Es ist 12:46 Uhr an einem sonnigen Samstagvormittag in „Spencer´s Cave“, einer verschlafenen Kleinstadt von etwa 3000 Einwohnern im mittleren Westen der USA. Den ominösen Namen verdankt die Stadt einem irischen Einwanderer namens Spencer Ernest O´Horrigan, welcher die Stadt einst gründete. Der Beiname „Cave“ ist zurückzuführen auf die weitläufige Höhle, die sich im Mount Rimstiffe befindet – so ziemlich die einzige Attraktion, von der man in Spencer´s Cave sprechen kann…
Tim Quaiter befindet sich wie jeden Tag bei seinem vertrautesten Kollegen Steve in dessen Plattenladen. Der wird seinem Namen zwar nicht mal annähern gerecht, aber welcher Laden tut das schon in diesem Nest? Der Einzelhandel hat gerade mal eine handvoll Aufstrich und zwei Brotsorten zur Auswahl und der Friseur in der Stadt kriegt genau einen Haarschnitt hin. Steve ist leidenschaftlicher Musiksammler – insbesondere unbekannte Künstler haben es ihm seit jeher
Es ist 12:46 Uhr an einem sonnigen Samstagvormittag in „Spencer´s Cave“, einer verschlafenen Kleinstadt von etwa 3000 Einwohnern im mittleren Westen der USA. Den ominösen Namen verdankt die Stadt einem irischen Einwanderer namens Spencer Ernest O´Horrigan, welcher die Stadt einst gründete. Der Beiname „Cave“ ist zurückzuführen auf die weitläufige Höhle, die sich im Mount Rimstiffe befindet – so ziemlich die einzige Attraktion, von der man in Spencer´s Cave sprechen kann…
Tim Quaiter befindet sich wie jeden Tag bei seinem vertrautesten Kollegen Steve in dessen Plattenladen. Der wird seinem Namen zwar nicht mal annähern gerecht, aber welcher Laden tut das schon in diesem Nest? Der Einzelhandel hat gerade mal eine handvoll Aufstrich und zwei Brotsorten zur Auswahl und der Friseur in der Stadt kriegt genau einen Haarschnitt hin. Steve ist leidenschaftlicher Musiksammler – insbesondere unbekannte Künstler haben es ihm seit jeher angetan. Er behauptet von sich selber, „Bands zu kennen, die andere nicht mal aussprechen können!“ Wie oft Tim das hören musste…
Auch Tim kann sich für Musik begeistern. Ganz besonders gerne hört er die Beatles und Radiohead, weswegen er auch dieses Mal die Tonträger dieser Musikrichtung durchstöbert. Dabei sticht ihm eine Platte ganz besonders ins Auge: Auf dem Cover sind vier kleine Mädchen im Alter von etwa 8 Jahren, die auf einen Fernseher starren. Der Fernseher zeigt das Bild eines Mannes Mitte 20, dessen trauriger, ja verzweifelter Blick direkt den Tims traf. Der Name der Band stand zierlich in der rechten oberen Ecke, „The AminoKids“. Tim fragte Steve mit der Platte in der Hand, was das für eine Band wäre. Noch nie hatte er diese CD in der Hand und Gott weiß, Steve hat keine große Auswahl. Steve nahm den letzten Bissen seines Sandwiches und kniff die kleinen Augen zusammen, um einen besseren Blick zu bekommen. Er schüttelte leicht mit dem Kopf und trat näher an Tim heran, wischte sich die Hände an seiner verwaschenen Jeans ab. „Die habe ich hier noch nie gesehen“, versicherte Steve, während er den letzten Sandwichbissen hinunterschluckte. „Ich mache dir aber einen guten Preis mein Freund“, lachte Steve ihn an. Tim wusste gar nicht so genau warum, er wollte diese CD. Vermutlich ging es nur darum, etwas besonderes zu haben. Diese ganze Hipster-Welle aus den Medien ging selbst an dem ultrakonservativen Spencer´s Cave nicht vorbei.
16$ leichter fuhr Tim mit seinem Fahrrad nach Hause und legte sogleich die CD in die alte Toshiba-Anlage. Schnell noch die Klaxons in die Hülle gepackt und auf Play gedrückt. Das erste Stück war wohl als Intro gedacht, denn es war rein instrumental. Tim konnte sich noch keinen Reim auf die Musikrichtung machen, denn das Intro hat von Trompete über Schlagzeug, sogar bis hin zur Flöte so ziemlich alles enthalten, was die Musik hergibt. So drehte Tim die CD um, damit er sich die Titel durchlesen konnte. Er fühlte sich nicht wohl dabei, dass das Gesicht aus dem Fernseher so nah an seiner Hand war, weshalb er die CD mit beiden Händen nur dünn an den Rändern festhielt. Auffällig war, dass die Nummerierung mit „0“ begann und quasi erst das zweite Lied die „1“ und den merkwürdigen Titel „Necronomicon“ trug. Die Lieder zwei bis fünf hatten wieder normale Titel, ehe Lied Nummer sechs mit „Diaboli“ aus der Reihe tanzte. Das letzte Lied, Nummer zwölf, war nach fünf gewöhnlichen Titeln wieder außergewöhnlich: „Deo Mori“.
Tim war sehr neugierig, was die Titel mit den lateinischen Bezeichnungen zu bedeuten hatten. Also spulte er das Intro vor zum ersten Lied. “AHHHHAHHZWIIIIIIIIISCHHKRRRRKKKRSSSSSZWIIIISCH!!!!!“, das Geräusch war ohrenbetäubend!Obwohl Tim die Anlage auf einer angenehmen Lautstärke hatte, platzte ihm fast das Trommelfell! Das Geräusch war grässlich und erinnerte ihn an das Geräusch, dass ein Fax macht, wenn man es abschickt. Seine erste Vermutung war, dass die CD kaputt sein musste. „Na warte Steve! Den Schund gebe ich zurück“, dachte sich Tim wütend. Das Geräusch hielt nur etwa sieben Sekunden an, ehe Lied Nummer zwei startete. Bis Nummer fünf lief die CD ordnungsgemäß durch, die Musik war sogar richtig gut. Besänftigt, wenn nicht eingelullt von dem rhytmischen Gesang vergaß Tim das Geräusch wieder. Lied Nummer sechs begann sehr düster und langsam: Schritte waren zu hören, einige Menschen schienen besorgt und aufgeregt zu flüstern, aber es war unmöglich zu verstehen, was. Nach etwa einer Minute kam eine Orgel zum Einsatz, deren plötzliche Wucht Tim das Blut in den Adern gefrieren ließ. Noch unheimlicher wurde es, als die Stimme eines wohl älteren Mannes unverständliche Wortfetzen schrie. Tim nachzufolge müsse es sich um Latein oder altgriechisch oder dergleichen handeln. Welche Sprache auch immer es war, Tim wurde es definitiv zu unheimlich. In der Sekunde, in der er zum nächsten Lied schalten wollte, spulte die CD automatisch zum nächsten Lied vor. Ein sehr abruptes Ende für Lied sechs. Zumal der folgende Song keinerlei Fortsetzung darstellte, im Gegenteil stilistisch komplett anders war.
Tim war es entschieden genug: Eingeschüchtert von dieser unheimlichen CD brachte er noch den Nachmittag zurück zu Steve. Dieser hat sich erst geweigert, ihm das Geld zu erstatten. Aber Tim drohte damit, dass er damit seinen besten – und vor allem einzigen – Kunden zu verlieren.
Der nächste Tag war ein typischer verschlafener Sonntag in Spencer´s Cave: Die ganze republikanische Stadt pilgerte in die Kirche, jeder grüßte jeden. Doch diese kleinen Dörfer haben auch ihre Vorteile – man sieht, wer fehlt. Steve war diesen Sonntag nicht anwesend, was Tim aus irgendeinem Grund beunruhigte. Er konnte sich nicht helfen und es muss die Folge seiner abergläubischen Erziehung sein: Aber er musste in diesem Zusammenhang an die „AminoKids“ denken. Nach dem Gottesdienst fuhr Tim zu Steves Plattenladen, welcher verschlossen war. Da Steve dort auch wohnt, vermutete Tim, dass er wahrscheinlich verschlafen hatte. Da die beiden sich kannten und Steve ihm betrunken schon mehrmals gesagt hatte, dass er einen Ersatzschlüssel unter eine Lampe neben der Tür aufbewahrt, schloss Tim mit diesem die Tür auf Drinnen sah alles aus wie immer. Drinnen angekommen fiel Tim auf, dass die „AminoKids“-CD auf Steves Schreibtisch lag. Was Tim darauf erblickte, ließ ihn starr vor Angst werden. Anstelle des ihm unbekannten Gesichtes befand sich nun Steves schreiendes Gesicht auf dem Fernseher des Covers! Tim rannte so schnell er konnte aus dem Laden, die CD noch immer festgekrallt. In seiner Verzweiflung wusste er nicht, wohin. Also rannte er instinktiv zum Polizeisheriff der Stadt, welcher ihn zunächst zu beruhigen versuchte.
Tage vergingen und Tim musste dutzende Male seine Aussage wiederholen. Er erzählte ihnen minutiös von dem Tag und wie ihn die beiden Lieder beunruhigten. ““Wie kommt Steves Gesicht auf diese Platte?!““ schrien ihn die Polizisten und Staatsanwälte mehrfach an, insbesondere, da Steves Leiche noch immer nicht gefunden wurde. ““Und wieso steht im Booklet ´er hat sich Lied 12 angehört?!´““
Dies war die letzte Frage, die Tim mitbekam, ehe er in Ohnmacht fiel.