich schlief tief und fest. Um 3 Uhr 15 wurde ich von einem Benachrichtigungsalarm auf meinem Smartphone geweckt. Ich sah mir das Video an und sah wieder diese Bildstörungen. Sofort wechselte ich in den Live-Modus der Kamera und konnte sehen, dass unsere Haustür weit offen stand. Ich sprang aus dem Bett und ging an mein Schlafzimmerfenster.

Ich sah, wie meine Kinder wieder diesen unheimlichen Tanz aufführten. Um sie herum standen die Hälfte der Dorfbewohner und beobachteten die drei. Fassungslos stand ich am Fenster und war vor Angst wie gelähmt. Ich konnte nur beobachten, aber mich nicht bewegen. Als die 3 ihren grotesken, unnatürlichen Tanz beendet hatten, schauten Sie für einen kurzen Augenblick hoch zu meinem Fenster. Beim Anblick Ihrer Gesichter liefen mir eiskalte Schauer über den Rücken hinunter. Ihre Augen waren weit offen und Ihr Münder unnatürlich weit geöffnet, dass diese fast bis auf die Hälfte Ihrer Hälse reichten. Ruckartig drehten sie ihre Köpfe Richtung Friedhof, hakten sich unter den Armen ein und begannen erneut zu tanzen.

Doch diesmal tanzten sie aufrecht stehend und schwangen Ihre Beine abwechselnd links und rechts nach vorne. Mit jeder Tanzbewegung, die Sie nach vorne machten, bewegten Sie sich auf den Friedhof zu. Die Schaulustigen, die sich um meine Kinder versammelt hatten, schlossen sich wie ferngesteuerte Wesen meinen Kindern an. Ich konnte sehen, wie Sie langsam in Richtung des Friedhofs mitgezogen wurden.

Als ich mich wieder bewegen konnte, sprang ich in meine Klamotten und folgte meinen Kindern und den Dorfbewohnern unauffällig. Ich sah, wie diese von meinen Kindern auf den Friedhof geführt und in ein altes Mausoleum gelockt wurden, das tief im Inneren des Friedhofs verborgen lag. Ein kalter Schauer lief mir erneut über den Rücken, als ich erkannte, dass etwas Schreckliches dort vor sich ging, als die Personen einer nach dem anderen in das Mausoleum gingen und keiner außer meinen Kindern wieder hinauskam.

Das Geheimnis des Mausoleums

Ich wagte es kaum, näher zu kommen, aber ich musste herausfinden, was vor sich ging. Leise und still ging ich nachhause, um das Gesehene zu verarbeiten. Kaum lag ich wieder in meinem Bett, hörte ich, wie meine Kinder das Haus betraten und sich in ihre Zimmer schlichen. Den Rest der Nacht verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu schauen, um zu sehen, ob die Dorfbewohner wieder zurückkehrten. Leider war dies nicht der Fall und alle Bewohner blieben verschwunden. In der Zeit, wo ich aus dem Fenster starrte, legte ich mir einen Plan zurecht.

Am nächsten Morgen, als die drei in der Schule und in der Kita waren, ging ich zurück zum Friedhof. Kurze Zeit später fand ich mich vor dem Mausoleum wieder. Mit einem Knarren und Quietschen öffnete ich die Tür. Ich schaltete meine Taschenlampe, die ich vorsichtshalber mitgenommen hatte, ein.

Der Duft von Friedhofslilien stieg in meine Nase. Als ich mich im Inneren des Mausoleums umsah, entdeckte ich einen marmornen Sarkophag, dessen Deckel ein wenig geöffnet war. Der unverkennbare Geruch nach verwesenden Fleisch strömte durch den kleinen Spalt und wurde rasch von dem Lilienduft überdeckt. Trotzdem konnte man ihn, wenn man direkt vor dem Sarkophag stand, riechen.

Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, schaffte ich es, den Deckel weiter zur Seite zu schieben und Leuchtete in den Sarg hinein. Darin fand ich Teile eines Skeletts, das in eine Ecke des Sarkophags geschoben worden war. Ich leuchtete den Boden des Sarges ab und entdeckte Linien, die zu einer rechteckigen Öffnung im Sargboden gehörten. Ich beugte mich vor und drückte auf den Boden. Unter meinen Händen spürte ich, wie sich der Boden absenkte und nach hinten Richtung Kopfseite verschwand. Der Geruch nach Verwesung schlug mir buchstäblich wie eine Faust entgegen und ich musste meinen Brechreiz unterdrücken. Als ich mit der Taschenlampe in die Öffnung leuchtete, sah ich eine Treppe, die tief in das Erdreich unter dem Mausoleum führte.

Ich schaute mich noch einmal um, schloss die Tür des Mausoleums und stieg in den Sarg. Langsam und vorsichtig ging ich die Stufen hinab.

Die Mutter der Kinder

Als ich am Ende der Treppe angekommen war, erstreckte sich ein langer Gang in der Dunkelheit vor mir. Links und rechts hingen erloschene Fackeln an den Wänden. Ich begann den Gang entlang zu laufen und erreichte nach gefühlten 100 m einen weiteren Gang, der in einem Höhlentunnel überging. Ich leuchtete die Wände und den Boden mit meiner Taschenlampe ab und erkannte, dass überall Skelette und menschliche Überreste von abgenagtem Fleisch, Innereien und Organen auf dem Boden verstreut lagen. Blutspritzer waren an den Höhlenwänden zu sehen und auf dem Boden konnte man schwarze Blutpfützen erkennen.

In etwas weiterer Entfernung konnte ich ein Flackern an den Höhlenwänden erkennen. Langsam und vorsichtig ging ich auf das Flackern zu und versuchte nicht über die menschlichen Überreste zu stolpern oder in den Blutpfützen auszurutschen. Als ich dem Flackern näher kam, bemerkte ich, dass es sich um eine Fackel handelte, die die Höhle beleuchtete. Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Darum schaltete ich die Taschenlampe aus.

Ein Schmatzen, das aus der Höhlenkammer zukommen schien, erregte meine Aufmerksamkeit. Ich schlich mich so leise, ging an den Eingang zur Kammer und spähte hinein. Was ich darin erblickte, ließ mich für einen kurzen Moment erstarren. In der dunklen Höhlenkammer unter dem Mausoleum traf ich auf das Wesen, das meine Kinder als „Mutter“ bezeichneten. Es hatte zottelige, strähnige, dunkle Haare, die von einer dunklen Substanz, von der ich vermutete, dass es sich um Blut handelte, überzogen waren. Die Haare klebten an Ihrer spärlich bekleideten gräulich-blauen Haut. Ihr Körper war unförmig gebaut. Keine Proportion passte zur anderen. Sie wirkte klein, untersetzt und viel zu dick für Ihre Körpergröße. Ihre Finger waren überdimensional lang und sie hielt etwas in Ihren Händen fest.

Sie bewegte sich langsam, und ich konnte erkennen, dass ihre Augen im Schein der Fackel gelblich rot leuchteten. Der Geruch, den sie verströmte, war beißend nach Rauch, Ammoniak und verfaultem Fleisch. Ich spürte eine unheimliche Macht von ihr ausgehen. Müsste ich dem Wesen einen Namen geben, könnte ich es nur Gekrallte nennen. Weil es mich an ein Troll-artiges Wesen erinnerte. Doch was es wirklich war bzw. ist, kann ich bis heute noch nicht sagen.

Erst als Sie sich wieder bewegte, konnte ich erkennen, woher das Schmatzen stammte. Sie hielt einem meiner Nachbarn mit ihren langen, dürren Fingern am Hals fest. Sein Körper lag schlafend am Boden und sein Kopf war nach hinten geneigt. Sein Mund stand unnatürlich weit offen und seine Augen zeigten nur noch das Weiße des Augapfels, das in der unzureichenden Beleuchtung zu leuchten schien. Der Kopf des Wesens war über den Mund meines Nachbarn gestülpt und ich konnte ein leichtes, glänzendes Licht zwischen den beiden Lippenpaaren erkennen. Sie kaute auf etwas herum. Schlagartig wurde mir bewusst, dass es sich von der Lebensenergie der Menschen ernährte, die meine Kinder ihm zuführten. Sie zerkaute die Energie.

Das Schmatzen nahm zu und mit einem lauten Plopp löste es seine Lippen von denen meines Nachbarn und ließ seinen Kopf auf den Boden knallen. Ein Knacken ertönte, als der Schädel auf dem Boden aufschlug. Ich vermutete, dass entweder das Genick oder der Schädel bei dem Aufprall brachen.

Anschließend stellte sich das Wesen auf, fuhr unnatürlich lange Krallen aus und rammte sie in den Brustkorb meines Nachbarn. Es zog sein Herz heraus, das noch mit sämtlichen Arterien und Venen verbunden war, und biss hinein. Ein schlürfendes Geräusch durchdrang die Kammer.

Es saugte das Blut direkt aus dem Herzen. Als es seine Blutdurst gestillt hatte, griff es nach dem toten Körper und zerfetzte ihn regelrecht in 1000 Teile, die durch die Kammer flogen und gegen Wände, Decke und Boden klatschten. Ich war froh, dass dieses Wesen mich bisher, nicht bemerkt und entdeckt hatte.

Entdeckung

Angewidert drehte ich den Kopf weg und ging einige Schritte rückwärts. Ich kam aber nicht weit. Gerade als ich mich umdrehen wollte, um nicht das nächste Opfer des Wesens zu sein, prallte ich mit etwas zusammen. Sofort hielt ich mir den Mund zu und ein gedämpfter Schrei des Schreckens drang aus ihm.

Im schummrigen Licht konnte ich erkennen, dass es sich um meine Kinder handelte. Ihre Augen waren leer und ausdruckslos. Die Gesichter ohne jede Mimik. Uwe und Dirk packten mich am Arm und zogen mich in die Dunkelheit. Gerade noch rechtzeitig.

Just in diesem Moment stand das Wesen an der Stelle, wo ich eben noch gestanden habe, und schaute in den dunklen Gang hinein. Marie hielt mir mit Ihren kleinen Händen den Mund zu.

Schwere Schritte näherten sich uns. Uwe flüsterte mir monoton zu, dass ich mich nicht rühren und still sein sollte. Er wies mich an, langsam bis 100 zu zählen und dann leise, aber schnell zu gehen. Seine Stimme klang dabei fremd. Marie und Dirk drückten mich dabei in eine Nische. Kaum stand ich an der Wand, drehten sich die 3 um und Marie sprach zu dem Wesen: „Mutter, wir sind es!“

Ich war erstaunt, als das Wesen in einer verständlichen Stimme meinen Kindern antwortete. Wie Uwe mir befohlen hatte, zählte ich bis 100 und begann mich zurückzuziehen. Ich ging einige Meter nach vorne und schaltete meine Taschenlampe ein. Kurz bevor ich den langen Gang mit den erloschenen Fackeln erreichte, passierte das, was nicht passieren sollte. Ein lautes Knacken unter meinen Füßen ertönte und ich trat durch die Gänge. Ein knurrender Schrei drang aus der Kammer und ich hörte, wie meine Kinder mir zuriefen, dass ich laufen sollte.

Ich begann zu rennen, kam aber nicht weit. Eine Blutlache am Boden brachte mich zu Fall und ich stürzte der Länge nach zu Boden. Mein Kopf prallte dabei auf einen Schädel, der am Boden lag und ich verlor das Bewusstsein.

Als ich wieder aufwachte, lag ich in der Kammer und das Wesen saß über mir. Sein Gewicht drückte dabei schwer auf meinen Bauch. Sein Gesicht war nur wenige cm von meinem Entfernen.

Angewidert über den Geruch, der aus dem Mund des Wesens drang, drehte ich den Kopf zur Seite. Ich erblickte meine Kinder. Das Wesen drückte mit seinen langen Fingern mein Gesicht wieder Richtung Ihres Gesichtes und stülpte Ihre Lippen über meine. Die ekelhafte Schmatze begann auf der Stelle und ich spürte, wie die Lebensenergie aus mir herausgezogen wurde. Es dauerte nur wenige Momente, bis ich ohnmächtig wurde. 

Kurze Zeit später wachte ich auf und fand mich in den Armen von Mutter, die mich die Treppen zum Mausoleum hoch trug und mich vor dem Sarkophag ablegte Ich war zu geschwächt um widerstand leisten zu können. Ein schabendes Geräusch drang in meine Ohren und ich konnte sehen, wie der Marmor Deckel des Sarkophag zu gezogen wurde. Durch meinen geschwächten, Dämmerzustand konnte ich mich nicht orientieren und schaffte es, irgendwie aus dem Mausoleum zu kommen. Draußen brach ich erneut zusammen und wurde ein weiteres Mal ohnmächtig.

Die Tragödie

Die Dorfbewohner fanden mich am nächsten Morgen bewusstlos neben dem Mausoleum. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht, behandelt und am nächsten Tag entlassen. Als ich vor meinem Haus stand und den Schlüssel aus meiner Hosentasche zog, fand ich darin einen Zettel, der von Uwe geschrieben wurde. Darauf stand: „Kehre nie wieder in die Höhle zurück.“ „Mutter wird dich sonst töten.“

Meine Kinder sind seitdem verschwunden und das Wesen ist zurück in die Tiefen der Höhle unter dem Friedhof gekehrt. Bis heute weiß ich nicht, was meine Kinder unternommen haben, dass „Mutter“ mich nicht tötete, sondern freiließ.

Ich wohne noch immer in dem alten Haus neben dem Friedhof und hoffe, dass „Mutter“ meine Kinder eines Tages gehen lassen wird. In jeder Vollmondnacht stehe ich an meinem Schlafzimmerfenster und schaue in die Nacht hinein. Jedes Mal hoffe ich, dass meine Kinder im Licht des Mondes erscheinen und ihren grotesken Tanz aufführen, um neue Opfer für das Wesen anzulocken. Doch bis heute warte ich vergebens. Wer weiß, wie lange eine Mutter gesättigt sein wird?

Ende

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