Das Notizbuch
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Wind heulte auf in dieser dunklen, finsteren Nacht. Die schwere schwarze Dunkelheit verschluckte alles, was ihr in die Quere kam. Jede einzelne Laterne erlöschte ihr künstliches Licht. Jedes Haus wirkte düster und verlassen. Nicht ein kleines Licht brannte mehr in den Gebäuden, bis auf eines… Ganz oben vom Haus war ein Fenster. Ein kleines Fenster. Das Licht schien nicht normal und gleichmäßig, so wie die Straßenlaternen, die künstliches Licht auf den Gehweg warfen. Es schien zu flackern, so als würde es leben und war sehr schwach. Nur ein kleines, einzelnes Lichtchen in Mitten der Dunkelheit. Das flackern des Lichtes ließ einen schwarzen Schatten auf der Wand tanzen. Dieser schwarze Schatten saß gebückt und machte nichts. Nur ganz selten hob es seinen Kopf und drehte sich um, um nach draußen zu schauen. Es beobachtete dich mit seinem tief schwarzen Gesicht und seinem dürren Körper. Hin und wieder mal hob es etwas in die Luft und du sahst es seinen Kopf schief legen, als ob es sich etwas fragen würde. Gerne würdest du wissen wollen, was es da in den Händen hält, aber das kannst du nicht. Soweit lässt der Schatten dich nicht kommen. Kaum hatte er dieses Etwas in die Luft gehoben verschränkte er auch schon wieder seine Arme und dieses Etwas verschmolz im Körper des Schatten.
In diesem Ort, ganz oben vom Haus saß ein Mädchen. Es war ein sehr hübsches Mädchen. Blonde, lockige Haare hingen ihr lose bis zu ihren Schultern. Das grüne Top, das sie sehr gerne trug, passte in Kombination mit ihrer hellgrauen Jeanshose. Das ganze wurde durch ihre karamellfarbenen Augen betont. Sie sagte nichts, machte nichts. Sie saß nur still und ruhig auf dem kalten Holzboden im Schneidersitz und las. Sie las in einem kleinen Buch. Es war in schwarzes Leder eingebunden, welches mit der Zeit ihren Glanz verloren hatte. In der Mitte des Buches stand ein Name eingeritzt: Jane. Der Name des Mädchens, dem das Buch hier gehörte. Er war sehr sorgfältig und langsam eingeritzt worden und nicht zu fest, sodass es keine Seiten beschädigt hatte. Das Papier selbst war gelb und sehr dünn. So dünn, dass man mit jedem Mal umblättern Acht geben musste, dass die Seiten nicht reißen würden. Einige der Seiten waren bereits beschriftet worden mit roter Tinte. Im schwachen Schein der Kerze leuchtete die Farbe hellrot auf. Darin standen jedoch nicht irgendwelche einfachen Notizen, nein. Es war ein Tagebuch.
18.6.2003 Liebes Tagebuch,
heute war ein unheimlicher Tag. Ich fühlte mich so… beobachtet als ich gerade dabei war meine Einkäufe zu erledigen. Als ich mich umdrehte sah ich jedoch niemanden, nur eine nette, alte Dame, die in den Regalen nach etwas suchte. Sie hätte mich auch nicht beobachten können, wieso auch? Als ich zu ihr hin ging und nachfragte machte sie auf mich einen unschuldigen und freundlichen Eindruck. Sie wunderte sich auch, warum ich sie so etwas gefragt hatte, also hatte sie nichts mit der Sache zu tun.
Doch ich glaube, dass…
Weiterlesen konnte das Mädchen nicht, denn sie hörte wie jemand die Treppe hoch zur ihr lief. „Jane? Schatz, bitte komm doch runter! Es ist kalt hier und du solltest nicht im schwachen Kerzenlicht lesen, dass ist nicht gut für deine Augen!“ , mahnte eine sanfte und freundliche Frauenstimme. Ihre Mutter. Schnell klappte das Mädchen das Buch zu und versteckte es unter ihrem Top. Ihre Mutter sollte nicht sehen, dass sie schon wieder etwas vom Dachboden mitgenommen hatte. Das konnte sie gar nicht leiden, doch ihre 15-jährige Tochter mochte es alte Schätze, die der Vergangenheit angehörten hervor zu holen. Für sie war es so besonders und aufregend, wie für ein kleines Kind das Geschenke auspacken an Weihnachten: Man wusste nie, was sich alles sonderbares in diesem Dachboden verborgte. Jane ging an ihrer Mutter schnell vorbei und die Treppe runter, bevor ihre Mutter bemerken würde, dass sich unter ihrem Top ein Buch abzeichnete.
In ihrem Zimmer verstaute sie es gut in eines ihrer Schubladen. Zusätzlich verschloss sie es mit einer Kette, welche sie sich besorgt hatte, weil ihr kleiner Bruder Vincent gerne in ihrem Zimmer herumschnüffelte. Kein Wunder, bei einem 10-jährigen Jungen. „Jane! Komm doch jetzt bitte! Wir wollen zu Abendessen!“ Wiederholte ihre Mom erneut genervt. Seufzend ging sie aus ihrem Zimmer und schloss die Tür. „Ich komme ja.“ , murmelte sie und begab sich in die Küche. Sie sah, wie ihr Vater und ihr Bruder gerade dabei waren den Tisch fertig zu decken. Währenddessen holte sie Milch, Käse und Butter aus dem Kühlschrank. Das Abendessen erfolgte recht still und eintönig. Es wurde nicht viel geredet und wenn doch, dann nur kurz. Bis auf „Wie war dein Tag?“ „Gut. Und deiner?“ „Es geht.“ hatten sie sich nicht viel zu sagen. Nach dem Abendessen und nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, ging Jane in ihr Zimmer und legte sich in ihr Bett. Sie schaltete das Nachtlicht an und holte das Notizbuch heraus. Sie las an der Stelle weiter, wo sie aufgehört hatte zu lesen:
Ich glaube nicht, dass sie es war. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet?
Der Rest war nicht weiter interessant. Sie beschrieb hier nur noch, wie ihr Tagesablauf war und das ihr Freund ihr einen schlechten Streich gespielt hatte, den sie gar nicht lustig fand. Nach einer Weile wurde das Mädchen müde und legte das Buch beiseite. Sie schlief ein, träumte aber nichts. Stunden vergingen, bis ein leises Flüstern sie langsam aus ihrem Schlaf holte: „Jane,“ „Jane,“ flüsterte eine kalte emotionslose Stimme in die Nacht hinein. „Ich beobachte dich.“ Beim letzten Satz schrak sie auf. Das Nachtlicht, dass sie vergessen hatte auszumachen, brannte immer noch. Mit den Augen huschte sie durch jede Ecke ihres Zimmers. Nichts zu sehen. Jane versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und schaltete das Licht aus.
Am nächsten Morgen machte sie sich fertig für die Schule. Als sie das Bad verließ wartete ihr Bruder schon ungeduldig und sprang hin und her. „Mach schneller, ich muss auf Klo!“, forderte ihr Bruder. Genervt von ihm verdrehte Jane die Augen und meinte: „Wenn du es nicht halten kannst, dann mach dir in die Hose.“ Dann entfernte sie sich von ihm, um weiteren Streit zu vermeiden. Bevor sie runter ging nahm sie das Buch noch mit. Auf dem Weg zur Schule konnte sie immerhin weiterlesen. Womöglich würde sie heute erfahren, wer dieses Mädchen beobachtet hatte? Nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück begab sie sich auf den Weg zur Schule.
Der Weg führte sie in einen nahegelegten Wald, der mit der Schule praktisch verbunden war, weil diese sich daneben befand. Mit dem Buch in ihrer Hand las sie weiter.
27.6.2003 Liebes Tagebuch,
heute habe ich ihn gesehen! Meinen Verfolger! Er stand am anderen Ende der Straßenseite und grinste mich höhnisch an. Panik durchströmte meinen Körper und ich stand da wie angewurzelt. Ich konnte nichts machen. Mich nicht bewegen, nicht schreien. Gar nichts. Er kam auf mich zu, streckte eine Hand nach mir aus. Durch den dichten Regen, sah ich lediglich seine Augen. Sie glühten rot. Mit jedem Schritt den er mir näher kam erkannte ich das seine Haut verfault war mit einem seltsamen Hautton aus braun und schwarz. Er roch extrem nach Verwesung und Blut. Seine Kleidung, die aus einer zerrissenen hellbraunen Hose und einem Hemd in derselben Farbe bestand und ebenfalls zerrissen war, war mit ausgetrocknetem Blut befleckt. Meine Beine bewegten sich wie von selbst und ich rannte, so schnell ich nur konnte. Weit kam ich aber nicht. Er holte mich ein und sperrte mich in dieser Hütte hier im Wald ein. Im Nebenzimmer höre ich immer wieder qualvolle Schreie und ein schmerzerfülltes Reißen, gefolgt von einem Schmatzen. Ich will mir nicht ausmalen, was er mit seinen Opfern da tut. Die Tür geht auf. Er ist hier.
Erschrocken warf Jane das Tagebuch weg. Der Rest war mit getrocknetem Blut bedeckt. Ihr wurde schlecht. Sie ging in den Wald hinein und übergab sich. Nach einer Weile hatte sie sich beruhigt und wollte weiter gehen, bis sie ein leises Wimmern vernahm. Sie ging dem Wimmern nach. Mit jedem Schritt wurde das Wimmern immer lauter und lauter. Schließlich sah sie eine alte Frau zusammengekauert auf dem Boden, die nun weinte. Vorsichtig nährte sie sich ihr zu. „Warum weinen Sie denn?“ , fragte Jane die alte Dame. Diese drehte sich zu ihr um mit einem verquollenen Gesicht und antwortete: „Ich habe meine Enkelin verloren. Willst du meine Enkelin sein?“ Den letzten Satz sprach die Frau mit einer tiefen verzerrten Stimme. Urplötzlich veränderte sich ihre blasse Haut in eine tief schwarze gemischt mit braun. Auch ihr Gesicht schmolz dahin und rote Augen luckten durch die leeren Augenhöhlen der Frau hervor. Als dieses… Ding jetzt grinste floss Blut aus seinem Mund. Ein ganzer Schwall. Es stand auf und nährte sich Jane. „Du musst Jane sein.“ , sprach er immer noch mit dieser verzerrten tiefen Stimme. Dabei spuckte er etwas Blut auf ihr Gesicht. Jane war zu schockiert um etwas zu sagen oder zu schreien. Das Ding überaus grinsend, packte sie am Arm und brachte sie in diese Hütte, die die andere Jane beschrieben hatte. Achtlos schmiss er sie in den Raum. Sie spürte, wie sie auf jemanden landete. Als sie hinter sich schaute, schrie sie auf. Ein Mädchen lag mit offenem Bauch und Brustkorb da und starrte mit kalten Augen zur Decke. Ihre Haut war kalt und blass und ihr ganzer Körper mit frischem, warmen Blut übersehen. Diese Kreatur lachte plötzlich schallend auf, so das Jane zusammenzuckte. „Sie war nur das Hauptgericht. Jetzt kommt das Dessert!“ , erklärte es und rannte auf sie zu. Mit seinen messerscharfen Krallen schnitt er ihr ganz langsam ihren Bauch auf. Egal wie sehr Jane auch schrie, ihre Schreie wurden nicht gehört. Niemand hörte dieses Mädchen schreien…