Der Regentag
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der Waldkult – Regentag
Von Old Preacher
-> Teil II:
Es Regnete. Und das schon seit Tagen. Obwohl wir Mitte August hatten, kam nur selten die Sonne raus. Stattdessen war es bereits seit Wochen nur bedeckt. Mir war das egal, da ich selten mein Zimmer verließ. Gestern hatte ich meinen Sechzehnten Geburtstag und bekam von Mom und Dad eine neue Grafikkarte, die ich auch gleich verbaut hatte. Seitdem zocke ich mein Spiel ohne Pausen. Nur einmal war ich auf dem Klo gewesen. Mittlerweile war es knapp 15 Uhr und ich fühlte meinen leeren Magen knurren.
Wir lebten in Portland, etwas weiter entfernt in einer kleinen Vorstadt. Hier gab es nichts weiter als alte urige Wälder. Direkt hinter unserem Haus fing der Wald an und endete hunderte Meilen im Nirgendwo. Ich mochte keine Wälder. Sie waren gruselig, mysteriös. Als würde man sich darin verlieren.
Verschwinden.
Es gab überraschenderweise viele Vermisstenmeldungen in großen Wäldern. Viele dieser Fälle waren harmlos. Wanderer, die sich verliefen und dann irgendwann von Rangern gefunden wurden. Es gab aber auch Fälle, wo Menschen in den Wald gingen und nie mehr gesehen wurden. Missing 411. Eine Verschwörungstheorie, die mittlerweile das ganze Internet und darüber hinaus erobert hatte. Bücher wurden geschrieben, Filme und Dokumentationen gedreht. Und all diese Menschen verschwanden in Wäldern und Nationalparks.
Das war aber nicht der Grund, weshalb ich selten das Haus verließ. Der Grund war Mason. Mason Jackson. Mein Nachbar. Ein totales Arschloch. Er ist der Captain des Footballteams, hat eine heiße Freundin und einen leicht sadistischen Tick, den besonders seine kleinen „Lämmer“ zu spüren bekamen. So nannte er seine Opfer. Ich weiß nicht, wann es angefangen hatte, aber seitdem ist mein Leben zur Hölle geworden. In der Schule stellte er mich vor seinen Buddys bloß, raubte mein Essensgeld und lässt sich allerhand anderen Scheiß einfallen.
Deswegen ging ich nicht gerne zur Schule. Musste ich ehrlich gesagt auch nicht. Beim letzten League of Legends Turnier habe ich 10.000 Dollar gewonnen. Von meinem Kinderzimmer aus. Meine Eltern konnten es nicht glauben. Als ich meinem Dad damals den Check präsentierte, konnte ich erst einen Unglauben sehen und dann den Stolz. Sein kleiner Junge, hatte sein erstes Geld erarbeitet. Seitdem erhielt ich Privatunterricht und meine Eltern versuchten mich zu fördern.
Ich stand auf und überlegte mir etwas aus der Küche zu besorgen, als ich die bedrückende Stille spürte. Nichts. Draußen regnete es, aber es kam kein Ton von den dicken Tropfen, die gegen das Fenster schlugen. Nur Stille. „Mom?“ rief ich. Doch niemand antwortete. Ich schaute mich um. Die nahende Dämmerung ließ Schatten entstehen, die langsam durch mein Zimmer krochen. Noch immer regnete es in Strömen, aber die Regentropfen schlugen nur stumm auf das Fenster auf. Als würde die Welt schweigen. Ich merkte, wie sich kalter Schweiß auf meiner Stirn bildete. Langsam verließ ich mein Zimmer. Der Flur war dunkel. Ich blickte die Treppe zur unteren Etage runter. Die Haustür, die direkt gegenüber der Treppe war, stand sperrangelweit offen. Eine große Lache aus Wasser breitete sich langsam auf den Holzdielen aus. Langsam ging ich die Treppe runter. Die vierte Stufe von oben gab keinen Ton von sich. Obwohl sie sonst immer knarzte. „MOM?!“ rief ich mit leichter panischer Stimme
Nichts.
Unten angekommen schaute ich aus der Haustür nach draußen in unseren Vorgarten. Die meisten Blumen waren durch den vielen Regen schon eingegangen. Und dann sah ich sie.
Meine Mutter.
Sie stand dort im Regen. Nackt. Der Regen floss in Strömen an ihren Rücken hinab. Langsam drehte sie sich um. Dort wo einst ihr Gesicht war, existierte nichts mehr. Das gesamte Gesicht war weg. Nur noch Haut war zu sehen. Keine Augen, kein Mund und auch keine Nase. Nur leere. Ich schrie, rutsche auf den nassen Dielen aus und fiel. Während ich fiel, meinte ich hinter meiner Mutter eine schwarze Gestalt zu erkennen. Ich konnte sie nicht richtig sehen. Ich schlug auf den harten Boden auf, mein Kopf knallte gegen die unterste Treppe, Schmerz, und ich spürte die nahende Dunkelheit. Kälte umgab mich. Ein letzter Blick auf meine Mutter. Doch sie war weg. Stattdessen stand dort eine Gestalt, gekleidet in schwarzen Klamotten. Mason.
Ich schlief ein.
*
Das erste was ich hörte war das regelmäßige Piepen des EKGs. Wo war ich? Ich versuchte meine Augen zu öffnen und bereute es gleich wieder. Strahlendes Licht ließ meine Netzhaut brennen, so dass ich meine Augen schnell wieder schloss.
Ich erwachte wieder. Keine Ahnung wie lange ich geschlafen hatte, aber ich hörte eine bekannte Stimme. Meine Mutter. Nochmals versuchte ich meine Augen zu öffnen und es gelang mir. Die Augen tränten, als ich mich im Zimmer umsah. Ich im Krankenhaus. An meinem rechten Arm steckte eine Kanüle, die meinen Körper mit Flüssigkeit versorgte. An meiner Brust konnte ich zahlreiche Elektroden ausmachen, die meinen Puls und den Herzschlag kontrollierten. Die Luft war trocken und es roch nach Desinfektionsmitteln.
„Mein Junge, du bist wach“ hörte ich meine Mutter sagen. Tränen standen Ihr in den Augen, als sie sich zu mir beugte. „Mom? Was ist passiert? krächzte ich. „Ach kleiner! Du bist die Treppe runtergefallen. Wäre dein Nachbar Mason nicht da gewesen, hättest du es nicht mehr geschafft“ antwortete meine Mutter mit belegter Stimme. Anscheinend war ich die Treppe runter gestürzt und hatte mir den Kopf schwer angeschlagen. Mason sah mich durch die offene Haustür und verständigte den Rettungswagen. Meine Mutter hatte davon erst nichts mitbekommen, da sie hinten im Garten war und gearbeitet hat. Laut den Ärzten hatte ich eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen. Noch Tage danach versuchte ich mich zu erinnern. Aber da war nichts. Meine letzte Erinnerung war, wie ich die Treppe runterging. Ich spürte das da noch etwas war, aber der Nebel in meinem Kopf war zu dicht.
Ich schaute zu meiner Mutter. In ihren Augen spiegelte sich die Sorge um ihr Kind wider. Trotz den deutlichen Augenringen, sah sie immer noch hübsch aus. Sie wurde mit siebzehn Jahren mit mir Schwanger und war jetzt erst 34 Jahre alt. Sie reicht mir ihren kleinen Schminkspiegel. Ich betrachtete mein Gesicht. Ich sah nicht gerade wie ein Adonis aus. Normalerweise hatte ich dichtes braunes Haar und eine kleine Stupsnase. Generell hatte ich sehr feminine Züge. Jetzt hatte ich einen dicken Verband um meinen Kopf und meine grauen Augen waren leicht gerötet. Ich schloss den kleinen Spiegel und reichte ihn wieder meiner Mutter.
Nach einer Woche im Krankenhaus wurde ich endlich entlassen. Mein Vater kam von seiner Geschäftsreise nach Hause und wir verbrachten einige Tag zusammen. Einige Wochen später saß ich wie immer vor meinem Rechner und versuchte mich gerade an einigen Onlineaufgaben, die mir meine Privatlehrerin Frau Blackburne zugesandt hatte. Doch so richtig konnte ich mich dafür nicht begeistern. Ich bekam schnell Kopfschmerzen, wenn ich versuchte mich zu Konzentrieren. Laut Ärzten würde das auch noch ein paar Wochen so bleiben. Dementsprechend konnte ich auch nichts Zocken. Die Konzentration fehlte einfach.
Es war Samstagnachmittag, als ich etwas Unheimliches erlebte. Wie immer regnete es draußen und der Himmel war zugedeckt mit schweren, schwarzen Wolken. Ich war gerade in der Küche und machte mir einen Wrap in der Mikrowelle warm, als ich ein klopfen vernahm. Es kam nicht von der Haustür, sondern von der Gartentür im hinteren Ende des Hauses. War es meine Mutter? Hatte sie sich ausgesperrt? Während mein Wrap sich langsam in der Mikrowelle drehte, ging ich durch das Wohnzimmer nach hinten. Hinter dem Wohnzimmer befand sich das kleine Esszimmer mit der Hintertür zum Garten. Die Hintertür bestand vorwiegend aus Glas mit einem einfachen Holzrahmen. Erst letzte Woche hatte mein Vater den Türrahmen neu gestrichen. Doch vor der Tür war niemand.
Ich schaute in den Garten hinaus, konnte aber nichts Merkwürdiges wahrnehmen, außer den bedrohlichen Schlund des Waldes. Die breiten, urigen Stämme der alten Eichen waren mit giftgrünem Moos bedeckt. Der dunkle Himmel verstärke das Schattenspiel. Meine Fantasie meinte, kleine zierliche Schattenwesen zwischen den Bäumen umhertänzeln zu sehen. Ich schaute genauer zum Waldrand, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen. Das dichte Unterholz und die breiten Stämme verwehrten mir den Blick. Die Mikrowelle signalisierte, durch ein Piepen, dass mein Wrap aufgewärmt und verzehrbereit war. Ich wandte mich um und bemerkte dabei eine huschende Bewegung im Augenwinkel. Schnell drehte ich mich wieder Richtung Garten und Waldrand, konnte aber auf Anhieb nichts entdecken. Verdammt. Sind das die Nachwirkungen der Gehirnerschütterung? Ich schaute nochmal zum Waldrand und erstarrte. Dort vorne, zwischen zwei Eichenbäumen, halb verborgen im Schatten, stand eine Person. Ich konnte nur dunkel Umrisse erkennen, aber dort stand definitiv jemand. Die Person muss knapp über zwei Meter groß sein. Ich wich einen Schritt nach hinten aus, strauchelte etwas, konnte mich aber schnell wieder fangen. Die Gestalt stand immer noch dort. Der Himmel klärte sich etwas auf, so dass ich die Gestalt besser sehen konnte. Mein Herz pumpte wie verrückt als ich auf das grausige Gesicht blickte. Trotz der Entfernung konnte ich sehen das, dass Gesicht des Mannes Fahl grün und mit großen eitrigen Pocken übersäht war.
Langsam machte das Ungetüm einen Schritt nach vorne. Es trat aus dem Schatten vollends hinaus. Die Kleidung bestand aus grünen Lumpen. Überall an der Kleindung waren kleine Angelhaken angebracht. Erst jetzt konnte ich sehen, dass der Fremde ein Fischernetz über die Schultern geworfen hatte. Ich war wie paralysiert, konnte mich nicht bewegen, konnte nicht atmen. Der Mann blieb abermals stehen, schaute mich trotz der Entfernung an und plötzlich ging er in die Hocke und sprintete wie ein Athlet auf mich zu. Erst jetzt war mein Körper wieder handlungsfähig. Ich lief in die Küche, verschloss die Tür zum Wohnzimmer und suchte nach dem Telefon. Dort neben dem Kühlschrank fand ich das Smartphone meiner Mutter. Hektisch entsperrte ich das Gerät mit meinem Geburtsdatum und wählte den Notruf. Währenddessen hörte ich ein Klirren. Die Gartentür wurde eingetreten. Das Smartphone piepte. Keinen Empfang. Scheiße.
Dann rumste es, etwas Schweres traf die Wohnzimmertür. Ich drehte mich zum Messerblock, fasste das große Steakmesser am Griff. In der nächsten Sekunde splitterte die Wohnzimmertür auf und zum Vorschein kam, nichts. Da war niemand. Ich schaute mich suchend um, versuchte die Situation zu begreifen. Mein Kopf schmerzte, als hätte ich einen übelsten Kater.
Meine Mutter kam polternd aus dem Schlafzimmer, schaute mich mit großen Augen an. „Schatz… ist alles in Ordnung? Fragte sie mit zittriger Stimme. Ihr blick fiel auf das große Messer in meiner Hand. Ich schaute meine Mutter an. Sieht sie etwa nicht die zersplitterte Tür? Ich schaute zum Wohnzimmer. Nichts. Die Wohnzimmertür war normal verschlossen. Ich ließ das Messer fallen und sank ohnmächtig zu Boden. Dabei bemerkte ich den verwirrten, ängstlichen Blick meiner Mutter nicht mehr. Ich bemerkte auch nicht mehr, wie sich die Haustür öffnete und Mason in den Flur trat. Ich bemerkte auch nicht mehr, wie er meiner Mutter einen Brieföffner in den Nacken rammte. Ich bemerkte nicht mehr, wie er mich auf die Schultern legte und mich aus dem Haus trug.
Dunkelheit. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, nur um zu bemerken, dass meine Augen bereits offen waren. Eine muffig riechende Binde behinderte mir die Sicht. Ich wollte schreien, konnte aber nicht. Ein Stoffknäul in meinem Mund verhinderte das Sprechen.
„Du bist wach“. Das war Mason. Ich würde seine Stimme immer wieder erkennen. Sie klang, wie Schleifpapier, dass man über Metall reibt. Langsam merkte ich, dass auch meine Füße und Beine gefesselt waren. Wie ein aufgebäumtes Pferd versuchte ich mich zu befreien, doch Widerstand war zwecklos.
„Lass es einfach bleiben, du wirst nicht entkommen können“ kam es von Mason. „Weißt du, Steven, es ist wirklich schade. Ja, ich habe dich immer gehänselt, nicht weil ich es so wollte, nein es war meine Aufgabe. Den Geist brechen. So nannte es der Eine.“ Ich hatte keine Ahnung was Mason da eigentlich redete. Verdammte Scheiße, dass darf doch nicht wahr sein. „Bleib Ruhig, Steven“ flüsterte Mason. „Ich bin hier nicht der Böse. Ja ich habe eventuell deine Mutter getötet, ja ich habe sie damals als du im Krankenhaus gebracht wurdest hypnotisiert, ihre Kleidung ausgezogen und mich von Ihr genährt, wie es ein Mann tun sollte. Aber das alles tat ich nur für dich. Du musst gebrochen werden, damit du den Einen aufnehmen kannst. Unser Erlöser. Unser Gott.“ Ich hörte den Wahnsinn in seiner Stimme. Was hat er mit meiner Mutter getan?
Und dann erzählte mir Mason die ganze Geschichte.
Der Tag, an dem ich ins Krankenhaus gebracht wurde, da war Mason bei mir. Er rief den Krankenwagen. Was ich aber nicht wusste, war dass er meine Mutter im Garten entdeckte. Sie war gerade dabei die Gartenstühle in den Schuppen zu verfrachten, damit diese nicht Nass wurden. Dabei hatte Sie die Haustür offengelassen. Mason näherte sich meiner Mutter, sie unterhielten sich und dann nutze Mason einen Trick, den er von seinem Vater gelernt hatte. Und sein Vater hatte es von seinem Vater gelernt. Seit Generationen besaß die Familie von Mason diese Fähigkeit.
Er verwickelte meine Mutter in ein Gespräch, schaute ihr in die Augen und hypnotisierte sie mithilfe von speziellen Augenbewegungen. Er erzählte mir, wie meine Mutter mit leerem Blick im Garten stand. Mason kicherte. Ich spürte die Wut in mir aufsteigen. Dann habe er meine Mutter zum Schuppen geführt und langsam ihre Kleider ausgezogen. Er berichtete mir, wie er ihren nackten Körper berührte und sie dann wie ein wildes Tier nahm. Tränen der Wut füllten meine Augen, ich versuchte mich aus den Fesseln zu winden. Mason lachte schrill und erzählte weiter. Ich bemerkte jedoch wie die Fesseln an meinen Händen sich langsam lösten. Ein Plan begann in meinem Kopf Form anzunehmen.
Währenddessen erzählte Mason weiter. Nachdem er mit meiner Mutter fertig war, wollte er eigentlich wieder zurück nach Hause, dann ging meine Mutter jedoch zur Vordertür. Anscheinend war sie immer noch hypnotisiert. Mason wirkte wieder seinen Trick, um ihre Erinnerung auszulöschen, dabei bemerkte er jedoch mich. Durch die nassen Dielen fiel ich schließlich zu Boden. Mason rief dann den Rettungswagen. Er konnte mich nicht dort liegen lassen. Und dann fing die Geschichte erst richtig an.
Von Mason erfuhr ich, dass seine Familie seit Jahrzehnten zu einem alten indigenen Kult gehörte. Die Waldmenschen. Die Vorfahren von Mason kamen damals mit der Mayflower nach Amerika und siedelten sich hier in der Nähe an. Schnell merkten die Menschen damals, dass irgendetwas in den dichten Wäldern lebte. Einige Monate später offenbarte sich der Familie dann die Wahrheit. Ein uralter Kult, gefürchtet von den Ureinwohnern lebte in den weiten Wäldern der USA. Getrieben von dunklen Riten, schlachteten sie Männer ab, nahmen sich Frauen und schändeten sie. Die Menschen damals begannen den Kult zu fürchten.Masons Familie jedoch war davon derart besessen, dass sie ihre eigenen Nachbarn eines Nachts in den Wald führten und dann dort dem Kult übergaben. Als Belohnung wurden die Masons in den Kult aufgenommen. Es war nicht nur esoterischer Mist, den diese Menschen dort fabrizierten. Sie nutzten tatsächliche Magie. Dunkle Magie, wie mir Mason sagte.
Ich weiß nicht was ich davon halten sollte. Eins steht jedoch fest, Mason wird dafür bezahlen. Was er meine Mutter angetan hatte, das würde er niemals vergessen. Mason begann wieder zu reden und merkte nicht, dass ich meine Handgelenke fast befreit hatte.
Er erzählte mir, dass der Kult und deren Anhänger dunkle Riten mit Menschopfer abhielten, um dadurch Wohlstand zu erhalten. Damals fand seine Familie nach einem Ritual eine versteckte Goldader und ein krankes Familienmitglied wurde über Nacht wieder gesund. Aber all dies hatte noch einen weitaus schrecklichen Preis. Alle hundert Jahre benötigte der Kult einen gebrochenen Körper, damit dort der Gott des Kultes einfahren konnte. Der Eine. So hieß der Gott. Einen anderen Namen hatte er nicht. Bei dem Körper muss es sich um einen Jugendlichen handeln. Die Auserwählten wurden brutal gefoltert, bis deren Wille gebrochen wurde. Danach würde Der Eine für exakt einen Tag in den Körper fahren. Er würde Gaben verteilen und weitere Opfer fordern. Und das Gefäß war diesmal ich. Mason hörte auf zu sprechen. Ich hörte, wie er sich mir näherte. Dann direkt vor meinem Ohr flüsterte er „Ich lass dich erstmal ausruhen. Heute Abend ist es endlich soweit“ er kicherte und entfernte sich wieder. Ich hörte wie er eine Treppe hinaufging und eine Tür geöffnet und geschlossen wurde.
Stille.
Jetzt war die Zeit gekommen. Ich befreite meine Hände und nahm mir als erstes die Augenbinde ab. Ich war in einem Keller. Vor mir ging eine hölzerne Treppe nach oben. Der Keller war aufgeräumt, rechts lagen einige schwere Kartons und links gab es einige Regale mit eingemachtem Gemüse.
Ich lag auf einer dreckigen Matratze. Ich befreite meine Beine und stand langsam auf. Das Kellerfenster befand sich rechts von mir an der Wand. Es müsste Nachmittag sein, der Himmel war immer noch zugezogen. Allerdings regnete es nicht gerade. Ich ging zum Fenster und prüfte den Verschluss. Es ließ sich problemlos öffnen. Das Fenster war zwar schmal, allerdings dürfte ich gerade so hindurchpassen. Doch ich zögerte noch. Neben den Kartons fand ich zwei große Benzinkanister. Der erste Kanister war nur zur hälfte voll, der zweite jedoch war definitiv noch randvoll. Eine Idee formte sich in meinem Kopf. Diese Monster werden dafür bezahlen. All das Leid, dass diese Familie im laufe der Jahrhunderte verursacht hatte, wird tausendfach zurückgezahlt werden.
Leise schlich ich die Treppe hoch und öffnete die Kellertür. Die Treppe zum Keller befand sich im Hausflur. Links war die Haustür. Rechts führte eine Treppe nach oben. Geradeaus sah man die Küche, durch der man die anderen Räume betreten konnte. An der Haustür befand sich der Schlüssel. Langsam schlich ich mich in den Flur und drehte den Schlüssel ins Schloss. Ich rüttelte an der Klinke und nickte zufrieden. Ich hatte das Haus der Masons bereits in der Vergangenheit von außen gesehen. Alle Fenster im Haus waren von außen mit verzierten Eisenstäbe versehen. Ein effektiver Schutz, um Einbrecher daran zu hindern ins Haus zu steigen. Allerdings konnte man selbst das Haus nicht durch das Fenster verlassen. Was ein deutlicher Nachteil bei einem Brand war. Ich würde dieses Haus, samt den darin lebenden Monstern, in eine Feuerhölle verwandeln. Brennen sollen diese Bastarde. Ich grinste. Kurz kam mir der Gedanke, ob es wirklich das richtige war. Immerhin waren es am Ende auch nur Menschen und das was ich plante war Mord. Doch dieser Gedanke verschwand bald.
Ich schlich in die Küche und durchsuchte die Schubbladen nach einem Feuerzeug. In der dritten Schubblade von oben fand ich eine Packung Streichhölzer. Dann schlich ich mich ins Wohnzimmer. Das Wohnzimmer verteilte sich über zwei Räume. Der erste Raum war leer. Hier gab es eine Terassentür. Aus dem angrenzenden Raum hörte ich drei Stimmen. Zwei Männliche und eine weibliche. Wahrscheinlich Mutter, Vater und Mason. Die drei diskutierten gerade wie sie heute Abend mit mir verfahren sollten. Ich hörte nicht weiter zu und schlich mich zur Terassentür. Ich nahm den Schlüssel und verschloss den zweiten Fluchtweg.
Plötzlich hörte ich ein Knarren, so als würde ein schwerer Stuhl nach hinten geschoben werden. Ich erstarrte und zählte die Sekunden. Die Mutter sprach jetzt leise. Ich versuchte zu lauschen. Mir wurde schlecht. Anscheinend hatte die Mutter heute noch etwas anderes mit der Familie vor.
Kurze Zeit später hörte ich das rhythmische Geräusch, wenn die Lenden gegen das Becken knallten. Ein lustvolles Stöhnen war zu hören. Ich hörte nicht weiter zu. Mein Gesicht wurde zu einer Grimasse des Ekels. Langsam schlich ich wieder zurück in den Keller. Rasch nahm ich den ersten halbvollen Kanister Benzin und ging zurück ins Wohnzimmer.
Das Gestöhne wurde langsam lauter. Ich musste mich beeilen. Schnell goss ich das Benzin vor die Terassentür. Diesen Weg würden diese Monster nicht nehmen können. Ich grinste und goss den Rest des Kraftstoffes über den Teppich. Schnell verteilte ich das Benzin über die Küche und den Flur.
Zurück im Keller hievte ich den zweiten Kanister ins Haus. Diesen platzierte ich direkt ins Wohnzimmer. Dann blieb ich kurz stehen und horchte. Das Gestöhne steigerte sich zum Höhepunkt. Es war an der Zeit. Ich ging zurück in den Flur, nahe der Kellertür zündete ich das Streichholz an. Ohne zu zögern, schmiss ich das brennende Streichholz in die nasse Spur im Flur. Das Benzin entzündete sich, schlängelte sich durch die Küche. Ich spürte die Hitze.
So schnell ich konnte, rannte ich die Kellertreppe runter, öffnete das kleine Fenster und kletterte hinaus. Ich schürfte mir meine Schultern auf, war aber danach draußen. Dann hörte ich die Explosion, als die Brandspur den vollen Kanister erreichte. Ich spürte die Hitze und den Druck. Und dann hörte ich das Kreischen der Familie.
Ich schlich durch das Gebüsch, bis ich an meinem Grundstück war. Das Haus der Masons lag direkt neben unserem. Allerdings gab es einige riesige Hecken und einen verwilderten Garten, der unsere beiden Grundstücke trennte. Niemand würde mich von Straße aus sehen können. Ich drehte mich um und sah wie das Haus der Masons lichterloh in Flammen stand.
Zuhause angekommen, sah ich meine Mutter. Sie lag auf dem Boden, Blut Quall aus einer Stelle am Nacken. „Mama“! schrie ich panisch. Ich beugte mich zu ihr runter. Der Brieföffner lag in ihrer Hand. Ich fühlte ihren Puls. Sie lebte noch. Schnell griff ich zum Smartphone und rief den Notruf an. Diesmal klingelte es und ich meldete den Notfall.
Fünfzehn Minuten später war meine Mutter auf dem Weg zum Krankenhaus. Draußen war die Hölle los. Polizei und Feuerwehr versuchten den Brand bei den Masons unter Kontrolle zu bringen. Durch den Brand wurde eine Gasleitung getroffen und das Haus schüttelte sich durch eine Explosion. Das Feuer glühte, wie die Hölle und einzelne Bauteile des Hauses verwandelten sich in brennende Schlacke.
Später erfuhr ich, dass die Masons anscheinend eine Menge, nicht legale Chemikalien im Keller gelagert hatten. Ich erinnerte mich an die ganzen Kartons im Keller. Durch die Chemikalien brannte das Feuer so stark, dass sich der Sand und die Erde um das Haus in Glas verwandelte. Als der Brand nach Stunden endlich gelöscht wurde, blieb nichts anderes als Asche übrig. Die Masons sah man nie wieder.
Laut offiziellen Angaben der der Feuerwehr, wurden die Chemikalien durch einen kleinen Funken, der auch durch die elektrische Spannung in der Luft entstanden ist in Brand gesetzt. Danach folgte eine Kettenreaktion. Im Nachhinein haben auch die anderen Nachbarn angegeben, dass die Masons, doch sehr merkwürdige Nachbarn waren. Durch anonyme Tipps hatte die Polizei Wochen später mehrere menschliche Überreste aus dem Garten ausgegraben. Man hatte wohl die Chemikalien genutzt, um die körperlichen Überreste schnell aufzulösen.
Meine Mutter erholte sich durch den Angriff. Die Verletzung war nicht besonders tief, so dass meine Mutter keine bleibenden Schäden davontragen würde. Meine Mutter und auch ich gaben an, dass Mason ins Haus eingebrochen war und meine Mutter attackiert hatte. Danach verlor sie kurz das Bewusstsein. Ich gab an, dass Mason mich geschubst hatte. Durch meinen kürzlichen Aufenthalt im Krankenhaus, war ich immer noch nicht gesund, so dass ich kurz ohnmächtig wurde. Meine Mutter und ich sprachen darüber nie wieder.
Die Polizei stellte keine weiteren Fragen, da durch die entdeckten Leichenteile die Behörden so wieso gerade andere Sorgen hatten.
Einen Monat später saß ich in meinem Zimmer. Von dem Haus der Masons war nichts mehr übriggeblieben. Stattdessen hatte man dort jetzt einen kleinen Gedenkpark errichtet. Anscheinend stammten die sterblichen Überreste im Garten von Wanderern und Obdachlosen, die seit geraumer Zeit als vermisst galten.
Doch niemand würde die Wahrheit jemals erfahren. Der Kult. Die Masons waren zwar Tod, doch diese kranken Bastarde existierten immer noch. Ich hatte mich entschlossen. Nach der Schule würde ich zum FBI gehen. Ich habe mich bereits für ein Juniorprogramm beworben. Ich werden diesen Kult finden und ich werden ihn zerstören.
Ich stand auf, öffnete das Fenster und ging nach unten. Meine Mutter lag auf dem Sofa im Wohnzimmer und schaute Fernsehen. Sie schaute mich an, ich schaute sie an. Dann beugte ich mich zu Ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann ging ich in den Garten und näherte mich den Wald. Ich schaute in die Finsternis und die Finsternis schaute zurück.
Ende