
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Alles hat seinen Preis 1
Alles hat seinen Preis 2
Alles hat seinen Preis 3
Alles hat seinen Preis 4
Alles hat seinen Preis 5
Alles hat seinen Preis 6
Alles hat seinen Preis 7
Alles hat seinen Preis 8
Alles hat seinen Preis 9
Alles hat seinen Preis 10
Drei Stunden nach seiner letzten Show verließ der vielleicht beste Illusionist der Welt das Stadion. Was er dabei nicht bemerkte, war, dass ihm in einigem Abstand jemand folgte. David konnte seinen Schützling nicht einfach so seinem Schicksal überlassen. David nannte ihn immer seinen Schützling, dabei waren beide fast im gleichen Alter. Sie hatten sich vor einiger Zeit in einer Bar das erste Mal kennengelernt. Eric war gerade auf einem aufstrebenden Ast, und David hatte protzerisch eine Werbeanzeige online geschalten, dass er mit seiner Agentur durchstarten wollte. Die Sympathie stimmte bei beiden, auch wenn sie charakterlich doch sehr verschieden waren. Eric war eher der Stille, der zwar auch mal auf Partys anzutreffen war, aber doch immer recht fokussiert auf seine Karriere schien. David hingegen war Frauenheld und Party-Draufgänger in einem. Selbstverständlich gehörte auch ein abgebrochenes Studium mit zahlreichen exzessiven Partys dazu. Aber es war immer eine Leidenschaft von ihm, die Fäden und damit die Verantwortung in den Händen zu haben. Und wie auch immer war er sozial bestens vernetzt. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis er sein Talent auch im Job ausnutzen sollte. Eric wusste es zwar nicht, aber er war Davids erster „großer“ Akt. Die anderen Referenzen, auf welche sich David immer berufen hatte, waren alle online gekauft. Dennoch zogen sie gemeinsam eine Show nach der anderen auf, auch wenn sie immer eine geschäftliche Distanz zueinander wahrten. Zumindest bis Eric mit der ganzen Sprache rausrückte. David fühlte sich ihm verbunden, auf eine Art und Weise, die er nur schwer beschreiben konnte. In seiner Branche war tiefgründige soziale Einsamkeit ein echtes Problem. Klar fand sich immer jemand für oberflächlichen Kontakt, aber als Freund würde er kaum jemanden davon bezeichnen. Anders als Eric.
Und so war es selbstverständlich für ihn, in jener Nacht ein Auge auf Eric zu haben. Da er es gewohnt war, unsichtbar im Hintergrund zu bleiben, musste er sich gar nicht anstrengen, Eric durch die dunklen Straßen zu folgen. Er musste aber auch zugeben, dass dieser sich kaum wirklich umgesehen hatte. Teilweise strich er ziellos umher oder schaute sich nur halbherzig um. In manchen Momenten wirkte es aber, als ob er irgendwas verfolgte.
Er trat den Rückweg in sein Apartment an. Er brauchte erstmal etwas Schlaf, aber der nächste Schritt nahm in seinem Kopf schon Formen an.
Eric hatte ihm von dem asiatischen Laden erzählt. Auch wenn es bedeutete, dass David einmal quer durch das Land musste, so wollte er dennoch wissen, ob der Ladenbesitzer vielleicht noch mehr wusste. Zum Glück hatte Eric seine Karriere beendet. So musste David niemanden Rede und Antwort stehen, wo sein Schützling war. Zumindest eine Erleichterung…
David stand nun vor dem Laden. Mittlerweile waren zwei Tage vergangen, und es gab kein Lebenszeichen von Eric. Der Laden war gar nicht so schwer zu finden gewesen. Die Suchmaschine auf Davids Smartphone spuckte den Laden gleich als Erstes aus, wenn es um asiatische Souvenirs in der Hauptstadt ging. Jetzt, wo David davor stand, wunderte es ihn umso mehr. Die Scheiben wirkten blass und dreckig. Von außen erweckte der Laden einen dunklen und wenig liebevollen Eindruck. Aber David wollte sich auf die inneren Werte verlassen, auch wenn dies sonst nicht seine übliche Vorgehensweise war. Aber auch dieser Eindruck war nicht unbedingt positiv. Staub fast überall und die meisten Souvenirs und Verkaufsartikel konnte man zum Bruchteil des Preises online erwerben. Der Laden musste seine Stärken in den 90er Jahren gehabt haben. Nur der dafür typische Geruch des Ladens geht einem beim Online-Shoppen verloren. Aber David würde viel dafür geben, den Muff des Ladens, gemischt mit Räucherstäbchen, loszuwerden. Kurz nachdem die Türglocke seine Anwesenheit angekündigt hatte, schob sich eine ältere Person durch einen Perlenvorhang aus einem Hinterzimmer hervor. Es war ein Mann in den Siebzigern, welcher von seiner Kleidung und seinem Auftritt doch sehr gut nach Asien passte. Abgesehen davon, dass seine Gesichtszüge typisch mitteleuropäisch waren.
„Wie kann ich dir denn helfen?“, trat er auf David zu. „Ich suche einen Freund, er war vor einigen Wochen mal hier. Ich suche mal ein Bild“, sprach David und zog sein Smartphone. „Der junge Mann mit seinem „unklaren“ Thailand Urlaub?“, unterbrach ihn der Ladenbesitzer. David war kurz sprachlos und nickte zuerst nur. „Woher wissen Sie das?“. Ein Schmunzeln überkam den Händler: „Sieh dich mal um, die Staubschicht auf den Artikeln deutet nicht unbedingt auf regen Publikumsverkehr hin. Der Laden hält mich fit, trägt aber gar nichts zu meiner Rente bei. Der Online-Handel hat uns komplett plattgemacht. Ich glaube, dein Freund war sogar der letzte Besucher seither. Er steckt sicher in Schwierigkeiten, oder? Erzähl mir, was los ist.! Magst du einen Tee haben?“ David verneinte, er war noch nie der Tee- oder Kaffeetrinker gewesen. Dennoch begaben sich beide in Richtung der Sitzecke. David hatte kein Interesse daran, hier nur Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten. Deshalb erzählte er dem Ladenbesitzer alles, was er wusste, bis zu Erics Verschwinden auf dem Platz. Jener hörte nur zu und verzog keine Miene. „Ich hatte deinem Freund vor seinem Urlaub eine Sammlung mit alten Sagen und Aberglauben mitgegeben. Dort standen auch einige Sachen aus Thailand drin. Ich hoffe, er hat das nicht als Reiseführer genutzt“, gab der Händler nachdenklich zu. „Es gab eine Sage unter den Stämmen der Eingeborenen. Du kennst ja die Geschichte hinter den Auserwählten mit dem Zeichen, dem Tattoo, und deren Verbindung zu den gierigen Dämonen. Der Sage nach starben viele der Dämonen aus, weil sich das Volk weigerte, weiter zu dienen. Die Folgen für die Stämme waren noch schlimmer. Aber angeblich erhob sich ein Stamm. Sie konnten den Dämon zwar nicht besiegen, aber in eine Höhle sperren. Diese Höhle stand in dem Buch, welches ich Eric aushändigte. Ich hatte eigentlich gehofft, dass die darin enthaltenen Warnungen selbsterklärend sind. Aber da habe ich mich getäuscht.“ David hörte gebannt zu. Ein Teil in ihm wollte immer noch nichts von Flüchen, Dämonen oder Zauberern wissen. Aber die Vorkommnisse der letzten Wochen ließen sich nicht leugnen, und mit natürlichen Vorgängen konnte er nicht mal die Hälfte davon erklären. „Eric hatte was davon erzählt, dass er hier ein Knochenfragment bekommen hat. Haben Sie darüber noch genauere Informationen?“ – „Ich weiß nur sehr wenig darüber. Angeblich stammte es aus der Krone eines mächtigen „gefallenen Königs“. Ein Volk soll sich gegen ihn aufgelehnt haben. Von diesem Strang der Geschichte gibt es keine weiteren Informationen. Sowohl der Stamm als auch das Wesen sind nicht weiter dokumentiert. Aber dies geschah, bevor eines der Wesen in der Höhle eingesperrt wurde. Meine Überlegung: Wie hat es ein einfaches Volk Eingeborener geschafft, einen Dämon, welcher ganze Landstriche terrorisiert hat, in eine Höhle zu sperren? Ich denke, die hatten Hilfe. Und ich denke, der Knochen war daran nicht ganz unschuldig.“ David war nicht ganz klar, wie er auf diese Antwort reagieren sollte. Einerseits hatte sein Freund ein mächtiges Werkzeug bei sich, wenn man einer alten Überlieferung gemischt mit den Vermutungen eines ungewöhnlichen Ladenbesitzers Glauben schenken konnte. Dennoch brachte es ihn in seiner Situation nicht weiter. Weder konnte er Einfluss auf Eric nehmen noch wusste er, wo dieser sein könnte. David unterhielt sich noch mindestens zwei Stunden mit dem Ladenbesitzer, aber weitere hilfreiche Erkenntnisse hatte dieser nicht mehr parat. David trat den Heimweg an. Die Hilflosigkeit sollte ihm in den nächsten Tagen ungemein zusetzen. Nicht helfen zu können, nicht zu wissen, ob es Grund zur Hoffnung gab.
Die nächsten Tage zogen sich wie Kaugummi. David stellte eine Anzeige online, um neue Klienten zu gewinnen. Aber so ganz war er im Kopf nicht bei der Sache. Dennoch mussten sich seine Konten wieder füllen. Die Momente der Freizeit, in welcher er hätte nachdenken können, verbrachte er jedoch in Gesellschaft von Frauen und Alkohol. Jeder hatte seine eigene Art, mit Problemen umzugehen. Nach einigen Tagen riss ihn eine E-Mail aus seinem alltäglichen Trott. Leo hatte ihm geantwortet und bat um ein Treffen. Vielleicht ergaben sich hieraus neue Erkenntnisse. Schaden konnte es sicher nicht. Und David brauchte sowieso eine Beschäftigung.