MittelPsychologischer Horror

Guten Morgen Fremder

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Guten Morgen, Fremder.“ Ich erwache aus meinem Schlaf.

Guten Morgen, Fremder? Ich muss schmunzeln. So hat sie mich schon seit zehn Jahren nicht genannt, nur nach unseren ersten Dates, wenn ich bei ihr übernachtet habe.

„Guten Morgen, Schönheit.“ Ich stehe auf und sehe mich gekünstelt um, als würde ich mich nicht auskennen, während ich mich anziehe. „Die Toilette ist den Gang hinab?“ Sie nickt und ich geh lächelnd aus dem Schlafzimmer. Falsch. Ich geh in die Küche, mach mir Frühstück.

Irgendwas ist anders, aber ich weiß nicht was. Hat die Feder im Bett heute gedrückt? Hat sie ein neues Räucherstäbchen ausprobiert? Oder habe ich gestern… Was hab ich gestern noch mal schnell gemacht?

Das Handy läutet: Mein Wecker, der mir sagt, ich muss in die Arbeit gehen. Ich mach mich auf den Weg. „Tschau, du Schönheit der Nacht!“, ruf ich hinauf. Sie liegt noch im Bett. Vor dem Haus wartet mein frisch gewaschener Wagen.

Frisch gewaschen? Wann, wann hatte ich dafür Zeit? Ich muss wohl gestern… Was hab ich gestern nochmal…

Mein Handy läutet: Eine fremde Nummer, muss ein Kunde sein. Ich heb ab.

„Hallo? Hier spricht… Falsch! Nicht!  Statisches Rauschen unterbricht meine Worte und das Telefonat. Ich rufe zurück. „Tut Tut… Kein Anschluss unter dieser Nummer. Klick.“ Irritiert schau ich auf das Display, die Vorwahl ergibt keinen Sinn und die Nummer ist viel zu lang.

Was zum Teufel?

Ich bin spät dran, also halte ich mich nicht weiter damit auf, sondern begebe mich in mein Auto.

Haben sie denn heute nicht Regen angesagt?

Die Sonne strahlt mir aus dem wolkenfreien Himmel ins Gesicht.

Der Wetterbericht ist auch nicht mehr das von früher.  

Falsch, es regnet!

Falsch, falsch? Was ist falsch?

Ich sehe mich irritiert um.

Wie kam mir dieser Gedanke in den Sinn?

Die Ampel leuchtet mich rot an, ich halte vor dem Zebrastreifen.

Wer zum Teufel trägt zu dieser Jahreszeit einen Trenchcoat und Hut?

Ein Mann überquert langsam die Straße, bleibt auf halben Weg stehen und dreht seinen Kopf zu mir. Ein altes, faltiges Gesicht lächelt mich aus dem Schatten des Hutes an. Er greift langsam zu seinem Hut, nimmt ihn ab und legt ihn auf die Brust, während er sich verbeugt. Sein langer Schatten tut es ihm gleich.

Was für ein gruseliger, alter Mann. Schatten! Was? Sind das …?

Ich blinzle zweimal und schau auf seinen Kopf, dann zum Kopf des Schattens.

Das sah gerade so aus, als hätte der Schatten Hörner.

Ich reib mir die Augen. Als sich der Schleier in ihnen löst, ist der alte Mann weg.

Wo? Wann? Er ist weg. Mann, und ich dachte, ich bin ausgeschlafen! Das erzähl ich heute noch –

Das Hupen meines Hintermanns reißt mich aus den Gedanken. Die Ampel ist grün, ich fahre weiter.

In der Arbeit angekommen finde ich meine Zugangskarte nicht, die Dame an der Rezeption schaut mich müde an, während ich suche.

Verdammt, wie konnte ich die vergessen?

„Hier, einfach das Besuchsformular ausfüllen und das Kästchen für „Karte vergessen“ ankreuzen, Mister …?“ „Ich heiße …“ Nein! Nicht! Ich dreh mich um, niemand außer mir ist da. Ich sehe die Dame an. „Hat da gerade wer was gesagt?“ „Niemand außer Ihnen.“ Irritiert greife ich mir das Blatt Papier und fange an, es an einem Tisch auszufüllen.

Datum:

Welcher Tag ist heute? Ah egal, das frag ich dann nach.

Abteilung:

Ich bin ständig in einer anderen Abteilung unterwegs, was soll ich da denn bitte hinschreiben?

Name:

Endlich mal was ich weiß.

Ich setze meinen Stift an. Stopp! Tu das nicht!

„Hey Kumpel! Was machst du denn hier? Hast du deine Karte vergessen? Komm, ich lass dich rein, dass dauert doch sonst ewig.“ Mein Kollege aus der Nachbarabteilung kommt herein, gibt mir lächelnd die Hand und zieht mich für meine Vergesslichkeit auf.

Oh Gott, zum Glück! Dann erspar ich mir das Ausfüllen.

„Oh danke, Mann, gut, dass du >>Stopp<< gerufen hast.“ Mit hochgezogener Braue sieht er mich an, während wir durch den Schranken gehen. Dann lächelt er und wir gehen weiter. Er ist nicht echt!

Ich hab doch was gehört?

Unsicher schau ich mich um, in dem Gang ist niemand außer mir und meinem Kollegen. „Hast du das gehört?“ „Was? Nein, ich hab nichts gehört. Also ich muss dann. Wir seh‘n uns in der Mittagspause? Ich bestell dasselbe wie gestern, das hat gut gepasst, oder?“ „Ja, ja gerne. Bis später.“ Winkend verabschieden wir uns, während wir in verschiedene Gänge abbiegen.

Gestern… Was haben wir gestern gegessen? Chinesisch? Italienisch? Nein! Griechisch, … glaub‘ ich. Lauf!

Unwillkürlich geh ich einen schnelleren Schritt, werde dann wieder langsamer, sehe mich um. Niemand ist hier, es ist auch verdammt leise für einen… welcher Tag ist heute?

Das Hallen von Stöckelschuhen reißt mich aus den Gedanken, ich schüttle kurz den Kopf, um die Trägheit loszuwerden, die mich ergriff.  „Guten Morgen, Chefin!“ Die Besitzerin der Stöckelschuhe ist meine Chefin, die mir bepackt entgegenkommt. Durch das Fenster strahlt die Sonne, das Licht reflektiert auf ihrem Samtblazer.

In dem Sonnenlicht strahlt sie wie einLauf! Lass dich nicht erwischen! Sie wollen nur dich!

„Guten Morgen, mein werter Fachkollege.“ Kurz in Gedanken verfallen steht sie plötzlich vor mir. Mit diesen Absätzen ist sie größer als ich und sieht auf mich herab.

Verdammt, wie hoch sind ihre Absätze heute? Sonst sehe ich zu ihr hinab.

„Du musst mir unbedingt diese Sachen abarbeiten, und vergiss diesmal bitte deine Unterschrift nicht, ja?“ Lächelnd drückt sie mir Arbeit in die Hand und stöckelt weiter. Ihr Schatten streift mich und ich sehe ihr kurz nach.

Mit ihrem Alter ist sie immer noch attraktiv… Moment, was zum…?

In ihrem Schatten sah es kurz so aus, als hätte sich etwas bewegt, aber dann war es auch schon wieder verschwunden.

Ein Schweif? Nein, nein, das bilde ich mir nur ein, so wie bei dem Alten.

Nochmal blicke ich zurück, im Fenster spiegelt sie sich, doch im Spiegelbild ist kein Gesicht zu erkennen. Plötzlich durchfährt ein stechender Schmerz meinen Schädel, der mir die Tränen in die Augen treibt. Als ich sie öffne, ist sie verschwunden, und der Gang scheint mir etwas finsterer, blasser geworden zu sein.

Heute ist ein wirklich komischer Tag.

Langsam werde ich nervös. Der Tag vergeht, nichts weiteres passiert, ich arbeite mich durch die Aufträge, bis es mittags ist. Ich steh auf und mach mich auf dem Weg zur Kantine. Geh nicht! Der Gang ist leer. Ich sehe mich um. Mir wird mulmig im Bauch.

Was ist heute los mit mir?

Weiter den Gang hinab treffe ich andere Kollegen, reflexartig durchsuche ich ihre Schatten, doch sie gehen zu eng zusammen, als dass man einen einzelnen davon herauskennen könnte.

Sei nicht bescheuert, du fantasierst zu viel.

Ich gehe ihnen hinterher, doch mit jedem Schritt wird mir schlechter und mein Magen verknotet sich schmerzhaft. Kurz vor der Kantine halte ich es nicht mehr aus und laufe zu den Toiletten. Alle Kabinen sind besetzt.

Verdammt, wieso ausgerechnet jetzt?

Ich geh zum Waschbecken, schau mein Spiegelbild an: Ich bin kreidebleich und auf meiner Stirn glänzen die Schweißperlen. In einer Kabine spült es und hinter mir kommt jemand raus, im Spiegel sehe ich eine Gestalt ohne Gesicht! Fratze!

Schwer atmend dreh ich mich auf der Stelle um, kralle mich an das Waschbecken und sehe einem Praktikanten ins vorhandene Gesicht.

Fuck! Was ist los mit mir?

„Geht es ihnen nicht gut? Soll ich jemanden holen? Mister…?“ Sage nichts! „Nein, nein, alles gut, danke. Nur eine kleine Magenverstimmung.“ Ich mustere ihn und die Kabinen hinter ihm.

Wer? Wo? Wieso? Spricht da jemand zu mir? Und wieso hört es keiner außer mir? Wieso hat der Junge kein Gesicht im Spiegelbild? Und wieso verliert die Farbe an Glanz? Die Wände waren doch marineblau! Werde ich verrü-, nein, nicht mal daran denken!

„Ok, wenn es ihnen gut geht, werde ich jetzt mal gehen, Mister…?“ Kein Wort! Mit zusammengebissenen, knirschenden Zähnen nicke ich ihm zu.

Ich muss hier raus, irgendetwas stimmt nicht, aber ich kann nicht einfach gehen.

Doch! „Fuck, wer spricht da? Komm raus und zeig dich!“ Stille. Nicht einmal Geräusche von außerhalb dringen ein. Der Knoten in meinem Magen und die Übelkeit haben sich, ohne dass ich es bemerkt habe, wieder gelöst, die Nervosität nicht. Noch angespannter gehe ich zur Tür, mach sie langsam auf. Die Kantine ist nebenan, aber es kommen keine Geräusche von dort.

Was zum Teufel! Lauf!

Ich blicke kurz in die Kantine rein, aber sie ist leer. „Da bist du ja, wo warst du? Du hast das Essen verpasst, jetzt komm, wir haben ein Meeting.“ Lauf! Mein Kollege nimmt mich am Handgelenk und zieht mich ins nächste Büro.

Wie war noch mal Lauf! sein Lauf! Name?

Von Verwirrtheit benommen finde ich mich in einem Büro wieder. Die Chefin und noch ein paar andere Kollegen sind da. Meine Berichte, die ich heute geschrieben habe, liegen auf dem Schreibtisch. „Du hast deine Berichte nicht unterschrieben.“ Lauf weg! Schnell! Die Stimme dröhnt in meinem Schädel, doch kann sie anscheinend keiner außer mir hören, ich bin verwirrt und die Angst packt mich. Als ich in die Gesichter der Kollegen schaue, schmelzen die Gesichtszüge weg, nur ein großer, lippenloser Mund bleibt. „Werter Kollege, würden sie den bitte unterschreiben?“ Panik fährt mir durch die Knochen, ich dreh mich um, doch die Tür ist weg.

Was? Wie? Wieso? Nein!

Sag deinen Namen nicht! Ich dreh mich langsam um, die gesichtslosen Gestalten, die mal meine Kollegen waren, stehen vor mir. „Nur eine kurze Unterschrift, Mister…?“

Sage nichts! Sie wollen deine Seele!

Schwer atmend stehe ich da. Alles ist plötzlich farblos. Angstschweiß läuft meinen Rücken herab und Panik brennt mir im Magen.

„Mein Name ist…“

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