GeisteskrankheitLange

Für alle die es Interessiert

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Während ich hier nun sitze und diese Geschichte niederschreibe,
ist die Luft um mich herum kalt und dünn geworden.

Ich fürchte, das Ende ist nah.
Aber ich sollte den Griff des Todes eher willkommen heißen.

Ich habe nichts mehr, für dass es sich zu Leben lohnt;
Alles, was ich hatte, ist verloren.

Offen gesagt, ist alles, dass ich kenne oder jemals kannte verloren.

Einfach von einem Schicksalsschlag weggefegt;
Nur ein kleines Fingerschnippen und schon war meine ganze Welt ausgelöscht.

Aber ich schreibe viel zu überstürzt.
Ich habe mich hier einfach hingesetzt, um aufzuschreiben, was passiert ist.

Oder zumindest was mir passiert ist.
Das ist alles, was ich machen kann und was ich tun muss.

Jetzt wo ich darüber nachdenke,
ist es eigentlich fast schon lustig.

Ich habe hier die Möglichkeit,
die Geschichte der Menschen für immer zu manipulieren.

Dieses Dokument hier,
dieses kleine Schriftstück,
wird das letzte sein,
was jemals von einem Menschen geschrieben wird.

Es wird das einzige Schriftstück sein,
dass die menschliche Rasse überdauert.
Und da ich der Autor bin,
habe ich die unbegrenzte Macht.

Ich werde jedoch zum Wohle der menschlichen Geschichte fair bleiben.
Ich werde einfach alles, was vor meiner Ankunft hier passiert ist, herauslassen.

Keine vorherigen Geschichten von irgendetwas.
Auf diesem Weg werden all die menschlichen Befürchtungen und Ängste mit mir sterben.

Ich bin mir sicher, dass du sehr verwirrt sein wirst, wenn du das hier hörst.

Ich nehme an,
dass du nicht der menschlichen Rasse angehörst,
da ich mir ziemlich sicher bin,
dass wir schon längst nicht mehr sind.

Aber wenn du das hier gefunden hast,
weißt du, wo ich gerade bin.

Hoffentlich befindet sich meine Leiche irgendwo in der Nähe, während du das hier ließt.
Ich werde hier kurz stoppen, um dich etwas zu fragen.

Schau dir mein Gesicht an.
Ich bin mir sicher, dass es noch immer den selben Ausdruck zeigt,
den ich bei meinem Tod hinterlassen habe.

Schau dir mein Gesicht und den Ausdruck darin genau an.
Ist es durch Schmerz verdreht oder sieht es harmonisch aus?

Ich bete dafür, dass es letzteres ist.
Ich habe nie den Tod gefürchtet, den Schmerz, der möglicherweise damit verbunden ist, hingegen schon.

Es fühlt sich merkwürdig an,
darüber nachzudenken,
wie ich einmal tot aussehen werde.

 

Ich frage mich nur,
ob man sein eigenes Gesicht sehen kann,
wenn man stirbt.

Stell dir nur mal vor,
dass das letzte was du jemals siehst,
dein eigenes Gesicht ist, wie es sich vor Schmerz verdreht.

Gefolgt von Dunkelheit; ewiger, blendender Dunkelheit.
Ich habe das Verlangen, mit dem Schreiben aufzuhören und mich zu einer Kugel zusammenzurollen.

Es ist inzwischen dermaßen kalt geworden,
dass meine Hände einfach nicht mit dem zittern aufhören.

Aber während mein Körper stirbt,
ist mein Verstand in Topform.

Ich frage mich,
ob das immer so ist,
kurz bevor man stirbt.

Vielleicht bemerkt der Verstand,
dass alles zuende geht und es opfert den Körper,
um die komplette Energie in das Gehirn zu leiten.

Dadurch hat man noch ein paar besonders klare Momente.
Das ist zumindest das, was mit mir passiert.

Alles scheint total klar zu sein und jede Frage,
die ich jemals hatte,
scheint beantwortet.

Oder vielleicht rede ich mir das auch nur selbst ein,
und ich liege in Wirklichkeit komatös auf dem Boden und das hier ist alles nur eine Einbildung meines Verstandes,
als eine Art letzter Versuch,
den Tod leichter erscheinen zu lassen.

Ich glaube nicht, dass es einen Weg gibt, diese Vermutung zu kontrollieren.

Ich fühle nun,
wie sich mein Herzschlag verlangsamt.

Mein Augenlicht lässt nach und die Dunkelheit schleicht sich langsam in meinen Sichtbereich.

Ich fürchte,
dass ich viel zu wenig Zeit habe,
um so eine komplexe Geschichte zu erzählen.

 

 

Also schätze ich mal,
dass ich an dem besten Ort anfangen sollte.
Nämlich am Anfang.

Es fing alles unter der Dusche an.
Zumindest fing meine Geschichte so an.

Ich war gerade unter der Dusche, als die erste Ansage gemacht wurde.
Das war vor 3 Tagen.

Ich weiß, dass du als Hörer verwirrt sein musst.
Für mich scheint das alles glasklar, aber für dich muss das hier wie die wahnsinnigen Fantasien eines Verrückten klingen.

Wahrscheinlich bin ich sogar soeiner,
wenn ich bedenke, was in den letzten Tagen so alles passiert ist.

Es ist so kalt.

Ich möchte mich nun bei dir entschuldigen.
Als ich begonnen habe, das hier zu schreiben,
hatte ich vor,
einen kurzen und schnellen Bericht zu schreiben.

Aber jetzt scheint es,
als hätte wäre ich abgeschwiffen und habe schon eine Seite geschrieben,
bevor ich überhaupt angefangen habe,
dir von meiner Geschichte zu erzählen.

 

 

 

Ich entschuldige mich gerade dafür,
dass ich Zeit verschwendet habe und verschwende damit gerade noch viel mehr Zeit.
Wie falsch diese Entschuldigung einfach ist.

Ich bin tot und trotzdem fühle ich immer noch,
als hätte ich dich in irgendeiner Art und Weise verletzt.

Ich bin für dich doch nur eine Leiche,
die sich vielleicht irgendwo in deiner Nähe befindet.

Ich bezweifle sogar,
dass du mir mehr als nur einen kurzen Blick zuwarfst,
als du mich das erste Mal gesehen hast und doch fühlt es sich so an,
als würde ich mich bei dir Entschuldigen müssen.

Wie fühlt es sich an, von einem toten Mann bemitleidet zu werden?

Die Luft ist dünn und das Atmen wird langsam besonders schwer.
Es fühlt sich so an, als würde ich extra große Atemzüge nehmen,
nur um mich vor dem Ersticken zu bewahren.

Mein Kopf fängt an,
sich leicht anzufühlen und ich habe das dringende Bedürfnis laut aufzulachen.

Vielleicht mache ich das auch, vielleicht fange ich nur an zu kichern,
bis all die Luft aufgebraucht ist und ich langsam ersticke.

Nein ich muss weitermachen.
Um deinet – und um meinetwillen.

Ich war in der Dusche.
Das weißt du jedoch bereits.
Aber natürlich weißt du nicht, wo diese Dusche war.

Genaugenommen weißt du das sogar,
wenn du diesen Zettel hier auf meinem Schreibtisch in meinem Haus gefunden hast,
dann weißt du ganz genau, wo sie war.

Aber den Details zuliebe , erzähle ich es dir trotzdem.
Zunächst jedoch, muss ich dir erzählen, wer ich bin, dann was ich mache,
da es keinen Sinn machen würde, dir zuerst zu sagen, wer ich bin und dabei die Tatsache,
was ich getan habe, außer Acht zu lassen.

Wie du siehst, ist die ganze Sache hier nicht ganz einfach, ganz im Gegenteil sogar.
Und wenn ich hier schon meine Geschichte erzähle, wäre es ziemlich unfreundlich,
auszulassen, wer oder was ich bin.

Denn wer ich bin und was ich mache hat einen großen Stellenwert in meiner Geschichte
und sie ist eine notwendige Komponente,
die du wissen musst,
um die komplexen Gegebenheiten und die Anreihung von Geschehnissen zu verstehen,
von denen ich dir gleich erzählen werde.

Mein Name ist Lt. Commander Louis Farnic.

Ich arbeite für das NASP. Das steht für Neo – American Space Program.

Wir sind hier im Jahr 2110.

Das Datum ist der 7. März.

Die Erde ist nicht mehr.

Das auf Papier zu lesen, ist ganz schön schwer.
Ich weiß, dass die Erde fort ist.
Ich weiß das schon seit 3 Tagen.

 

Ich habe den Planeten in seinen letzten Momenten beobachtet.
Aber jetzt, wo ich es schriftlich,
in meiner eigenen Handschrift,
vor mir sehe,
scheint es erst endgültig.

Die Luft wird immer dünner,
also muss ich mich beeilen,
damit ich nicht vergehe,
bevor ich das hier fertig geschrieben habe.

Also schreibe ich weiter;
Ich erzähle dir, wo ich bin.
Wie ich bereits sagte, hat dieser Ort einen großen Wert in dieser GEschichte.

Ich bin momentan an Bord der NASS Alpha 110-OP1.
Einfacher gesagt, in der Space Station Alpha.

Das erste „Labor“, dass die NASP in den Weltraum geschickt hat.
Ich nenne es Labor, aber in Wirklichkeit ist es eine verdammte Spionagestation.

Ich wünschte,
dass ich mehr Zeit hätte,
um die Situation auf der Erde zu erklären.

Oder eher zu erklären, wie das alles vor dem ganzen hier,
auf der Erde war.

Ich glaube, dass ich alles in einem Wort zusammenfassen kann.
Krieg. Oder eher 2 Worte.
Krieg und Angst.

Das ist auch der Grund, warum ich hier oben bin,
die AS hat eine solche Angst vor einem Angriff,
dass sie ihre eigenen Sanktionen gebrochen und eine Militärstation in den Orbit geschickt haben.

Meine Hand wird kälter.
Es ist merkwürdig, da es nur meine rechte Hand ist.
Der Tod ist nah.

Ich fühle es,
als würde jemand direkt hinter mir stehen und mich beobachten.

Ich habe mich schon mehrere Male umgedreht und erwartet jemanden zu sehen.

Aber dort ist nichts als Dunkelheit.
Dann erinnerte ich mich daran,
dass alle anderen tot waren.

Jede einzelne Person.

Tot.

Das nun niedergeschrieben zu sehen, bringt dieses Gefühl zurück.
Das gleiche Gefühl, dass ich gefühlt habe, als ich sie sterben gesehen habe.

Das gleiche Gefühl wie vor ein paar Tagen, als ich gesehen habe, wie die Erde unterging.

Dies bringt mich zu meiner Geschichte zurück.
Ich muss wirklich anfangen.

Die Dunkelheit greift langsam ein.
Wie ich bereits sagte, der Tod ist nah.
Die Geschichte muss erzählt werden.

Es begann alles, als ich unter der Dusche stand.

Ich war gerade dabei, meine Haare zu waschen, als die Sirenen zu heulen begannen.

Ich kann mich so klar dran erinnern, das Wasser auf meinem Rücken,
die Seife in meiner rechten – und meinen Waschhandschuh in meiner linken Hand.

Ich war so unwissend, so frei und normal.
Der Geruch des Shampoos hieß „After The Rain“.
Ich sehe die Tube noch immer vor meinen Augen.

Und dann kamen die Sirenen.

 

 

Ich erinnere mich nicht daran, aus dem Haus gegangen zu sein.
Ich erinnere mich nicht daran, mich anzuziehen.
Ich erinnere mich nicht daran, dass ich die Straße zur Brücke heruntergerannt bin.

Die nächste Sache, an die ich mich erinnere, ist Ricks Gesicht.

Ich sehe es direkt vor mir, mit weit aufgerissenen und tränenüberströmten Augen.
Ich hatte noch nie zuvor einen Mann weinen gesehen.
Trotzdem ließ Rick seinen Gefühlen freien lauf und die Tränen strömten nur so heraus.

„Was ist hier los?“, fragte ich ihn.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke,
muss meine Stimme wohl leer und monoton geklungen haben.

Ich kann sein Gesicht noch immer sehen,
Tränen fließen und trotzdem klang meine Stimme so ruhig und unbekümmert.

„Das Ende“, sagte er.
Es spielt sich wieder und wieder in meinem Verstand ab.

Es fühlt sich wie die Wiederholung seiner Fernsehshow an;
Ich weiß genau, was als nächstes passiert und trotzdem ist es immer wieder aufregend.

„Das Ende von was?“, fragte ich ihn, mit der gleichen dünnen Stimme, ohne irgendwelche Emotionen.

„Unser Ende.“, war seine Antwort.
Die nächste Sache, an die ich mich erinnern kann,
ist der Aussichtspunkt und ich sah die Erde,
wie sie dort in all ihrem Glanz lag.

Die Anderen hatten sich bereits eingefunden;
Emily und Paul.
Sie versuchten verzweifelt Rick zu beruhigen und sein sinnloses Gestotter zu verstehen.

Ich jedoch schaute nur von dem Aussichtspunkt herunter und beobachtete die Erde.
Ich habe es gewusst.

Er hatte mir das Papier gezeigt.
Das Papier, dass, wenn man es richtig gelesen hat,
das Schicksal der Menschheit offenbarte.
Er hatte mir den Ausdruck seiner neuesten Erkenntnis seiner Forschungen gezeigt.

Das Projekt: Berechne die Flugbahn des Asteroiden.

Ich bin mir sicher, dass du nun verstehst, was passiert war.
Du kannst dir also die folgenden Schritte selbst zusammenreimen.

Rick erzählte es den anderen.
Er zeigte ihnen das Blatt Papier, das tausende von Berechnungen enthielt.
Mit ihren geschulten Augen begutachteten sie es und sie sahen genau dasselbe, wie ich auch.

Die Flugbahn war ein bisschen anders, als sie ursprünglich berechnet wurde.
Ich glaube, dass die vorherigen Berechnungen alle eine Variable außer Acht gelassen haben.

Oder vielleicht hatten sie sich um eine Zahlenstelle versehen.
Was auch immer der Fall war,
es gab nichts, was uns in diesem Moment helfen konnte, das Problem zu lösen.

 

Ich erinnere mich daran, dass die anderen mir auf dem Aussichtspunkt Gesellschaft leisteten.
Wir standen dort, mit weit aufgerissenen Augen und fest verschlossenen Mündern.

Wir hatten noch zwei Stunden, wenn die Berechnungen stimmten.
Zwei Stunden.

Wenn man plötzlich im Leben eine Zeitspanne hat,
scheint die Zeit deutlich langsamer zu verlaufen.

Es fühlte sich an,
als würde ich dort tagelang,
mit den anderen Mitgliedern der Station,
stehen. Niemand redete.
Nur Stille.

Wir standen letztendlich für etwa eine Stunde dort,
wenn ich mich richtig erinnere.
Stockstill.

Alles, was wir getan haben,
war starren und nachdenken.

Ich erinnere mich an tausend verschiedene Szenarios,
die mir durch den Verstand gingen.

Tausend verschiedene Wege,
wie wir all das aufhalten und die Welt retten konnten.
Aber keine davon waren ausführbar.

Ich war der erste, der die Stille brach.

„Wie groß?“, fragte ich.

„Ein Planetenzerstörer“, war die etwas verspätete Antwort.

Mehr Stille.

„Wir werden es ihnen nicht erzählen.“,
Ich erinnere mich nun daran;
Ich sehe es nocheinmal geschehen.
Ich sprach so leise.

„Glaubst du, dass wir auch gehen werden?“, fragte Rick.
Die Tränen waren bereits versiegt.
Für eine Weile antwortete niemand.

„Ja.“,
Ich erinnere mich daran, so leise gesprochen zu haben.
In diesem Moment bemerkte ich unsere Aussichtslosigkeit.
In diesem Moment sah ich, dass Ende allen Lebens bevorstand.

Wir standen dort für eine weitere Stunde Still.

„Nun, es war nett euch kennenzulernen“, sagte Emily.
Ich sehe ihr Gesicht direkt vor mir.
Es sah so friedlich aus.

 

 

Ich erinnere mich daran,
dass ich sie anstarrte und sie beobachtete,
als würde ich auf unseren letzten Moment warten.

Sie sah so friedlich aus.
In den 2 Stunden der Stille hatte sie Frieden mit all ihren inneren Dämonen geschlossen.

Hast du jemals die Zerstörung eines Planeten gesehen?
Ich bezweifle das.
Um ehrlich zu sein, sieht es sogar schön aus.
Es wäre ein schöner, letzter Anblick, vor deinem Tod.

Genau das ging durch meinen Kopf, als wir den Meteoriten auf die Erde auftreffen sahen.

Es ging alles so verdammt schnell.
Wir haben mit angesehen, wie der riesige Felsen in unser Sichtfeld stürzte und in die Erdatmosphäre eindring.

Es blitzten mehrere Lichtblitze auf,
gefolgt von zunächst nur kleinen Explosionen.

Fast so, als würde die Erde verzweifelt versuchen, das Unausweichliche abzuwenden.

Aber der Fels war unnachgiebig.
Er stürzte durch die Atmosphäre und schlug auf der Erdoberfläche auf.
Das, was dann passierte, war atemberaubend.

Es gab einen großen, blendenden Lichtblitz.
Ich musste sogar meine Hände hochnehmen, um meine Augen vor dem grellen Licht zu schützen.
Nach ein paar Sekunden schaute ich erneut hin.
Was ich sah, überwältigte mich.

Die Erde war in tausende, große Teile zerbrochen.
Das Innere des Planeten, sozusagen die Organe und das Blut;
Das geschmolzene Gestein und der Erdkern brachen in die Weiten des Weltraums.
Die Ozeane waren von dem einen Moment auf den anderen verschwunden.
Die Atmosphäre, die Wolken, der Boden, alles war zu schrecklichem Staub pulverisiert worden.
Alles war von einem rot, orange und schwarzen Schleier umhüllt.
Aber trotz der ganzen Zerstörung, schien es fast schon so, als würden die Überbleibsel des Planeten tanzen. Die großen Fragmente, die einmal Kontinente oder andere Landmassen waren, stießen aneinander und trudelten in wilden Kreisen.

Wir standen dort zusammen und schauten uns fasziniert das Spektakel an.
Wir brauchten einige Momente, um zu bemerken, dass wir nicht nicht tot waren.
Irgendwie waren wir, nach all dem Terror und dem Warten auf das Ende, doch verschont geblieben.
Es herrschte noch für ein paar weitere Minuten Stille, bis sie schließlich gebrochen wurde.

„Ist das hier die Hölle?“, fragte ich.

„Ich hoffe nicht.“, antwortete Rick dieses Mal.

Die nächste Sache, an die ich mich erinnere, war einen Tag später.
Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was geschah,
nachdem wir gesehen haben, wie die Erde zerstört würde.

Also wie gesagt, die nächste Sache war einen Tag später.
Es war gestern, glaube ich.
Ja gestern.

 

 

Gestern war der Tag, an dem sie alle starben.

Mit ’sie‘ meine ich meine Crew.
Meine Kollegen.

Die einzige Gesellschaft in dieser einsamen, kleinen, vergessenen Station.
Wir waren alle auf der Medizinstation. Warum? Das kann ich euch nicht sagen.

Aber das ist das, was mein Verstand mir zeigt.
Das ist der Ort, den ich mit ihren Toden in Verbindung bringe.

XXXXXXXXXX

Rick und ich haben uns unterhalten.
Wir unterhielten uns darüber, wie es sein kann,
das wir verschont geblieben sind und wie lange wir noch hier oben leben konnten.

Er meinte, dass wir dort noch für Jahre leben konnten und dass wir alles hätten,
was wir brauchen würden.

„Was ist mit Essen?“, fragte ich mit sorgendem Tonfall.

„Wir haben genug Vorräte, um mindestens 6 Monate durchzuhalten.
Den Rest könnten wir aus den Gewächshäusern ernten.“, antwortete er.

„Was ist mit Sauerstoff?“, fragte ich wiederum.

„Davon haben wir genug, für mindestens 9 Monate.
Der Rest kann von den Pflanzen im Gewächshaus produziert werden.“, sagte Rick mit aufgeregter Stimme.

Dann dachte ich mir,
dass wir vielleicht durchhalten könnten.

Wir hatten Essen, Sauerstoff und Strom von den Solarzellen.
Ich fing an zu glauben, dass wir es schaffen könnten.

Dann traf es mich.

Wasser.

Es hätte alles funktionieren können,
wenn es die Erde noch immer gegeben hätte.

Wir hatten es vergessen.
Wir hatten vergessen, dass vier Tage zuvor das Wasserreinigungssystem ausgefallen war.

Und die darauffolgenden 3 Tage waren nicht genug Zeit,
um die benötigten Teile aufzutreiben.

Und nun war es zu spät,
da der einzige Ort,
von dem wir die Teile bekommen konnten,
nun nicht mehr existierte.

„Was ist mit Wasser?“
Rick stoppte seine Berechnungen und schaute hoch.

 

Sein Gesichtsausdruck wirkte, als wäre er niedergeschlagen.
Er hatte es nun auch bemerkt.
Wir hatten nicht genug Wasser.

„Wir könnten…“ Rick arbeitete wild, um seine Berechnungen möglichst schnell abzuschließen.
Aber ich wusste es bereits.

Wir waren 4 Leute,
die Wasser für viele verschiedene Dinge brauchen,
wie trinken,
baden,
Zähne putzen und für vieles mehr.

Wir hatten nurnoch genug für ein paar Wochen.

Gestern wäre das noch genug gewesen,
da wir nur hätten warten müssen, bis das Gerät wieder repariert ist.

Nun wirkt der Vorrat wie ein einzelner Regentropfen.

„Rick, wir haben nicht genug.“, sagte ich ruhig.

Ich erinnere mich daran,
dass ich meinen Kopf langsam schüttelte,
mich umdrehte und mich an die Theke lehnte.

„Warte einfach ab und lass mich meine Berechnungen machen.“,
sagte Rick und sein Stift bewegte sich schneller.

Aber tief in meinem Inneren wusste er genauso gut wie ich, dass wir keine Chance hatten.

Dann sah ich das Skalpell.

Es lag dort in seiner sterilen,
grünen Flüssigkeit und das Licht wurde von seiner silbernen Klinge reflektiert.
Ich starrte es für einen Moment lang an.

Dann entschied ich es.
Ich würde sie retten, indem ich sie töte.

Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde,
um das zu entscheiden.

Ich weiß wirklich nicht, was da in meinem Gehirn vorging.

Vielleicht zerbrach dort etwas,
aber wer weiß das schon.

Alles was ich weiß,
ist,
dass ich das Skalpell griff und mich umdrehte.

Ich sah sie alle an dem Tisch sitzen.
Rick hatte mir seinen Rücken zugewandt und war in seine Berechnungen vertieft.

Ich stoppte für eine halbe Sekunde und bewegte mich daraufhin schnell,
um sicher zu gehen, dass keiner bemerkte, was ich vorhatte.

Ich stand blitzartig hinter Rick.
Emily schaute hoch.
Unsere Augen trafen sich.
Sie sah das Messer.

Sie nickte.

Ich traf den ersten Ort des Körpers,
der mir in den Verstand kam.

Ich hob das Messer an und rammte es in Ricks Schläfe.

In meinem Inneren schrie ich und hoffte mit ganzer Seele,
dass es schmerzlos war und er nichts davon fühlen musste.

Er konnte nichts sagen und kein einziges Geräusch kam von seinen Lippen,
außer ein Seufzen.

Es war jedoch nur ein Luftausstoß und damit wurde es ruhig.
Sein Kopf sank auf dem Tisch.

Ich drehte mich als nächstes zu Emely.
Sie schaute mich an, als ich mich ihr näherte.

Ihre Augen waren so klar und so wunderschön.
Ich wusste jedoch, was ich tun musste.

Ich rettete sie damit!
Ich machte ihren unausweichlichen Tod kurz und schmerzlos!
Ich habe das richtige getan!

 

Als ich Emily erreichte, drehte sie ihren Kopf leicht zur Seite,
als würde sie mir ihre Schläfe hinhalten.

In diesem Moment wollte ich in Tränen ausbrechen!
Ich wollte einfach nur das Messer nehmen, es in mein eigenes Herz rammen und sterben!

Aber ich konnte es nicht tun.
Ich musste es beenden.

Ich machte es schnell.
Ich rammte das Messer in Emilys Kopf.

Sie gab ein kurzes Kreischen von sich und sank in ihren Stuhl zurück.
Ich zog das Messer heraus und drehte mich zu Paul.

Ich konnte nicht aufhören und darüber nachdenken, ich musste handeln.
Er hatte die Geräusche gehört und sich umgedreht.

Ich rannte mit gezogenem Messer auf ihn zu.

Er wehrte sich,
als ich mein Messer zu schwingen begann und damit seine Brust und seine Arme zerschnitt.

Ich schaffte es,
ihn zu überwältigen und ihn wild an seinem Kopf und an seinem Hals zu treffen.

Ich betete,
dass ich etwas Lebensnotwendiges getroffen hatte und dass es schnell zuende sein würde.

Er hörte endlich auf, sich zu wehren und stürzte leblos, mit Blut,
das aus seinem Mund und Hals lief, zu Boden.

Ich stellte mich wieder hin.

Ich schaute mich um.
Mein Shirt war mit Blut bedeckt und meine Hände waren darin getränkt.

Ich ließ das Messer fallen und meine Hände begannen stark zu zittern.
Ich begann nachzudenken.

Das waren die Ereignisse von letzter Nacht.

Ich trage noch immer das, mit Blut durchtränkte, Shirt.

Ich ging danach zum Kontrollraum um die Lebenserhaltungssysteme auszuschalten.

Dann ging ich in diesen Raum,
der nur eine Kabine mit einem Fenster war und ich fing an,
das hier zu schreiben.

Ich glaube, dass ich sie gerettet habe.
Ich glaube, dass ich das Richtige getan habe.

Oder vielleicht bin ich auch nur verrückt geworden
und ich versuche nur, ihre Tode rechtzufertigen.
Es ist aber auch gerade egal.
Ich werde in ein paar Momenten sterben.

Die Luft ist dünner als jemals zuvor und es scheint, als würde ich riesige Atemzüge nehmen müssen,
nur um genug Sauerstoff zu erhalten.

Meine Sicht verschwimmt immer mehr.
Ich kann den Tod direkt hinter mir spüren.

Ich glaube, dass ich mich neben das Fenster setzen werde, während ich sterbe.
Die Erde sieht heute wirklich wunderbar aus.

Von Cruzix zur Verfüfung gestellt

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